Titel: Methode zur Herstellung hydraulischer Preßcylinder für hohe Drucke; von G. Munscheid.
Autor: G. Munscheid
Fundstelle: Band 194, Jahrgang 1869, Nr. VI., S. 23
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VI. Methode zur Herstellung hydraulischer Preßcylinder für hohe Drucke; von G. Munscheid. Mit Abbildungen auf Tab. I. Munscheid, über Herstellung hydraulischer Preßcylinder für hohe Drucke. Die Herstellung von hydraulischen Preßcylindern für hohe Drucke ist mit Schwierigkeiten verknüpft, deren Beseitigung um so mehr von Vortheil seyn dürfte, als damit zugleich die Möglichkeit gegeben ist, noch bedeutend höhere Drucke in Anwendung zu bringen, als gußeiserne Cylinder auszuhalten vermögen. Nachstehender Versuch einer Lösung dieser Aufgabe bedarf noch mancher Correction durch Resultate praktischer Erfahrungen, doch darf sein Princip für richtig gelten. Dasselbe ist folgendes: Anstatt die Cylinder aus einem Stück zu gießen, wobei mit der Wandstärke der Einfluß der ungleichen Spannungen in Folge des Erkaltens nach dem Guß so wie der des Druckes beim Pressen selbst zunimmt, sollen mehrere concentrische Cylinder a, b, c, Fig. 1, aus Schmiedeeisen genietet, in Anwendung kommen. Der innerste a, der Preßcylinder, habe beispielsweise 30 Atmosphären Druck auszuhalten; gelingt es nun, in dem Raume zwischen a und b eine Spannung von 20, zwischen b und c von 10 Atmosphären zu erhalten, so hat in Wirklichkeit jede Cylinderwand nur 10 Atm. effectiven Druck auszuhalten. Dem entsprechend kann mit der Zahl der Cylinder der Druck im innersten a gesteigert werden. Die Ausführung wäre ungefähr folgende: Zwei starke schmiedeeiserne Platten x und y bilden den Verschluß an den beiden offenen Seiten. Sie nehmen in eingedrehten conischen Ringen die an den Enden ebenfalls conisch abgedrehten Cylinder auf, welche darin mit Hülfe dünner Bleiplatten gegen einander abgedichtet sind. Das Widerlager für den Preßkolben ist mit y durch schmiedeeiserne Zugstangen verbunden, welche am besten frei durch x hindurchgehen, während x und y durch besondere Schraubenbolzen fest zusammengehalten werden. Am schwierigsten dürfte die Herstellung der nöthigen Drucke in den einzelnen Ringabtheilungen seyn, deren jede ein besonderes Sicherheitsventil tragen mühte, welche bei Außerbetriebsstellen sämmtlich zu gleicher Zeit zu öffnen wären. Für Herstellung der Drucke mache ich 3 Vorschläge, von welchen der brauchbarste durch Versuche unschwer zu ermitteln ist. ad 1. Bei der vorausgesetzten geringen Entfernung von a, b und c untereinander müßte, wenn die betreffenden Räume vorher durch die Ventilöffnung sorgfältig mit Wasser gefüllt sind, die (geringe) Durchbiegung der Cylinderwände beim Eintreten der Pressung genügen um in den nächsten Kammern Druck herzustellen, vorausgesetzt daß sie ganz dicht sind. ad 2. Könnte man als Sicherheitsventile belastete Plungerkolben (Fig. 3) anwenden, wobei zu beachten ist, daß alsdann bei Beginn der Arbeit der auf a von außen wirkende Druck 20 etc. Atm. betrüge. ad 3. Könnte man a mit b und b mit c, oder a direct mit b und c durch Rohre verbinden, welche an einer Stelle durch Stahlmembrane zu schließen wären, die unter je 10 oder im 2. Falle unter 10 und 20 Atm. Druck sich weit genug durchbiegen, um in den vorher sorgfältig gefüllten Räumen den Druck herzustellen. Die Anwendung von Kolbensystemen mit dem Druckverhältniß entsprechenden Kolbenquerschnitten erscheint zu complicirt und unsicher. Zur Erläuterung der Skizze Fig. 1 bemerke ich noch Folgendes: Die Zugstangen S halten die Unterplatte mit dem Widerlager zusammen, die Bolzen b die Platten x und y. – v, v₁, v₂ sind Sicherheitsventile der Kammern aa, bb, cc. – m und n Stahlmembrane, deren Durchbiegung die Drucke in den Kammern (in bb auf dem Wege α, m und β, und in cc auf dem Wege α, m und β nach bb, von da durch n, γ nach cc) herstellen. Berlin, im September 1869.

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