Titel: Miscellen.
Fundstelle: Band 196, Jahrgang 1870, Nr. , S. 580
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Miscellen. Miscellen. Ueber mit dem Belleville'schen Röhrenkessel erzielte Resultate. In der Sitzung des Aachener Bezirksvereines deutscher Ingenieure vom 2. Februar d. J. sprach Hr. Sachs über mit dem Belleville'schen Kessel (beschrieben im polytechn. Journal Bd. CLXXXIV S. 383) erzielte Resultate und hob hervor, daß die Gesellschaft Vieille Montagne bereits acht solcher Kessel in Belgien in Betrieb habe, und eben einen von 40 Pferdestärken in Mülheim a. d. Ruhr aufstellen läßt. Derselbe wiegt 6000 Kilogrm. und kostet circa 3200 Thaler. Mit 1 Kilogrm. Kohlen wurden 7,8 Kilogrm. Wasser verdampft, und sind als besondere Vorzüge hervorzuheben, daß der Kessel einen sehr kleinen Raum einnimmt, sehr rasch und sehr trockenen Dampf liefert und inexplosibel ist, d.h. es können einzelne Röhren bersten, ohne aber den ganzen Kessel hinauszuschleudern oder Verwüstungen und Unglück anzurichten. Der Apparat ist daher in Paris ohne Concession zulässig und dort sehr verbreitet. Nachtheilig ist zuweilen der geringe Dampfraum bei dem Belleville'schen Kessel, und hat der Apparat in Schweden, für eine Wasserhaltungsmaschine angewendet, schlechte Resultate geliefert, 1 Kilogrm. Kohlen verdampfte dort nur 4 bis 5 Kilogrm. Wasser. Es zeigt dieser Fall wieder, wie verschiedene Resultate derselbe Kessel für verschiedene Zwecke geben kann. (Zeitschrift des Vereines deutscher Ingenieure, 1870, Bd. XIV S. 337.) Einfacher Schmierapparat. Eine einfache, äußerst sparsame Schmiervorrichtung, welche sich Jeder selbst vorrichten kann, ist folgende: Mann nimmt ein kleines starkes Medicinglas, durchbohrt den Pfropfen und steckt eine Federspule so hinein, daß sie außen ein wenig vorsteht. In die Federspule steckt man einen Drahtstift, etwa von der Länge des Glases und so dick, daß er sich willig bewegen kann, aber nicht zu viel Luft hat. (Besser noch sind Holzpfropfen mit eingesetzten Messingröhrchen.) Steckt man nun die Spule in das Schmierloch des Lagers, so wird der Stift bis auf die Welle sinken und bei der Umdrehung derselben eine kleine Erschütterung erhalten, durch welche das im Glase befindliche Oel (das bei ruhigem Zustande wegen des entgegenwirkenden Luftdruckes nicht ausfließen würde), in ganz kleinen Portionen am Stift herunter auf die Welle läuft. (Zeitschrift für Eisenindustrie, durch die Dresdener Gewerbevereins-Zeitung) Ueber trockene Zapfenlager. Ueber trockene Zapfenlager, d.h. Lager welche bei 10,000 Umdrehungen in der Minute ohne jedes äußere Schmiermittel, als Oel, Fett, Wasser oder Graphit, sich nicht warm laufen, berichtet der Engineer Folgendes: Die Erfindung ist eine amerikanische, für deren Verwerthung sich in England eine Gesellschaft gebildet hat; das Material für die Lager wird Metaline genannt, sieht aus wie Graphit, ohne daß es welcher ist, noch solchen enthält. Im Bureau der Gesellschaft in High-Holborn (London) werden Jedermann die erstaunlichen Resultate gezeigt. Es laufen dort Zapfen von 1/4 Zoll bis 6 Zoll Durchmesser mit den verschiedensten Geschwindigkeiten – Dampfmaschinen-Krummzapfen von 100 bis 150 Umgängen in der Minute – Spinnstuhlspindeln von 3000 bis 10,000 Umdrehungen pro Minute, ohne jede Schmiere, und ohne daß die Lager oder Pfannen warm werden. Nimmt man den Deckel von einem Lager, dessen Zapfen schon längere Zeit gelaufen, ab, so hat letzterer eine spiegelblanke Politur, was der beste Beweis für die geringe Reibung im Lager ist, da ja bekanntlich alle Schmiermittel keinen anderen Zweck haben, als die Ungleichheiten und Unebenheiten der sich reibenden Körper auszufüllen und deren Adhäsion zu verhindern. Dieses scheint nun durch das Metaline selbst, dessen Zusammensetzung vorläufig noch Geheimniß ist, ohne äußere Schmiermittel erreicht zu werden. Bei größeren Zapfen werden Metalinestäbe in die Lager eingeschoben, für Spindeln werden Hülsen und Pfannen davon geformt. Gegenwärtig werden in einer der Spinnereien Bright's sowohl mit Spindeln, als auch mit einem Krummhaken von 8 Zoll Durchmesser, 10 Zoll Länge und einem darauf lastenden Gewicht von 260 Centnern Versuche gemacht, und besteht das Metaline diese letztere Probe, so wird der allgemeinen Einführung desselben nichts mehr im Wege stehen. Welche außerordentliche, tiefeingreifende Wichtigkeit für das ganze Maschinenfach diese Erfindung hat, wenn sie sich als vollkommen bewährt, ist leicht ersichtlich, und wäre die Ersparniß an Geld und Zeit, besonders für Eisenbahnen, Spinnereien und alle Fabriken mit Maschinenbetrieb eine enorme. (Industrie-Blätter, 1870 S. 87.) Jetzt liegen uns die betreffenden amerikanischen Patentbeschreibungen vor und wir ersehen daraus, daß die Zusammensetzung des Metalins eine höchst dehnbare ist und die angepriesene Wirksamkeit gerechten Zweifeln unterliegen darf. Die erste Vorschrift besteht darin daß 80 Thle. feingemahlenes Pockholz (Lignum vitae) unter allmählichem Zusatz mit 20 Thln. Wallrath zusammengemahlen und das Ganze dann in einer Form stark gepreßt wird. Daran schließen sich nun noch folgende 13 verschiedene Vorschriften: I. 80 Thle. Elfenbeinstaub und 20 Thle. Wallrath; II. 99   „ Zinn und 1 Thl. Petroleumrückstand; III. 95   „ Zink und 5 Thle. geschmolzener Kautschuk; IV. 90   „ Anthracit und 10 Thle. ölfreier Talg; V. 98   „ Bronze (am besten aus 93 Proc. Kupfer, 6 Proc. Zinn und 1 Proc. Bleioder Zink bestehend) und 2 Thle. geschmolzener Kautschuk; VI. 96   „ Typenmetall und 4 Thle. geschmolzener Kautschuk; VII. 95   „ Zinnoxyd und 5 Thle. Bienenwachs; VIII. 50   „ Eisen, 1/2 Thl. Paraffin und 50 Thle. Zinn; IX. 80   „ Blei und 20 Thle. Cannelkohle; X. 92   „ frische Knochen und 8 Thle. Bienenwachs; XI. 90   „ präparirte Thonerde und 10 Thle. Wallrath; XII. 95   „ möglichst quarzfreier Kupferglanz und 5 Thle. geschmolzener Kautschuk; XIII. 86   „ Blei, 12 Thle. Lampenruß und 2 Thle. Bienenwachs. Diese Zusammenstellung spricht wohl genügend für den Werth des „Metaline.“ (Deutsche Industriezeitung, 1870, Nr. 24.) C. N. Gregory's Verbesserungen an Papiermaschinen. Diese Verbesserungen betreffen ausschließlich Vorkehrungen, welche dazu dienen sollen, eine starke Abnutzung des endlosen Metalltuches zu verhüten. Zu diesem Zwecke überzieht Gregory die Leit- und Spannwälzchen wie auch die Tragwälzchen mit irgend einer weichen nachgebenden Substanz, z.B. mit vulcanisirtem Kautschuk, Gutta-percha, Leder, Filz oder wollenem Tuch. Ebenso bekleidet derselbe die Ränder des Vacuum- oder Saugkastens, über welche das Metalltuch streicht, mit einem derartigen Stoff. Für die Hauptwalze am Anfange der Papiermaschine ist ein Filzüberzug am zweckmäßigsten befunden worden. (Bayerisches Industrie- und Gewerbeblatt, 1869 S. 24.) Grand's Methode zum Gießen innen verzinnter Bleiröhren. Zur Herstellung von innen verzinnten Bleiröhren, welche zu Wasserleitungen etc. wegen ihrer Unangreifbarkeit durch die Flüssigkeit bedeutende Vortheile vor bleiernen haben, gibt Julien Grand jun. folgendes Verfahren an: Die beiden geschmolzenen Metalle werden in eine horizontale Form mit hohlen Zapfen eingegossen, während diese mit großer Geschwindigkeit um ihre Achse gedreht wird. Blei und Zinn werden beide in einem einzigen Tiegel geschmolzen, welcher am Boden mit einem Stöpsel oder Hahn versehen ist, von welchem aus eine Röhre in einen der hohlen Zapfen der Gußform führt. Sobald das Metall geschmolzen ist, öffnet man den Stöpsel; das Blei, als das schwerere der beiden Metalle, strömt zuerst in die Form und bildet den äußeren Umfang des Rohres, während das später in die Form gelangende Zinn die innere Schicht bildet; beide Metalle verbinden sich im flüssigen Zustande mit einander. Der so erhaltene Blei-Zinn-Cylinder wird sodann aus der Form genommen, um in die hydraulische Presse gebracht zu werden, in welcher er zu einer Röhre von beliebigen Dimensionen umgewandelt wird, je nach der Stärke der Dorne und der Weite der Zieheisen welche in die Presse eingesetzt werden. Um in dem gemeinsamen Schmelztiegel die Scheidung des Bleies von dem Zinn möglichst gut zu bewerkstelligen, befestigt man über der Oberfläche des Bleies einen Rost oder Trichter, auf welchem das Zinn zum Schmelzen kommt; besser noch bildet man den Schmelzapparat aus zwei über einander stehenden Tiegeln mit Stöpseln im Boden, in der Art, daß man zuerst das Blei und erst später das zur Bildung des inneren Rohrüberzuges dienende Zinn in die Form strömen läßt. (Armengaud's Génie industriel, März 1870, S. 154.) Zur Bessemerstahl-Fabrication. Mit dem 12. Februar d. J. ist eine erhebliche Ermäßigung der bisher an Bessemer für Anwendung seiner patentirten Erfindung (Fabrication des sogenannten Bessemerstahles) zu zahlenden Abgabe eingetreten. Während dieselbe bisher für Schienen 1 Pfd. Sterl. und für andere Fabricate 2 Pfd. Sterl. pro Tonne betrug, wird sie künftig für alle Stahlwaaren nur 2 Sh. 6 Pence ausmachen. In England werden in Folge dessen bereits vielfache Bestellungen auf Stahlschienen zum Ersatz für die abgenutzten Eisenschienen gemacht. (Württembergisches Gewerbeblatt, 1870, Nr. 12.) Ueber Eisenmangan zur Fabrication von Bessemerstahl; von Math. Darmstadt. In einigen Bessemer-Stahlwerken Englands und Nordamerika's wird ein in England producirtes Eisen, genannt Ferromanganese zum Ersatze des deutschen Spiegeleisens angewendet. Der Verfasser fand in demselben: Eisen 73,474 Mangan 21,064 Kobalt 0,007 Zink 0,062 Kupfer 0,072 Blei 0,011 Aluminium   Spur Titan 0,011 Calcium 0,175 Magnesium 0,035 Arsen 0,001 AntimonZinn 0,030 Phosphor 0,109 Schwefel      Spur Silicium 0,059 Kohlenstoff 4,805 In der Schlacke Sauerstoff der KieselsäureSauerstoff der Basen 0,0250,010 –––––– 99,950 Auf Stickstoff, Lithion und andere Alkalien wurde das Metall nicht geprüft. Die untersuchte Probe erhielt der Verfasser durch Hrn. Dr. A. Schmidt, Dingenten des Bessemer-Stahlwerkes zu Fray in Nordamerika. (Fresenius' Zeitschrift für analytische Chemie, Bd. VIII S. 114.) Man sehe Prieger's Verfahren zur Fabrication des Eisenmangans im polytechn. Journal, 1865, Bd. CLXXVII S. 303. Gewinnung von Gold in schwammiger Form. Nach Prat erhält man das Gold in schwammiger Form, wenn man eine zehnprocentige Lösung von Anderthalbfach-Chlorgold in der Kälte durch gepulvertes doppelt-kohlensaures Kali sättigt, alsdann 1 Aequivalent von demselben Bicarbonat in gesättigter Lösung auf 1 Aequivalent Goldsalz zusetzt und schließlich unter Hinzufügung von 5 Aequivalenten gepulverter Oxalsäure kochen läßt. Alles Gold schlägt sich dadurch in zusammenhängender Masse als Goldschwamm nieder. (Berichte der deutschen chemischen Gesellschaft zu Berlin, 1870, Nr. 8.) Verfahren, eine Vermischung von Sodakrystallen mit Glaubersalzkrystallen zu erkennen; von Dr. Hermann Hager. Eine mit Glaubersalz verfälschte rohe Soda ist bei den meisten Kleinhändlern etwas ganz Gewöhnliches und im Detailverkauf schon zu einem Usus geworden, in welchem man keinen Betrug mehr zu finden scheint. Da bisher noch keine brauchbare Methode angegeben ist, wie der Nichtchemiker die Glaubersalzkrystalle neben den kleineren Sodakrystallen sicher zu erkennen vermag, so wurde auch die Nachweisung der Verfälschung, welche nur der Chemiker constatiren konnte, vernachlässigt, und die vom Kaufmann anfangs schüchtern gewagte Verfälschung hat sich zu einer selbstverständlichen Unsitte ausgebildet. Dr. Hager nun, um die erwähnte Verfälschung nachzuweisen, eine Lösung von 1 bis 2 Theilen Sublimat (Quecksilberchlorid) in 100 Th. Weingeist von circa 80 Procent. Von den fraglichen Sodakrystallen wählt man kleinere Krystalle oder Stückchen und breitet sie auf einer einfachen Schale m der Art aus, daß ein Stückchen von dem anderen circa 1/2 Centimeter entfernt liegt. Diese Krystalle übergießt man mit der Sublimatlösung. In wenigen Augenblicken sieht man die Sodakrystalle sich rothbraun färben, während die Glaubersalzkrystalle farblos bleiben. Die Sublimatlösung verliert dabei nicht ihre Durchsichtigkeit und Farblosigkeit. Man kann sie daher von den Krystallen abgießen und noch einige Male zu demselben Zwecke verwenden. Das Mißliche an diesem Verfahren ist die Giftigkeit der Sublimatlosung; man kann dieselbe aber mit einigen Tropfen Benzin und Terpenthinöl parfümiren. Pharmaceutische Centralhalle, 1870, Nr. 10.) Ueber die Darstellung reinen Bromkaliums. Nach Adrian ist das im Handel vorkommende Bromkalium nur selten rein. Mehrere von ihm untersuchte Proben enthielten durchschnittlich 10 bis 15 Proc. fremdartige Bestandtheile in einer Probe betrug aber der Gehalt an letzteren 35 Procent. Die Beimengungen bestanden in der Hauptsache aus schwefelsaurem Kali (bis 3,3 Proc.), Chlorkalium (bis 30,0 Proc.), freiem oder kohlensaurem Alkali (bis 4 Proc.), Jodkalium und bromsaurem Kali. Es ist nicht möglich, aus solchen Producten durch einfache Operationen ein völlig reines Präparat zu gewinnen; man muß daher, um reines Bromkalium zu erhalten, das zur Darstellung desselben zu verwendende Brom einer Reinigung unterwerfen. Diese gelingt, indem man das käufliche Brom mit Wasser und wenig Aether schüttelt. Hierbei löst sich das vorhandene Bromchlorür wegen seiner größeren Löslichkeit im Aether und wird unter der Einwirkung des Wassers in Chlorwasserstoffsäure und Brom zerlegt. Durch mehrere successive Waschungen gelangt man dahin, das Chlor vollständig zu entfernen. Schüttelt man hierauf das Brom mit wenig Stärkekleister, so entzieht man ihm seinen Gehalt an Jod. Durch Destillation des so behandelten Broms erhält man ein chlor- und jodfreies Product, welches durch Lösen in chlor- und schwefelsäurefreier Kalilauge ein Gemenge von Bromkalium und bromsaurem Kali liefert. Letzteres wird durch Glühen in Bromkalium verwandelt, welches man in Wasser löst und krystallisiren läßt. Man erhält so ein Product, welches bezüglich seiner Reinheit vollkommen genügt, um zu medicinischen Zwecken verwendet zu werden. Auch Bobierre und Herbelin haben sich mit der Aufgabe beschäftigt, das Bromkalium von dem sehr häufig darin vorkommenden Gehalt an Jodkalium zu befreien. Sie empfehlen, das Bromkalium in sehr wenig Wasser zu lösen, nach und nach Bromwasser zuzufügen, und darauf die Lösung zum Sieden zu erhitzen. Taucht man nach dem jedesmaligen Zusatz von Bromwasser unter Umrühren ein Stärkepapier in die Flüssigkeit, so sieht man die eintretende Reaction des Jods auf die Stärke allmählich abnehmen und schließlich verschwinden. Ein Ueberschuß von Brom ist zu vermeiden. Bekanntlich wird das Jod durch Brom aus seinen Verbindungen ausgetrieben. Die von Jod befreite Lösung wird zur Trockne verdampft, und der Rückstand umkrystallisirt. (Journal de Pharmacie et de Chimie, t. XI p. 17 st 166; polytechnisches Centralblatt, 1870 S. 777.) Ueber californischen Borax; von Archibald Campbell. In seinem Vortrag über diesen Gegenstand in der Sitzung der Philosophical Society zu Glasgow vom 14. Februar d. J. erinnerte Campbell zunächst an den Borax aus Thibet, welcher unter dem Namen „Tinkal“ nach Europa kommt, sowie an das Product der toscanischen Lagunen und an die seit einigen Jahren aus Peru uns zukommenden Borsäureverbindungen, welche hauptsächlich aus borsaurem Kalk mit wechselnden Mengen von borsaurem Natron bestehen. Nach ausführlicheren Bemerkungen über diese Lagerstätten und über die von Walker ausgesprochenen Ansichten in Bezug auf ihre Entstehung theilte Campbell mit, daß kürzlich bei Halberstadt (Staßfurt), ferner in Siebenbürgen, in Ceylon, in mehreren Mineralquellen von Ost-Canada und im Seewasser an der californischen Küste Borax aufgefunden worden sey. Der wichtigste unter den in der neuesten Zeit entdeckten Fundorten ist aber der Boraxsee in Californien. Dieser See liegt ungefähr 40 (engl.) Meilen vom Stillen Ocean und 60 Meilen von Suisum-Bai entfernt. Zwischen ihm und dem etwa 25 Meilen langen Clear Lake (klaren See) findet sich eine bedeutende Ansammlung von vulcanischen Producten, unter denen namentlich Obsidian und Bimsstein vertreten sind, zu einer beide Seen von einander trennenden Bergkette lose zusammengehäuft. In der ganzen Gegend sind in allen der Küstenregion angehörenden Bergketten heiße Quellen und die Ueberbleibsel dereinstiger Solfataren vorhanden. An mehreren Stellen lassen sich deutlich Hebungen mit steil emporgerichteten Schichten wahrnehmen, wo sich die vulcanische Thätigkeit einen Weg gebahnt hat und die aller Wahrscheinlichkeit nach mit den im Südwesten vorhandenen Geysirs in Verbindung stehen und in querer Richtung ganz oder beinahe ganz durch die Gebirgskette hindurchsetzen. In diesem eigenthümlichen Felde vulcanischer Wirkungen liegt nun der in Rede stehende Boraxsee. Der von ihm eingenommene Flächenraum ist je nach der Jahreszeit und den Witterungsverhältnissen verschieden. Im September 1863 war er ungefähr 4000 Fuß lang und an der breitesten Stelle 1800 Fuß breit; seine Länge war früher doppelt so groß als jetzt, wie sich dieß an der Beschaffenheit des Bodens deutlich erkennen läßt. In manchen sehr dürren Jahren liegt der See ganz trocken; im September 1863 dagegen war das Wasser ungefähr 3 Fuß tief. Dieser See wurde zuerst durch die Mittheilungen von Dr. Beatch bekannt, welcher ihn im September 1856 untersuchte und Borax in seinem Wasser entdeckte. Erst mehrere Monate später wurde ein ausgedehntes Lager von krystallisirtem Borax auf dem Boden des Sees entdeckt. Das Land in dem Districte ist Eigenthum der „californischen Borax-Compagnie.“ Das zum Behufe der Analyse im Jahre 1863 aus dem See geschöpfte Wasser enthielt per Gallon 2401,56 Grains fester Substanzen, von denen ungefähr die Hälfte in Chlornatrium, ein Viertel in kohlensaurem Natron und der Rest wesentlich in borsaurem Natron bestand; dieser Rest enthielt nämlich 281,48 Grains wasserfreies Natronborat, entsprechend 535,08 Gr. krystallisirtem Borax; 13 Gallons des Wassers enthalten somit 1 Pfd. Boraxkrystalle. Auch fanden sich Spuren von Jod- und Bromverbindungen. Die Größe der Krystalle des erwähnten Lagers auf dem Boden des Sees ist sehr verschieden; sie schwankt vom mikroskopisch Kleinen bis zum Durchmesser von 2 bis 3 Zoll. Dieselben enthalten einen bläulichen Schlamm beigemengt; zuweilen wechsellagern mehrere Schichten von diesem Schlamme mit Schichten von Boraxkrystallen. Nach einer oberflächlichen Veranschlagung liegen auf dem Boden des Sees mehrere tausend Tonnen Borax. Das rohe Salz wird schon in einem so reinen Zustande gewonnen, daß die Probirer in San Francisco demselben vor dem aus dem Auslande bezogenen raffinirten Borax den Vorzug geben. In der Nähe des Sees existirt eine heiße Quelle von merkwürdiger Beschaffenheit; dieselbe soll per Minute ungefähr 300 Gallons Wasser geben. Campbell gab folgende Zusammensetzung ihres Wassers an (die Zahlen bezeichnen die in 1 Gallon Wasser enthaltene Anzahl von Grains): Chlorkalium Spur Chlornatrium 84,62 Jodmagnesium 0,09 Brommagnesium Spur zweifach-kohlensaures Natron 76,96        „                „          Ammon 107,76 zweifach-borsaures Natron 103,29 schwefelsaurer Kalk Spur Thonerde 1,26 Kohlensäure (nicht gebunden) 36,37 Kieselsäure 8,23 bei Rothgluth flüchtige Substanzen 65,77 –––––– 484,35 Diese Zahlenangaben beziehen sich auf wasserfreie Salze; somit repräsentiren die 103,29 Grains Biborat 195,35 Gr. krystallisirten Borax. (Chemical News, vol. XXI p. 91; Februar 1870.) Zur Geschichte der Darstellung künstlichen Alizarins; von Dr. P. Bolley. Aus der Geschichte der Darstellung künstlichen Alizarins verdient vor Allem hervorgehoben zu werden, daß die ursprünglichen Entdecker Gräbe und Liedermann einerseits in den Annalen der Chemie und Pharmacie (VII. Supplementband, S. 257) eine ausgedehnte Abhandlung veröffentlichten, worin alle theoretischen Anhaltspunkte genau präcisirt sind. Diese Abhandlung enthält eine ziemlich vollständige Geschichte der Arbeiten, welche einerseits über Anthracen und dessen Abkömmlinge, andererseits über Alizarin und dessen Begleiter in der Krappwurzel ausgeführt wurden. Wir sind genöthigt, uns auf die Verweisung an das Original zu beschränken, weil sie für unseren Raum zu groß, und obschon reich an technisch verwerthbaren Mittheilungen, doch hauptsächlich theoretische Erörterungen enthält. Andererseits sind jetzt die englischen Patente, welche die beiden Verfasser in Verbindung mit Caro genommen haben, sammt den Zusätzen veröffentlicht, die sie in ihrem französischen Patente hinzufügten. Das vom 25. Juni 1869 datirte englische Patent wurde in den Berichten der deutschen chemischen Gesellschaft zu Berlin (1870, Nr. 7) in deutscher Uebersetzung gegeben und daraus in diesem Bande des polytechn. Journals S. 359 (zweites Maiheft 1870) mitgetheilt. In dem Mémoire descriptif vom 18. Januar 1870, welches zu dem französischen Patent gehört, wird in etwas ausführlicherer Weise als im englischen Patent die Möglichkeit des Durchgehens durch die Sulfoverbindung (anstatt durch die Bromverbindung) des Anthrakochinons beschrieben und neben dieser Modification des Verfahrens ebenfalls die Umstellung der Operationen, d.h. Bereitung der Sulfosäure des Anthracens zuerst und nachheriges Oxydiren derselben betont; ebenso geschieht dieß in einem Zusatz vom 3. November 1869 zu dem ursprünglichen Gräbe-Liebermann'schen Patente (vom 4. December 1868). Es verdient bemerkt zu werden, daß auch H. Siegle (das wohlbekannte Farblackegeschäft in Stuttgart) unterm 17. December 1869 ein Patent in Frankreich nahm, dessen Inhalt ebenfalls auf die Darstellung der Sulfanthrakochinonsäure hinausläuft. Aus diesem Patente ist, seiner etwas unbestimmten Redaction wegen, weniger Erkenntniß der Vorgänge zu schöpfen, als aus dem vorhergehenden. Wir dürfen aber nicht unterlassen zu bemerken, daß uns von mehreren Seiten mitgetheilt wurde, die genannte Fabrik producire ein ganz vorzügliches künstliches Alizarin. Da jede Notiz über Erfahrungen aus der Geschichte einer Erfindung, welcher reformatorische Tragweite zugeschrieben werden muß, in den Anfangsstadien von Werth ist, wenn auch nur von vorübergehendem, so theilen wir Nachstehendes aus dem Briefe eines in dem vorliegenden Gebiete sehr gewandten Industriellen in Unteritalien mit. Er findet zuerst, daß die Pastenform vor der Hand noch beibehalten werden sollte, da sich die getrockneten und gemahlenen künstlichen Alizarine lange nicht so gut und schnell auf dem Stoffe fixiren lassen, als die pastenförmigen. Das Gessert'sche und Meister-Luzius'sche Alizarin (en pâte) sollen nach dem gleichen Beobachter die 10–12fache Färbekraft des in Italien dargestellten Garancin haben. Die beiden Präparate verhalten sich nach demselben Industriellen verschieden. Das Elberfelder findet er in den Farbtönen dem Garancin ähnlicher, glaubt es darum für Druckartikel besser als das Höchster Präparat, das unavivirt ein zu braunes Roth liefere. Aus Türkischroth geben beide (en pâte) ausgezeichnete brillante aber etwas in's Gelbe ziehende Farben. Auch da steht das Elberfelder Alizarin den Garancinfarben näher im Ton, aber das Höchster Product habe intensivere vollere Farben gegeben. Das Präparat der Elberfelder Fabrik werde in Italien zu 50 Thlr. das Pfd., = 375 Francs das Kilogramm angeboten, während das Garancin auf 4 Francs 80 Cent. zu stehen komme. Der Preis des ersteren ist darum 78 Mal höher als der des letzteren. Die Vergleichung der Färbekraft ergibt aber eine ziemlich ungünstigere Ziffer für das künstliche Alizarin. Es kommt hinzu, daß die Krapppreise in nächster Zukunft fallen werden. Freilich ist das Nämliche für das Anthracen in Aussicht. Weit entfernt, die bis jetzt erlangten Resultate für entmuthigend zu halten, sehen wir im Gegentheil das Ziel langsam aber sicher näherkommend. (Schweizerische polytechnische Zeitschrift, 1870, Bd. XV S. 51.) Unächter Aufsatz auf Türkischroth. Man pflegt jetzt vielfach türkischrothen Garnen, welche man entweder nicht dunkel genug gefärbt hat, oder deren Lüfter nicht sehr schön ist, durch einen nachherigen Aufsatz mit Fuchsin und einem gelben Farbstoffe eine dem wohlgelungenen Türkischroth gleiche Farbe zu geben. Als gelbfärbendes Agens nimmt man dabei gewöhnlich Curcuma. Das Verfahren ist folgendes: Das türkischrothe Garn wird zur Entfernung sämmtlichen Oeles mit Soda gut ausgekocht, und zwar verwendet man am besten eine eingradige Lösung. Darauf wird das Garn gut gewaschen. Auf 50 Pfund solchen Garnes kocht man dann 7 1/2 Pfund Curcuma gut ab und färbt das Garn in dieser Flotte kochend. Man hebt heraus und setzt der Flotte 2 Pfund Salzsäure hinzu, bringt das Garn wieder ein und läßt es über Nacht in der angesäuerten Flotte stehen. Man wäscht und schreitet zum Beizen. Dann löst man 3 Pfund Alaun in Wasser auf; ebenso löst man 5 Pfd. Bleizucker in Wasser. Beides gießt man zusammen, läßt absetzen und verwendet die klare Flüssigkeit, welche man so weit verdünnt, daß man die 50 Pfd. Garn bequem darin herumnehmen kann. Man zieht in dieser Flotte das Garn beiläufig sechsmal umher und färbt die angegilbte Baumwolle nun mit Fuchsin vollends roth. Zu diesem Zweck löst man 4 Loth Fuchsin in Wasser auf, setzt die klare Auflösung einer kalten, genügend großen Flotte zu und färbt in dieser das Garn bis zur Erreichung der gewünschten Nüance. (Musterzeitung für Färberei etc., 1870, Nr. 20.) Ueber die Productions- und Consumtionsverhältnisse der Anilin- und Anilinfarben-Fabrication. In diesem Betreff gingen mir durch die Güte des Hrn. Dr. J. Gessert in Elberfeld folgende Notizen zu. Von Anilinöl wurden consumirt 1867     1,500,000 Pfd. 1868     2,000,000   „ 1869 3–3,500,000   „ Mithin werden gegenwärtig täglich 100 Ctr. Anilinöl verarbeitet. Von obigen Mengen verbrauchte Deutschland 2 Mill. Pfd., der Rest vertheilt sich auf die Schweiz, auf England und Frankreich, und zwar in der Reihenfolge der Nennung dieser Länder. Producirt wurden in Deutschland kaum 1,000,000 Pfd. Anilinöl, der Rest wurde von Frankreich eingeführt, welches jährlich mehr als 1 1/2 Mill. Pfd. Anilinöl producirt. England, obgleich der Hauptproducent von Benzol, hat die geringste Anilinölfabrication und bezieht einen Theil seines Bedarfes noch von Frankreich. – Der Gesammtwerth der im J. 1868 producirten Anilinfarben dürfte sich auf 4–4 1/2 Mill. Thlr. belaufen. – Das enorme Uebergewicht, welches die deutsche Anilinfarbenfabrication gewonnen hat, ist größtentheils eine Folge des Patentschutzes, welcher das Aufblühen dieser Industrie in Frankreich und England verhindert. Beide Länder bilden jetzt die Hauptabsatzmärkte für die deutschen und schweizerischen Fabriken. Bezüglich des Jodgrüns äußert sich Dr. Gessert in folgender Weise: Bei der Fabrication von Jodgrün hat sich im J. 1869 eine Umwandlung in der Weise vollzogen, daß in Folge der ausgezeichneten Untersuchungen von A. W. Hofmann (polytechn. Journal, 1869, Bd. CXCIV S. 66) die Anwendung von Jodäthyl fast ganz aufgehört hat und an seiner Stelle jetzt hauptsächlich Jodmethyl angewendet wird. Die Jodwiedergewinnung hat sich wesentlich vervollkommnet und werden jetzt circa 60 Proc. des angewendeten Jods zurückgewonnen. Die Menge des verschwindenden Jods ist also noch sehr bedeutend und erklärt sich zum Theil dadurch, daß die Jodfarben noch theilweise als jodwasserstoffsaure Verbindungen verkauft werden (so die spirituslöslichen Violette). Aber auch die unvermeidlichen Verdampfungsverluste bei den Arbeiten mit den leichtsiedenden Jodüren bilden eine erhebliche Ziffer. In Summe wurden pro 1869 an englischem und französischem Jod in den Farbefabriken consumirt circa 90,000 Pfund. Hiervon kommen auf Norddeutschland (hauptsächlich Rheinprovinz) 65,000 Pfd., der Rest auf Frankreich, England und die Schweiz. Diese Zahlen zeigen ziemlich genau die Stellung, welche die deutsche Fabrication in der Anilinfarbenfabrication überhaupt einnimmt. Es ist abermals eine Reihe von Versuchen gemacht worden, das Brom in der Farbenindustrie als Ersatz für das Jod zu verwenden, hauptsächlich in Folge des Vorschlages von A. W. Hofmann, Bromamyl zu benutzen. Doch hat das Brom trotz seines niedrigen Preises sich bisher nicht recht einbürgern wollen und findet das seinen Grund darin, daß erstens die mit Brom gemachten Farben etwas weniger glänzend wurden, als die Jodfarben, und daß dann auch die Manipulationen mit Brom weit weniger bequem und glatt verlaufen, wie beim Jod. Prof. Dr. Rud. Wagner. (Deutsche Industriezeitung, 1870, Nr. 24.) Zink-Hochätzung. Die Firma Lefmann und Lourdel in Paris befaßt sich seit einiger Zeit mit Herstellung von phototypographischen Druckplatten zu industriellen und artistischen Zwecken. Ueber das Verfahren schreibt uns Hr. C. Lourdel: „Wir lösen Gelatine in Wasser auf, welches mit doppelt-chromsaurem Kali gesättigt ist, überziehen hiermit Papier, und belichten dieß nach dem Trocknen unter dem Negativ. Dann walzen wir es mit Ueberdruckschwärze ein, ziehen es auf einer Zinkplatte ab, und ätzen diese mit verdünnter Salpetersäure bis ein genügendes Relief vorhanden ist. Das so erhaltene Cliché wird auf eine Holzplatte geschraubt, und kann ohne Weiteres gedruckt werden. Der Preis des Quadrat-Centimeters solcher hochgeätzten Platten stellt sich auf 10 bis 15 Centimes. Das Verfahren ist gegenwärtig zur Reproduction directer Aufnahmen noch nicht verwendbar, wichtig aber für die Wiedergabe von Holzschnitten, Aetzungen etc., ferner zu genauen Reductionen von Karten und Zeichnungen, und namentlich zur Herstellung von Albums für Fabrikanten von Maschinen, Möbeln, Beleuchtungsgegenständen, Bronze- und Töpferwaaren u. dgl.“ (Photographisches Archiv, Juni 1870, S. 163.) Der Kohlensäuregehalt der Luft in Schulzimmern. Im Auftrage der Behörde hat Hr. Dr. Breiting in Basel die Luft der dortigen Schulzimmer auf ihren Kohlensäuregehalt geprüft, um festzustellen, in wie weit vielfach laut gewordene Klagen über die schlechte Luftbeschaffenheit begründet sind. Die Resultate dieser Untersuchung sind so selbstredend, daß wir hier nur eine Reihe der erhaltenen Werthe anführen wollen aus einem Zimmer, das einen Kubikinhalt von 251,61 Kubikmeter, 10,54 Quadratmeter Fenster und Thür hatte, und an dem Versuchstage 64 Kinder enthielt. Zeit der Messung Kohlensäuregehalt Vormittags    7 3/4 Uhr vor Beginn der Stunde               2,21 Proc.    8        „ bei Beginn der Stunde 2,48   „    9        „ Ende der Stunde 4,80   „    9        „ nach der Pause 4,7     „  10        „ vor der Pause 6,87   „  10        „ nach der Pause 6,23   „  11        „ Ende der Stunde 8,11   „  11        „ im leeren Zimmer 7,30   „ Nachmittags    1 3/4    „ vor der Stunde 5,3     „    2        „ Beginn der Stunde 5,52   „    3        „ vor der Pause 7,66   „    3        „ nach der Pause 6,46   „    4        „ Ende der (Gesangs-) Stunde 9,36   „    4        „ im leeren Zimmer 5,72   „ Des Vergleiches wegen sey hier daran erinnert, daß die reine Atmosphäre 4/10000 Kohlensäure enthält, und daß im Allgemeinen ein Kohlensäuregehalt von über 1 Proc. als gesundheitsschädlich angesehen wird. (Deutsche Vierteljahresschrift für öffentliche Gesundheitspflege.)