Titel: Ueber die Zusammensetzung der rohen Schafwolle; von M. Märcker und E. Schulze.
Fundstelle: Band 198, Jahrgang 1870, Nr. XVIII., S. 79
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XVIII. Ueber die Zusammensetzung der rohen Schafwolle; von M. Märcker und E. Schulze. Im Auszug aus dem Journal für praktische Chemie, Bd. CVIII S. 193. Märcker und Schulze, über die Zusammensetzung der rohen Schafwolle. Die Genannten haben in dem Laboratorium der landwirthschaftlichen Versuchsstation zu Weende bei Göttingen auf Veranlassung des Hrn. Prof. Henneberg eine Untersuchung über die Zusammensetzung der rohen Schafwolle ausgeführt, aus welcher wir Folgendes mittheilen. 1) Ueber die Bestimmung des Fettgehaltes der Wolle. – Um den Fettgehalt der Wolle zu bestimmen, pflegt man dieselbe bis zur Erschöpfung mit Aether zu extrahiren, aus der filtrirten Lösung den Aether abzudestilliren und das zurückbleibende Fett zu wägen. Diese Methode liefert jedoch – so weit es sich wenigstens um die Bestimmung des Fettgehaltes der Rohwolle handelt – ungenaue Resultate. Denn selbst wenn man die Rohwolle vor der Extraction vollständig austrocknet und sie mit wasserfreiem Aether extrahirt, nimmt der Aether doch neben dem Fett eine gewisse Menge von Seife aus der Wolle auf. Das durch Extraction der Rohwolle gewonnene Fett hinterläßt daher beim Verbrennen stets Asche. Es scheinen besonders ölsaure Salze (ölsaures Kali mit etwas ölsaurem Natron) zu seyn, welche neben dem Fett durch Aether aus der Wolle gelöst werden. Man kann indessen das Wollfett von den beigemengten Seifen befreien, indem man die ätherische Lösung desselben wiederholt mit Wasser durchschüttelt. Die ätherische Schicht, welche sich in der Regel nach 24 Stunden von der wässerigen klar abgeschieden hat, liefert beim Verdunsten ein Fett, welches beim Verbrennen nur Spuren von Asche gibt, also fast völlig rein ist, während die wässerige Schicht die dem unreinen Wollfett beigemengten Seifen in Lösung enthält. Die Verf. fanden auf diese Weise, daß das aus roher Wolle durch Extraction mit Aether gewonnene Fett bis zu 19 Procent seines Gewichtes an mitgelöster Seife enthalten kann. Beim Waschen der Wolle mit Wasser wird bekanntlich die in derselben enthaltene Seife fast vollständig entfernt; gewaschene Wolle gibt daher an Aether reines Wollfett ab. Um bei der Bestimmung des Fettgehaltes der Rohwolle ohne Weiteres richtige Resultate zu erhalten, würde man somit der Extraction mit Aether eine Extraction mit kaltem Wasser vorangehen lassen können, wenn man nur sicher wäre, daß durch letztere kein Fett entfernt würde. Es scheint aber die Seifenlösung, welche bei Behandlung der Wolle mit Wasser entsteht, mit dem Wollfett eine Emulsion zu bilden und einen beträchtlichen Theil des letzteren von der Wolle abzulösen.Hartmann (Inaugural-Dissertation, Göttingen 1868, S. 13) schüttelte die Lösung, welche sich bei Behandlung von Merinowolle mit kaltem Wasser gebildet hatte, mit Aether. Derselbe nahm nur eine geringe Menge eines gelben harzähnlichen Körpers auf. Hartmann glaubte darnach annehmen zu müssen, daß bei Behandlung der Wolle mit kaltem Wasser kein Fett entfernt wird. Als er aber die Wolle mit warmem Wasser behandelte, bildete dieses mit dem über seinen Schmelzpunkt erwärmten Fett eine Emulsion und nahm einen beträchtlichen Theil desselben auf Durch eine gehörige Steigerung der Temperatur konnte er die Wolle in ihrem eigenen wässerigen Schweiße fast vollständig entfetten. Daß Märcker und Schulze bei der Behandlung der Wolle mit kaltem Wasser ein anderes Resultat erhielten, als Hartmann, erklärt sich vielleicht aus der Verschiedenheit des Fettschweißes der von denselben untersuchten Wolle. Durch den folgenden Versuch wird dieß bewiesen. 50,478 Grm. einer im Durchschnitt 6,96 Proc. Fett enthaltenden rohen Wolle (von einem Landschafe) wurden in einer Kochflasche mit destillirtem Wasser (von Zimmertemperatur) übergossen. Nach halbstündigem Stehen wurde die trübe Flüssigkeit abgespritzt,Zu diesem Zwecke wurde auf die Kochflasche, in welcher die Wolle enthalten war, ein doppelt durchbohrter, mit zwei Glasröhren versehener Kork aufgesetzt. Die eine dieser Glasröhren reichte bis in die Flüssigkeit hinab und war am unteren Ende mit feinem Leinen überbunden. Die zweite Glasröhre reichte nur bis an den Hals der Kochflasche. Indem man durch diese zweite Röhre Luft in die Kochflasche einblies, preßte man die Flüssigkeit durch die erstere Röhre und einen mit derselben verbundenen Kautschukschlauch in ein nebenstehendes Gefäß über, während die Wollfasern von dem Leinen, mit welchem die Glasröhre am unteren Ende überbunden war, vollständig zurückgehalten wurden. Wenn man die Wolle nicht in dieser Weise, sondern durch Auspressen unter Wasser mit der Hand wäscht, so ist vermuthlich der Verlust an Fett noch größer. dann neues Wasser aufgegossen, wieder abgespritzt, und so fort, bis das Wasser nichts mehr aufnahm. Die gewaschene Wolle wurde getrocknet und mit Aether extrahirt. Das filtrirte ätherische Extract hinterließ beim Verdunsten 2,226 Grm. Fett (= 4,41 Proc. der Rohwolle). Die wässerige Flüssigkeit hatte ein Volum von 8000 Kubikcentimet.; 2000 Kubikcentimeter derselben wurden zur Trockne verdampft, der Rückstand mit Gyps aufgerieben, bei 100° C. getrocknet und mit wasserfreiem Aether extrahirt. Das ätherische Extract gab 0,2910 Grm. (vermuthlich unreines) Fett. In 8000 Kubikcentimetern waren also 1,164 Grm. Fett (= 2,31 Proc. der rohen Wolle) enthalten. Es war in diesem Falle etwa 1/3 des gesammten Wollfettes in die Waschflüssigkeit eingegangen. Richtige Zahlen für den Fettgehalt der rohen Wolle erhält man also nur in der Weise, daß man dieselbe mit Aether extrahirt und das gewonnene Fett durch Schütteln mit Wasser reinigt. 2) Ueber die Bestimmung des Gehaltes der Wolle an Feuchtigkeit, Wollschweiß, Wollfett, reiner Wollfaser und Schmutz. – Die Bestandtheile, welche man in der rohen Wolle unterscheiden kann, sind 1) Wollfett (löslich in Aether), 2) Wollschweiß (löslich in Wasser, zum Theil auch in AlkoholWollfett und Wollschweiß begreift man zusammen unter dem Namen Fettschweiß.“ , 3) Wollfaser, 4) Schmutz, 5) hygroskopische Feuchtigkeit. Um den Gehalt der Wolle an diesen sämmtlichen Bestandtheilen zu bestimmen, haben Märcker und Schulze folgende Methode angewendet: Die Wolle wird in einer geräumigen Kochflasche abgewogen und dann vollständig ausgetrocknet (am zweckmäßigsten durch einen Strom von trockenem Wasserstoffgas, während die Kochflasche in siedendes Wasser taucht). Der Gewichtsverlust gibt den Gehalt der Wolle an Feuchtigkeit an. Die Wolle wird hierauf mit wasserfreiem Aether übergossen und die Lösung nach halbstündigem Stehen abgespritzt; diese Operation wird wiederholt, bis der Aether nichts mehr aufnimmt. Die ätherische Fettlösung wird in der beschriebenen Weise durch Schütteln mit Wasser gereinigt. Das beim Verdunsten des Aethers zurückbleibende Fett wird bei 100° C. getrocknet und gewogen. Der beim Verdunsten des Waschwassers bleibende Rückstand wird zu dem in Wasser löslichen Antheil der Wolle hinzu addirt. Die mit Aether erschöpfte Wolle wird hierauf mit kaltem destillirten Wasser bis zur Erschöpfung extrahirt. Die wässerigen Extracte werden durch Abspritzen von der Wollfaser getrennt, dann vereinigt und gemessen. Zur Bestimmung ihres Gehaltes an festen Theilen wird eine abgemessene Menge derselben, nachdem sie zuvor durch Filtration von den beigemengten Schmutztheilen befreit ist, in einer gewogenen Platinschale im Wasserbade zur Trockne verdampft. Die Schale mit dem Rückstand trocknet man auf heißem Sand im luftverdünnten Raume, bis ihr Gewicht constant ist. Der Rückstand bildet nach völliger Austrocknung eine braune, leicht zerreibliche Masse. Die mit Aether und Wasser erschöpfte Wolle behandelt man mit Alkohol. Es lösen sich in demselben noch geringe Mengen von Seife. Um die in Wasser und Alkohol unlöslichen oder schwer löslichen Seifen der Erdalkalien zu entfernen, läßt man der Extraction mit Alkohol noch eine solche mit verdünnter Salzsäure (im Liter 4 Kubikcentimeter concentrirte Salzsäure) folgen. Man wäscht mit Wasser nach, bis alle Säure entfernt ist. Das Extract wird eingedampft, und der Rückstand auf heißem Sand im luftverdünnten Raum getrocknet, bis sein Gewicht constant ist.Bei schmutzreichen Wollen gehen durch die verdünnte Salzsäure nicht unbeträchtliche Mengen Kalk in Lösung. Der größte Theil desselben stammt vermuthlich nicht von Kalkseifen, sondern von dem im Schmutze enthaltenen Kalkstaub her. Die genannten Seifen können bei der Behandlung mit Salzsäure zersetzt werden; um die Wolle ganz frei von Fettsäuren zu erhalten, ist es daher nothwendig, der Extraction mit Salzsäure noch eine solche mit Alkohol und Aether folgen zu lassen. Die in solcher Weise extrahirte Wollfaser ist frei von allen löslichen Bestandtheilen, aber noch verunreinigt durch Schmutz (Sand, Futter- und Koththeilchen u. dgl.). Man entfernt denselben am besten durch Schütteln und Zerzupfen der Wolle, zuletzt durch Auslesen mit der Pincette. Ein geringer Verlust an Wollfaser ist dabei kaum zu vermeiden. Es ist zweckmäßig, den ausgeschüttelten und ausgezupften Schmutz auf einem Bogen Papier zu sammeln und auf einem engmaschigen Siebe mit Wasser zu waschen. Die im Schmutze enthaltenen Wollfäserchen ballen sich dabei zusammen und lassen sich zum größten Theile wieder gewinnen, während der Sand etc. durch die Maschen des Siebes fällt. Die Wollfaser wird im Wasserstoffstrom getrocknet und dann gewogen. Den Gehalt der Wolle an Schmutz bestimmt man aus dem Verluste. Die Verf. haben in dieser Weise zwei Wollen (Nr. 1 und 6 der folgenden Tabelle) vollständig untersucht. Von sechs anderen Wollen (Nr. 2 bis 5, 7 und 8) führen sie den Gehalt an Feuchtigkeit, in Wasser löslichen Bestandtheilen und reiner Wollfaser an. Sie bemerken dabei, daß diese letzteren Wollen im fetthaltigen Zustande mit Wasser extrahirt wurden. Das Fett, welches möglicherweise als Emulsion in die Wasserextracte eingegangen war, wurde durch Filtration entfernt; die filtrirten Extracte bildeten klare, braun gefärbte Flüssigkeiten. In 100 Th. lufttrockener Wolle sind enthalten: Textabbildung Bd. 198, S. 83 Nr. 7 war Wolle von einem Rambouillet-Bock, Nr. 8 von einem Rambouillet-Schaf, Nr. 6 eine gemischte Probe. Wolle von Landschafen; Wolle von Rambouillet-Vollblut-Schafen Feuchtigkeit; Fett (gereinigt); Bei successiver Behandlung; in Wasser löslich (Wollschweiß); in Alkohol löslich; in verdünnter Salzsäure löslich; in Alkohol und Aether löslich; Reine Wollfaser; Schmutz Die unter Nr. 1 bis 5 der vorstehenden Tabelle aufgeführten Wollen stammen von Landschafen (Hammeln), welche zu Fütterungsversuchen benutzt und fast nur in geschlossenen, staubfreien Räumen, zum großen Theile ohne Streu gehalten waren; diese Wollen enthielten daher nur sehr geringe Mengen von Schmutz. 3) Chemische Zusammensetzung des in Wasser löslichen Antheiles der Wolle. – Der in Wasser lösliche Antheil der Wolle (Wollschweiß) besteht nach den Untersuchungen von Vauquelin, Chevreul, Reich, Ulbricht und Hartmann vorzugsweise aus den Kaliseifen der Oel- und Stearinsäure, vermuthlich auch noch anderer fixer Fettsäuren; er enthält ferner in geringer Menge Kalisalze flüchtiger Fettsäuren (Essigsäure und Baldriansäure sind bestimmt nachgewiesen), Chlorkalium, Ammoniaksalze, Phosphorsäure, Schwefelsäure etc. Die Verf. haben, gemäß dem Zweck ihrer Arbeit – Aufstellung von Stoffwechsel-Gleichungen für Fütterungsversuche mit Schafen –, sich nicht damit beschäftigt, die verschiedenen organischen Stoffe des Wollschweißes zu trennen, sondern sich darauf beschränkt, die Elementar-Zusammensetzung desselben festzustellen. Sie führen im Folgenden die Zahlen an, welche sie für den Gehalt des Wollschweißes an Stickstoff, an Mineralbestandtheilen, an Kohlensäure und Ammoniak, und für die Zusammensetzung der Wollschweiß-Asche gefunden haben. Die Bestimmung dieser Bestandtheile wurde in den Wasserextracten der Wollen Nr. 2 bis 5, 7 und 8 ausgeführt.Zur Extraction mit Wasser wurden Woll-Portionen von 100 bis 150 Grm. angewendet. Zur vollständigen Erschöpfung derselben waren 8 bis 10 Liter Wasser erforderlich. Die Trockensubstanz der Wasserextracte hatte folgende Zusammensetzung: Wolle von Landschafen Wolle von Rambouillet-Vollblut-Schafen 2 3 4 5 7 8 Organische    Substanzdarin StickstoffMineralstoffe  (kohlensäurefrei)   58,92           1,85  41,08   59,47           1,89  40,53   59,76           2,57  40,24   61,86           2,81  38,14   59,12           3,27  40,88   60,47           3,42  39,53 100,00 100,00 100,00 100,00 100,00 100,00 Obige Mengen von Stickstoff und von Mineralstoffen betragen in Procenten der lufttrockenen rohen Wolle: Wolle von Landschafen Wolle von Rambouillet-Vollblut-Schafen 2 3 4 5 7 8 StickstoffMineralstoffe  (kohlensäurefrei) 0,38   8,52     0,43   9,31     0,56   8,76     0,63   8,49     0,678,38 0,778,89 Der Gehalt der Wasserextracte an Ammoniak und an fertig gebildeter Kohlensäure betrug: Textabbildung Bd. 198, S. 85 Wolle von Landschafen; Wolle von Rambouillet-Vollblut-Schafen; Kohlensäure Amoniak; a) in Procenten der Trockensubstanz des Wasserextractes; b) in Procenten der rohen Wolle; c) in Procenten der Trockensubstanz des Wasserextractes; b) in Procenten der rohen Wolle Der Gehalt des Wollschweißes an Ammoniaksalzen ist, wie vorstehende Zahlen beweisen, nur sehr gering. Die gefundenen Ammoniakmengen genügen nicht zur Erklärung des Stickstoffgehaltes des Wollschweißes; es muß also noch irgend eine andere Stickstoffverbindung (vielleicht Harnstoff?) in demselben enthalten seyn. Salpetersäure, welche Reich und Ulbricht in geringen Mengen im Wollschweiße gefunden haben, konnten die Verfasser nicht nachweisen. Die Wasserextracte der untersuchten Wollen reagirten sämmtlich stark alkalisch; die in denselben enthaltene Kohlensäure war daher ohne Zweifel mit Kali in Verbindung. Berechnet man die gefundenen Kohlensäuremengen auf kohlensaures Kali, so ergibt sich, daß 100 Th. Rohwolle enthielten: 2. 3. 4. 5. 7.   8. 2,64 2,26 4,08 0,02 1,10 1,38 Th. KO, CO². Hartmann fand in Rambouillet-Wolle 2,9 Proc. kohlensaures Kali. Auch Chevreul hat stets alkalische Reaction des Wollschweißes gefunden, und nimmt an, daß dieselbe von einem Gehalt an kohlensaurem Kali herrühre. Reich und Ulbricht Annalen der Landwirthschaft in den preußischen Staaten, Monatsblatt 49, S. 133. dagegen konnten in den von ihnen untersuchten Rohwollen nur höchst geringe Mengen fertig gebildeter Kohlensäure (bis zu 0,1 Proc.) auffinden.Die Wasserextracte dieser Wollen scheinen neutrale Reaction gehabt zu haben. Sie nehmen daher an, daß zwar kohlensaures Kali vom Schafe secernirt werde, daß dasselbe aber energisch auf das Fett einwirke und somit als kohlensaures Kali nicht nachzuweisen sey. Auch Maumené und Rogelet Bulletin de la Société chimique, t. IV p. 472; Jahresbericht über die Fortschritte der Chemie für 1865, S. 776. geben an, daß der wässerige Auszug der Wolle neutral reagire und kein kohlensaures Alkali enthalte. Alkalische Reaction werde nur dann beobachtet, wenn sich in Folge einer Gährung kohlensaures Ammoniak gebildet habe. Für die von den Verf. untersuchten Wollen ist diese Erklärung nicht zutreffend; denn die in denselben gefundenen Ammoniakmengen reichen nicht entfernt zur Sättigung der gefundenen Kohlensäure aus. Die Verf. nehmen also an, daß der Wollschweiß in der Regel alkalisch reagirt und kohlensaures Kali enthält. Ohne Zweifel wirkt dieses kohlensaure Kali auf das Wollfett ein – das Product dieser Einwirkung sind die im Wollschweiß enthaltenen Kaliseifen, – und es kann offenbar vorkommen, daß bei diesem Proceß das kohlensaure Kali vollständig verbraucht wird, und daß ein wässeriger Auszug der Wolle dann neutrale Reaction besitzt. Das kohlensaure Kali des Wollschweißes spielt eine nicht unwesentliche Rolle bei der sogenannten Rückenwäsche der Wolle. Es erleichtert im Verein mit den Seifen des Wollschweißes die Ablösung des Schmutzes von der Wollfaser im hohen Grade. Die Wollschweiß-Asche hatte folgende Zusammensetzung: Textabbildung Bd. 198, S. 86 von 2 und 3 vereinigt; von 4 und 5 vereinigt; a) CO²-haltig; b) CO²-frei; Kali; Natron; Spur; Kalk; Magnesia; Eisenoxyd sehr geringe Menge, nicht bestimmt; Chlor; Schwefelsäure; Phosphorsäure; Kieselsäure; Kohlensäure; ab O für Cl Die Wollschweiß-Asche besteht, wie man aus vorstehenden Zahlen sieht, zum weitaus überwiegenden Theile aus Kalisalzen. Natron ist in der Asche von Nr. 4 und 5 nur in Spuren, in der von Nr. 2 und 3 in sehr geringer Menge enthalten. Der größte Theil des Kalis ist an Kohlensäure gebunden, welche bei der Einäscherung aus den organischen Bestandtheilen des Wollschweißes entsteht. Völlig übereinstimmend mit vorstehenden Zahlen ist die Analyse von Wollschweiß-Asche, welche Maumené und Rogelet mittheilen. Dieselben fanden: Kohlensaures Kali   86,78 Proc. Chlorkalium     6,18    „ schwefelsaures Kali     2,83    „ SiO³, Al²O³, KO,PO⁵, CaO, MgO,Fe²O³, Mn²O³, CuO     4,21    „ ––––––––– 100,00 Natron wurde in dieser Asche gar nicht gefunden. Hartmann untersuchte die Asche des Wasserextractes von Rambouillet-Wolle. In 2,122 Grm. Asche fand er 0,0535 Grm. in Wasser unlösliche und 2,0685 Grm. in Wasser lösliche Bestandtheile. Das in Wasser Unlösliche war größtentheils kohlensaurer Kalk, während das in Wasser Lösliche fast nur aus Kalisalzen mit geringer Spur von Natronsalzen bestand. Das Kali war zum größten Theile an Kohlensäure gebunden; daneben wurden Chlor und Spuren von Phosphorsäure und Schwefelsäure gefunden. Aus den Zahlen, welche Hartmann angibt, berechnet sich folgende Zusammensetzung der Asche: Kohlensaures Kali   83,1 Proc. Chlorkalium (incl. phosphorsaures und    schwefelsaures Kali)   14,6    „ kohlensaurer Kalk     2,3    „ ––––––––– 100,00 Der Wollschweiß umfaßt diejenigen Stoffe, welche bei der Flußwäsche der Schafe vom Wasser fortgeführt werden. Es dürfte nicht überflüssig seyn, auf die bedeutende Quantität von Kali aufmerksam zu machen, welche bei dieser Art der Wollwäsche für die Landwirthschaft verloren geht. 100 Pfund ungewaschene Wolle geben im Mittel aus den Bestimmungen der Verfasser 8,73 Pfd. (kohlensäurefreie) Wollschweiß-Asche. In diesen 8,73 Pfd. sind nach den Analysen der Verf. durchschnittlich 7,17 Pfd. Kali enthalten. Das Waschwasser von 100 Pfd. roher Wolle besitzt, wenn man auch die in demselben enthaltenen Stickstoff- und Phosphorsäuremengen in Rechnung zieht, durchschnittlich einen Düngerwerth von 19,1 Sgr. (das Pfund Kali zu 2 Sgr., das Pfund Stickstoff zu 8 Sgr., das Pfund Phosphorsäure zu 3 Sgr. gerechnet). 4) Chemische Zusammensetzung der reinen Wollfaser. – Die in früher beschriebener Weise aus den Wollen Nr. 2 bis 5, 7 und 8 dargestellten reinen Wollfasern wurden der Elementaranalyse unterworfen. Aschenbestandtheile waren in denselben nur spurenweise enthalten; die Verf. fanden folgende Mengen: Wollfaser von Nr. 2. 3. 4. 5. 7.   8.   0,08 0,11 0,37 0,24 0,19 0,23 Proc. Asche. Auf aschenfreie Substanz berechnet, war die procentische Zusammensetzung der Wollfasern folgende: Wolle von Landschafen Wolle von Rambouillet-Vollblut-Schafen 2 3 4 5 7 8 KohlenstoffWasserstoffStickstoffSchwefelSauerstoff   49,25    7,57  15,86    3,66  23,66   49,49    7,58  15,55    3,73  23,65   49,67    7,26  16,01    3,41  23,65   49,89    7,36  16,08    3,57  23,10   49,58    7,19  15,54    3,69  24,00   50,46    7,37  15,73    3,43  21,01 100,00 100,00 100,00 100,00 100,00 100,00 Analysen der Wollfaser sind früher von Scherer Annalen der Chemie und Pharmacie, Bd. XL S. 58. und von Reich und Ulbricht ausgeführt worden. Ersterer fand: auf aschenfreie Substanz berechnet Kohlenstoff 50,65 Proc. Wasserstoff 7,03    „   Stickstoff 17,71    „ Sauerstoff und Schwefel 24,61    „ ––––––––––––                  100,00 Die zur Analyse benutzte Wollfaser war durch Auskochen mit Alkohol und Aether gereinigt worden; sie enthielt noch 2 Proc. Asche. Ulbricht fand in aschehaltigerDie von Reich und Ulbricht dargestellten Wollfasern enthielten 0,06 bis 0,29 Procent Asche. Wollfaser: Kohlenstoff 50,48 Proc. Wasserstoff   7,00    „ Der Schwefelgehalt der Wollfaser schwankt nach den Bestimmungen von Reich zwischen 2,85 und 3,84 Proc., nach den Bestimmungen von Grothe Journal für praktische Chemie, Bd. LXXXIX S. 420; polytechn. Journal Bd. CLXX S. 384. zwischen 1,6 Proc. (ff. Kammwolle) und 3,4 Proc. (Haidschnuckenwolle); v. Bibra hat nur 0,87 Proc. Schwefel im Wollhaar gefunden. Die von den Verf. ausgeführten Wollfaser-Analysen weichen, wie man sieht, hinsichtlich des Kohlenstoffes, Wasserstoffes und Stickstoffes von den schon vorhandenen Analysen nicht bedeutend ab. Der Schwefelgehalt des Wollhaares dagegen scheint, wenn man alle bis jetzt gemachten Bestimmungen berücksichtigt, innerhalb ziemlich weiter Grenzen zu schwanken.