Titel: Miscellen.
Fundstelle: Band 194, Jahrgang 1869, Nr. , S. 159
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Miscellen. Miscellen. Ueber den Einfluß der Rostbreite und Kessellänge auf die Leistung der Dampfkessel mit Siederöhren. In diesem Betreff theilen A. Scheurer-Kestner und C. Meunier im Bulletin de la Société industrielle de Mulhouse folgende Erfahrungen mit. In der Fabrik von C. Kestner erhielt ein Kessel von 5,55 Met. Länge mit 3 Siederöhren einen Rost von 1 Met. Breite. Im Durchschnitt dreimonatlicher sorgfältiger Versuche ergab sich, daß pro Kilgrm. aschenfreier Kohle 7,69 Kilgrm. Wasser verdampft wurden. Als nun der Rost auf 1,4 Meter verbreitert wurde, so daß er fast die ganze Projection der Siederöhren einnahm, stieg während eines zweimonatlichen Betriebes die pro Kilgrm. aschenfreier Kohle verdampfte Wassermenge auf 8,35 Kilgrm. also um circa 8 1/2 Proc. Eine noch größere Verbreiterung des Rostes ergab keine günstigen Resultate, die Leistung des Kessels wurde dabei wieder geringer. Da der betr. Kessel trotz der Abänderungen noch nicht die gleiche Leistungsfähigkeit ergab, wie andere Kessel derselben Art, so verlängerte man den Kessel, die Siederöhren und die zur Seite des Kessels befindlichen Vorwärmer von 5,5 Met. auf 6,5 Met.; von da an ergab sich im Durchschnitt eines viermonatlichen Betriebes die relative verdampfte Wassermenge zu 9,25 Kilgrm., also um circa 10 1/2 Proc. höher als zuvor; gleichzeitig sank die Temperatur der Verbrennungsgase hinter den Vorwärmern um 50° C. Der letztere Umstand entspricht einer Ersparniß von 2 1/2 bis 5 Proc. Diese Resultate entsprechen denen von Marozeau, welcher die geringste Länge der Kessel zu 6 Met. festgesetzt hat; andererseits hat es sich herausgestellt, daß es nicht vortheilhaft ist, die Kessellänge über 6,50 Met. zu steigern. (Deutsche Industriezeitung, 1869, Nr. 36.) Pumpentheile bei stark sauren Grubenwässern. Auf der Steinkohlenzeche Carl bei Neudorf in Oberschlesien (Königshütter Revier) wendete man zur Aushülfe und versuchsweise einen hölzernen Plunger an, da der eiserne durch die außerordentlich sauren Grubenwässer in kurzer Zeit bis zur Unbrauchbarkeit angegriffen worden war. Der hölzerne Plunger erhielt 30 Zoll Länge und 10 Zoll Durchmesser, wurde aus kernigem Eichenholz gefertigt und, um die Oberfläche recht glatt zu machen, mit warmem Leinölfirniß getränkt. Die beiden Hirnenden wurden mit 2 Zoll breiten, 1/2 Zoll starken Eisenringen umschlossen und mit gußeisernen Scheiben bedeckt. Zum Anschluß an das Gestänge wurde durch den Kolben eine 1 1/2zöllige schmiedeeiserne Stange hindurchgeführt, welche oben aus dem Kolben mit einem Bund aufsitzt, unten durch einen Splint gehalten wird. Der Versuch hat sehr befriedigenden Erfolg gehabt. In neuester Zeit hat man auf der Königsgrube in Oberschlesien in sehr sauren Grubenwässern versuchsweise einzelne Pumpentheile eingesetzt, welche innerlich emaillirt sind. Nach einjährigem Gebrauche haben die emaillirten Flächen noch keine schadhaften Stellen gezeigt, so daß der Versuch als ein gelungener zu bezeichnen und zu verfolgen ist. (Preußische Zeitschrift für das Berg-, Hütten- und Salinenwesen.) Dichtungen und Liderungen bei der Wasserhaltung. Die Verwendung von Gummiringen und Platten zur Dichtung ist eine ganz allgemeine geworden. Auch zur Liderung von Dampfcylinderstopfbüchsen findet der Gummi Anwendung, u.a. auf dem fiscalischen Steinsalzwerke in Staßfurt. Um ihn vor Verbrennung zu schützen, wird hier zuerst ein mit Talg getränkter Hanfring in die Stopfbüchse eingelegt. Während früher die Stopfbüchse bei der Dampfkunst alle 1 bis 2 Monate neu verpackt werden mußte, geschieht dieß seitdem nur noch von 5 zu 5 Monaten. Mit gutem Erfolge sind bei dem senkrechten, in schmiedeeisernen Röhren ausgeführten Drucksatz von 73 Ltr. Höhe auf Grube Helene bei Witten (Oberbergamtsbezirk Dortmund) bei den Arbeitstheilen und den unteren Steigröhrenflanschen Kränze von Rothtupfer von 2 Zoll Breite und 1/4 Zoll Stärke angewendet worden, während zur Dichtung der oberen Röhren Gummikränze ebenfalls von 2 Zoll Breite und 1/4 Zoll Stärke mit zwei Leinwandeinlagen dienen. Auf den Werken des Märkisch-Westphälischen Bergwerkvereines bei Letmathe (Oberbergamtsbezirk Dortmund) wird zur Dichtung sowohl von Dampfleitungen, als von Pumpentheilen seit längerer Zeit Zinkgrau an Stelle der Mennige verwendet. Es wird ebenso wie Mennige mit gekochtem Leinöl gemengt und längere Zeit abgerieben, bis die Masse einen compacten Brei darstellt. Als Liderungsringe werden Hanfflechten, wie bei der Mennige, verwendet. Das Zinkgrau weicht von der Mennige dabei insofern ab, als es weniger rasch trocknet als diese, steht aber sonst derselben als dichtendes Material gar nicht nach. Bei der erheblich höheren Schwere der Mennige dem Zinkgrau gegenüber reicht man mit gleichen Gewichtsmengen des letzteren viel weiter als bei der ersteren, so daß bei gleichen Preisen Zinkgrau eine erheblich billigere Dichtung gewährt. Auf der Zeche Altstaden bei Mülheim (Oberbergamtsbezirk Dortmund) wurde der anscheinend vollständig gelungene Versuch gemacht, die Saugrohre einer Hebpumpe, welche an den zwischengelegten Liderungskränzen häufig undicht wurden, durch Eingießen von Cement in die Verbindungsstellen dicht zu halten. (A. a. O.) Verwendung alter Gutta-percha-Klappen zu neuen Klappen. Auf der fiscalischen Steinkohlengrube Glücksburg hat man den Versuch gemacht, einen angesammelten Vorrath abgenutzter Gutta-percha-Klappen aus den Druckpumpen zu neuen Klappen umzuarbeiten. Die alten Klappen wurden gereinigt, zerschnitten und in reinem Wasser so lange gekocht, bis sie sich zusammenballten. Der Klumpen wurde dann herausgenommen, mit Leinöl geknetet und in einer eisernen, vorher angewärmten und mit Leinöl ausgestrichenen Form unter einer Blechplatte vermittelst eines Hebels bis zu der gewünschten Dicke der neuen Platte gepreßt. Die Blechdeckplatte muß so viel kleiner als die Form sehn, daß die überflüssige Gutta-percha heraustreten kann. Die in der Form erkaltete Klappe steht den neuangekauften in nichts nach. Die Kosten betrugen bei acht Klappen à 5 Pfd. 3 Thlr. 10 Sgr., während 40 Pfd. neuer Gutta-percha-Klappen (à 1 Thlr. 6 Sgr.) 48 Thlr. gekoster haben würden. (A. a. O.) Die Erfindung des sogen. amerikanischen Röhrenbrunnens. Die angeblich neu erfundenen Rammpumpen, welche bald als amerikanische, bald als abyssinische, bald als Norton'sche Röhrenbrunnen bezeichnet werden und heut zu Tage einen Fabricationsartikel fast aller, wenigstens der meisten kleineren Maschinenfabriken bilden, sind, wie wir mittheilen können, eine rein deutsche Erfindung. Im Jahre 1831 erhielt Heinrich Melm, damals Studirender des kgl. Gewerbe-Instituts zu Berlin, ein Patent auf eine von ihm erfundene „Rammpumpe,“ d.h. auf ein Verfahren Brunnen ohne vorhergehende Anlage eines Brunnenschachtes, lediglich durch Einrammen von Brunnenröhren herzustellen. Sein Verfahren war absolut nichts anderes, als das des amerikanischen Röhrenbrunnens,Beschrieben im polytechn. Journal Bd. CXCI S. 24. nur gestattete ihm der damalige Standpunkt der Technik nicht, schmiedeeiserne Röhren zum Einrammen zu nehmen. Er mußte Holzröhren verwenden und hatte damit alle die Schwierigkeiten zu überwinden, die das schwerfälligere Eintreiben der starken Röhren, die luftdichte Verbindung der etwa auf einander zu setzenden Stücke und die Möglichkeit ihrer Zersplitterung unter den Schlägen des schweren Rammbäres der Herstellung entgegensetzten; und doch gelang es ihm den ersten Brunnen nach seiner Methode im Hofe der sogenannten Patentpapierfabrik in der Mühlenstraße zu Berlin herzustellen. Immerhin mag es seyn, daß die erwähnten zahlreichen Schwierigkeiten und die größere Kostspieligkeit einer weiteren Verbreitung seiner Erfindung entgegenstanden, obgleich er, so viel bekannt geworden ist, auch an einigen anderen Orten Brunnen nach seiner Methode auszuführen unternommen hat. Melm hat später Amerika mit seinem Vaterlande vertauscht, welches ihm damals für seine zahlreichen speculativen Ideen noch ein zu unfruchtbarer Boden schien, soll aber schon längst todt seyn; wohl aber ist es möglich und wahrscheinlich, daß die Idee zu seinen Rammpumpen dort unter dem Einfluß einer hochstehenden Technik zu einer fruchtbringenden Entwickelung gelangt ist,Wie nahe übrigens Melm war, seiner Erfindung schon ihre gegenwärtige Gestalt zu geben, geht daraus hervor, daß er damals mit dem Schreiber dieser Zeilen erörterte, ob es ausführbar seyn würde, statt der hölzernen Röhren, gußeiserne anzuwenden, indessen der bedeutend höhere Preis und die Bedenken gegen die Widerstandsfähigkeit der gußeisernen Röhren gegen die Schläge des Rammbären ließen ihn von dieser Idee zurückkommen. Schmiedeeiserne Röhren, obgleich schon bei Gasleitungen angewendet, waren damals noch kein Gemeingut der Technik. und in dieser Gestalt die Runde über die Erde macht. Mag es aber auch seyn, daß in Amerika ganz unbeeinflußt von Melm's Idee, diese Art Brunnen herzustellen, wiederum neu erfunden worden ist, immer bleibt Melm die Ehre der Priorität für diese Erfindung und wir Deutschen sollten nicht so gleichgültig gegen nationales Verdienst seyn, daß wir einer wahrhaft deutschen Erfindung, sey es aus Unkenntniß der Sachlage, sey es aus der übelangebrachten Gewohnheit, das Ausländische für preiswürdiger zu halten, einen Namen beilegen, der sie als eine uns von Fremden gebrachte Gabe erscheinen läßt. Will man sie nicht Melm's Rammpumpe nennen, so begnüge man sich einfach mit dem Namen „Rammpumpe“ und hänge demselben nicht noch eine ungehörige Bezeichnung als scheinbar empfehlendes Epitheton ornans an. C. Kayser. (Breslauer Gewerbeblatt, September 1869, Nr. 19) Ohne das Verdienst des Melm schmälern zu wollen, der wie der Verfasser vorstehender Notiz mit Recht bemerkt, ein Mann voll speculativer Ideen war, führe ich hier aus einem 1830 zu Münster in der Theissing'schen Buchhandlung erschienenen Buche (Vollständiger Unterricht über die Anlage der Bohr- oder artesischen Brunnen etc. von C. Boner) eine Stelle an, aus welcher hervorgeht, daß schon 15 Jahre vor Melm ein schlichter deutscher Handwerker die Rammpumpe erfunden hat. Es heißt nämlich daselbst in der Vorrede S. VI also: „Merkwürdig ist, wie die Bohrpumpen hier in Münster in Aufnahme gekommen sind. Wilhelm Nigge, ein simpler Pumpenmacher aus Recklinghausen, bohrte im Jahre 1815, ohne von Bohrpumpen etwas zu wissen, zur Anlage eines Brunnens nach Wasser. Wie das Bohrloch nun schon beträchtlich tief im Boden hineingetrieben war, gerieth er auf eine Wasserader; das Wasser quoll plötzlich oben aus dem Bohrloche hervor und hörte nach mehreren Tagen nicht auf zu fließen. Er gerieth deßhalb auf den Gedanken, eine Pumpe unmittelbar über dem Bohrloche zu setzen, ohne einen Brunnen zu graben. Der Versuch glückte zwar, allein das Erdreich umher weichte zu sehr aus. Er rammte daher eine hölzerne Röhre, so tief er konnte, in das Bohrloch, setzte darauf die Pumpe, und somit war seine Bohrpumpe, die er Rammpumpe nannte, und die hier auch allgemein so genannt worden, fertig. Der Stadtdirector Frhr. v. Böselager, der von dieser sonderbaren Pumpe Nachricht erhielt, ließ kurz nachher durch denselben Nigge eine Bohrpumpe auf seinem Landgute Heesen bei Hamm schlagen und 1816 mehrere in Münster etc.“ Es kommt hier nicht darauf an zu erörtern, ob Melm aus eigener Speculation, ohne das Boner'sche Buch zu kennen, die Rammpumpe erfunden hat. Ich habe die obige Stelle nur darum mitgetheilt, um auch meinerseits zu zeigen, wie es sich mit der neuen, so pomphaft als amerikanisch gepriesenen Erfindung der Rammpumpen verhält. Melm und Nigge waren Deutsche; die Rammpumpen sind also eine ursprünglich deutsche Erfindung. Carl Heiber. (Breslauer Gewerbeblatt, October 1869, Nr. 21.) Das Eindringen des Regenwassers in Glasdächer zu beseitigen. Man lasse von einem Klempner 2–3 Zoll breite Blechstreifen von correspondirender Länge wie die Lagerschienen conisch zu einer Rinne zusammenbiegen und bringe diese Rinnen im Inneren des Salons unter den eisernen Lagerschienen so an, daß selbe mit Blechschlupfen 2–3mal an den Glastafeln befestigt, respective aufgehängt werden. So viel Lagerschienen, so viel Rinnen, welche dann sämmtlich in eine an der Seitenglasfront angebrachte Hauptröhre einmünden, von der ein Abflußrohr in's Freie führt. Abgesehen davon, daß nun kein Wassereindringen mehr schaden kann, hat man überhaupt keine Verkittarbeit mehr nöthig, selbst wenn die Kitte stellenweise schlecht geworden, denn nur in den Falzen sammelt sich das Wasser, sickert ein und findet den Ablauf durch die nun angebrachten Ableitungsrinnen. Hr. Klinger in Braunau, der Autor dieser Notiz, schreibt darüber an Hrn. Moll: Ich habe diese Vorrichtung nach meiner Idee in meinem Atelier anbringen lassen, und bin froh, sagen zu können, daß das Uebel radical gehoben ist. (Berliner photographische Mittheilungen, October 1869, S. 179.) Ueber die Verwendung des Iridiums zu Porzellanfarben. Bisher haben für die Porzellanmalerei auf der Glasur des Porzellans keine anderen schönen schwarzen Porzellanfarben existirt, als solche, welche aus Verbindungen von Eisenoxyden und Kobaltoxyden angefertigt wurden. Je nachdem das eine oder das andere dieser Oxyde in der Farbe vorstechend war, sptelte dieselbe, besonders wenn sie in dünnen Schichten aufgetragen, als Grau oder als Tuschschwarz Anwendung finden sollte, in's Bräunliche oder in's Bläuliche, was, je blässer damit gemalt, desto auffallender hervortrat. Mischen läßt sich ein derartiges Schwarz, um andere Farben abzudämpfen und dunkler zu machen, nur mit sehr wenigen Porzellanfarben, weil entweder das Eisenoxyd oder das Kobaltoxyd, die einen Bestandtheil desselben ausmachen, bei der Vermengung mit Porzellanfarben aus anderen Metalloxyden chemisch aus dieselben einwirkt und so das Verhältniß beider Bestandtheile gegen einander aufgehoben und die schwarze Farbe als solche zerstört und unwirksam gemacht wird. Schon vor einigen Jahren hatte der Geh. Bergrath Frick, von dem die gegenwärtige, den Poggendorff'schen Annalen entnommene Mittheilung herrührt, Gelegenheit, bei Bearbeitung und Reinigung von mehr als einem halben Centner amerikanischen Platins, die Entdeckung zu machen, daß Iridium und Rhodium, zwei im Platinerze stets vorkommende Metalle, ausgezeichnet schöne schwarze und graue Porzellanfarben geben, die sich mit sehr vielen anderen Porzellanfarben verarbeiten lassen und auf diese nur wie Schwarz oder Grau wirken. Besonders die aus Iridium angefertigten Porzellanfarben sind so tief und rein schwarz, daß jede andere schwarze Porzellanfarbe, nach dem Einbrennen dagegen gehalten, bräunlich aussieht. Sie haben den höchsten Glanz und springen selbst nach vier- und nach mehrmaligem Einbrennen, und so stark als wie möglich aufgetragen, nicht von der Glasur ab. Die grauen Porzellanfarben aus Iridium haben den reinsten grauen Farbenton, ohne die geringste Nüance in's Bräunliche oder Bläuliche, und nehmen, gut zubereitet, selbst in den dünnsten Lagen aufgetragen, nach dem Einbrennen vollständigen Glanz an. Es läßt sich aus dem Iridium daher eine Farbe für Porzellan darstellen, die, eingebrannt ganz dasselbe leistet, was der chinesische Tusch auf Papier bewirkt. Früher konnte nur bei kostbareren Porzellanmalereien, wegen der Schwierigkeit, sich das Material in genügender Menge zu verschaffen, dieses Iridiumschwarz und Iridiumgrau in der Berliner königl. Porzellanfabrik angewendet werden; die Rückstände, welche von der Zugutemachung des russischen Platins in der St. Petersburger Münze zurückbleiben, haben aber einen so bedeutenden Iridiumgehalt, daß es jetzt möglich wird, aus diesen Rückständen diese schönen grauen und schwarzen Farben in solcher Menge anzufertigen, daß seit vielen Jahren die königl. Porzellanfabrik in Berlin nur von solchen Porzellanfarben zu allen besseren Porzellanmalereien und zu allen Schriftzügen auf Porzellan bei ihrer Malerei Gebrauch macht. Schließlich ist noch zu bemerken, daß zur Zeit reines Iridiumoxyd aus dem chemisch-metallurgischen Laboratorium des Hrn. Hector Rößler in Frankfurt a. M. in jedem Quantum bezogen werden kann. (Böttger's polytechnisches Notizblatt.) Ueber farbige Glimmerbrillen. Durch Hrn. Fabrikant M. Raphael in Breslau wurde ich in den Besitz einiger Proben seines vorzüglichen Glimmers und daraus gefertigter Geräthschaften gesetzt. Dieser Fabrikant hat bekanntlich auf Anregung des ausgezeichneten Augenarztes Dr. H. Cohn für Feuer- und Maschinenbau-Arbeiter die Glimmer-Schutzbrillen angefertigt, welche jetzt immer mehr Anklang finden.Man s. Cohn's betreffende Mittheilung in diesem Journal Bd. CLXXXVIII S. 71. Es war nunmehr der Wunsch ausgesprochen worden, diese Brillen auch farbig, besonders hellblau gefärbt herzustellen. Man erreicht dieß besser, als durch die empfohlene Einlage von blau gefärbter Gelatine durch den sogenannten Kupferlüster der Porzellanfabriken. Dieß ist eine organische Wismuthverbindung, welche eine kleine Menge Gold enthält, und in dünner Schicht auf Porzellan, Glas etc. aufgestrichen und dann bei schwacher Hitze eingebrannt, einen spiegelnden kupferrothen Ueberzug hinterläßt. Wendet man als Unterlage ein dünnes Glimmerblatt an, streicht dasselbe auf einer Seite mit einer verdünnten Lösung des Kupferlüsters recht gleichmäßig an und brennt die Farbe nach dem Trocknen über einer Spirituslampe oder Gaslampe vorsichtig ein, so erhält man eine festhaftende Färbung, die beim auffallenden Lichte kupferroth, beim durchfallenden Lichte dagegen schön hellblau erscheint, ohne daß dadurch die Deutlichkeit des Sehens irgendwie beeinträchtigt würde. Streicht man Glanzplatin oder Glanzgold auf und brennt ein, so erhält man im reflectirten Lichte Silber- oder Goldfarbe, im durchfallenden Lichte dagegen Grau und ein dunkleres, grünliches Blau. Diese so gefärbten Glimmer können zur Decoration verwendet werden. Dr. H. Schwarz. Ueber Leinölfirniß; von G. J. Mulder. Wenn man Leinöl bei Luftzutritt kocht, so trennt sich das Glyceryloxyd theilweise von den Fettsäuren (Leinölsäure, nebst wenig Elainsäure, Palmitinsäure und Myristinsäure), und die frei gewordene Leinölsäure tritt wasserfrei auf. Diese wasserfreie Leinölsäure ist eine elastische kautschukartige Masse, welcher die werthvollen Eigenschaften eines guten Firnisses, große Widerstandsfähigkeit und Härte bei gleichzeitiger Elasticität, zugeschrieben werden müssen. (Buchdruckerschwärze, welche aus reinem, dick eingekochtem Leinöl bereitet wird, ist hauptsächlich wasserfreie Leinölsäure.) Die im gekochten Leinöl vorhandene, nicht in wasserfreie Säure verwandelte Leinölsäure wird beim Anstrich und Trocknen zu einem anderen Producte, der Linoxysäure, einer terpenthinartigen Substanz, oxydirt. Alles, was im gekochten Leinöl noch als unverändertes Linolein vorhanden ist, trocknet zu Linoxyn (Oxydationsproduct der wasserfreien Leinölsäure), einer lederartigen elastischen Substanz, ein. Das Linoxyn widersteht den meisten Lösungsmitteln; nur eine Mischung von Chloroform und absolutem Alkohol nimmt es auf. Je nachdem das Kochen des Leinöles länger oder kürzer gedauert hat, hat es mehr oder weniger Elain, Palmitin und Myristin verloren. Meistens begnügt man sich bei gewöhnlichen Anstrichen mit der Forderung des schnellen Trocknens. Aber schnell und gut trocknen ist ein Unterschied. Bei bloßer Digestion des Leinöles mit Siccativen wird es wohl schneller trocknend; aber es fehlt ihm dann die wasserfreie Leinölsäure, welche wegen ihrer Elasticität nur ausgezeichnet auf die Firnißhaut wirken kann. Siccative können demnach in dieser Beziehung das Kochen nicht ersetzen. Ein gut trocknendes Leinöl, welches nichts zu wünschen übrig läßt, wird auf folgende Weise bereitet. Man koche gelinde, in Berührung mit der Luft gewöhnliches Leinöl mit 3 Proc. Mennige zwei Stunden lang, lasse absetzen, filtrire, gieße das so erhaltene Oel in flache bleierne Gefäße, bedecke sie lose mit Glas gegen Staub, und lasse die Sonne darauf einwirken. Bleiglätte ist weniger gut als Mennige; letztere verrichtet zwei Dienste, sie leitet die Oxydation ein und bildet ein wenig leinölsaures Bleioxyd, wodurch der Anstrich noch Härte bekommt. Liebig's Annahme, daß das schwere Trocknen des Leinöles von einem Gehalt an Schleim herrühre, kann der Verfasser nicht bestätigen. Zur Anfertigung bleifreier Firnisse ist ein Zusatz von 1 bis 2 Proc. borsaurem oder essigsaurem Manganoxydul zu empfehlen. Ungekochtes Leinöl trocknet durch Mangansalze ebenfalls schneller; aber, wie gesagt, man opfert in solchem Falle die wichtige wasserfreie Leinölsäure. (Vierteljahresschrift für praktische Pharmacie, Bd. XVIII S. 463.) Zur Färberei des Kautschuks. Ebenso wie die anderen Farbstoffe werden die Anilinfarben auf Kautschuk fixirt. Entweder dadurch, daß man den Kautschuk ohne Weiteres in eine Auflösung von Roth oder Violett bringt oder ihn vorher mit einer Leimsubstanz bedeckt. Dieses Verfahren ist sogar für Murexid anwendbar. Nach Light taucht man den zu färbenden Kautschuk in Platten oder Fäden zuerst in eine schwache Leim-Solution und bringt ihn, nachdem diese angetrocknet, in das Färbebad. Will man mit Murexid arbeiten, so taucht man in eine Sublimatlösung, ehe man in das Färbebad eingeht. Man kann in ähnlicher Weise auch braune Töne auf dem elastischen Material hervorbringen. Man braucht zu diesem Zweck den Stoff nur mit Gerbsäure zu imprägniren, um dann einen passenden Farbstoff darauf zu bringen. (Nach dem Moniteur de la teinture; Musterzeitung für Färberei etc., 1869, Nr. 18.) Imitationsfarben auf Filzhüten. Zur Herstellung heller walkächter Farben können nach einer Angabe von E. Zellner u. Comp. in Lahr (Baden) nur Hüte aus grauem Kanin verwendet werden, denen man, um sie kräftiger zu machen, 1/2 Loth Hasenhaar zusetzt. Nachdem die Hüte auf Stumpen gewalkt sind, werden sie getrocknet, carrirt und in warmem Wasser eingeweicht, ausgerollt und mit Zinkauflösung, chromsaurem Kali und Kupfervitriol gebeizt, eine Stunde schwach kochen gelassen, ausgerollt und 3/4 Stunden auf einem frischen Bade kochen gelassen, dem man nach Erfordern die Abkochung von Gelbholz und Orseille zugesetzt hat. Nach dem Färben walkt man nach. Dunklere Farben erzielt man durch Zusatz von Graphit (Wasserblei) oder Beinschwarz. Durch Variationen dieser Behandlungsart lassen sich die verschiedensten Nüancen erzielen. (Musterzeitung für Färberei etc., 1869, Nr. 18.) Vergiftung durch grünen Tarlatan. Bobierre erhielt von Nantes aus eine Probe von diesem Kleiderstoffe zugesendet, in welchem er 10,3 Grm. Schweinfurter Grün (arsenigsauresarsenigsaurrs Kupferoxyd) = 6,03 Grm. Arsenigsäure, im Quadratmeter fand. Das ganze aus diesem Musselin verfertigte Kleid enthielt nicht weniger als 391,4 Grm. arsenigsaures Kupferoxyd, entsprechend 229 Grm. reiner Arsenigsäure. Bei dem leisesten Schütteln des Gewebes flogen Wollen eines grünlichen Staubes auf, so daß die Vergiftung der mit der Anfertigung des Kleides beauftragten Person sehr leicht erklärlich ist. Bobierre untersuchte das Gewebe 1) indem er dasselbe mit Alkalilauge behandelte, durch die erhaltene Lösung Chlor hindurchleitete und die erhaltene Arsensäure in arsensaure Ammoniak-Magnesia umwandelte; 2) indem er die Menge des nach dem Verbrennen des Stoffes in einer rothglühenden Muffel zurückbleibenden schwarzen Kupferoxydes bestimmte. (Moniteur scientifique vom 15. August 1869.) Ueber trockene Preßhefe. Mehrfache Versuche sind schon gemacht worden, die Preßhefe zu trocknen und sie so geeignet zur längeren Aufbewahrung, sowie zum Transport über See, besonders nach tropischen Ländern, zu machen. Wenn auch die Bedingungen dazu vor kurzer Zeit in diesem Journal (Bd. CXCIII S. 158) von J. Wiesner in Wien veröffentlicht wurden, so scheint doch aus diesen Angaben hervorzugehen, daß man es hier nur mit kleinen Laboratoriumsexperimenten zu thun hat. Es ist nun einem unserer bedeutendsten Fabrikanten in Graz, Hrn. Peter Reininghaus, durch eine Reihe von Versuchen gelungen, auch im Großen eine trockene pulverkörnige Preßhefe darzustellen, welche sich bei rationeller Behandlung vollkommen geeignet zeigt, die gewöhnliche frische Preßhefe zu ersetzen, selbst wenn erstere über ein halbes Jahr alt ist. Ich nenne diesen Termin, weil die Darstellung des neuen Productes erst vom Frühling dieses Jahres datirt, obwohl kaum ein Zweifel besteht, daß dieses Product bei sorgfältiger Aufbewahrung eine unbegrenzte Haltbarkeit zeigen dürfte. Es erscheint als ein lockeres, gelblich weißes, etwas krümliches Pulver von angenehmem Hefengeruche, welches beim Trocknen bei 100° C. nur circa 15 Proc. Wasser verliert. Unter dem Mikroskop erkennt man die unveränderten Hefenzellen mit den deutlichen Vacuolen. Um die trockene Hefe zum Backen anzuwenden, ist es nothwendig, dieselbe auf nachfolgende Weise wieder anzufrischen. Man wendet statt 1 Th. frischer Preßhefe ebenso viel oder höchstens 1 1/2 Th. der trockenen Hefe an. Man rührt dieselbe mit etwas lauwarmem Wasser oder frischer Milch an, setzt dann 1 1/2 Th. Zuckerpulver zu und läßt die Flüssigkeit an einem mäßig warmen Ort, 8–10 Stunden lang, stehen. Nach einiger Zeit beginnt die Masse Kohlensäure zu entwickeln und ziemlich stark zu steigen. Hat sich die Flüssigkeit wieder etwas gesetzt, so gießt man sie auf ein feines Leinentuch und verwendet den Hefenrückstand wie frische Preßhefe. Die Backresultate sind den bei Anwendung gewöhnlicher Preßhefe gewonnenen ganz gleich. Als Referent 2 Grm. dieser trockenen Hefe, 10 Grm. Zucker und 200 Grm. Wasser in einen mit Chlorcalciumrohr abgeschlossenen Kolben brachte, hatten sich nach 36 Stunden 3,7 Grm. Kohlensäure entwickelt, wie der Gewichtsverlust ergab. Es waren daher circa 3/4 des Zuckers vergohren. Eine Lösung von 2 Grm. Hefe, 40 Grm. Rohrzucker und 160 Grm. Wasser erlitt in 48 Stunden nur einen Verlust von 7,7 Grm.; es waren demnach nur etwa 3/8 des Zuckers vergohren. Es geht daraus hervor, daß diese Hefe auf starke Zuckerlösungen weniger energisch einwirkt, die ja auch beim Backen seltener zur Zersetzung kommen. – Wo frische Preßhefe zu haben ist, würde es natürlich unzweckmäßig seyn, getrocknete Hefe anzuwenden, welche theurer und nicht ganz so leicht wie diese zu verwenden ist. Es bleiben indessen Fälle genug übrig, wo sie wesentliche Dienste leisten kann. Dr. H. Schwarz. Verfahren zum Entschälen des Getreides auf chemischem Wege; von E. Weiß in Basel. Man hat sich seit lange mit Recht bemüht, Mittel zu finden, um zu bewirken, daß bei der Verwandlung des Getreides in Mehl die zur Ernährung tauglichen Bestandtheile der Körner vollständig in das Mehl übergehen, diesen Zweck aber bisher nicht erreicht, indem immer ein Theil der nahrhaften Stoffe in der Kleie zurückbleibt. Weiß empfiehlt nun nach vielen Versuchen, welche er über diesen Gegenstand angestellt hat, das Getreide vor dem Mahlen, statt mit Wasser, mit einer alkalischen Flüssigkeit zu netzen, welche bewirkt, daß die Schale der Körner sich loslöst, ohne dabei auf das Mehl eine nachtheilige Wirkung auszuüben. Er glaubt, daß durch dieses Verfahren, welches er sich in Frankreich und den übrigen größeren Staaten hat patentiren lassen, die Aufgabe vollständig gelöst wird. Man bereitet aus 2 Th. calcinirter Soda und 12 Th. Wasser, sowie 1 Th. Aetzkalk, welcher in 3 Th. Wasser gelöscht worden ist, durch 1 1/2- bis 2stündiges Kochen in bekannter Weise Aetznatronlauge und verdünnt dieselbe mit ihrem 20fachen Gewicht Wasser. 7 Liter der so erhaltenen Entschälungsflüssigkeit sind für 100 Kilogramme Getreide ausreichend. Dasselbe wird vor dem Mahlen oder auch während der Reinigung entweder mittelst besonderer Apparate oder auch mittelst einfacher Gießkannen mit dieser Flüssigkeit besprengt und zugleich tüchtig durchgearbeitet. Es soll gut seyn, der Flüssigkeit ein wenig Alaun und Kochsalz zuzusetzen. Dieselbe dehnt die Schale der Körner aus, so daß sie sich aufbläht und bei der geringsten Reibung sich ablöst. Die Vortheile dieses Verfahrens sind vorzüglich folgende: 1) Die Lauge dringt nicht, wie es beim Wasser der Fall ist, in den Mehlkörper ein, und verändert folglich auch nicht die Beschaffenheit des Getreidekornes. 2) Sie bewirkt keine Gährung; selbst eine lange dauernde Eintauchung der Getreidekörner in die Lauge würde nur eine alkoholische, nicht aber eine faulige Gährung veranlassen, wie es eine längere Einwirkung von Wasser thun würde. 3) Man braucht die Lauge nur 15 bis 25 Minuten lang, je nach der Art der Körner, auf dieselben einwirken zu lassen, um den beabsichtigten Erfolg zu erzielen. 4) Sowohl die eiweißartigen Stoffe als das Stärkemehl bleiben unverändert. 5) Die Gesammtheit dieser Stoffe geht in das Mehl über, und die Kleie besteht lediglich aus der dünnen holzigen und unverdaulichen Haut, welche die Schale der Körner bildet. Wenn das aus so behandeltem Korn gewonnene Mehl wegen seines größeren Klebergehaltes etwas weniger weiß ist als gewöhnliches Mehl erster Qualität, so wird man dem durch vervollkommnete Beutelvorrichtungen bis zu einem gewissen Grade abhelfen können. Auch ist zu hoffen, daß die unläugbare große Güte des neuen Productes in kurzer Zeit das aus der geringeren Weiße entspringende Vorurtheil überwinden helfen wird. Armengaud's Génie industriel, October 1868.) Verfahren zur Zubereitung des Getreides für die Brodbereitung; von A. Sezille. Kürzlich ließ sich Alexander Sezille in Paris (10, rue de Lancry) in England ein Verfahren zum Präpariren des Getreides für die Brodfabrication ohne Mahlen desselben patentiren, durch welches alle nährenden Bestandtheile des Kornes zurückgehalten werden sollen, indem nur das äußere Häutchen entfernt wird. Das Getreide enthält nur 4 bis 5 Proc. von dieser unverdaulichen Substanz; nach Entfernung derselben bilden die zurückbleibenden Theile zusammengemischt ein sehr nahrhaftes Material. Die praktische Verwendung dieses Princips bildet die Grundlage der neuen Erfindung. Bei dem jetzigen Systeme der Umwandlung des Getreides zu Brod, bei welchem jenes erst in Mehl verwandelt wird, werden ungefähr nur 80 Proc. des Korns für diesen Zweck geeignet gemacht und diese 80 Proc. geben unter günstigen Verhältnissen etwa 112 Pfd. Brod auf 100 Pfd. Korn. Mittelst des Sezille'schen Processes erhält man 145 bis 150 Pfd. Brod von 100 Pfd. Korn, also circa 33 Proc. mehr als nach dem gewöhnlichen Verfahren. Gleichzeitig wird bei Anwendung des neuen Systems dadurch, daß das Mahlen wegfällt, eine weit größere Menge von Kleber erhalten, welcher bei Benutzung der gewöhnlichen Methode in Folge von Zersetzung durch die beim Mahlen unvermeidliche Erhitzung verloren geht; auch wird bei dem neuen Verfahren, den Teig in Gährung zu versetzen, der Kleber nicht so stark angegriffen und das Brod fällt viel weißer aus. Demnach erhält man nicht allein viel mehr, sondern auch ein weit nahrhafteres Brod. Dieses Brodbereitungsverfahren besteht in folgenden Operationen: Erste Operation. – Das Korn wird in einen mit Wasser gefüllten Behälter geschüttet und einige Minuten lang in demselben umgerührt, wobei alle tauben und kranken Körner an die Oberfläche des Wassers treten und hier leicht entfernt werden können. Gleichzeitig werden durch dieses Waschen Staubtheile und andere Verunreinigungen entfernt. Nachdem das Korn etwa eine halbe Stunde lang in dem Wasser eingeweicht worden, wird letzteres, welches selbst bei dem besten Getreide ganz trübe erscheint, abgegossen. – Anstatt des Einweichens kann man auch unter fortwährendem Umrühren kaltes reines Wasser längere Zeit über das Getreide laufen lassen. Durch diese Operation wird die Deckhaut der Körner ausgedehnt. Zweite Operation. – Das in dieser Weise angefeuchtete oder gequellte Getreide passirt einen aus Blech verfertigten, im Inneren mit einer raspel- oder reibeisenförmigen Oberfläche versehenen Cylinder, wodurch die äußere, gröbere Haut entfernt wird. Das zweite, unter dem ersten liegende Häutchen, welches den Farbstoff der Körner enthält, wird mittelst eines horizontalen, gleichfalls mit raspelförmiger Innenfläche versehenen Blechcylinders entfernt, in welchem sich steife Bürsten bewegen, die auf die Körner wirken und dieselben schälen, so daß sie diesen zweiten Schälcylinder so weiß wie Reis verlassen. Uebrigens kann zu diesem Schälen jeder andere zweckdienliche Apparat verwendet werden. Dritte Operation. – Dieselbe besteht im Einweichen des geschälten Korns in einer Gährungsflüssigkeit, welche bei einer Temperatur von 20 bis 25° C. bereitet worden ist. Auf 100 Pfd. Getreide nimmt man 200 Pfd. der (unten angegebenen) Flüssigkeit, so daß dieselbe das Getreide vollständig bedeckt; man verwendet diese Flüssigkeit erst 18 bis 24 Stunden nach ihrer Bereitung, sobald sie ihre volle Kraft erreicht hat. In dieser Flüssigkeit bleibt das geschälte Getreide ungefähr sieben bis acht Stunden lang; während dieser Zeit wirkt das in derselben enthaltene Ferment nach und nach auf das Getreide ein, indem es dasselbe allmählich durchdringt und den unter der Haut der Körner liegenden Farbstoff zum größten Theile extrahirt; nachher wird die röthlich gefärbte Flüssigkeit weggegossen. Diese Gährungsflüssigkeit wird durch Aufweichen von Sauerteig in ungefähr der zehnfachen Menge Wasser bei 20 bis 25° C. dargestellt. Vierte Operation. – Hierauf wird das Getreide getrocknet und in einen Trichter oder Rumpf gebracht, aus welchem es vermittelst eines Vertheilers zwischen eines oder mehrere Paare rotirender Walzen gelangt, von denen es in einen Teig verwandelt wird. Dieser Teig wird in einem Knettroge mit der nöthigen Menge Wasser übergossen, in welchem vorher das erforderliche Quantum Kochsalz gelöst worden, und dann gehörig durchgeknetet, so daß alle Theile möglichst innig durch einander gemengt werden. Schließlich verfährt man wie gewöhnlich beim Brodbacken; der Teig wird zu Laiben zertheilt, gewendet, zum „Aufgehen,“ d.h. zur Vollendung der Gährung, hingestellt und im geeigneten Momente in den Ofen eingeschossen. Das auf diese Weise erhaltene Brod ist sehr weiß und nahrhaft. Der bei der dritten Operation in dem Einweichgefäße entstehende Bodensatz kann nach dem Abgießen der gefärbten Flüssigkeit dem mittelst der vierten Operation erhaltenen Teige zugesetzt werden. Zur Fabrication von Zwieback nach dieser Methode darf man das Getreide nicht so lange einweichen, als zur Bereitung von Brod, und zur Erzeugung eines consistenteren Teiges läßt man denselben zweimal die Walzen passiren, worauf er in gewöhnlicher Weise behandelt wird. Es ist zu empfehlen, den Zwiebackteig durch eine Maschine gehen zu lassen, welche ähnlich construirt ist wie die zur ununterbrochenen Fabrication von Drainröhren dienenden Pressen; auf diese Weise erhält man Zwieback von gleichmäßiger Dicke und Breite, und der Teig wird homogener. Dieses System der Zubereitung des Getreides zur Brodfabrication bietet noch den Vortheil dar, daß es weit weniger Triebkraft erfordert als das jetzige System; ebenso sind die Maschinen und Apparate weit einfacher und die verschiedenen Operatione erfordern zu ihrer Ausführung keineswegs Arbeiter von besonderer Geschicklichkeit. (Mechanics' Magazine, August 1869, S. 131.) Mittel gegen den Kornwurm. Als ganz sicheres und bewährtes Mittel gegen den schwarzen Kornwurm erfahren wir, daß man einen Klemmerhaufen (Ameisen) fassen und auf dem von dem Kornwurm oder Kornvogel heimgesuchten Fruchtboden herumschütten soll. Alsbald fallen die Klemmer über die Insecten her und letztere verlassen aus Furcht vor ihrem gefährlichen Feinde den Fruchtboden. Probe hiervon wurde Mitte der dreißiger Jahre auf dem Fruchtkasten des kgl. württembergischen Cameralamts Ludwigsburg abgelegt. Damals, als kein Mittel helfen wollte, und der Kastenknecht wegen des schwarzen Kornvogels (das aus dem Kornwurm entstehende und sich wieder fortpflanzende Käferchen) fast in Verzweiflung gerieth, kam zufällig der alte Hofjäger Schoch vom Osterholz auf das Cameralamt und gab dieses Mittel an, durch welches binnen zwei Tagen der mit dem Ungeziefer gefüllte Fruchtkasten gesäubert wurde. (Die Mühle.)