Titel: Soper's Hinterladungs-Gewehr.
Fundstelle: Band 197, Jahrgang 1870, Nr. LV., S. 219
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LV. Soper's Hinterladungs-Gewehr. Aus dem Mechanics' Magazine, April 1870, S. 260. Mit Abbildungen auf Tab. V. Soper's Hinterladungs-gewehr. Figur 24 stellt die Seitenansicht und Figur 25 den centralen Längendurchschnitt des mit sogen. Unmittelbar-Verrichtung (direct action) ausgestatteten Soper-Gewehres dar, welches gelegentlich der Ausstellung zu Basingstoke in Gegenwart einer Anzahl von Militär-Officieren durch Hrn. Warrick vom ersten Berks Freiwilligen-Regiment wirklich sechzigmal in einer Minute geladen und abgefeuert worden ist, wobei die Zeit vom Major Grimstone (von der königl. Artillerie) festgestellt wurde. Das Gewehr ist nach dem sich seitlich im Scharnier drehenden Verschlußblock-System construirt, welches Patronen verschiedener Länge genau central in das Rohr einzusetzen und aus demselben zurückzuziehen gestattet, wodurch dessen Revision und Reinigung sehr erleichtert ist. Ein solches Gewehr vereinigt auch große Einfachheit der Handhabung mit vollkommener Sicherstellung des Schützen. Wie man sieht, ist ein Hebel an der rechten Seite des Gewehres angebracht, welcher bei dieser Lage unmittelbar nach dem Abfeuern des Gewehres niedergedrückt werden kann, ohne daß hierzu die Armlage des Schützen sich zu ändern braucht. Durch ein solches Niederpressen des Hebels um circa 55 Grad wird gleichzeitig der Verschlußblock gehoben, der Hahn gespannt und die Patronenhülse ausgeworfen. Die Leichtigkeit mit der sich diese Operation ausführen läßt, erklärt sofort die merkwürdige Raschheit des mit diesem Gewehr abzugebenden Feuers; die Thatsache, daß eine einzige Bewegung sich nach vier verschiedenen Richtungen hin äußert – nämlich den Abzug, das Verschlußstück, den Hahn und den Patronenauszieher in Bewegung setzt –, ohne daß dazu eine andere Feder als die Schlagfeder des Enfield-Gewehres in Anspruch genommen wird, rechtfertigt unsere Mittheilung dieses Hinterladers schon genügend. Trotz der außerordentlichen Einfachheit des Mechanismus kann, wie leicht einzusehen ist, der Hammer des Schlosses die Patrone in keinem Falle eher zur Entzündung bringen, als bis der Verschlußblock vollständig an dem ihm bestimmten Platz angelangt ist. Die Verschlußfestigkeit wurde durch Schießversuche mit 200 Gran (grains) Pulver und Bleistöpseln von 530 Gran Gewicht erprobt. Auch wurden gefüllte Dienst-Patronen, deren Boden man mit einer Säge aufgeschnitten hatte, so daß dem Gase ein freier Zugang in den Ladungsraum gestattet war, aus diesem Gewehr verfeuert, ohne daß dadurch die Thätigkeit der Verschlußtheile beeinträchtigt worden wäre. Ferner ist das Gewehr streng dadurch geprüft worden, daß man es vierzehn Tage lang unter Wasser liegen ließ und hierauf ebenso lang der Einwirkung des November-Wetters an freier Luft ausgesetzt ließ, wornach es ohne vorherige Oelung oder Reinigung wiederholt abgefeuert wurde, ohne daß sich irgend ein Anstand zeigte, nachdem es vorher die beim Select Committee zu Woolwich übliche Sand-Probe bestanden hatte. Aus der Durchschnittszeichnung Fig. 25 ersieht man, daß der Hahn D beim Zurückziehen des Drückers F, durch die Schlagfeder getrieben, den Schlagstift C des Gewehres in der Rohrachsen-Verlängerung trifft, wornach dieser Stift den Verschlußblock A passirt und hierbei seine Leitung durch das gewöhnliche Militär-Piston L erhält, welches auch den Hahn über die ihm angewiesene Position hinauszugehen verhindert und zugleich zum Aufsetzen eines gewöhnlichen Zündhütchens dienen kann, was bei dem jetzigen System der Mannschafts-Instruction, des sogenannten Schnappers oder Schnippers wegen, für Militär-Gewehre von Wichtigkeit ist. – Der Patronen-Extractor E ist so eingerichtet, daß er in einer Vertiefung der oberen Schloßplatte hin- und hergleitet, wenn ein vom Hahn bewegter Hebel auf ihn einwirkt, wodurch ein allmähliches aber kräftiges Entfernen der Patronenhülse vermittelt wird. – Der Schaft besteht aus einem einzigen Stück und ist sehr stark.

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