Titel: Untersuchungen über das Gold und seine Verbindungen; von J. P. Prat.
Fundstelle: Band 198, Jahrgang 1870, Nr. XIII., S. 60
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XIII. Untersuchungen über das Gold und seine Verbindungen; von J. P. Prat. Aus den Comptes rendus, t. LXX p. 840; April 1870. Prat, über das Gold und seine Verbindungen. Ich theile im Folgenden die ersten Ergebnisse meiner vor zwei Jahren begonnenen Untersuchungen über das Gold und dessen Verbindungen mit, welche ich zu dem Zwecke unternahm, das Fluorid dieses Metalles darzustellen und dann aus diesem durch Erhitzen das Fluor abzuscheiden. Zu diesem Behufe stellte ich mir die beiden Aufgaben: 1) das Gold ohne Vermittelung irgend eines anderen, freien oder gebundenen Halogens in Fluormetall umzuwandeln, um auf diese Weise jedem Einwurfe bezüglich der Identität und der Reinheit des nachher vom Golde abgeschiedenen Fluors von vorn herein zu begegnen; 2) ein Goldoxyd darzustellen, welches nicht nur mit den Wasserstoffsäuren, sondern auch mit den Sauerstoffsäuren Salze zu liefern vermag. Ueber die Rolle des Königswassers bei seinerEinwirkungEiwirkungauf das Gold. Meine Versuche gestatteten mir folgende Thatsachen zu constatiren: 1) wenn man die Bedingungen abändert, unter denen die Operation zur Verwandlung des Goldes in Chlorid angestellt wird, so erhält man abweichende Resultate; 2) wenn man das Verhältniß der beiden Säuren, aus denen das Königswasser besteht, abändert, so erhält man ebenfalls Chlorverbindungen von verschiedenem Goldgehalte; 3) wenn man ein Königswasser anwendet, in welchem die Chlorwasserstoffsäure vorwaltet, so strebt diese Säure Chlor in Freiheit zu setzen, indem sie die Salpetrigsäure zu Stickstoffoxyd reducirt, welches sich an der Luft zu Untersalpetersäure umwandelt; 4) enthält dagegen das Königswasser Salpetersäure in Ueberschuß, so wird an das Chlorid ein Atom Sauerstoff abgegeben. Seitdem ich diese Beobachtungen gemacht habe, bediene ich mich eines besonderen Königswassers. Um dasselbe darzustellen, genügt es die beiden Säuren vorher mit ihrem gleichen Volum Wasser zu verdünnen. Durch diese einfache Vorsichtsmaßregel läßt sich die Bildung von Chlorsalpetersäure verhindern. Goldschwamm. Eine 10procentige Lösung von Goldchlorid (AuCl³) wird bei gewöhnlicher Temperatur mit gepulvertem doppelt-kohlensaurem Kali genau neutralisirt; dann setzt man auf je 1 Aequivalent des Goldsalzes 1 Aequivalent desselben Kalisalzes, in gesättigter Lösung, hinzu. Die filtrirte Flüssigkeit versetzt man nach und nach mit beiläufig 5 Aequivalenten pulverisirter Oxalsäure in kleinen Antheilen, erhitzt darauf zum Sieden und unterhält dieses zwei Minuten lang, welche Zeit beiläufig hinreicht, damit sich alles reducirte Gold zu einer cohärenten Masse zusammenballen kann. Bei dieser Operation beobachtet man, daß alles Gold sich zu einem außerordentlich feinen Pulver reducirt. Diese feinen Goldtheilchen werden aber merkwürdigerweise bei der allmählichen Fällung durch eine gegenseitige Anziehung, welche die durch das Sieden hervorgebrachte Bewegung begünstigt, so fest aneinander haftend, daß sie bald eine schwammartige Masse bilden und keine Goldtheilchen in der Flüssigkeit vertheilt zurückbleiben. Das auf diese Weise gefällte Gold zeigt keine Spur von Metallglanz und gleicht hinsichtlich seiner Farbe und seines äußeren Ansehens einem wirklichen nassen Schwamm. Dieser Schwamm läßt sich ohne vorhergehendes Schmelzen zu einem Zaine verarbeiten. Nach dem Trocknen und Glühen behält der Goldschwamm seinen Zustand bei und besitzt die Eigenschaften der analogen porösen Körper. Das beschriebene Verfahren kann bei der Ermittelung, bei der Extraction und bei der quantitativen Bestimmung des Goldes in allen Fällen sehr gute Dienste leisten, denn es bietet folgende Vortheile dar: 1) das in Lösung befindliche Gold kann ganz vollständig von den meisten anderen Metallen getrennt werden; 2) seine Reduction erfolgt sehr rasch und absolut vollständig; 3) die gesammte vorhandene Goldmenge vereinigt sich zu einer cohärenten schwammigen Masse, so daß sie sehr leicht gesammelt werden kann; 4) das Gold kann in diesem Zustande rein ausgewaschen und gewogen werden; 5) endlich, erfordert das Verfahren nur sehr wenig Zeit und ist ganz einfach. Erhitzt man solchen Goldschwamm mit der Verbindung von Schwefelsäure und Jodsäure, 3 (SO³HO) + JO⁵HO, bis das Gemisch eine dunkle Orangefarbe angenommen hat, was bei der Temperatur gegen 300° C. erfolgt, so wird alles Gold oxydirt. Löst man das Product in rauchender Salpetersäure auf, so gibt die erhaltene Lösung, mit Wasser verdünnt und erhitzt, bald einen reichlichen braunen Niederschlag von schwefelsaurem Goldoxydul. Die zurückgebliebene Jodsäure findet sich in der Flüssigkeit mit Salpetersäure verbunden, welche sich der Schwefelsäure substituirt hat. Das auf diese Weise erhaltene schwefelsaure Goldoxydul wird ausgewaschen, getrocknet und vor dem Lichte geschützt aufbewahrt, da es sich durch letzteres ziemlich rasch verändert. Das schwefelsaure Goldoxyd kann krystallisiren, aber sehr schwierig. Im vollkommen trockenen Zustande ist das Oxydulsalz purpurroth. Beim Erhitzen zeigt es eine auffallende Beständigkeit. Es ist sehr hygroskopisch; durch eine große Menge Wasser wird es zu unlöslichem Oxydulsalz und zu Oxydsalz zerlegt, welches letztere in der Flüssigkeit zurückbleibt. Ich lege der Entdeckung der Schwefelsäuresalze des Goldes eine gewisse Wichtigkeit bei, weil sie einen neuen Weg zur Darstellung der Sauerstoffsalze dieses Metalles eröffnet. Chlorverbindungen des Goldes. Wird schwammförmiges Gold mit einer Lösung von Goldchlorid erhitzt, so löst es sich als intermediäres Chlorid auf. Goldchlorür, auf gleiche Weise behandelt, gibt das gleiche Resultat. Wird über irgend eine in geeigneter Weise erhitzte Chlorverbindung des Goldes ein Chlorstrom geleitet, so kann ein flüchtiges Chlorgold entstehen, welches mehr Chlor enthält als das Chlorid. Jodverbindungen des Goldes. Zur Darstellung von Goldjodür benutze ich wässerige Jodwasserstoffsäure an Stelle des Jodkaliums. Dieses Goldjodür (AuJ) löst sich in mit Jod gesättigter Jodwasserstoffsäure auf. Dampft man die erhaltene Lösung bei gelinder Wärme ein, so erhält man kleine rhomboedrische Krystalle von Goldjodid, einem neuen Salze. Neue Goldoxyde. Löst man unter Anwendung einer ungenügenden Menge Königswasser, welches Salzsäure in Ueberschuß enthält, Gold unvollständig auf und sättigt man die Flüssigkeit mit so viel zweifach-kohlensaurem Kali, daß der gebildete Niederschlag sich wieder auflöst, so erhält man eine orangegelbe Lösung. Man filtrirt dieselbe und erhitzt sie dann. Bei 55° C. beginnt sie sich zu trüben; bei 60° scheidet sich ein licht olivengrünes Hydrat aus ihr ab; von 65 bis 95° bildet sich ein anderes dunkel olivengrünes Hydrat. Man filtrirt dasselbe ab; das in der Flüssigkeit zurückgebliebene Gold ist im Zustande von Kalium-Goldchlorid vorhanden und läßt sich nach meiner Reductionsmethode augenblicklich und vollständig abscheiden. Das licht olivengrüne Oxyd enthält 8 Procent Sauerstoff. Das dunkel olivengrüne Oxyd hat einen Sauerstoffgehalt von 7,74 Procent, also eine Zusammensetzung welche der Formel AuO² entspricht. Eigenschaften des intermediären Goldoxydes (AuO²). – An der Luft gibt dieses Oxyd sein Hydratwasser von selbst ab und wandelt sich zu fast schwarzen, schweren, harten Massen von muschligem und glänzendem Bruche um. Das Licht hat keinen Einfluß auf dieses Oxyd, wodurch es sich von der Goldsäure (Au O³) unterscheidet. Beim Erhitzen verliert es bei ungefähr 250° C. seinen ganzen Sauerstoffgehalt. In den Wasserstoffsäuren löst sich dieses Oxyd sehr leicht. Seine kalt bereitete Auflösung in Chlorwasserstoffsäure ist dunkelgrün. Auch mit den Sauerstoffsäuren, wenn dieselben in concentrirtem Zustande angewendet werden, und besonders mit Beihülfe von Wärme, kann dieses Oxyd Verbindungen eingehen. Verdünnte Flußsäure verbindet sich mit dem intermediären Goldoxyd ohne dasselbe aufzulösen, was aber durch den Dampf dieser Säure gelingt. Die Flußsäure verhält sich auch hier wie eine wahre Sauerstoffsäure. Neues Goldoxyd. – Löst man Gold in einem Ueberschusse von Königswasser, mit vorwaltender Salpetersäure, übersättigt die erhaltene Lösung mit Kalibicarbonat und erhitzt sie, wie bei der Bereitung des intermediären Oxydes, so erhält man, anstatt des letzteren, ein orangegelbes Hydrat, welches nach dem Auswaschen und Trocknen ein Pulver bildet, das man mit gelbem Ocker verwechseln könnte. Dieses neue Oxyd ist am Licht unveränderlich; der Einwirkung der Wärme unterworfen, zeigt es eine sehr merkwürdige Erscheinung, durch welche es sich charakterisirt: gegen 200° C. entwickelt es Sauerstoff, indem es eine Menge weißer, höchst lebhaft glänzender Funken wirft; bei stärkerer Erhitzung läßt es dann seinen ganzen Sauerstoffgehalt fahren und als Rückstand bleibt reines Gold. Bei der Analyse dieses Oxydes (AuO⁴) fand ich, daß es im Mittel beinahe 15 Procent Sauerstoff enthält. Die löslichen Schwefelsäuresalze des Goldes verbinden sich mit den schwefelsauren Alkalien zu einem in Oktaedern krystallisirten Salze, welches ein Goldalaun zu seyn scheint. Aus dem Vorstehenden schließe ich: 1) daß das Gold durch Königswasser in Chlormetall von verschiedener Chlorirungsstufe verwandelt wird; der Grad der Chlorirung hängt von der Zusammensetzung des Königswassers, von der angewandten Menge desselben und von der Temperatur ab; 2) daß sich Gold vom höchsten Feingehalte (100/100) mit sehr geringem Zeitaufwands darstellen und zu einem Metallschwamm vereinigen läßt; 3) daß das Gold direct oxydirt und durch gewisse Sauerstoffsäuren in Salz umgewandelt werden kann; 4) daß ein flüssiges, flüchtiges Chlorgold existirt, von höherer Chlorirungsstufe als das Goldchlorid; auch existirt ein Jodid und ein Carbonat des Goldes; 5) daß ferner zwei Oxyde des Goldes existiren, welche zwei Reihen neuer Salze geben können.