Titel: Lagillardais' selbstthätiger Heber.
Fundstelle: Band 198, Jahrgang 1870, Nr. XXVIII., S. 126
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XXVIII. Lagillardais' selbstthätiger Heber. Nach Les Mondes, t. XXIII p. 436; Juli 1870. Mit einer Abbildung auf Tab. II. Lagillardais' selbstthätiger Heber. Verbindet man vermittelst eines gewöhnlichen Winkelhebers zwei Wasserbecken mit veränderlichem Niveau, so wird die Strömungsrichtung im Heber wechseln, sobald der Wasserstand des einen Beckens über oder unter denjenigen des anderen gebracht wird. Um nun ohne Einschaltung von Schiebern oder Klappen, welche die Strömung im Heber beeinträchtigen, zu bewirken daß der Heber nur in einem Sinne wirke, setzt Lagillardais denselben mit einem Amorceur seines Systemes (Heberpumpe)Beschrieben in diesem Journal Bd. CXCV S. 32 (erstes Januarheft 1870). in Verbindung. Der Amorceur (Ansauger) ist ein unter dem Scheitel B des Hebers A, B, C (Fig. 25) angebrachtes, geschlossenes Gefäß D, dessen höchster Punkt mit dem Heberscheitel B durch ein winkelförmig gebogenes Röhrchen verbunden ist, während von dessen Boden ein Rohr E mit dem Hahn R in jenes Wasserbecken reicht, aus welchem durch den Heber keine Strömung nach dem anderen Reservoir stattfinden soll. Zur Verdeutlichung der Wirkungsweise dieser Unordnung denke man sich den Heberarm A, B in ein an das Meer grenzendes Reservoir reichend, dessen Wasserspiegel durch die Linie n³ n³ bezeichnet seyn soll. Der andere Arm B, C sowie das Rohr E des Amorceur tauchen in das Meer selbst. Es versinnliche n², n² den augenblicklich statthabenden Meeresspiegel. Der Amorceur D wird mit Wasser gefüllt und der Hahn R geöffnet. In Folge dessen sinkt das Wasser in D etwa bis auf die Linie n¹n¹, indem aus dem Heber A, B, C Luft angesaugt, dafür aber das Wasser in letzterem ebenfalls bis n¹ ansteigen wird. Bei diesem Flüssigkeitsstande functionirt somit der Heber gar nicht, weil sich im Scheitel B desselben Luft befindet. Sinkt jedoch das Meeresniveau bei eintretender Ebbe, so gelangt die noch im Heber enthaltene Luft nach und nach in den Amorceur, in welchem zufolge der Verminderung des Druckes der Wasserspiegel fällt, bis endlich im Heber A, B, C das Wasser bis zum Scheitel angestiegen und – wenn etwa die Meereshöhe unter n³, also etwa bis n⁴, n⁴ gesunken ist – derselbe seine Thätigkeit von selbst beginnt. Wenn wieder der Wasserstand auf Seite des Amorceur steigt, so wird durch die Druckvermehrung in demselben etwas vor Erreichung der Wasserhöhe n³ der Heber seine Function einstellen, bis später wieder der angezeigte niedrige Wasserstand erreicht wird. Dieses periodische Wirken des Hebers wird nur dann unterbrochen, wenn sich die Luftmenge im Amorceur durch Undichtheit desselben oder durch vom Wasser mitgerissene Luft, bedeutend vermehrt oder verringert. Man hat daher den Wasserstand im Gefäße D zur Vermeidung eines unregelmäßigen Ganges von Zeit zu Zeit zu untersuchen.

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Tafel Tab. II
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