Titel: Spectral-Analyse fetter Oele; von Dr. J. Müller zu Freiburg i. B.
Autor: J. Müller
Fundstelle: Band 198, Jahrgang 1870, Nr. CXXV., S. 529
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CXXV. Spectral-Analyse fetter Oele; von Dr. J. Müller zu Freiburg i. B. Müller, über Spectralanalyse fetter Oele. Da die Spectralanalyse mehr oder weniger stark gefärbter flüssiger Substanzen schon mehrfach mit Erfolg zum Nachweis von Verfälschungen angewendet worden ist, so kam Hr. Apotheker Frank dahier auf die Idee fette Oele, welche er vergeblich auf Circularpolarisation geprüft hatte, spectralanalytisch zu untersuchen, was wir denn auch gemeinschaftlich im physikalischen Cabinet der Universität unter Benutzung der in demselben für unseren Zweck vorhandenen Hülfsmittel ausführten. Zu vorläufigen Versuchen diente ein kleines Spectroskop à vision directe ohne Scala und Meßvorrichtung. Zur Aufnahme der Flüssigkeit benutzten wir die 5 Centimeter langen beiderseits mit ebenen Glasplatten geschlossenen Röhrchen des Wild'schen Saccharometers und als Lichtquelle diente eine Gaslampe mit Argand'schem Brenner. Nur das blaue Ende des Spectrums absorbirend, sonst aber ohne alle Absorptionsstreifen zeigten sich Mandelöl und Baumwollsamenöl. Einen schwachen Absorptionsstreifen im Roth zeigte Sesamöl, eine sehr schöne Spectralreaction dagegen lieferten Olivenöl, Leinöl und Hollunderöl. Nach diesen Vorversuchen gingen wir zu einer genaueren Bestimmung der Lage der Absorptionsstreifen über, wozu wir uns eines dem hiesigen Mineraliencabinet gehörigen Steinheil'schen Spectroskops bedienten, welches uns Hr. Prof. Fischer zu leihen die Güte hatte. Es ist dich dasselbe Instrument, dessen Abbildung und Beschreibung sich auf Seite 620 des ersten Bandes meines Lehrbuches der Physik (7. Auflage) findet. Die Lage der Scale zum Spectrum ist durch folgende Angaben fixirt: Es fiel die rothe Lithiumlinie auf den Theilstrich 134,0 der Scala gelbe Natriumlinie 150,5 grüne Thalliumlinie 165,0 blaue Strontiumlinie 200,5 Das rothe Ende des Spectrums fiel ungefähr auf den Theilstrich 126. Das Olivenöl gab nur drei Absorptionsstreifen von denen der eine sehr dunkle sich im Roth ungefähr von 132 bis 137 erstreckte. Ein zweiter von 144 bis 147 erschien nur als ein leichter Schatten; ein dritter etwas stärkerer Absorptionsstreifen erstreckte sich von 164 bis 167. Das Spectrum endete ungefähr bei 176. Das Sesamöl lieferte nur einen schwachen Absorptionsstreifen im Roth, der sich von 133 bis 135 erstreckte. In nachstehender Figur stellt der obere Streifen das Spectrum des Olivenöles, der untere das Spectrum des Sesamöles dar. Ueber dem Olivenöl-Spectrum ist die Scala aufgetragen und unter dem Sesamöl-Spectrum ist die Lage der hellen Linien von Lithium, Natrium und Thallium bezeichnet. Die blaue Strontiumlinie (200,5) liegt jenseits der Grenzen unserer Figur. Bei den der Scala beigesetzten Zahlen ist das 0 der Einerstelle weggelassen, es steht also 13, 14, 15 u.s.w. statt 130, 140, 150 u.s.w. Textabbildung Bd. 198, S. 530 In einem Röhrchen von nur 2,5 Centimeter Länge zeigten sich natürlich die Absorptionsstreifen des Olivenöles etwas schwächer; der schwache Streifen im Roth in der Nähe des Orange war fast verschwunden, der Streifen im Grün war schwächer geworden, der starke Streifen im Roth war zwar nicht schwächer, wohl aber schmäler geworden und zwar hatte seine Breite nur auf einer Seite abgenommen, er ging jetzt nur von Theilstrich 132 bis etwas über 135. Ein Gemisch halb Baumöl und halb Sesamöl und ein solches halb Baumöl und halb Baumwollsamenöl gab in einer Röhre von 5 Centimeter Länge dieselbe Spectralreaction wie das reine Olivenöl in einer Röhre von 2,5 Centimeter Länge. Das Leinöl gab dieselben Absorptionsstreifen wie das Olivenöl, ebenso das Hollunderöl, bei welchem jedoch seiner starken Färbung wegen die Absorption des blauen Spectralendes bis 164 vorgeschritten war, so daß der Absorptionsstreifen im Grün nicht mehr als ein isolirter Streifen gesehen werden konnte. Der Umstand, daß dieselben Absorptionsstreifen mehreren fetten Oelen gemeinschaftlich sind, deutet offenbar auf einen gemeinschaftlichen Ursprung hin; beim Suchen nach diesem gemeinschaftlichen Ursprung fand ich, daß die Absorptionsstreifen des Olivenöles mit denen einer Lösung von Chlorophyll (Blattgrün) zusammenfallen, daß also die oben besprochenen Absorptionsstreifen fetter Oele von einem Chlorophyllgehalt derselben herrühren. Der schwache Absorptionsstreifen welchen das Sesamöl zeigt, ist also nur die letzte Spur der Spectralreaction des Blattgrüns.