Titel: Miscellen.
Fundstelle: Band 194, Jahrgang 1869, Nr. , S. 517
Download: XML
Miscellen. Miscellen. Apparat zur Verhütung von Dampfkessel-Explosionen; von Otto Zabel in Quedlinburg. Nach der neueren Explosionstheorie werden in den meisten Fällen die Explosionen durch eine Ueberhitzung des Wassers hervorgerufen. Die Explosion entsteht darnach auf folgende Weise. Wenn sämmtliche Maschinen abgestellt sind und gar kein Dampfabzug aus dem Kessel stattfindet, außerdem die Luft im Wasser durch längeres Kochen vertrieben ist, so hört das Wasser plötzlich auf zu kochen; es entwickelt sich kein Dampf mehr, wobei die Spannung dieselbe bleibt; das Wasser selbst erhitzt sich fortwährend und nimmt schließlich eine Temperatur an, die einer bedeutend größeren Dampfspannung entspricht, als der Kessel im Stand ist auszuhalten. Wird jetzt eine geringe Erschütterung am Kessel durch einen Schlag oder Oeffnen der Sicherheitsventile, Anstellen der Maschine etc. erzeugt, so geräth das Wasser plötzlich wieder in's Kochen und entwickelt Dampf. Die im Wasser aufgespeicherte Wärme veranlaßt jedoch eine so plötzliche und bedeutende Dampfentwickelung, daß die Sicherheitsventile nicht im Stand sind die zu große Dampfmenge abzuleiten, und in Folge dessen explodirt der Kessel. Diese Ueberhitzung oder dieses Eintreten des sogenannten Ueberkochpunktes findet nur dann statt, wenn das Wasser ohne Bewegung ist. Der nachstehend beschriebene Apparat soll nun die Explosion dadurch verhüten, daß das Kesselwasser stets in Bewegung bleibt, auch wenn kein Dampfabzug stattfindet. Vorn auf dem Dampfkessel steht ein verticales, circa 4' hohes und 1 1/4'' weites Rohr, das durch Hanfumhüllung gegen Abkühlung geschützt ist, am obern Ende einen Hahn trägt und bis circa 2'' unter den niedrigsten Wasserstand reicht. Um dieses senkrechte Rohr ist in circa 1' weiten Windungen ein Schlangenrohr geführt, das am oberen Ende des ersteren einmündet, unten aber durch ein Rohr verlängert ist, welches bis hinten in den Kessel, einige Zoll über den Boden desselben, führt. Wird der Kessel angefeuert, so steigt das Wasser in dem Rohrsystem hoch; man schließt den Hahn am oberen Ende des verticalen Rohres auf dem vorderen Kesselende erst wenn das Wasser zum Vorschein kommt. Die Wassersäule in der Schlange wird, da sie abgekühlt ist, schwerer seyn als die Wassersäule in dem gegen Abkühlung geschützten verticalen Rohre, und es wird in Folge dessen das Wasser aus der Schlange in den Kessel fallen, während das Wasser im verticalen Rohr hoch steigt. Das Kesselwasser wird demnach fortwährend in dem verticalen Rohre hoch steigen und durch die Schlange in den Kessel zurückkehren; auf diese Weise findet im Wasser eine starke Strömung vom hinteren nach dem vorderen Theile des Kessels statt. Diese Strömung wird noch dadurch vermehrt, daß das Wasser bei Eintritt in das verticale Rohr eine höhere Temperatur hat als bei dem tiefer gelegenen und von der Feuerung entfernten Austritt. Durch Ueberstülpen eines Mantels von Eisenblech als Schornstein wird man die Abkühlung in der Schlange beschleunigen, resp. die Strömung und Bewegung im Kessel vermehren können. Der Apparat hat noch den weiteren Vortheil. die Verdampfung des Wassers zu beschleunigen, indem eine bewegte heiße Flüssigkeit ihren Dampf leichter abgibt. Außerdem wird das kältere Wasser durch vermehrte Circulation stets nach dem wärmeren Theile geführt und die Wärmeaufnahme dadurch erleichtert werden. Den Apparat (incl. des im Kessel befindlichen Rohres) liefere ich zum Preis von 25 Thlr. pro Stück. Stählerne Locomotivfeuerkisten. Der amerikanische Verein Railway Master Mechanics' Association hatte kürzlich ein Comité mit der Erörterung einiger die Locomotivkessel betreffenden Fragen beauftragt und der Bericht dieses Comité's liegt jetzt vor. Von allgemeinerem Interesse ist die in demselben enthaltene Besprechung der Verwendung von Stahlplatten für die Feuerkisten, welche günstig lautet. Früher wurden die Locomotivfeuerkisten in Amerika fast ausschließlich aus Schmiedeeisen hergestellt und dieses Material bewährte sich auch sehr gut, so lange Holz allgemein als Feuerungsmaterial verwendet wurde. Anders stellte sich dieß, seitdem Steinkohlen in größerem Maaßstab in Anwendung kamen; seitdem hielten die schmiedeeisernen Feuerkisten auf den Hauptbahnen selten über 3, häufig aber kaum 1 1/2 Jahre. In Folge dessen kamen kupferne Feuerkisten in Anwendung; schon im J. 1858 gab die Pennsylvania-Eisenbahngesellschaft in einem Bericht an, daß die durchschnittliche Dauer der kupfernen Feuerkisten auf ihrer Bahn sich zu 5 Jahre ergeben habe, während zwei eiserne Feuerkisten nur 4–5 Jahre aushielten, und daß die kupferne Kiste circa 340 Thlr. weniger koste als die beiden eisernen. Aehnliche Resultate wurden auf anderen Linien erhalten, trotzdem aber scheint Kupfer in Amerika, wenn auch ein viel gebrauchtes, doch kein beliebtes Material für Feuerkisten zu seyn; namentlich weil seine Haltbarkeit bei Feuerung mit Anthracit eine verhältnißmäßig kurze war. Bei Feuerung mit bituminöser Kohle erwies es sich allerdings weit besser als Eisen und da der Verbrauch dieser Kohlenart zunimmt, so würde es jedenfalls das zu Feuerkisten allgemein angewendete Material geworden seyn, wenn nicht der Stahl für diesen Zweck eingeführt worden wäre. Im J. 1861 wurde die Pennsylvania-Eisenbahngesellschaft durch den hohen Anschaffungspreis der Feuerkisten veranlaßt, zwei Feuerkisten aus weichem sogen. Homogen-Stahl in Gebrauch zu nehmen. Diese haben sich bis jetzt in keiner Weise schadhaft erwiesen, sind nie reparirt worden und zeigten sich noch bei einer kürzlich angestellten Untersuchung so gut als je, obgleich die betreffenden Maschinen schweren Dienst gethan haben. Im J. 1866 hatte die genannte Gesellschaft bereits 76 stählerne Feuerkisten im Gebrauch, von denen keine sich irgendwie mangelhaft erwiesen hat; im vorigen Jahre wurden 31 neue angeschafft und jetzt werden gar keine anderen mehr verwendet. Die Platten, die von drei Firmen in Pittsburg geliefert werden, sind 1/4'' stark, nur die Rohrwände haben 1/2'' Dicke. Nach den Analysen enthält dieser Stahl nur 0,12–0,21 Proc. Kohlenstoff. Von jeder Platte wird vor der Anwendung ein Probestück genommen, das an dem einen Ende in kaltem Zustand und am anderen Ende, nachdem es zur Kirschrothgluth erhitzt und in kaltem Wasser abgelöscht worden ist, umgebogen wird. Alle Platten von weniger als 3/8'' Dicke müssen sich ohne Risse flach umbiegen lassen. Auf anderen amerikanischen Bahnen hat man mit stählernen Feuerkisten ausgezeichnete Resultate erlangt. Außer der Haltbarkeit wird als Vorzug der stählernen Feuerkisten hervorgehoben, daß deren innere Flächen sich von Ruß etc. reiner halten als kupferne und schmiedeeiserne, was eine etwas größere Verdampfungsfähigkeit erwarten läßt. Für den äußeren Kesselmantel empfiehlt das Comité bei 4' Kesseldurchmesser Stahlplatten von 1/4 bis 5/16'', oder Eisenplatten von 3/8'' anzuwenden; alle Nietfugen haben doppelte Nietreihen zu erhalten. Die Nieten sollen, einerlei ob von Stahl oder Eisen, 5/8'' Durchmesser erhalten, und zickzackförmig mit 1 3/4'' Abstand von Mitte zu Mitte gesetzt werden; auch wenn die doppelte Nietung aus Festigkeitsrücksichten nicht nöthig sey, sey sie als Schutzmittel gegen Lecken anzurathen. (Deutsche Industriezeitung, 1869, Nr. 48.) Ueber das Zirkonerde-Licht. Vor einiger Zeit wurden von Frankreich aus die Vortheile in hohem Grade gerühmt, welche bei der Hydrooxygen-Beleuchtung dadurch zu erzielen seyen, daß man den Kalkcylinder durch einen Cylinder aus Zirkonerde ersetze.Man s. die Mittheilung über das Zirkonerde-Licht im polytechn. Journal Bd. CXCI S. 252. Trotz des hohen Interesses, welches man in England an der neuen Entdeckung nahm, waren in London lange Zeit keine Zirkonerde-Cylinder aufzutreiben, bis der Pariser Correspondent des British Journal of Photography an den Herausgeber dieser Zeitschrift, Hrn. B. Traill Taylor, eine Zirkonlampe mit der Bitte übersandte, daß er und Hr. W. H. Harrison die Leistungsfähigkeit derselben prüfen möchten. In Folge dessen wurden mit dieser Lampe einige Versuche ausgeführt. Die Zirkonerde-Cylinder, welche gegenwärtig von der französischen Firma nicht ohne die Lampen verkauft werden, sind außerordentlich klein, haben nämlich nur etwa die Größe einer Erbse. Dieselben werden in der eigens für die Verwendung von Zirkonerde construirten Lampe mittelst eines metallenen Trägers gehalten und der Wirkung einer verticalen Flamme ausgesetzt. Durch die Kleinheit der Zirkonerdestücke ist zunächst schon ein beträchtlicher Verlust an Licht bedingt; die Flamme könnte eine mehrfach größere Fläche, als die ihrer Wirkung ausgesetzte, zur Weißgluth erhitzen. Der Effect wurde daher erhöht, als man das Zirkonerdestück durch einen Kalkcylinder ersetzte, und sonach erweist sich das Kalklicht entschieden als vortheilhafter, so lange man die Fläche des Zirkonerdestückes nicht wesentlich vergrößert. Bei den Versuchen wurde nun weiter von einem Kalkcylinder so viel abgeschnitten, daß er an Größe dem angewendeten Zirkonstück gleich war, und Kalk und Zirkonerde wurden dann abwechselnd der Wirkung der Flamme ausgesetzt. Auch hier fiel das Resultat zu Gunsten des Kalkes aus, da die Zirkonerde ein weniger weißes und helles Licht ausstrahlte. Das Ergebniß war dasselbe, wie man auch die Entfernung des Brennerrohres, den Gasdruck etc. variiren lassen mochte. Zirkonerde gibt also in der Hydrooxygengas-Flamme nicht, wie man ihr zuschreibt, ein helleres Licht, als Kalkerde. Andererseits soll erstere den Vortheil bieten, daß sie von der Hydrooxygengas-Flamme nicht weggefressen wird, daß sie, wenn sie außer Gebrauch ist, nicht Feuchtigkeit absorbirt, und daß sie nicht unter dem Einfluß derselben zerfällt, wie der Kalk. Die größere Beständigkeit der Zirkonerde-Cylinder soll daher die Anwendung der zur Drehung der Kalkcylinder erforderlichen Uhrwerke überflüssig machen. Länger fortgesetzte Versuche müssen entscheiden, ob die Uhrwerke bei Verwendung von Zirkonerde wirklich entbehrlich werden. Das zu obigen Versuchen verwendete Stück schien allerdings nach Beendigung derselben nicht gelitten zu haben, und ein der Wirkung des Knallgasgebläses ausgesetzter natürlicher Zirkonkrystall zeigte keine Neigung zu zerfallen oder unter dem Einfluß der Feuchtigkeit locker zu werden. Die Hitze hatte in letzterem nur Spuren einer Verglasung herbeigeführt, welche nur unter der Loupe zu erkennen waren. Aber wenn die Zirkonerde sich auch bei fortgesetzter Verwendung als dauerhaft erweist, so ist diese Dauerhaftigkeit doch zu theuer erkauft, wenn sie mit einer Verminderung des Lichteffectes verbunden ist. Einige weitere Versuche zeigten, daß Kalk von verschiedener Härte oder Festigkeit in verschiedene Entfernung von dem Brennerrohr zu bringen ist, wenn das Maximum von Licht erreicht werden soll, und daß die chemische Zusammensetzung noch mehr als die Festigkeit einen Einfluß auf die Menge und die Weiße des entwickelten Lichtes ausübt. (Mechanics' Magazine, Juni 1869, S. 458; polytechnisches Centralblatt, 1869 S. 1461.) Deutsche Normalkerze. In der neunten Hauptversammlung deutscher Gasfachmänner in Coburg wurde die Paraffinkerze, sechs Stück auf 1 Zollpfund, welche in ihrer Leuchtkraft der englischen Normal-Spermacetikerze gleichkommt, als deutsche Normalkerze angenommen. Die Mitglieder des Vereines werden, sobald die gleichmäßige Beschaffung solcher Kerzen gesichert ist, nur diese bei dem Verkehr unter einander zu Grunde legen. (Journal für Gasbeleuchtung.) Darstellung des Strontiums. Größere Mengen Strontium stellt Benno Franz in Görlitz nicht auf elektrolytischem Wege dar, sondern mittelst Erhitzens von Strontiumamalgam im Wasserstoff ström bei mäßiger Rothgluth. Der Verfasser pflegt dazu zweckmäßigerweise einen eisernen Rose'schen Reductionstiegel anzuwenden. Natürlich muß der Wasserstoff sehr gut getrocknet seyn. Das Strontium findet sich schließlich geschmolzen als Kuchen vor, der sich leicht aus dem Tiegel entfernen läßt. Hat man das Metall bei zu niederer Temperatur zu kurze Zeit dem Feuer ausgesetzt, so resultirt ein Strontium, welches noch Spuren von Quecksilber enthält. Um sich das Strontiumamalgam darzustellen, erhitzt der Verfasser Natriumamalgam mit gesättigter Chlorstrontiumlösung bis 90° C. und wiederholt dieß mehrmals, wäscht dann gut aus und trocknet rasch und sehr vollständig zwischen Fließpapier. So ist das Strontiumamalgam an der Luft bei weitem unbeständiger als das Amalgam des Baryums und Natriums. Zum benöthigten Natriumamalgam nehme man auf 1 Kilogrm. Quecksilber nicht mehr als höchstens 250 Grm. Natrium, da ein Ueberschuß nach des Verfassers vielseitiger Erfahrung zwecklos ist, weil er einfach unter lebhafter Feuererscheinung in der Chlorstrontiumlösung verbrennt. Was das Strontium selbst anlangt, so resultirt dasselbe als ein schwach gelbliches, dem Baryum ähnliches Metall, das sich ziemlich leicht zu dünnen Blättchen ausschlagen läßt. An der Luft oxydirt es sich ungemein rasch und leicht; hält man es in der Hand, so erzeugt es nach wenigen Augenblicken schon eine bedeutende Hitze, die sich bald so weit steigert, daß man das Metall kaum noch halten kann. An der Luft erhitzt, verbrennt es, wie das BaryumBarpum, mit sehr intensivem Lichte und merkwürdigem Funkensprühen. Es schmilzt bei mäßiger Rothgluth und ist selbst bei heller Rothgluth noch nicht flüchtig. Das specifische Gewicht desselben ist 2,4. (Journal für praktische Chemie. Bd. CVII S. 253.) Befestigung der Anilinfarben und Mordants zum Färben und Drucken der Gewebe; von Swann. Das neue Verfahren gründet sich auf die Eigenschaft der Salze des Chromsesquioxydes das Gummi arabicum oder Senegal wie den Leim unlöslich zu machen. In eine Auflösung von Gummi oder Leim in Wasser bringt man die Auflösung einer Anilinfarbe, welche sich sehr gut damit mischt, und fällt mit Hülfe einer, wie unten angegeben, hergestellten Chromoxydlösung. Man bekommt dann eine gefärbte Verbindung, welche gleichzeitig zum Appretiren und Färben von Stoffen und Papier dienen kann und, wenn sie trocken ist, eine unlösliche Schicht bildet. Man benutzt zu diesem Zweck das schwefelsaure Chromsesquioxyd oder den Chromalaun, und zwar besonders letzteren. Die Lösung enthält auf 100 Theile Wasser     5 Theile Chromalaun. Man mischt einen Theil dieser Lösung mit 10 Theilen der gefärbten Gummilösung, die oben angeführt wurde – Französisches Patent. (Moniteur des fils et des tissus; Musterzeitung für Färberei etc., 1869, Nr. 22.) Neuer scharlachrother Farbstoff. Einen scharlachrothen Farbstoff will E. C. P. Ulrich (französisches Patent) dadurch herstellen, daß er 4 Theile essigsaures Rosanilin und 3 Theile salpetersaures Bleioxyd in warmem Wasser löst, die Lösung abdampft und den Rückstand so lange auf 150–200° C. erwärmt, bis er vollständig violett wird. Nach dem Erkalten kocht man mit Wasser, das mit Schwefelsäure angesäuert ist, neutralisirt durch ein Alkali und filtrirt warm. Aus dem Filtrat scheidet man durch Zusatz von Kochsalz den Scharlachfarbstoff ab. der schließlich getrocknet wird. Den gleichen Farbstoff will Ulrich nach der Patentangabe auch dadurch herstellen, daß er eine wässerige Lösung von gleichen Theilen Perkin'schem Violett, irgend einer Säure und Wasserstoffsuperoxyd oder irgend einem andern oxydirenden Körper eine Stunde lang zum Sieden erhitzt, ansäuert, wenn nöthig filtrirt und endlich den Farbstoff durch Kochsalz ausfällt. Auch durch gleiche Behandlung des Corallins will Ulrich denselben Farbstoff erhalten. Aus dem Scharlachfarbstoffe läßt sich ein Rosafarbstoff dadurch erhalten, daß man ersteren in Alkohol löst, Jodäthyl oder Jodmethyl zusetzt und die Lösung in einem geschlossenen Gefäß auf 150° C. erhitzt. Nach dem Erkalten zieht man den Rosafarbstoff auf dieselbe Weise aus, wie für das Hofmann'sche Violett üblich. (Deutsche Industriezeitung.) Schönstes Carmoisin und Purpur auf Tuch; neues Verfahren von E. Wolffenstein. Carmoisin und Purpur auf Tuch stellt man am billigsten und schönsten auf folgende Weise her. Man färbt erst Ponceau an, wäscht aus und setzt mit Fuchsin im frischen, 60° R. warmen Bade auf. Man erhält dadurch lebhaftere Farben, als nach dem alten Verfahren mit Ammoniak-Cochenille. Folgende Recepte sind praktisch bewährt: Purpur auf 4 Stück Tuch à 36 Yards = 45 Pfund. Man kocht   5 Pfund Cochenille, 10 Pfund Weinstein und   4 Quart Zinnsolution in einem Kessel gut auf, schreckt ab, geht mit der Waare ein und kocht 1 1/2 Stunden. Dann wäscht man in der Waschmaschine (Dolly) gut aus und setzt auf einem frischen, 60° R. heißen Bade auf mit 12 Loth Fuchsin, das man nach und nach zugibt. Man wäscht dann leicht aus und appretirt. Carmoisin auf 1 Stück Damentuch à 25 Yards. (Schwere Waare.) Man kocht 1 1/2 Stunde in 1 1/2 Pfund Cochenille, 4           „     Weinstein und 2       Quart Zinnsolution, wäsch aus und setzt auf mit 4 Loth Fuchsin, 60° R. warm. (Musterzeitung für Färberei etc., 1869, Nr. 22.) Neues Aetzmittel für Umdruckplatten. In der seit einigen Jahren durch Dampfkraft betriebenen lithographischen Anstalt der Gebrüder Weigang in Bautzen wird gegenwärtig ein neues Aetzmittel benutzt, welches bei Umdruckplatten zur Verwendung kommt. Dieselben fanden nämlich, daß der Saft einer Ebereschen-Beere (vulgo Ebschbeere), welche auf einem Steine sich befand, ätzend wirkte, machten hiernach weitere Versuche und sahen die Wirkung auch im Großen bestätigt. Der aus den rothen Beeren ausgepreßte Saft wird der Haltbarkeit wegen mit Spiritus versetzt. Nachdem die Umdruckplatte fertig ausgeputzt ist, wird mittelst eines Schwämmchens der Stein mit jenem Safte überstrichen, größere, gesch. Flächen mit einem Läppchen abgerieben. Der Saft der Ebereschenbeere greift den Stein weniger an, als das früher dazu verwandte verdünnte Scheidewasser; dazu bleibt der Stein für die Zeit des Druckens rein und glatt. (Oberlausitzer Gewerbeblatt, 1869, Nr. 12.) Das Lackiren von Papierbildern etc. Die „Lithographia“ beantwortet nachfolgende, ihr zugegangene Frage: „Auf welche leichteste Welse erzeugt man den Hochglanz im Lackiren kleiner Bilder, wie solche in Paris so prächtig hergestellt werden, und zu Wäsche- und Handschuhkästen, auch zu Papeterien verwendet werden, ohne daß der Lack mit der Zeit rissig wird?“ wie folgt: Einfacher Lack für Bilder besteht aus einer Lösung von 2 Thln. Dammarharz in 5 Thln. Terpenthinöl. Die Mischung muß gut durchgeschüttelt und dieß vor jedesmaligem Gebrauche wiederholt werden. Ein anderer Firniß wird aus 8 Thln. Gelatineleim, 1 Thl. Alaun und einem halben Theil Marseiller-Seife dergestalt gewonnen, daß man den Leim zuerst gut erweicht, dann den Alaun und schließlich die Seife hinzusetzt. Alles gut durchkocht und zuletzt filtrirt. Noch eine dritte Art Firniß bereitet man aus 1 Thl. Collodiumlösung, welche mit 1/32 Thl. Ricinusöl versetzt wird. Dieser Firniß kann unmittelbar auf Papier angewendet werden; er wird von öligen und weingeistigen Flüssigkeiten nicht angegriffen. Landkarten, Kalender, Tabellen, Aufschriften etc. damit überzogen, bleiben jahrelang unverändert glänzend und geschmeidig, und zeigen nur später einen schwach gelblichen Stich: sie sind von Unreinigkeiten mittelst Wasser leicht zu reinigen. Zeigen sich beim Auftragen des Firnisses, das mehrmals geschehen muß, weiße Stellen, so sind diese leicht durch Benetzung mittelst Aether zu entfernen. Alle diese Firnisse werden mit einem flachen Pinsel auf das Papier aufgetragen. Die Lackirung, die man jedoch in oben genannter Frage im Auge hat, ist eine ganz andere, da hierbei gar kein Pinsel in Anwendung kommt, sondern der Glanz und die ungemeine Egalität des Auftrages durch geschliffene Glasplatten hervorgebracht werden. Zu dieser Art der Lackirung bedarf es einer eigenen Vorrichtung, die im Wesentlichen aus einem Reole von Holz besteht, welches von dreizölligen Pfosten und eben solchen Querriegeln aufgebaut ist. Dieses Reol ist in 10 bis 12 Fächer getheilt, in deren jedes eine in einen Rahmen gefaßte Tafel von geschliffenem Spiegelglas genau einzuschieben ist. Die Leisten sowohl wie die Rahmen müssen sehr genau und gleichmäßig gearbeitet seyn, damit sich erstens die Rahmen beim Einschieben nicht stauchen und dadurch gestoßen werden, und zweitens, damit der ganze Apparat genau horizontal steht, was ein Haupterforderniß ist, weil gegentheils der Lacküberzug nicht gleichmäßig an Dicke ausfallen würde. Hat man den Apparat aufgestellt, so ist die horizontale Stellung mittelst einer Wasserwaage genau zu controlliren; ferner muß eine ganz staubfreie Atmosphäre in dem Raume, wo lackirt werden soll, vorhanden, auch der Apparat trotzdem noch fest gegen Eindringen von Staub zu verschließen seyn. Die Gelatine, die als Lack dient, ist überall käuflich. Sie wird aus Knochen oder aus Abfällen von weißgegerbtem Leder gewonnen und kommt im Handel in schwachen, fast durchsichtigen Tafeln vor. Die chinesische Gelatine, welche als eine sehr leichte, weiße Substanz in zusammengefalteter Röhrenform von Fußlänge in den Handel kommt, ist pflanzlichen Ursprungs, löst sich nur im siedenden Wasser, jedoch schwerer als wirkliche Gelatine auf. Um dieselbe für die Lackirung aufzulösen, wird sie in kleine Stücke gebrochen, in ein reines leinenes Tuch gebunden und so lange in kaltes Wasser gehängt, bis sie gänzlich aufgequollen ist. Alsdann wird das Tuch mit der Gelatine in einen Topf mit reinem Wasser gehängt und auf's Feuer gebracht. Sobald das Wasser kocht, löst sich die Gelatine auf, dringt in's Wasser und läßt ihre unreinen Theilchen im Tuche zurück. Man rechnet gewöhnlich 2 Thle. aufgequellte Gelatine zu 5 Thln. Wasser. Zu dieser Auflösung mischt man dann noch 3 Thle. dem Volumen nach Weingeist, da ohne diesen Zusatz die auf die Glastafeln gegossene Masse zu leicht erkalten und sich ungleich ausbreiten würde, während der Spiritus Veranlassung ist, daß sich die Masse gleichförmig ausbreitet. Das Gefäß, in welchem die Auflösung bereitet wird, muß nach Zusatz des Spiritus fest verschlossen werden, damit letzterer nicht verdampft. Man bedient sich zum Aufgießen dieser Flüssigkeit auf die Glastafeln gewöhnlich eines Gesäßes aus Glas, das mit einer Scala bezeichnet ist, damit man stets die bestimmte Menge für eine Tafel aus dem Topfe nehmen kann. Vor dem Ausguß wird die Tafel ganz leicht mit feinem Oel überwischt, damit der Leim nicht an das Glas festklebt. Die übrige Manipulation geschieht in folgender Weise: Nachdem die erforderliche Masse in's Gradirgefäß gebracht, wird dieselbe in lauwarmem Zustande, wobei sie eine syrupähnliche Consistenz angenommen, auf die staubfreie und schwach geölte Glastafel gegossen, und dann die Tafel hin und her geschwenkt, bis alle Theile derselben von der Masse überzogen sind, worauf sie an ihren bestimmten Platz der Stellage gelegt und so in gleicher Weise mit dem Aufgusse der übrigen Tafeln fortgefahren wird. Nach Verlauf einer Viertelstunde, wo nun die flüssige Masse auf der Glastafel stockig zu werden beginnt, wird dann das zu lackirende Bild auf der Rückseite mit einem Wasserschwamme gleichmäßig befeuchtet und auf diese Leimmasse gelegt, wobei die dazwischen entstehenden Luftblasen mit den Fingern nach den Rändern zu vertreiben sind, und besonders darauf zu sehen ist, daß die Bildränder gut anhaften. In diesem Zustande bleibt dann das Ganze zwei bis drei Tage, bis zum vollständigen Trocknen auf der Stellage liegen, worauf mit einem stumpfen Messer um die Papierränder die Masse weggeschnitten und das Bild, welches nun den Leimaufguß fest an sich hält, abgezogen wird. Selbstverständlich müssen Rahmen und Glas der gebrauchten Tafeln von dem anhängenden Leim sorgfältig gereinigt werden, bevor dieselben wieder benutzt werden. (Industrie-Blätter, 1869 S. 135.) Denaturirungsmittel für Gewerbesalz im Großherzogthum Hessen. Für Salz zum Frischen des Roheisens nimmt man 10 Proc. Braunstein oder 3 Proc. concentrirte Schwefelsäure mit 4 Thln. Wasser vermischt; für die Feilenfabrication 5 Proc. Klauenmehl oder 2 1/2 Proc. Klauenmehl mit 2 1/2 Proc. Photogen oder 33 1/3 fein gestoßenem Leder. Anästhetische Wirkung des Chloralhydrats. Nach Versuchen von O. Liebreich verhält sich das Chloralhydrat C²Cl³HO² + 2 HO in seiner Wirkung auf den thierischen Organismus dem Chloroform sehr ähnlich und die Löslichkeit des Chloralhydrats in Wasser macht dasselbe zur Verwendung bei Injectionen unter die Haut, wie zu innerlichem Gebrauch sehr geeignet. Bei Injectionen wurden circa 1,5 Grm., bei innerlichem Gebrauch circa 2 Grm. Chloralhydrat in wässeriger Lösung verwendet. Diese Dosen führten einen mehrstündigen, mit scheinbar vollständiger Anästhesie verbundenen Schlaf herbei, während dessen schmerzhafte Operationen ausgeführt werden konnten. Die Patienten glaubten nach dem Erwachen ruhig und traumlos geschlafen zu haben und fühlten sich von jeder unbehaglichen Nachwirkung des Anästheticums frei. (Comptes rendus, t. LXIX p. 486.) Darstellung und Eigenschaften des Chloralhydrats; von Jul. Thompsen in Copenhagen. Die Darstellung des Chloralhydrats aus dem Chloral ist zeitraubend und nicht sehr ergiebig. Zweckmäßiger geschieht die Darstellung folgendermaaßen: Auf bekannte Weise zersetzt man völlig wasserfreien Alkohol mit trockenem Chlor, indem man, nachdem die erste kräftigere Reaction beendet ist, die fernere Einwirkung durch Wärme unterstützt. Am zweckmäßigsten ist es, den Alkohol in einem Kolben mit aufsteigendem Kühlrohr anzubringen. Die Reaction ist beendet, wenn die Flüssigkeit sich gelb färbt und das Chlor nicht mehr absorbirt wird. Man unterbricht dann den Chlorstrom und läßt die Flüssigkeit längere Zeit im Apparate sieden, um den größten Theil des gebildeten Chlorwasserstoffes auszutreiben. Die Flüssigkeit wird alsdann mit kohlensaurem Kalk gesättigt, bis eine in Wasser gelöste Probe nicht mehr sauer reagirt. Die neutralisirte Flüssigkeit wird in eine Retorte gebracht, mit etwas Chlorcalcium versetzt und dann einer fractionirten Destillation unterworfen, indem man das Destillat, das gewaschen bei 110 bis 115° C. übergeht, für sich aufhebt. Der mehr flüchtige Theil wird wieder in die Retorte gebracht und nochmals rectificirt. Das Destillat ist Chloralhydrat mit einem kleinen Ueberschuß von Wasser, welches aber durch nochmalige Destillation über Chlorcalcium beseitigt wird. Der Siedepunkt des Chloralhydrats ist 115° C. bei 755 Millimet. Druck. Läßt man das geschmolzene Chloralhydrat sich abkühlen, so fängt die Krystallisation bei etwa 35° an; es steigt aber dann bald die Temperatur bis auf 40°,2, auf welchem Punkt sie constant wird, bis die ganze Masse erstarrt ist. Der Erstarrungspunkt des Chloralhydrats ist demnach 40°,2. Durch Gegenwart von Wasser fällt der Erstarrungspunkt ziemlich rasch; bei 114° destillirendes, etwas Wasser enthaltendes Chloralhydrat erstarrt bei 38°, und ein bei 112° destillirtes Product erstarrt erst bei 34°. Wenn man, bevor die Krystallisation beendet ist, den noch flüssigen Theil aus dem Gefäße herausgießt, erhält man dieses gefüllt mit zolllangen Nadeln von reinem Chloralhydrat. Die Ausbeute nach dieser Methode ist 135–140 Proc. vom Gewichte des Alkohols und der Verbrauch an Chlor das 4–5fache des Alkohols. (Berichte der deutschen chemischen Gesellschaft zu Berlin, 1869, Nr. 17.) Unerschöpfliche Düngerquelle. In dem atlantischen Ocean, etwas westlich von den Azoren, befindet sich das sogenannte Sargasso-Meer, eine vollständig mit einer dichten vegetabilischen Masse bedeckte Fläche, welche nach A. v. Humboldt eine etwa sieben Mal größere Ausdehnung als ganz Deutschland hat. B. Laviniére schlug der Société d'agriculture vor, diese schwimmenden Wiesen der Landwirthschaft dienstbar zu machen. Er empfiehlt, die Schiffe, welche im Sommer zum Stockfischfang dienen, während der anderen Jahreszeiten zu verwenden, um die Algen nach den Azoren zu schaffen. Hier sollen sie in einem zu errichtenden Entrepot gepreßt, getrocknet, beziehentlich auf die in ihnen enthaltenen Salze verarbeitet werden. (Chemical News, vol. XX p. 22)