Titel: Ueber das Baumé'sche Aräometer; von Baudin.
Fundstelle: Band 194, Jahrgang 1869, Nr. XVI., S. 45
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XVI. Ueber das Baumé'sche Aräometer; von Baudin. Aus den Comptes rendus, t. LXVIII p. 932, April 1869. Baudin, über das Baumé'sche Aräometer. Ueber die Scala des Baumé'schen Aräometers (welches für Flüssigkeiten die dichter als Wasser sind, namentlich für Säuren verwendet wird) weichen die Angaben verschiedener Schriftsteller beträchtlich von einander ab. Bei meinen Untersuchungen bezüglich dieses Instrumentes fand ich für das specifische Gewicht einer Lösung von 15 Gewichtstheilen reinem, gut ausgetrockneten Kochsalz in 85 Gewichtstheilen destillirtem Wasser bei 15° C. die Zahl 1,111. Francoeur hatte 1,109 gefunden, Soubeiran 1,116 und zuletztDer Verfasser bemerkt noch, daß Terlach (statt Gerlach) für die 15procentige Kochsalzlösung das specifische Gewicht „1,114“ (statt 1,1114) gefunden habe.A. d. Red. Coulier, Professor der Physik, die Zahl 1,110725; die Arbeit des letzteren ist als die vollständigste über diesen Gegenstand zu betrachten. Bei der nahen Uebereinstimmung des von mir durch öfters wiederholte Versuche ermittelten specifischen Gewichtes jener Lösung mit dem Resultate von Coulier hielt ich mich berechtigt, die von mir gefundene Zahl 1,111 (für die Dichtigkeit welche 15° Baumé entspricht) zur Wiederherstellung der wahren Baumé'schen Scala zu benutzen (s. die Tabelle). Soubeiran hat die Scala nicht nach der Baumé'schen Vorschrift bestimmt, sondern bezeichnet mit 66° den Punkt, bis zu welchem das Instrument in (sogen. englischer) Schwefelsäure einsinkt, deren Concentration keine bestimmte (stets gleiche) ist; seine Scala stimmt also nicht eigentlich mit der Baumé'schen überein. Bei dieser Unsicherheit hinsichtlich des Baumé'schen Aräometers sollten die Fabrikanten zur Vermeidung von Streitigkeiten ausschließlich das Densimeter von Brisson anwenden, weil dieses Instrument Jedermann controliren kann.Eine Beschreibung des Densimeters von Brisson findet man u.a. von Francoeur im Dictionnaire technologique von 1822; aus derselben geht hervor, daß der Dichtigkeitsmesser, welcher von Brisson und Gasbois in Vorschlag gebracht wurde, sich durchaus in Nichts von den gebräuchlichen Spindeln für specifische Gewichte unterscheidet, so zwar, daß der Grad 1000 dem specifischen Gewichte des Wassers und beispielsweise der Grad 980 dem specifischen Gewichte 0,980 entspricht.A. d. Red. Vergleichung der Baumé'schen Scala mit den specifischen Gewichten. Baumé'scherGrad. Specifisches Gewicht nach: Francoeur. Baudin. Soubeiran.   0 1000 1000,0 1000   5 1034 1034,4 1036 10 1070 1071,3 1075 15 1109 1111,0 1116 20 1151 1153,0 1161 25 1196 1200,0 1210 30 1245 1249,9 1262 35 1299 1304,2 1320 40 1357 1363,5 1383 45 1420 1428,4 1453 50 1490 1500,0 1530 55 1567 1578,9 1615 60 1652 1666,6 1711 65 1747 1764,6 1819 70 1853 1875,0 1942 Nachschrift. Die Leser dieses Journals finden im Jahrgang 1865, Bd. CLXXVI S. 444, einen gegenseitigen Vergleich der allgemeinen Aräometerscalen mit den entsprechenden specifischen Gewichten, von Dr. G. Th. Gerlach, wobei die Baumé'sche Aräometerscala besonders berücksichtigt wurde. Gerlach bestimmte, wie aus jener Abhandlung ersichtlich ist, das specifische Gewicht der 15procentigen Kochsalzlösung bei 15° C. zu 1,11146, welche Angabe auf drei Decimalstellen abgekürzt 1,111 mit dem Versuchsresultate von Baudin übereinstimmt. Aus den Angaben von Baudin interpretirt sich für den Grad 66 Baumé als entsprechende Dichtigkeit 1,7867 und Gerlach berechnete unter gleicher Voraussetzung bei dem ursprünglichen Baumé'schen Instrumente für den Grad 66 Baumé bei 15° C. das specifische Gewicht 1,789687 (a. a. O. Seite 454). Es würde jedoch wohl Niemand zufrieden gestellt seyn, wenn er im Handel eine Schwefelsäure von 66° Baumé kaufte und eine Säure von so schwachem specifischen Gewichte erhielte. Wie bekannt, fertigt man jetzt allgemein die Aräometer nach Baumé so an, daß der Grad 66 Baumé dem specifischen Gewichte der käuflichen Schwefelsäure entspricht. Nach Gerlach muß der Grad 66 Baumé folgenden specifischen Gewichten gleich seyn: bei einem Baumé'schen Scalenaräometer, welches geaicht ist für die Temperatur von 12,5° C. = 10° R. dem specif. Gewichte 1,82625 15,0° C. = 12° R.    „       „             „ 1,82164 17,5° C. = 14° R.    „       „             „ 1,81706 Gerlach hebt in seiner Abhandlung ausdrücklich und ausführlich hervor, daß nur unter der Bedingung der Grad 66 Baumé dem specifischen Gewichte der käuflichen Schwefelsäure gleichkommt, daß man von der ursprünglichen Angabe Baumé's absieht und nicht die 15procentige, sondern die 10procentige Kochsalzlösung als Ausgangspunkt benutzt. War dieß nach den ursprünglichen Angaben von Baumé nur bei der Scala für leichtere Flüssigkeiten als Wasser der Fall, so ist es nach Gerlach ein stillschweigendes Uebereinkommen, welches sich seit langer Zeit eingebürgert hat, auch bei der Scala für schwerere Flüssigkeiten als Wasser, die 10procentige Kochsalzlösung als Ausgangspunkt zu wählen, und das ursprüngliche Baumé'sche Instrument hat nur noch ein geschichtliches Interesse. Bei der Wichtigkeit, welche eine genaue Uebereinstimmung der Baumé'schen Scala mit den entsprechenden specifischen Gewichten für die praktische Benutzung des Instrumentes hat, haben wir im Interesse der Unparteilichkeit die Arbeit von Baudin unseren Lesern jedoch nicht vorenthalten wollen. Die Redaction.