Titel: Miscellen.
Fundstelle: Band 195, Jahrgang 1870, Nr. , S. 280
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Miscellen. Miscellen. Hydraulische Baggermaschine beim Bau der Mississippibrücke bei St. Louis. Die Pfeiler der Mississippibrücke bei St. Louis dringen durch eine 50 bis 78 Fuß mächtige Sandschicht, ehe sie tragbaren Boden erreichen. Es wird in Senkkästen fundirt und der Sand beim östlichen Pfeiler mittelst 7, beim westlichen mittelst 5 Sandpumpen (sand-pumps) ausgebaggert. Diese Pumpen sind von neuer und trefflicher Construction und deren Wirksamkeit vollständig erprobt. Im Princip auf dem Giffard'schen Injector beruhend, nur daß statt Dampf ein Wasserstrahl unter hohem Druck durch ein Rohr nach abwärts getrieben wird, dringt die Maschine das Baggergut mit Wasser verdünnt durch ein zweites Rohr herauf, in welches jenes in der Tiefe einmündet. Der aufsteigende Strahl erzeugt unterhalb einen luftverdünnten Raum, durch welchen das sandige Material allmählich aufwärts getrieben wird. Die Röhren haben 5 Zoll Durchmesser und werden an 2500 Fuß Länge derselben erforderlich. Die Pumpen, welche den Wasserstrahl nach abwärts treiben, sind oberhalb am Senkkastendeckel aufgestellt. In diesem Sinne berichtet Engineering October 1869, S. 277; man vergleiche hiermit die Beschreibung von Robertson's hydraulischer Baggermaschine im polytechnischen Journal Bd. CXCII S. 270, ferner die vom Professor Rühlmann in den Mittheilungen des hannoverschen Gewerbevereines, 1869 S. 30, beschriebene Centrifugal-Baggermaschine. Diese dürften unter den oben bezeichneten Sandpumpen zu verstehen seyn. Der amerikanische Röhrenbrunnen als Erdleitung für Blitzableiter. Bekanntlich besteht der Blitzableiter im Allgemeinen aus drei Haupttheilen: 1) Auffangstange, 2) Leitung, 3) Erdleitung. Ist ein Blitzableiter richtig angelegt, so daß besonders auch alle Metallstücke, welche sich außerhalb dem Dachwerte und der Mauerfläche befinden, mit der Leitung in Verbindung gesetzt sind, so wird noch viel mehr und desto sicherer durch eine gute Erdleitung ein Blitzableiter seine Vollkommenheit erreichen. Daß die Erdleitung ein sehr wichtiger Theil eines Blitzableiters ist, unterliegt keinem Zweifel. Wenn wir zunächst in das Auge fassen, daß die ersten zwei Theile: Auffangstange und Leitung in fast allen Fällen leichter zu untersuchen sind, als die Erdleitung, so wird uns schon aus diesem Grunde die Beachtung für diesen Theil (Erdleitung) etwas näher treten. Dr. Eisenlohr sagt in seinem Schriftchen über Ausführung von Blitzableitern: wenn man vollkommen sicher seyn wolle bezüglich der Tüchtigkeit eines Blitzableiters, so müsse man die Boden- oder Erdleitung stets bis zum Grundwasser hinabführen. Fragen wir uns nun selbst, auf was für eine Weise wir die günstigste Gelegenheit finden, um die Erdleitungen unserer Blitzableiter in das Grundwasser bringen zu können, so liegt uns die Antwort ganz nahe und lautet: durch Anschaffung amerikanischer Röhrenbrunnen. Wird bei Anbringung eines Blitzableiters zugleich die Anbringung eines solchen Brunnens in das Project gezogen, und verbindet man bei der Praktischen Ausführung die Leitung mittelst einer Kluppe mit der Brunnenröhre etwa. 2 Fuß unterhalb der Pumpe, so haben wir gewiß die beste Erdleitung für Blitzableiter. Vorausgesetzt, die Leitung sey durch die Kluppe mittelst Bleiunterlage und Schrauben an der Röhre des Brunnens dicht angeschlossen, so wird die Erdleitung gut und jede weitere Untersuchung derselben entbehrlich seyn, so lange der Brunnen mit seiner Pumpe gut ist und Wasser liefert. Wenn die geringen Kosten eines solchen Brunnens und die große Wichtigkeit der Erdleitung eines Blitzableiters in Erwägung gezogen werden, so ist gewiß dieser Gegenstand zur weiteren Beachtung zu empfehlen. Ludwig Wendelstein, Schlossermeister in Rottenburg. (Württembergisches Gewerbeblatt, 1870, Nr. 4.) Vorschrift zur Bereitung eines hämmerbaren Gußeisens für Waaren welche eine scharfe Form haben sollen. Unter den verschiedenen Vorschriften zur Bereitung von schmiedbarem Gußeisen finde die hier Beachtung, nach welcher man das aus dem Rotheisenstein erblasene, schwer schmelzbare Holzkohleneisen von Ulverstone in Schottland in Tiegeln schmilzt und den sehr spröden Guß mit gepulvertem, quarzfreien Rotheisenstein in gußeisernen Tiegeln unter allmählicher Steigerung der Temperatur so erhitzt, daß nach 24 Stunden lebhafte Rothgluth erreicht wird. Die Erhitzung wird 3–5 Tage fortgesetzt und muß bei dicken Stücken und solchen, welche nach ihrer Achse durchbohrt werden sollen, wiederholt werden. Nach dem langsamen Erkalten werden die Oefen entleert. Das nach dieser Vorschrift erhaltene Metall ist gutem Schmiedeeisen sehr ähnlich, es hat etwa die Dichtigkeit des Gußeisens und eine Farbe die Heller ist als die des Schmiedeeisens, aber auch nicht der des Gußeisens gleicht. Der Bruch ist meist weiß, feinkörnig, glänzend, zuweilen grau und von dem seidenartigen Ansehen des weichen Stahles mit Neigung zu Adern. Gegenstände, die stärker sind als 8–10 Millimeter, haben außen eine Zone Schmiedeeisen und im Inneren ein graues, sehr weiches Gußeisen. Gegen die Feile verhält sich das Metall wie Schmiedeeisen, nimmt aber eine bessere Politur an und ist im Allgemeinen nicht sehr hart. Durch Reibung wird es rasch abgenutzt; es ist viel klingender als Schmiedeeisen und läßt sich bei kleinen Dimensionen leicht biegen und drehen ohne rissig zu werden. Bei größeren Dimensionen bricht der gußeiserne Kern. Es läßt sich kalt hämmern, walzen und stempeln, auch bei niederer Temperatur ziemlich gut schmieden, zerbricht aber bei beginnender Weißgluth unter dem Hammer, und bei noch höherer Temperatur schmilzt das Innere unter Funkensprühen, so daß etwas starke Stücke nicht zusammengeschweißt werden können. Dagegen gelingt das Löthen mit Kupfer gut. Es widersteht dem Feuer eben so gut wie Schmiedeeisen und eignet sich daher zu Schmelztiegeln, Gießpfannen etc. Es ist eben so elastisch und fest wie gutes Schmiedeeisen, steht aber in Betreff der leichten Formveränderung selbst mittlerem Schmiedeeisen nach und widersteht heftigen Stößen weniger gut. Nach Wedding muß das zu schmiedbarem Gußeisen bestimmte Metall nur chemisch gebundenen Kohlenstoff enthalten, also weiß seyn (am besten durch Mischung von grauem und weißem Roheisen erzielt), frei von Mangan und möglichst frei von Silicium, Phosphor und Schwefel. Die Erhitzung mit Rotheisenstein erfolgt in eisernen Gefäßen bei einer niedrigen, aber 2–3 Wochen andauernden Hitze. Während sich diese Methode für solche Waaren eignet, die ohne wettere Verarbeitung eine scharfe Form (Ecken, Kanten) haben sollen, ist die Darstellung eines stahlartigen Eisens durch Zusammenschmelzen von Roh- und Stabeisen für solche Gegenstände geeignet, bei welchen es nicht auf scharfe Formen ankommt oder die nachträglich bearbeitet werden sollen. v. C. (Deutsche illustr. Gewerbezeitung, 1869, Nr. 51) Bleirauchcondensation zu St. Blasien im badischen Schwarzwald. Zur Condensation des bei Verarbeitung der Kupfernickelerze entstehenden Hüttenrauches haben Koch und Moldenhauer mit sehr günstigem Erfolge für die Röst- und Krummöfen einen Kohksthurm in Anwendung gebracht, dessen Inhalt mit einer wässerigen Lösung von kohlensaurem Natron befeuchtet wird. Letztere sammelt sich in einem an der Basis des Thurmes angebrachten Bleireservoir wieder an und wird bis zur Erschöpfung durch eine Pumpe wieder auf die Höhe des Thurmes getrieben. Ist die Erschöpfung eingetreten, was durch den Zusatz eines Tropfens Schwefelsäure auch vom Arbeiter leicht zu erkennen ist, so wird das Reservoir entleert und mit neuer Lösung gefüllt. Der entstehende Aufwand ist nur unbedeutend, da kohlensaures Natron mit 98 Proc. wenig über 5 Thlr. der Centner kostet und das erfolgende schwefelsaure Natron sich leicht in gut verkäufliches unterschwefligsaures Salz umwandeln läßt. Der Apparat ist so wirksam, daß der demselben entströmende Rauch blaues Lackmuspapier nicht röchet und nur wegen eines Gehaltes an brenzlichen Verbrennungsproducten einen Geruch gibt. Eine einmalige Füllung von 25 Pfd. kohlensaurem Natron und 10 Kubikfuß Wasser hält für 120 bis 130 Ctr. zu röstenden Rohsteines 2–3 Tage lang aus. Für die Verblaseherde, welche weniger schweflige Säure entlassen, hat man den Thurm mit feuchtem, kohlensaurem Kalk in Stücken gefüllt. Derselbe überzieht sich alsbald mit schwefelsaurem Kalk, welcher vom Traufwasser ab- und durch den durchlöcherten Boden des Thurmes hinweggespült wird. Der Inhalt des Thurmes von etwa 250 Kubikfuß Kalkstein ist nach 4–8 Monaten zu erneuern. Auch diese Vorrichtung liefert befriedigende Resultate und ist billiger als der Kohksthurm. (Berggeist, 1869, Nr. 97.) Zur Gewinnung von Benzol aus Steinkohlenleuchtgas. Die HHrn. Fr. Engelhorn. Clemm etc. ließen sich im vorigen Jahre die Abscheidung von Benzol und dessen Homologen aus Steinkohlengas durch Absorption mittelst schwerer Oele, als von ihnen zuerst erfunden, patentiren (man s. polytechn. Journal Bd. CXCIII S. 333). Hierauf erlaube ich mir mitzutheilen, daß mir diese Absorptionsfähigkeit von schweren Oelen und Petroleum schon seit 1864 bekannt ist (wo ich mich noch in Pforzheim aufhielt). Ich füllte nämlich in jenem Jahre meinen Gasmesser mit gewöhnlichem Petroleum, einestheils zur Verhinderung des Einfrierens und anderentheils in der Hoffnung, daß sich das Gas mit Petroleumdampf sättige und Heller brenne. In letzterer Hinsicht erhielt ich aber ein negatives Resultat, denn das Gas brannte bedeutend schwächer, anfänglich wenig Heller als ein schlechter Spiritus, und erst nach mehreren Wochen kam es nach und nach wieder auf seine frühere Leuchtkraft; hierbei mußte ich von Zeit zu Zeit und anfangs fast täglich das condensirte Oel ablassen, um den Gasmesser in Ordnung zu halten. Daß diese Darstellungsweise von Benzol aber für die Anilinindustrie von Wichtigkeit sey, bin ich weit entfernt zu bestreiten. Zur Abscheidung der für die Anilinindustrie tauglichen Oele aus dem Steinkohlengas nach dieser Methode dürfte der von mir construirte Apparat zum Rühmen und Mischen von Flüssigkeiten mit Gas sehr zu empfehlen seyn, da er sich ohne Weiteres in eine Gasleitung einschalten läßt, und das Gas nach der Entölung ungehindert und ohne Störung der Druckverhältnisse weiter geleitet werden kann, sey es zur Verwendung im entölten Zustande für Heizzwecke, oder zur Verwendung für Beleuchtung, nachdem es in einem zweiten ganz ähnlichen Apparat wieder mit Petroleumäther oder anderen entsprechenden Kohlenwasserstoffen gesättigt wurde. Auf briefliche Anfragen bin ich gern bereit nähere Auskunft über diesen Apparat zu geben. Albert Ungerer, Chemiker in Simmering bei Wien. Verschiedene Recepte und Anwendungsweisen bei Darstellung von unzerstörbaren Tinten für Zeichnung von leinenen Geweben; von Dr. M. Reimann. In dem Nachstehenden ist eine Anzahl praktisch bewährter Vorschriften zur Anfertigung unverlöschbarer Tinten ausgeführt, deren man sich unter Berücksichtigung der beigegebenen Anwendungsweisen bedienen kann, um damit Leinen zu zeichnen. 1) Silberschwarz nur für Federkiele benutzbar. Man braucht hierzu 1 2/3 Gewichtstheile salpetersaures Silberoxyd, 16 Gwth. destillirtes Wasser, 2 Gwth. Gummi arabicum und 1/3 Gwth. grüne Seife. Von diesen Ingredienzen wird zunächst das Silbersalz in warmem Wasser aufgelöst und hierauf zu dieser Auflösung das fein pulverisirte Gummi, und ist dieses aufgelöst, die grüne Seife hinzugegeben. Das Ganze wird zuletzt filtrirt. Anwendungsweise. Um mit dieser Tinte das Leinen zu zeichnen, muß das letztere zuvor an den zu zeichnenden Stellen mit einer Flüssigkeit angefeuchtet werden, welche in 8 Gwth. Wasser 2 Gwth. krystallisirtes kohlensaures Natron und 2 Gwth. Gummi arabicum ausgelöst enthält. Nach dem Trocknen des Leinens wird dasselbe, um die Linien und Punkte der Buchstaben, Zahlen, Zeichnungen etc. mit größerer Sauberkeit ausführen zu können, geglättet, hierauf mit einem Stift vorgezeichnet und nun erst mittelst eines Federkieles nach der Vorzeichnung mit der Tinte beschrieben. Hierzu eignen sich die Stahlfedern aus dem Grunde nicht, weil die Metalle, mit einziger Ausnahme des Goldes, die Tinte chemisch zersetzen. Eine schöne und gleichmäßige Zeichnung erhält man aber, wenn die Linien mit Hülfe einer kupfernen Schablone ausgeführt werden, die man auf das Leinen legt. 2) Silberschwarz für Stahlfedern. 2 Gwth. salpetersaures Silberoxyd werden in 5 Gwth. Ammoniakflüssigkeit aufgelöst; das Gleiche geschieht mit 2 1/2 Gwth. Gummi arabicum und 3 Gwth. krystallisirter Soda in 9 Gwth. destillirtem Wasser. Sind beide Auflösungen filtrirt, so werden sie unter gutem Umrühren zusammengegossen und das Ganze mäßig erwärmt, wenn es anfangen sollte, braun zu werden. Ist die Tinte so weit fertig, so wird sie noch, um sie auf dem Leinen sichtbarer zu machen, mit etwas Magentaroth angeblendet. Bei Anwendung dieser Tinte kann man sich, wie erwähnt, der Stahlfedern bedienen. Die Anwendungsweise ist dieselbe wie oben. 3) Silberschwarz auf feine Leinen. 4 Gwth. salpetersaures Silberoxyd werden in 24 Gwth. destillirtem Wasser aufgelöst; man fügt weiter zu dieser Solution tropfenweise so viel Ammoniak, bis der zuerst entstehende Niederschlag wieder verschwindet. Hierauf wird etwas grüne Seife mit wenig Indigo oder einem anderen Farbstoff verrieben und das Product mit 4 Gwth. Gummiauflösung vermischt; diese Mischung bringt man unter gutem Umrühren mit der Silbersalzauflösung zusammen und verdünnt hierauf letztere mit so viel Wasser, bis das Ganze 32 Gwth. ausmacht. Diese Tinte ist leichtflüssig und eignet sich vorzugsweise auf feinen Leinen sehr gut zum Zeichnen und Schreiben. Anwendungsweise. Ist die Schrift trotten, so übergeht man sie mit einem mäßig erwärmten Stahl, worauf die Buchstaben etc. augenblicklich mit schwarzer Farbe zum Vorschein kommen. Auch diese Operation ist für feine Leinen ganz unschädlich. 4) Anilinschwarz für Federkiele und Stahlfedern. Die Entdeckung der Anilinfarben ist die Veranlassung gewesen, daß auch das Anilinschwarz zur Darstellung von Zeichenfarben auf Leinen verwendet wird. Diese Farbe hat vor den Silberfarben den Vorzug größerer Wohlfeilheit und vollständigerer Unverlöschbarkeit; denn während in Bezug auf den letzteren Vorzug die Silberfarben durch Waschen der Leinen mit Auflösung von Natronschwefelleber und durch vorheriges Benetzen mit Kupferchloridauflösung verbleichen, so ist dieß mit der Anilinfarbe nicht der Fall, die durch ein derartiges chemisches Agens nicht angegriffen wird. Vor Entwendung weiden daher die Leinen durch keine Tinte besser als durch diese geschützt. Eine solche Tinte bereitet man sich auf folgende Weise: 8 1/2 Grains7000 Grains = 1 Pfund engl. Gew. = 453,5 Grm. Zollgewicht. Kupferchlorid werden in 30 Gr. destillirtem Wasser aufgelöst und dieser Auflösung 10 Gr. gewöhnliches Kochsalz und 9 1/2 Gr. Ammoniakflüssigkeit zugefügt. Nachdem man diese Auflösung filtrirt hat, bereitet man sich eine zweite von 30 Gr. salzsaurem Anilin in 20 Gr. destillirtem Wasser, zu welcher 10 Gr. Glycerin und 20 Gr. von einer Gummiauflösung gegeben werden, welche aus 1 Gwth. Gummi und 2 Gwth. Wasser zusammengesetzt ist. Nachdem man auch diese Auflösung filtrirt hat, gießt man 4 Gwth. von dieser präparirten Anilinauflösung unter gutem Umrühren zu obiger Kupferauflösung, worauf die Tinte zum Gebrauche fertig ist. Es darf aber diese Mischung stets nur unmittelbar vor der Anwendung der Tinte vorgenommen werden. Anwendungsweise. Diese Tinte, welche eben so gut die Anwendung eines Federkieles wie einer Stahlfeder gestattet, hat anfänglich eine dunkelgrünliche Farbe, die jedoch bereits nach wenigen Tagen tief schwarz wird. Für den Fall, daß man aber die Tinte sofort nach ihrer Bereitung brauchen will, wird nach dem Trocknen ein schönes Schwarz erhalten, wenn man das gezeichnete Leinen mit einem heißen Stahl übergeht oder über einer heißen Platte oder auch über die Flamme einer Spirituslampe vorsichtig hält. Man kann schließlich dem Schwarz eine angenehme bläuliche Nüance geben, wenn nach der eben beschriebenen Manipulation die Leinen noch durch ein warmes Seifenbad passirt werden. Es erscheinen in diesem Falle die Zeichnungen und Buchstaben auf beiden Seiten des Stoffes, wenn nur die Verdickung der Tinte so schwach war, daß sie den Stoff durchdringen konnte. 5) Manganbraun. Ein wohlfeiles Braun zum Zeichnen der Leinen wird erhalten, wenn man 4 Gewichtstheile essigsaures Manganoxydul in 12 Gewichtstheilen Wasser auflöst und die Auflösung fitrirt. Anwendungsweise. Die Stellen auf dem Leinen, welche gezeichnet werden sollen, müssen zuvor mit einer Auslösung angenetzt werden, die aus 3 Gwth. Wasser 1/2 Gwch. Gummi arabicum und 1 Gwth. gelbes Blutlaugensalz enthält. Mit der Manganauflösung wird, nachdem die angenetzten Stellen getrocknet sind, nun erst gezeichnet. Um aber die Buchstaben mit brauner Farbe zum Vorschein kommen zu lassen, überfährt man dieselben mittelst eines Stiftes mit einer Auflösung von 4 Gwth. Pottasche in 10 Gwth. Wasser, welche die Ausscheidung des Manganoxydulhydrats aus seiner Verbindung mit der Essigsäure bewirkt, das dann auf Kosten des atmosphärischen Sauerstoffes zu Manganoxydhydrat sich höher oxydirt und dabei eine dunkle braune Farbe annimmt. Diese Farbe ist fest und kann weder durch Anwendung von Alkalien, noch von Säuren, mit Ausnahme von verdünnter Salzsäure, von dem Stoffe wieder weggenommen werden. 6) Platinpurpur. Diese Tinte wird durch Auflösen von 1 Gwth. Platinchlorid in 16 Gwth. destillirtem Wasser erhalten. Anwendungsweise. Die Stellen, welche zu bezeichnen sind, werden zunächst mit einer Flüssigkeit angefeuchtet, die man sich durch Auflösen von 3 Gwth. Soda und 3 Gwth. Gummi arabicum in 12 Gwth. Wasser bereitet. Nachdem diese Auflösung aufgetrocknet, glättet man jene Stellen und beschreibt sie hierauf mit obiger Tinte. Nachdem auch die Schriftzüge trocken geworden sind, benetzt man das Leinen mit einer Auflösung von 1 Gwth. Zinnchlorid in 4 Gwth. destillirtem Wasser, worauf die Purpurfarbe der Schriftzüge sofort zum Vorschein kommt. (Nach dem Scientific American; aus der deutschen illustr. Gewerbezeitung, 1869 S. 313.) Färben der Filzhüte in grünlicher Bronze. Diese Farbe findet besonders für die jetzt modernen, sogenannten Tyrolerhüte Anwendung. Die Färbung derselben erfolgt in der angegebenen Art. I. Das Beizen. Bevor man die Hüte in die Beize bringt, werden sie mit warmem Wasser gut durchziehen gelassen und abgedrückt. Man stellt sich eine Beize her aus 2 Pfund Eisenvitriol und 4 Quart Wasser, bringt in einem irdenen Gefäß zum Kochen und löst andererseits 1 Pfund holzsaures Blei in 2    „      Wasser. Man läßt gleichfalls kochen und rührt so lange um, bis Alles gelöst ist. Die beiden Lösungen, Eisen- und Bleilösung, mische man mit einander und füge so viel Wasser hinzu, daß das Bad 1/2–1° Baumé schwer ist. An Stelle des holzsauren Bleies kann man 3/4 Pfund Bleizucker nehmen. Die Hüte kommen in diese Beize, werden dann herausgenommen und über einander gestülpt, um sie vor der Einwirkung der Luft zu bewahren. Man beizt wenigstens 12 Stunden, worauf man die Filzgegenstände in eine schwache Lösung von Soda bringt und sie darauf spült. II. Das Färben. Man gibt beim Färben den Hüten 4 bis 5 Kochungen; die erste dauert 1/2 Stunde, die übrigen 1 Stunde. Die erste darf auch nicht vollständig die Temperatur des kochenden Wassers erreichen. Bei dem Färben dreht man die Hüte zweimal um, damit, die Rückseite und die Ränder gleichmäßig gefärbt werden. Zwischen den erstell Abkochungen muß man die Hüte jedesmal der Luft aussetzen, um auf sie die Luft einwirken zu lassen. Das Bad besteht für 100 Hüte aus 5 Pfund gutem Blauholz und 7     „     Quercitronrinde. Man läßt 1 1/2 Stunden die Farbmaterialien in einem Sack eingebunden in dem Bade kochen und setzt demselben dann noch eine Auflösung von 1/2 Pfund Gummi und 1/2    „      Eisenvitriol hinzu. Man behandelt die Hälfte der Hüte in dem Bade, während man die andere Hälfte der Einwirkung der Luft aussetzt, und fährt in dieser Weise fort zu färben. Im ersten Bade erscheint der Filz fast schwarz, denn das Blauholz geht zuerst auf. Wenn man aber dann weiter färbt, so geht auch das Gelb auf und bei der vierten oder fünften Kochung erhält man die gewünschte Farbe. Während des Färbens kann man einige Prisen Eisenvitriol zufügen, wenn die Farbe dieß erheischt. Die so erhaltene Farbe ist sehr reich und sehr lebhaft. (Moniteur de la teinture; Musterzeitung für Färberei etc., 1870, Nr. 3.) Violett-Schwarz (Mulberry) auf Filzhüten. Auf 10 Pfund. Man siede die Hüte an mit 5 Loth rothem chromsaurem Kali und 5 Loth Weinstein. Man koche eine Stunde im Sude, nehme dann heraus, drücke ab und färbe in einer frischen Blauholzflotte aus. Auf 10 Pfund Hüte wende man 2 Pfund Blauholz an. In dem Blauholzbade lasse man Hell-Blauschwarz ankochen, wozu eine halbe Stunde ausreicht, setze dann noch etwas Orseille hinzu und koche noch eine Viertelstunde durch. Die Farbe fällt sehr schön violett aus. (Musterzeitung für Färberei etc., 1870, Nr. 2.) Glycerin als Heilmittel aufgesprungener Hände und Lippen. Das Glycerin besitzt die Eigenschaft, die aufgesprungene Haut äußerst rasch zu heilen, überhaupt auch die durch vieles Arbeiten rauh gewordene Haut der Hände weich und glatt zu machen. Man verreibt einige Tropfen Glycerin über die Haut (am besten Abends vor Schlafengehen), nach zwei Tagen ist die Heilung in der Regel vollendet. Das beim Einreiben wunder Stellen mit Glycerin entstehende beißende Gefühl geht rasch vorüber. (Badische Gewerbezeitung, September 1869, S. 104.) Ueber Petroleumfälschung. Der „Arbeitgeber“ bringt hierüber folgenden beherzigenswerthen Artikel: Verschiedene Zeitungen melden, daß sich die Petroleumfälschungen in neuerer Zeit wieder bedeutend vermehren. Ein Hauptsitz soll in Hamburg seyn; doch habe man es daselbst so stark getrieben, daß jetzt die Fälschungen en gros in Stettin vorgenommen würden. Fas Fälschungsmittel für Petroleum ist sogenannte Naphta, d.h. ein leichteres Destillationsproduct des Petroleums, dasselbe hat einen sehr niedrigen Siedepunkt und verflüchtigt sich schon bei gewöhnlicher Temperatur. Wird nun Petroleum mit Naphta gefälscht, so entwickeln sich in der Lampe Naphtadämpfe, die verbrannt an und für sich ungefährlich sind; mischen sich aber diese Dämpfe mit einer bestimmten Menge Luft, und wird dieses Gemisch entzündet, so entsteht eine Explosion, welche in der Regel die Lampe zertrümmert und Personen in deren Nähe mehr oder minder verletzt. Es geht daraus hervor, daß die Fälschung des Petroleums mit Naphta eine äußerst gefährliche ist und von den Gesetzen mit strengen Strafen belegt werden sollte, wie dieß in Amerika der Fall ist. Nirgends wurde die Fälschung großartiger betrieben wie da; es war dieß nach den dortigen Verhältnissen sehr natürlich, weil der Fälschungskörper, die Naphta, als ein Nebenproduct des Petroleums nur wenig Werth hat, so daß mit der Fälschung ein großer Gewinn verbunden war. Die Fälschung wird dadurch begünstigt, daß man dieselbe äußerlich nicht erkennen kann, indem die Naphta ganz wasserhell ist. In Folge der vielen in Amerika vorgekommenen Explosionen von Petroleumlampen wurde ein Gesetz erlassen, daß kein Brennpetroleum in den Handel gebracht werden darf unter einem gewissen specifischen Gewicht und unter einem bestimmten Siedepunkt. Ein derartiges Gesetz dürfte bei uns sehr nöthig seyn, da in Deutschland großartige Petroleumfälschungen vorkommen müssen. In unseren nordischen Häfen liegen nämlich Tausende von Centnern Naphta, d.h. leichtes Petroleum von 0,75 spec. Gewicht und darüber, das zum Brennen für sich nur in den sogenannten Ligroinlampen verwendet werden kann. Hierfür ist aber der Bedarf sehr gering; sonst wird diese Flüssigkeit noch als Fleckenwasser und in den Kautschukfabriken gebraucht. Der Consum der Naphta als Ligroin, Fleckenwasser und Auflösungsmittel für Kautschuk ist aber so beschränkt, daß ein sehr geringer Theil des Gesammt-Naphta-Importes denselben deckt. Der größte Theil der Naphta wird daher unzweifelhaft zu Petroleumfälschungen verwendet; man kann dieß um so bestimmter annehmen, als die Preisdifferenz zwischen Petroleum und Naphta stets eine sehr bedeutende, der Gewinn für den Fälscher ein sehr verlockender ist. Naphta bewegt sich in der Regel zwischen 2–3 Thaler per Centner, während Petroleum 7–8 Thaler kostet. Was uns noch mehr in unserer Ansicht bestärkt, daß 9/10 der importirten Naphta zum Fälschen des Petroleums verwendet wird, ist der Umstand, daß man bei den Naphtaverkäufern und Maklern nie erfahren kann, an wen sie es verkaufen, und zwar meinen wir hiermit nicht die Namen ihrer Kunden, dieselben können sie aus Geschäftsrücksichten verschweigen, nein, sie geben nicht einmal die Branche der Geschäfte an, welche die bedeutenden Naphtavorräthe beziehen. Die Naphta wird offen importirt und ist auf jedem Petroleum-Courszettel notirt, allein verkauft wird sie im Dunkeln, und alle Geschäfte welche das Licht scheuen, sind unredlich wie Kellerwechsel. Nur ein Gesetz oder die Selbsthülfe des Publicums kann hier gegen Betrug schützen. Wir haben jetzt viele ausgebildete Chemiker, wenn nur in jedem größeren Bezirk einer alle Monate einmal den Siedepunkt der im Handel vorkommenden Petroleumsorten bestimmt und seine Resultate bekannt macht, so wird er sich dadurch ein unbestreitbares Verdienst um den Gemeinnutzen erwerben. Mit diesen Bekanntmachungen muß eine Warnung vor Händlern verbunden seyn, welche Petroleum verkaufen, das einen so niedrigen Siedepunkt hat. Das Publicum wird alsdann die Händler meiden, in Folge dessen dieselben sich nach besserem Petroleum umsehen. Existirt ein Gesetz darüber, so ist alles als gefährlich erkannte Petroleum, das zu dem Zweck, in gewöhnlichen Petroleumlampen verbrannt zu werden, in den Handel kommt, zu confisciren. Das spec. Gewicht des Petroleums prüft man einfach durch Aräometer. Ueber die leichte Entzündbarkeit des durch Vermoderung entstandenen Holzmehles. Hr. Bauleiter Ziwotsky aus Friedeck (österr. Schlesien) theilte in einem Schreiben an den österreichischen Ingenieur- und Architekten-Verein folgende Thatsache mit: „Im Rathhause der Stadt Friedeck, welches im Allgemeinen einer Renovirung schon sehr bedürftig wäre, befand sich im ersten Stock auch ein Zimmer von circa 3° Länge und 20 Breite, in welchem die Decke eine so bedeutende Senkung zeigte, daß sie, um einem Einsturz vorzubeugen, schon seit längerer Zeit gestützt war. Nachdem jedoch dieses Zimmer wieder zur Benutzung hergerichtet werden sollte, so ordnete die Gemeindevertretung an, die Stuccaturung abzunehmen, um sich vorläufig über den Zustand der Träme aufzuklären; damit jedoch das, nur durch eine einfache Thür von diesem Zimmer getrennte Baubureau der Ostrau-Friedländerbahn, resp. die darin beschäftigten Ingenieure, nicht vom unvermeidlichen Staube belästigt würden, so wurde ohne Einvernehmung mit der Bauleitung angeordnet, diese Arbeit Abends vorzunehmen, welches denn auch am 31. August 1869 von 9 bis 10 Uhr Nachts, bei Beleuchtung mittelst Kerzenlichtes geschah. Die Arbeit begann damit, daß man zuerst eine kleine Oeffnung im Plafond herstellte, die Verschalung und Pflasterung des darüber befindlichen Dachbodens zum Theil beseitigte, um dann eine Leiter anlegen, und die weitere Arbeit bequemer vollführen zu können. Das einzige Fenster und die gegenüberliegende Thür standen offen, die Leiter in der gemachten kleinen Oeffnung des Plafonds stand an einem Trame angelehnt, welcher wohl von Moder bedeutend angegriffen war, aber doch noch sich und die Pflasterung frei trug. Auf diese Beobachtung gestützt, wurde nun – leider zum Unglück – der Unterzug, welcher die ganze Decke halten sollte, beseitigt, wodurch plötzlich ein größerer Theil des Plafonds einstürzte, und das Gebälke sammt Ziegelpflaster auf den Fußboden fiel. Die Träme und Breter waren jedoch so vermodert, daß eine dichte Wolke von Holzmehl (Stuppe) das ganze Zimmer erfüllte, und in Berührung mit der Kerzenflamme, sich in diesem schwebenden fein vertheilten Zustande so rapid entzündete, daß das ganze Zimmer durch etwa zwei Secunden plötzlich vom Feuer erfüllt war. Der Luftzug ging vom Fenster herein und durch die Thür hinaus; drei Arbeiter standen beim Fenster und blieben unversehrt; fünf Arbeiter, welche in der Nähe der Thüre sich befanden, wurden jämmerlich zugerichtet. Von den Händen, bloßen Füßen und Gesichtern derselben war die Haut verbrannt und zum Theil abgelöst, die Haare und Kleider versengt, so daß diese fünf Arbeiter als lebensgefährlich verletzt in das Spital überführt werden mußten. Die Arbeiter wußten selber nicht anzugeben, auf welche Art das Feuer ausbrach, die vorgenommene Beaugenscheinigung zeigte keine Spur eines Brandes, nirgends eine Verkohlung des Holzes oder eine Gluth, nur einige Theile des Holzwerkes zeigten auf kurze Zeit ein leichtes Glimmen an der Oberfläche, welches bloß dem an selbem noch haftenden Holzmehle zuzuschreiben ist. Die Wände zeigten sich nicht geschwärzt, nur an der Thür, durch welche die Flamme entwich, war der alte Oelanstrich der Verkleidung in Blasen aufgegangen; einige eben vorübergehende Personen bemerkten ein blitzartiges Aufflammen, welches sie sich nicht erklären konnten, da alsbald wieder Finsterniß eintrat. Die wahre Ursache wurde erst des anderen Tages Früh festgestellt, indem man im genannten Baubureau mit diesem Holzmehle Versuche anstellte. Dieses Mehl, zuerst über eine Kerzenflamme gestreut, zeigte ein Helles Aufblitzen, dann mittelst einer Papierrolle durch die Kerzenflamme geblasen, eine noch hellere und intensivere Flamme als man es sonst bei ähnlicher Behandlung von Kolophoniumpulver (Geigenharz) zu bemerken gewohnt ist. Dabei wurde der Kerzendocht mit einer Harzkruste überzogen, so daß das Brennen der Kerze erschwert war. Die leicht entzündliche Eigenschaft dieses, durch Vermoderung entstandenen Holzmehles im schwebenden fein vertheilten Zustande, in Berührung mit einer Flamme – ist sonach erwiesen und wäre eine Veröffentlichung im Interesse der Bautreibenden, wie der Bauarbeiter vielleicht angezeigt, damit derlei Arbeiten künftighin nur bei Tage ausgeführt würden; jedoch müßte auch in diesem Falle das Anzünden von Streichhölzchen unterbleiben. Die Gluth einer Cigarre jedoch reicht nicht hin, eine solche Entzündung hervorzubringen. Die Arbeit war von der Gemeinde einem Privatbaumeister übertragen, welcher gerade an diesem Abende bettlägerig war, und daher das Ganze nicht selbst überwachen konnte.“ (Zeitschrift des österreich. Ingenieur- und Architektenvereines, 1869 S. 216.)