Titel: Miscellen.
Fundstelle: Band 198, Jahrgang 1870, Nr. , S. 173
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Miscellen. Miscellen. Hydraulische Aufzüge für Wohngebäude. Maschinen zum senkrechten Heben von Lasten für Fabrikgebäude und zum Heben von Lasten bei Bauten, bei welchen der Motor eine Dampf- oder andere Kraftmaschine ist, sind schon seit Jahren in der verschiedensten Weise construirt worden. Solche sind dann meistens continuirlich in Gebrauch, so daß der Betrieb durch eine Kraftmaschine, wenn diese nicht auch zu anderen Zwecken nothwendig ist, sich lohnt. In Wohnhäusern kommt aber auch das Heben von Lasten vor, welche nur zeitweise emporzuschaffen sind, und hierzu eignen sich am besten hydraulische Aufzüge, die sich auch leicht in Städten ausführen lassen, welche mit Wasserleitung versehen sind, da es ja nur darauf ankommt, auf dem Boden des Gebäudes ein Wasserreservoir anzuordnen. In England und Amerika hat man schon lange hydraulische Aufzüge in Wohnhäusern angeordnet, in neuerer Zeit auch hier in Berlin. Von den von uns in Augenschein genommenen Aufzügen dieser Art ist einer Unter Linden in einem großen eleganten Hause, in welchem sich zwei Treppen hoch ein vornehmes Casino befindet, nach welchem die Gäste, zum Theil ältere Herren, durch den hydraulischen Aufzug gehoben werden. Um sich heben zu lassen, tritt man in ein kleines elegantes Zimmer, in welchem zwei Ruhesitze angebracht sind; dasselbe ist mit zwei Thüren versehen, die in der richtigen Höhe angekommen, zu den Sälen des Casinos führen. Ein zweiter hydraulischer Aufzug dieser Art befindet sich in einem neu zugebauten Theil unseres Handelsministeriums und wird hier benutzt, um schwere Acten nach den oberen Etagen zu heben, welche in älteren Gebäuden durch Menschen herauf getragen werden müssen. Dr. Rob. Schmidt. Verbesserungen bei der Fabrication kräftiger Holzschrauben. Während es hinreichend bekannt ist, daß für gewöhnliche kleinere Holzschrauben Maschinen existiren, welche deren Anfertigung außerordentlich befördern (eine auch in Preußen patentirte amerikanische Maschine gibt 40 Schrauben pro Minute, während die beste bis jetzt bekannte englische Vorrichtung nur deren 4 lieferte), gab es weniger oder keine Anstalten, welche hinreichend haltbare Schrauben größeren Kalibers darstellten. H. P. Bayd von Low Walker zu Newcastle a. T. (England) liefert jetzt dergleichen, bei welchen das Gewinde nicht aus der Sehne heraus geschnitten ist, sondern deren Lage durch das Schmieden so verändert wird, daß die Substanz des Gewindes auf's Innigste mit dem Gefüge des eigentlichen Schraubenstammes zusammenhängt. Dabei haben die Schrauben noch ihre natürliche Schmiedehaut und widerstehen deßhalb dem Einfluß der Holzsäfte und Säuren besser als geschnittene. Wie das Verfahren ist, wird leider nicht angegeben, doch ist zu vermuthen, daß man eine Presse bei gleichzeitigem Drehen der Spindel oder des Bolzens anwendet, um auch in die Gewinde Längssehnen einzuführen. Eine Aetzung solcher Schraube, wenn man ihre Fläche glatt abgedreht hat, würde am besten Aufschluß über die Texturverhältnisse und die Fabricationsmethode geben. (Berggeist, 1870, Nr. 81.) Schmelzung bleierner Geschosse beim Aufschlagen. Bei Schußübungen mit Bleigeschossen aus Gewehren gegen Eisenplatten hat Hr. Hagenbach bemerkt, daß dabei eine bedeutende Abschmelzung der Geschosse stattfindet. Dieser Vorgang war daran zu erkennen, daß auf dem Eisenblech um den Punkt herum, wo die Kugel aufgeschlagen hatte, die Spur des davon gespritzten Bleies in Form eines weißen Sternes ausstrahlte und daß von dem 40 Gramme wiegenden Geschoß nur ungefähr 13 Gramme übrig blieben. Nun ist die Geschwindigkeit der ausschlagenden Kugel gleich 320 Meter, die lebendige Kraft mit der sie anlangt, also gleich 209 Kilogramm-Meter. Nimmt man 424 Kilogramm-Meter für das mechanische Aequivalent der Wärme an, so verwandeln sich 209 Kilogramm-Meter beim Aufschlagen des Geschosses in 0,49 Wärmeeinheiten. Berechnet man ferner die Wärmemenge welche zur Schmelzung des Bleies nothwendig war, so erhält man 0,44 Wärmeeinheiten. Dieß ist eine gute Bestätigung für das Gesetz der mechanischen Wärmetheorie. (Poggendorff's Annalen, 1870, Bd. CXL S. 486.) Verfahren zur Prüfung von Blei für technische Zwecke. Das Blei, welches zur Darstellung von Krystallglas, sowie von Bleiweiß verwendet wird, muß sehr rein seyn, wenn das Krystallglas völlig farblos oder das Bleiweiß ganz rein weiß und sehr zart werden soll. Für diese Zwecke empfiehlt nun Dr. A. Neujean, Director der chemischen Fabrik in Ribécourt, Depart. Oise, ein colorimetrisches Prüfungsverfahren (Technologiste, Nr. 371, p. 565) als sehr gute Resultate liefernd und leicht und rasch ausführbar. Die Bleisorten, welche für die obigen Zwecke speciell fabricirt werden, sind im Allgemeinen sehr rein, und von den Verunreinigungen, die in ihnen in sehr geringen Mengen noch vorkommen, können nur das Kupfer und das Eisen nachtheilig wirken, indem sie das Glas oder Bleiweiß färben. Zu ihrer Nachweisung benutzt nun Neujean die Eigenschaft der Eisensalze, durch Zusatz von wenig Schwefelcyankalium zu ihrer sauren Lösung intensiv roth gefärbt zu werden, und die der Kupfersalze, durch Zusatz von Ammoniak im Ueberschuß eine tiefblaue Farbe anzunehmen. Zur Anstellung einer Probe löst man etwa 20 Grm. Blei, bei sehr reinem 40, bei sehr unreinem auch nur 10 Grm., in verdünnter Salpetersäure, fällt das Blei durch Schwefelsäure, decantirt oder filtrirt, dampft zur Bestimmung des Eisens die Lösung auf ein kleines Volumen ab, setzt einige Tropfen Schwefelcyankalium zu und bringt die Lösung durch Wasserzusatz auf ein constantes Volumen. Die rothe Färbung, welche die Lösung bei Gegenwart von Eisen annimmt, beurtheilt man durch Vergleich mit Lösungen von bekanntem Eisengehalt, die man sich hierzu mit geeigneten Abstufungen herstellt Diese werden in gut verschlossenen Röhren von farblosem Glas aufbewahrt, welche sämmtlich gleiche Dimensionen besitzen, und in ein solches Glas wird auch die zu prüfende Flüssigkeit beim Vergleich gebracht. Ganz ähnlich verfährt man mit einer zweiten Probe Blei zur Bestimmung des Kupfergehaltes. (Es entspricht also das Verfahren zur Bestimmung des Eisens der colorimetrischen Eisenprobe von Herapath und das zur Bestimmung des Kupfers der colorimetrischen Kupferprobe von Heine etc.) Auf die angegebene Weise erhielt Neujean folgende Resultate, welchen die durch directe Analyse gefundenen beigefügt sind; durch einige derselben dürften geringere Mengen Verunreinigungen des Bleies nachgewiesen seyn, als bisher je geschehen. Nr. Bleisorte Gehalt nach der colorimetrischen Probe Eisen Kupfer Proc. Proc. 1. Pirate und Jung 0,0380 0,0235 2. Bleiberg, doppelt raffinirt 0,0011 0,0008 3. Vedrin, für Bleiweiß 0,0015 0,0020 4. Austro-belgische Gesellschaft, zu Bleiweiß 0,0080 0,0007 5            „                       „ zu Krystallglas 0,0060 0,0002 6. William Blaket   0,00065   0,00005 7. Gutes raffinirtes Walzblei   0,00450   0,02300 8. Blei speciell für Bleiweiß 0,0010 0,0020 9.     „            „     Krystallglas   0,00035 0,0001 Gehalt nach der directen Analyse. Nr. Eisen Kupfer Antimon Proc. Proc. Proc. 1. 0,0385 0,0232 0,0458 2. 0,0012 0,0007 0,0025 3.   0,00147   0,00192 0,0015 4. 0,0081 0,0008 0,0075 5. 0,0063 0,002   0,0070 6.   0,00074   0,00005   0,00030 7.   0,00470   0,02350   0,02250 8. 0,008   0,0021   0,00223 9. 0,0004 0,0001 0,0008 (Deutsche Industriezeitung, 1870, Nr. 39.) Ueber die Gewinnung von Jod aus Chilesalpeter. Die Jodgewinnung aus dem Chilesalpeter ist im Zunehmen begriffen. In Tarapaca werden täglich 40 Kilogr. Jod gewonnen, was einer jährlichen Production von 290 bis 300 Centnern entspricht. Das gegenwärtig in der Fabrik der Société nitrière zu Tarapaca auf Veranlassung von Thiercelin eingeführte Verfahren der Jodgewinnung besteht darin, die Mutterlaugen von der Raffination des Rohsalpeters mit einem Gemenge von schwefliger Säure und Natriumbisulfit zu versetzen. Wendet man beide Agentien nur in der erforderlichen Menge, also nicht im Ueberschuß an, so erhält man alles Jod in Form eines schwarzen Niederschlages, mag die Jodsäure in der Mutterlauge im freien Zustande oder an eine Base gebunden seyn: α) 5 SO² + JO⁵ = 5 SO³ + J; β) 5 SO² + NaO, JO⁵ = NaO, SO³ + 4 SO³ + J. Das gefällte Jod bringt man in ein großes steinzeugenes Gefäß, dessen Boden mit mehreren Lagen von Quarzsand, dessen Körner von unten nach oben an Größe abnehmen, versehen ist. Nachdem das Jod abgetropft ist, schöpft man es, ohne die untere Jodschicht aufzurühren, mit einem irdenen Löffel in einen dickwandigen Kasten aus Gyps, welcher die in dem Jod vorhandene Feuchtigkeit schnell aufsaugt. Dieses Jod, welches immer noch etwas Wasser und große Mengen von Salzen enthält, kommt entweder sofort in den Handel oder wird vorher der Sublimation unterworfen. In neuester Zeit gibt Thiercelin (Berichte der deutschen chemischen Gesellschaft in Berlin, 1869 S. 79) der salpetrigen Säure als Reductionsmittel den Vorzug vor der schwefligen Säure. Die salpetrige Säure wird (gerade so, als handelte es sich um die Darstellung von Soda aus Natronsalpeter und Kohle nach dem Verfahren von Duhamel) durch Anzünden eines Gemisches von 5 Th. Salpeter und 1 Th. Kohle erhalten. Sie schlägt das Jod aus seinen Lösungen in einer Form nieder, in welcher es sich leicht auswaschen und trocknen läßt. Der Niederschlag enthält gegen 80 Proc. Jod. (Wagner's Jahresbericht über die Leistungen der chemischen Technologie für 1869, S. 221.) Ueber die künstliche Bildung des Graphits. In einem Vortrage über den vorgenannten Gegenstand, welchen Hr. Prof. Dr. R. Wagner am 3. Juli 1869 in der Würzburger physikalisch-medicinischen Gesellschaft hielt, erörterte derselbe zunächst das Vorkommen des Graphits im Gneiß, Glimmerschiefer und Thonschieser, im körnigen Kalk etc. und suchte die Bildung des Graphits in der Natur wie durch chemische Reactionen auf die Zersetzung von Cyan und Cyanverbindungen zurückzuführen. Er bemerkte, daß die aus der Cyanwasserstoffsäure sich mitunter abscheidende schwarze Masse, welche früher für eine eigenthümliche Säure gehalten und mit dem Namen „Azulmsäure“ bezeichnet wurde, nach dem Auskochen mit verdünnter Salpetersäure und Auswaschen mit Wasser aus Graphitblättchen (neben einem schwarzen amorphen Körper) bestehe. Er hob ferner hervor, daß der sogenannte Hohofengraphit, welcher sich aus gewissen Sorten von Roheisen während des Erkaltens und Erstarrens und aus einigen Eisenschlacken ausscheidet, vielleicht gleichfalls als das Product der Zersetzung von Cyanverbindungen anzusehen sey, da man gegenwärtig wisse, daß bei der Reduction der Eisenerze im Hohofen nächst dem Kohlenoxydgase die Cyanwasserstoffsäure als reducirendes Agens eine Hauptrolle spiele. Nicht der im flüssigen Roheisen in reichlicher Menge gelöste Kohlenstoff sey es, welcher beim Erstarren sich als Graphit abscheide, sondern der Graphit entstehe aus den Cyanverbindungen, die im Roheisen und in der Schlacke vorkommen, und deren Cyan sich in Graphit und Stickstoff spalte, welcher letztere in Form von Ammoniak in jedem Hohofen so massenhaft auftrete, daß täglich viele Centner Salmiak als Nebenproduct bei der Roheisenproduction gewonnen werden könnten. Von größerer Wichtigkeit ist nach Wagner die Graphitbildung aus Cyannatrium welches in dem Proceß der Sodafabrication nach Leblanc's Verfahren entsteht. In einem bestimmten Stadium der Umwandlung der Soda in Aetznatron erleidet das Cyan eine Spaltung, und es scheidet sich der dabei entstehende Graphit, wie schon Pauli 1861 dargethan hat, im reichlichsten Maaße auf der Oberfläche der Lauge ab. In dem von dem Zollverein herausgegebenen amtlichen Berichte über die Ergebnisse der Londoner Ausstellung des Jahres 1862 hat Wagner auf die Bedeutung dieser Art von Graphitbildung für die Technik, namentlich für die Bleistift-Industrie, aufmerksam gemacht. Die Quantität des so producirten Graphits war aber Verhältniß mäßig gering. Gegenwärtig steht die Angelegenheit in einer weit günstigeren Phase, seitdem es dem Director der chemischen Fabrik zu Außig in Böhmen, Hrn. Max Schaffner, gelungen ist, große Massen dieses Graphits als Nebenproduct der Sodafabrication darzustellen. (Wagner's Jahresbericht über die Leistungen der chemischen Technologie für 1869, S. 230.) Ueber den Diamant aus Böhmen. Herr Prof. V. L. v. Zepharovich machte in diesem Betreff Hrn. Prof. J. C. Poggendorff in Berlin folgende briefliche Mittheilung: „Die in Ihren AnnalenPolytechn. Journal Bd. CXCV S. 474 (erstes Märzheft 1870). mitgetheilte, einem Prager Tagesblatt entlehnte Nachricht über die Auffindung von Diamanten in Böhmen, veranlaßt mich Ihnen zwei Blätter der Zeitschrift des naturwissenschaftlichen Vereines Lotos in Prag zu übersenden, in welchen einige Bemerkungen über den erwähnten Fund enthalten sind. Aus denselben geht zunächst hervor, daß in der Ueberschrift des citirten Aufsatzes unrichtiger Weise die vielfache, statt der einfachen Zahl angewendet wurde, denn nur ein einziges Steinchen, welches sich als Diamant erwies, wurde unter den zum Verarbeiten bestimmten Pyropen, im Herbste vorigen Jahres in der Schleifwerkstätte zu Dlaschkowitz aufgefunden. Dieß ist das Thatsächliche; das Weitere aber, daß der Diamant aus der diluvialen Pyrop führenden Ablagerung selbst stamme, ist eine Annahme, welche, wenn man alle Umstände berücksichtigt, an Wahrscheinlichkeit mehr gegen, als für sich hat, und wenigstens mit einigem Vorbehalt hätte mitgetheilt werden sollen. Ich konnte daher wohl meine erste Notiz über den Fund in der Lotos-Zeitschrift (Februar, 34) mit den Worten schließen: „Während demnach die Bestimmung des Steinchens als Diamant außer aller Frage ist, dürfte doch die Angabe bezüglich seines Vorkommens noch weitere Nachweise erfordern. Es wäre demnach bei dem besonderen Interesse, welches sich an die vorliegenden Nachrichten knüpft und den Eigenthümlichkeiten der Lagerstätte im Vergleich mit den bekannten Diamant-Fundstellen, sehr wünschenswerth, daß sorgfältige fachmännische Erhebungen eingeleitet würden, um zunächst das Vorkommen des Diamanten als eines böhmischen ganz sicher zu stellen.“ Ueber die Berücksichtigung dieser gewiß berechtigten Forderung einer fachmännischen Untersuchung der angeblichen Lagerstätte ist seither nichts bekannt geworden; im Gegentheil scheint es, daß das Vorkommen des Diamanten in der Pyropen führenden Ablagerung bei Dlaschkowitz für Jene welche hierüber von Prag aus die Nachricht nach allen Seiten sandten, außer aller Frage stehe; im böhmischen Museum wurde sogar das Steinchen mit der Unterschrift „der erste böhmische Diamant“ zur Schau gestellt. Aber nicht allseitig wurde das gemeldete Vorkommen als ein über jeden Zweifel erhabenes aufgenommen; es wurde auch gelegentlich des Berichtes über die Untersuchung einer Edelstein führenden Quartär-Localität in Sachsen darauf hingewiesen, daß hier eine Täuschung wohl möglich sey (Isis, 1870, 12). Gewiß dürfte zu letzterer Annahme einige Berechtigung vorliegen, denn schließlich ist, wie ich in der Zeitschrift Lotos (Juni, 100) bemerkte, doch die eigentliche Fundstelle des „böhmischen Diamanten“ eine Werkstätte, in der Pyrope geschliffen und auch mit Diamant gebohrt werden, und so lange man nicht im Pyropensande selbst Diamanten aufgefunden haben wird, müssen auch die über dieses Vorkommen verbreiteten, ohne jeglichen Vorbehalt mitgetheilten und auf keinerlei fachmännische Erhebung oder Untersuchung sich stützenden Nachrichten, mindestens als verfrüht bezeichnet werden. (Poggendorff's Annalen der Physik, 1870, Bd. CXL S. 652.) Chemische Notizen; von Prof. F. Stolba in Prag. 1. Ueber die Gewichtsabnahme der Platintiegel bei andauernder Glühhitze. Daß die Platintiegel bei andauernder Glühhitze namentlich dann an Gewicht merklich abnehmen, wenn die Oberfläche matt geworden, ist allgemein bekannt; über die Ursache dieser Gewichtsabnahme sind jedoch die Ansichten getheilt. Gewöhnlich sieht man diese theils in der Anwesenheit solcher Metalle im Platin, welche flüchtige Producte liefern können, z.B. Osmium, theils in der Bildung von Kohlenstoff-Platin, das von den Flammengasen mechanisch fortgerissen wird. Zahlreiche Versuche und Beobachtungen über diesen Gegenstand ergaben mir Folgendes: Setzt man einen Platintiegel mit matter Oberfläche der ungefärbten Flamme der Bunsen'schen Lampe aus und gibt die größte Hitze, so sieht man bei aufmerksamer Betrachtung an manchen Stellen einen Kohlenabsatz, der nach einiger Zeit theils verbrennt, theils mechanisch von der Flamme fortgerissen wird. Je rauher die Oberfläche des Platintiegels ist, desto leichter und mehr Kohle setzt sich an, je glätter desto schwieriger findet dieses statt. Sollte nun hierbei eine Verbindung des Platins mit der Kohle stattfinden, die hernach von den Flammengasen mechanisch fortgerissen wird, so müßte hierdurch bei sehr lange andauernder Wirkung ähnlich wie durch eine lösende Flüssigkeit die Structur des Platins bloßgelegt werden, und müßte auch der Verlust an Masse ein sehr merklicher seyn. Dieß geschieht nun wirklich, denn als ich einen solchen Versuch 12 Stunden andauern ließ, hatte der Platintiegel 0,016 Grm. Verlust erlitten, und die äußere Oberfläche war wie geätzt und so schön krystallinisch wie Moiré métallique. Man kann diesen Versuch so oft wiederholen als man will, und man wird stets einen analogen Gewichtsverlust bemerken. Ohne einen durch die Gegenwart von Osmium bedingten Gewichtsverlust läugnen zu wollen, muß ich darauf aufmerksam machen, daß wenn aller Verlust nur auf Rechnung des Osmiums zu setzen wäre, der Osmiumgehalt der Platintiegel größer seyn müßte, wie der des rohen Platins. Es ergibt sich hieraus, daß der Gewichtsverlust der Platintiegel vorwiegend auf Rechnung des mechanisch fortgerissenen Kohlenstoff-Platins zu setzen sey, und daß das Putzen der Tiegel mit Meersand durch Bildung einer glatten Oberfläche die Entstehung von Kohlenstoff-Platin erschwert. 2. Leichte Beschaffung eines zum Putzen der Platintiegel sehr geeigneten Meersandes. Wer sich des Meersandes zum Putzen der Platintiegel jemals bedient hat, wird dieses Material, welches seinen Zweck so vortrefflich erfüllt, jedem anderen Putzmittel vorziehen. Merkwürdiger Weise ist der Meersand bei den Materialisten in Prag gar nicht zu bekommen, und da ich hierdurch einmal in Verlegenheit kam, hatte ich die Idee einige rohe Badeschwämme ausklopfen zu lassen, um zu sehen ob selbe keinen Meersand enthalten, wie zu erwarten war. In der That lieferte mir jeder einzelne einige Loth eines feinen Meersandes, der sich zum Putzen der Platintiegel vortrefflich eignet. Man kann sich demnach fast bei jedem Kaufmann durch Ausklopfenlassen einiger Badeschwämme den Meersand leicht und billig verschaffen. Dieser Meersand eignet sich übrigens nicht nur zum Putzen des Platins, sondern auch ebenso gut zum Putzen von Münzen von Kupfer, Silber, Bronze etc. Der Zusammensetzung nach besteht er überwiegend aus kohlensaurem Kalk (80 Proc.) mit etwas glattem Quarzsande (20 Proc.). 3. Ueber das Verhalten des Kieselfluorkaliums vor dem Löthrohre. Wenn man ein befeuchtetes Stückchen Kieselfluorkalium mittelst eines Platindrahtes faßt und der Löthrohrflamme aussetzt, so bemerkt man Folgendes: Die Masse schmilzt sehr leicht zu einer klaren Perle, welche in der Kälte emailartig wird. Läßt man die Flamme länger und stärker einwirken, so entwickelt die Perle Nebel von Fluorkieselgas, nimmt an Volum ab und bildet nunmehr eine Masse, die sowohl in der Hitze als auch nach dem Erkalten eine vollkommen farblose Perle gibt. Nach qualitativen Versuchen besteht diese Substanz aus Fluorkalium und kieselsaurem Kali, sie ist zerfließlich. Interessant ist die Eigenschaft der Perle, durch die meisten färbenden Metalloxyde, ähnlich wie die Borax- oder Phosphorsalz-Perle, gefärbt zu werden, so von Kobalt schön blau u.s.w. Diese Färbungen stimmen bei manchen Metalloxyden mit jenen beim Borax oder Phosphorsalz überein, sind auch ebenso häufig bei den Metalloxyden, welche verschiedene Oxydationsstufen bilden können, in der Oxydations- und Reductions-Flamme verschieden. Bei gewissen Metalloxyden jedoch z.B. der Titansäure, Wolframsäure erhält man keine Färbung und könnte demnach in manchen Fällen das Kieselfluorkalium als Löthrohrreagens Anwendung finden. Zum Schlusse muß ich bemerken, daß das Kieselfluornatrium vor dem Löthrohre keine nach dem Erkalten farblose und durchsichtige Perle liefert, so daß sich diese beiden Kieselfluormetalle außer durch Flammfärbung auch durch dieses Verhalten leicht unterscheiden lassen, denn das Kieselfluornatrium liefert unter allen Umständen, erkaltet nur eine emailartige Masse. 4. Analyse eines Alabasterglases. Die vorliegende schöne Probe war einem Lampenschirme entnommen und zeichnete sich durch eine ungewöhnliche Härte aus. Sie enthielt in 100 Theilen: Kieselerde 82,3 Thonerde 3,2 Kalk 3,3 Kali 5,66 Natron 5,60 –––––– Summa 100,06 Die eingehende Prüfung auf Fluor, Zinnoxyd, Phosphorsäure, Arsensäure u. dgl. ergab ein negatives Resultat. Die Trübung scheint durch den ungewöhnlich hohen Gehalt an Kieselerde bedingt zu seyn, und es scheint hiervon auch die große Härte abzuhängen. Da die so an Kieselerde reichen Gläser, welche große Neigung zu der erwünschten Entglasung zeigen, sehr schwer schmelzbar sind, so dürfte die gleichzeitige Anwesenheit von Kali und Natron auf die Absicht zurückzuführen seyn, das Glas leichter schmelzbar zu machen. In der That ist die betreffende Probe ziemlich leichtflüssig. Der hohe Gehalt an Thonerde könnte einen doppelten Ursprung haben, entweder vom Glashafen oder von der Anwendung von Kryolith. Ich halte dafür, daß er vom Glashafen herrührt, indem ich, falls er einem Zusatze von Kryolith seinen Ursprung verdanken sollte, wenigstens Spuren von Fluor hätte finden müssen, was mir aber nicht gelang. 5. Ueber die Krystallisation des chlorsauren Kalis durch Schmelzung. Das chlorsaure Kali kann nicht nur aus seiner wässerigen Lösung, sondern auch durch Schmelzung leicht krystallisirt werden. Um sich hiervon zu überzeugen, braucht man nur eine hinreichende Quantität desselben vorsichtig zu schmelzen und hierauf langsam erstarren zu lassen. Bricht man, ehe Alles erstarrt ist, die obere Decke durch und gießt das noch Flüssige ab, so findet man nach dem Erkalten die entstandene Höhlung mit schönen dünnen Krystallblättchen ausgelegt. Es wäre wünschenswerth, daß dieselben von competenter Seite näher untersucht würden, nachdem wir nur eine kleine Anzahl Substanzen kennen, die auf nassem und trockenem Wege gleich leicht krystallisiren. Mir scheinen diese Krystalle mit denen identisch zu seyn, welche auf nassem Wege entstehen. Zum Versuch empfiehlt sich am besten eine Platinschale. 6. Analyse einer gewöhnlichen Torfasche. Bei Benatek in Böhmen kommt ein Torflager vor, welches in neuester Zeit ausgenutzt wird, indem man den Torf zum Betriebe einer Branntweinbrennerei verwendet. Der Torf hinterläßt beim Veraschen die ansehnliche Menge von 20–22 Proc. Asche, welche bei der Analyse folgende Zusammensetzung in 100 Theilen ergab: Textabbildung Bd. 198, S. 179 In Salzsäure löslich; In Salzsäure unlöslich; schwefelsauren Kalk; kohlensauren Kalk; Aetzkalk; Magnesia; Thonerde und Eisenoxyd; Schwefelcalcium; Kalk; Kieselerde; Wasser und Kohle Alkalien und Phosphorsäure waren nur in Spuren zugegen. Wie sich aus dieser Analyse ergibt, wird diese Torfasche durch ihren ungewöhnlich hohen Gehalt an Kalk und Gyps, namentlich bei kalkarmen Böden, mit Vortheil als Dungmittel verwendet werden können, welche Anwendung auch in der That in großem Maaßstabe stattfindet. 7. Nothwendige Vorsicht bei Anwendung des Paraffins um das Uebersteigen kochender Flüssigkeiten zu verhindern. Das Paraffin hat sich bei seiner Indifferenz gegen die meisten sauren und alkalischen Flüssigkeiten als sehr brauchbar erwiesen, um das Uebersteigen kochender Flüssigkeiten zu verhindern. So kann man dasselbe bei der Bereitung von Sauerstoffgas aus Chlorkalk, des Chlors, der schwefligen Säure u.s.w. mit sehr gutem Erfolge anwenden. Diese Anwendung erheischt übrigens eine kleine Vorsicht, auf welche ich erst durch Schaden geführt wurde und zwar aus folgendem Anlaß. Als ich die Wahrnehmung gemacht hatte, daß Kupferdrehspäne mit Schwefelsäure erhitzt eine äußerst leicht überschäumende Masse lieferten, wurde natürlich Paraffin und dieß mit dem besten Erfolge als Gegenmittel angewendet. Bei einem solchen Versuche wurde jedoch der Apparat unter sehr heftiger Explosion zerschmettert. Die eingehende Untersuchung ergab, daß sich bei der Temperatur welche die Mischung angenommen hatte, eine so merkliche Menge Paraffin mit der schwefligen Säure verflüchtigt hatte, daß hierdurch das übrigens nicht zu enge Gasleitungsrohr verstopft worden war. Es ergibt sich hieraus die Nothwendigkeit bei ähnlichen Versuchen möglichst weite Gasleitungsröhren anzuwenden, oder doch fleißig zu beobachten, ob sich kein Paraffinabsatz gebildet habe, um den Versuch bei Zeiten unterbrechen zu können. (Aus den Abhandlungen der k. böhmischen Gesellschaft der Wissenschaften, VI. Folge, IV. Band.) Leichte Anfertigung einer Flüssigkeit zur Erzeugung der Plateau'schen Gleichgewichtsfiguren ohne Schwere; von Dr. Rud. Böttger. Zur Erzeugung dieser Figuren, sowie zur Bildung ungewöhnlich großer, stundenlang andauernder, mit dem prachtvollsten Farbenschimmer auftretender Seifenblasen läßt sich sehr vortheilhaft eine Flüssigkeit verwenden, deren Anfertigung auf folgende Weise leicht und schnell ausführbar ist. Man überschüttet in einer geräumigen Flasche fein geschabte Palmölseife mit kaltem destillirtem Wasser und bereitet sich durch starkes Umschütteln damit eine möglichst gesättigte Lösung, filtrirt diese durch poröses graues Fließpapier und versetzt sie mit etwa einem Drittel ihres Volums chemisch reinen concentrirten Glycerins. Vor jedesmaligem Gebrauche derselben erscheint es zweckmäßig, sie leicht umzuschütteln. Unter Mitwirkung eines kleinen, mit einer Kautschukröhre versehenen Glastrichters von etwa 2 Zoll Durchmesser lassen sich mit dieser Flüssigkeit ungewöhnlich lang andauernde und mit stets wechselnder Farbenpracht auftretende Seifenblasen anfertigen, vorausgesetzt, daß dieselben unmittelbar nach ihrer Erzeugung vorsichtig auf einen schwach oxydirten und mit der in Rede stehenden Seifenlösung stark benetzten Eisendrahtring niedergelassen werden. Blasen von 1 Fuß Durchmesser und darüber halten sich, wenn sie vor Erschütterung und Luftzug gehörig geschützt werden, nicht selten 5 bis 10 Minuten, solche von 2 bis 3 Zoll Durchmesser aber stundenlang, ja in den meisten Fällen 10 bis 20 Stunden. (Jahresbericht des physikalischen Vereines zu Frankfurt a. M. für 1868–1869, Mai 1870.) Photographie für den Holzschnitt. Grüne theilte in England ein neues Verfahren mit, Photographien auf Holzblöcken herzustellen, so daß man letztere darnach zum Druck ausschneiden kann. Es ist dieß schon vielfach von Anderen versucht worden, doch stieß man dabei auf große Schwierigkeiten. Erstens wird die Holzfaser leicht durch die angewandten Chemikalien angegriffen und zweitens wirkt auch die Schicht, worin sich das Bild befindet, sofern sie eine Haut bildet, sehr störend. Mag diese Haut nun aus Gelatine, Albumin oder Collodium bestehen, jedenfalls hat sie die unangenehme Eigenschaft, beim Schneiden abzuspringen und so letzteres geradezu unmöglich zu machen. Bei Grüne's Manier fällt diese Haut fort und das Bild auf dem Block verhält sich fast ganz so, wie eine Zeichnung. In den Zeitschriften Graphic und Illustrated Times finden sich Holzschnitte, welche auf diese Manier hergestellt sind und welche beweisen, daß dieselbe vollständig zweckentsprechend ist. Zuerst fertigt man nach dem Negativ ein gutes Transparent-Positiv mittelst der Camera nach dem gewöhnlichen nassen Verfahren. Hierzu eignet sich am besten ein gutes zähes, nicht überjodirtes Collodium. Man kann irgend ein käufliches Brom-Jodcollodium verwenden, dem man auf das Pfund 4 bis 8 Gramme Collodiumwolle hinzugefügt hat. Nach dem Fixiren läßt man die Platte eine halbe Stunde im Wasser liegen – sie kann auch ohne Schaden mehrere Stunden darin liegen bleiben – und zieht dann die Haut von dem Glase ab. Zu diesem Zweck legt man die Platte ein paar Minuten in angesäuertes Wasser (1 Theil Schwefelsäure und 24 Theile Wasser) und bringt sie dann unter einen Wasserhahn, wodurch die Haut leicht von der Platte heruntergespült wird und in eine bereitstehende Schale mit reinem Wasser fällt. Jetzt wird das Bild getont, was bei der abgetrennten Haut leichter geht, als wenn sie noch auf der Platte befindlich wäre. Der Ton des Bildes ist für den Holzschneider nicht so sehr wichtig; die Farbe muß sich nur gut von dem Untergrunde abheben und dabei darf das Bild nicht zu tief und nicht zu dick und undurchsichtig seyn. Ein Goldbad ist ganz zweckentsprechend, doch muß es mehr verdünnt werden, als bei Copien auf Albumin-Papier. Auch eine Lösung von übermangansaurem Kali (2 Theile zu 100 Wasser) ist ganz gut, indem sie ein braunes Bild gibt. Das getonte Bild kommt in eine andere Schale mit reinem Wasser. Es ist gerade nicht schwer, mit den abgezogenen Häuten weiter zu manipuliren; es ist am bequemsten, wenn die Schale ein wenig tief ist. Man nimmt einen gewöhnlichen Kameelhaarpinsel von der Stärke einer Federpose, fährt damit unter die schwimmende Haut, hebt sie heraus und bringt sie in die andere Schale. Sollte die Haut hierbei zu sehr zusammenklappen, so bringt man sie mit dem Pinsel leicht wieder auseinander. Jetzt bringt man die Haut auf den Block; jedoch muß letzterer vorher präparirt seyn. Derselbe wird nämlich vorher mit Zinkweiß überstrichen, dem man ganz wenig Gelatine zusetzt, so daß die Farbe nur eben etwas Halt bekommt, jedoch nie eine eigentliche Gelatinehaut bilden kann. Wenn dieser Farbenüberzug trocken ist, so ist der Block genau in demselben Zustande, wie ihn für gewöhnlich der Zeichner gebraucht. Die Haut wird folgendermaßen auf den Block gebracht: Man nimmt eine ganz reine Glasplatte, hält sie im Wasser unter die schwimmende Haut und hebt sie so heraus, daß letztere auf der Platte liegen bleibt. Mit dem Kameelhaarpinsel streicht man sie glatt. Das Ganze ist nicht schwierig; doch muß man darauf sehen, daß die Bildseite der Haut dem Glase zugewendet ist. Jetzt macht man ein Stück halb durchscheinendes Papier naß und legt es so auf die Haut, daß dieselbe ringsherum 1/4 Zoll übersteht und auf das Papier umgeklappt wird. Dann hebt man leicht das Papier sammt der Haut von dem Glase herunter. Nun legt man die Haut sammt dem Papier auf den Block, wobei wiederum die Bildseite dem Blocke zugekehrt ist, worauf man das Papier entfernt. Da das Papier dünn und transparent ist, so ist man im Stande, das Bild auf dem Block in die richtige Lage zu bringen. Mit dem Pinsel hilft man ein wenig nach und streicht Falten und Blasen fort. Jetzt drückt man mit einem Stück Löschpapier die Haut sanft auf dem Block an, wodurch man zugleich das überflüssige Wasser entfernt. Wenn die Haut oberflächlich trocken ist, wird Alkohol darüber gegossen, um das übrige Wasser vollends zu beseitigen, und dann mittelst Alkohol und Aether das Collodium der Haut aufgelöst, und so bleibt zuletzt ein braunes oder schwarzes Bild, aus unendlich feinem Metallstaube bestehend, fest auf dem Block haftend. Wenn das Negativ nach der Natur aufgenommen ist, so zeigt das Bild natürlich nur Töne und nicht die Technik eines Holzschnittes. Viele Holzschneider sind gewohnt, beim Schneiden Töne in Linien zu übersetzen und finden weiter keine Schwierigkeit darin, nach Tönen zu arbeiten; doch in der Regel soll eigentlich der Zeichner die Zeichnung in Linien ausführen, die der Holzschneider dann ebenso auszuschneiden hat. Es wird daher zuweilen ganz gut seyn, den Block mit der Photographie einem Zeichner, der mit dergleichen umzugehen weiß, zu übergeben, der ohne viel Arbeit mit wenigen Bleistiftstrichen andeutet, auf welche Weise der jedesmalige Effect am besten zu erreichen ist. Wir haben Köpfe gesehen, einen bis zwei Zoll groß, Vergrößerungen nach kleinen Kartenporträts aus Gruppen heraus; dieselben hatten bei großer Aehnlichkeit dem Zeichner und Holzschneider verhältnißmäßig wenig Mühe gemacht. Dergleichen photographische Bilder ohne Collodium- oder sonstige Haut lassen sich auch sehr gut auf Holzflächen, Elfenbein u.s.w. als Verzierungen anbringen. (Photographische Mittheilungen, September 1870, S. 145.) Die Erbswurst-Fabrik in Berlin. Zu den eigenthümlichen Schöpfungen, welche der Krieg in Berlin hervorgerufen hat, gehört auch eine große Wurstfabrik besonderer Art. Ein Berliner Koch, Namens Grünberg, hat nämlich eine sogen. Erbswurst erfunden und sein Geheimniß dem Kriegsministerium für den Preis von 37,000 Thalern verkauft. Richtiger gesagt, ist das Fabricat nicht sowohl eine Erbswurst, sondern ein vollständiges Erbsengericht, in einen Darm gefüllt, getrocknet und dauerhaft gemacht. Das Geheimniß besteht in dem Zusatze von Salzen etc., welche verhindern daß die „Wurst“ säuert. Der Vortheil einer solchen schon vollständig präparirten Speisequantität wohlschmeckenden Essens für die Ernährung der Soldaten im Feld liegt aus der Hand. Es brauchen die Viehheerden dem Heere nicht nachgetrieben zu werden, man ist also nicht der Gefahr ausgesetzt, daß Seuchen unter dem Vieh ausbrechen und die vielen tausend Centner Knochen und Häute bleiben zu Hause und am großen Markt. Die errichtete Wurstfabrik beschäftigt ein Arbeiterpersonal von nicht weniger als 1200 Personen, von denen 20 Köche an je 2 Kesseln, also an 40 Wurstbrei-Kesseln, die Masse bereiten, welche von 150 Wurstspritzen, von je einem Arbeiter bedient, in die Därme getrieben wird. Verarbeitet werden täglich 225 Ctr. Speck, 450 Ctr. Erbsmehl, 28 Scheffel Zwiebeln, 32 Säcke Salz (à 125 Pfd.). Anfangs wurden täglich nur 30,000 Würste (oder Mittagsportionen) fertig und nur die II. Armee versorgt. Jetzt hat auch der Kronprinz für die III. Armee Bestellung gemacht, so daß täglich 75,000 Stück Würste bereitet werden, verpackt in 600 Kisten à 100 bis 150 Stück, von 18 Böttchern transportfähig gemacht. Der Soldat braucht die Wurst (1 Pfd.) nur in seinen Feldkessel zu legen und das Wasser siedend zu machen, so ist er fertig und hat genug daran. Die Löhne in der Fabrik, welche viele brodlos gewordene Frauen eingezogener Landwehrleute beschäftigt, sind reichlich bemessen. Ein Koch erhält täglich 3 1/4 Thlr., ein Mann an der Spritze 1 3/4 Thlr., ein Fleischschneider 1 1/2 Thlr., ein gewöhnlicher Arbeiter und ebenso eine Aufseherin 5/6 bis 1 Thlr.; die Gesammtausgaben betragen gegenwärtig täglich 37,000 Thlr. – Die Fabrik ist nicht Privatunternehmen, sondern das Kriegsministerium hat sie selbst übernommen und den Erfinder wie Andere (Buchhalter etc.) als Beamte angestellt. Die Präparirung des Erbsmehles hat die Brauerei von D'heureuse und Busse übernommen. (Deutsche Industriezeitung, 1870, Nr. 39.) Methode, die Eigenschaften des Hopfens auf dem Lager zu conserviren. Für den Gebrauch des Hopfens in den Bierbrauereien ist sein specifisch aromatischer Geruch und Geschmack maßgebend. Nach Qualität treten diese Eigenschaften an frischem Hopfen mehr oder weniger vor, verschwinden aber bei altem nicht nur in sehr merklichem Grade, sondern es zeigt auch das Aroma des alten Hopfens einen dem jungen ganz fremdartigen Geruch. Mit dieser inneren Entwerthung des Hopfens durch das Alter geht die Annahme einer dunkleren Farbe, welche man bekanntlich durch das Schwefeln zu decken sucht, Hand in Hand. Die Berührung des Hopfens mit der freien Luft und der Sonne, die Wärme und Feuchtigkeit sind es, welche dem Hopfen auf dem Lager schaden, indem das Hopfenöl und die bitteren Stoffe sich theilweise verflüchtigen, theilweise aber durch den oxydirenden Sauerstoff der Luft nachtheilige Veränderungen erleiden. Dr. Brainard schlägt nun vor, den in dem Hopfenharz enthaltenen bitteren Stoffen, sowie dem aromatischen Hopfenöl während des Lagerns ihre werthvollen Eigenschaften dadurch zu erhalten, daß er sie dem Wechsel der Luft und dem Licht entzieht, die sie umgebende Luft vollkommen trocken hält und ihre Temperatur auf ungefähr + 10°C. herabbringt. Zu diesem Zwecke verpackt er den trockenen Hopfen in gut ausgetrocknete Säcke und speichert diese in einer Hopfenkammer auf, welche er auf einer Mitternachtseite eines Gebäudes und aus wasserdichtem Material so aufbaut, daß sie luftdicht verschließbar ist. Dieselbe ist von einer äußeren, aus schlechten Wärmeleitern bestehenden Wand und Bedachung eingeschlossen, der leere Raum aber zwischen beiden Wänden mit einem Eishause in Verbindung gebracht, so daß die Temperatur in der Hopfenkammer sich constant auf dem oben angegebenen Grade hält. Unter Brainard's Leitung und Aufsicht ist eine solche Hopfenkammer bereits in Gebrauch und er constatirt, daß man in einer solchen den Hopfen jahrelang werde ohne Verlust aufbewahren können. (Gewerbeblatt für das Großh. Hessen.) Ueber den Einfluß des Sassafrasöles auf den Tabak; von Dr. Shelby zu Huntsville in Alabama. Nach einer Mittheilung des Dr. Thompson in Nashville soll die narkotische Wirkung des Tabaks beim Rauchen durch einen Zusatz von Sassafrasrinde verhütet, und wenn sie schon eingetreten ist, durch Rauchen jenes Gemenges wieder vertrieben werden. Der Verf. hat dieß durch wiederholte eigene Versuche bestätigt gefunden; die Wirkung scheint im ätherischen Oele der Rinde zu liegen; denn Cigarren, in welche der Verf. einige Tropfen desselben hatte einziehen lassen, äußerten ebenso wenig eine narkotische Wirkung. Der Verf. fand auch in einem schon vor 10 Jahren erschienenen Buche angegeben, daß die narkotische Wirkung des Bilsen durch Sassafrasöl aufgehoben werde. Nicht minder soll sich dasselbe gegen Schlangenbisse bewährt haben. (Aus dem American Journal of Pharmacie, 1869 S. 451, durch die Vierteljahresschrift für praktische Pharmacie.) Die Gespinnstpflanze Ramié. Mit dieser Gespinnstpflanze, über welche im Jahrg. 1869 des polytechn. Journals, Bd. CXCIII S. 343 berichtet wurde, sind in den letzten Jahren in Amerika und Asien rationelle Culturversuche gemacht worden, worüber die deutsche Industriezeitung Folgendes mittheilt: In großer Ueppigkeit gedeiht die Ramiépflanze auf der Insel Java und an der Grenze von China, wo sie mit besonderem Erfolg neben den Reisfeldern cultivirt wird; sie erreicht dort eine Höhe von 6–8 Fuß, während sie in England nur bis zu einer Höhe von 3 Fuß gelangt. Die Zähigkeit, Weiße und Schönheit ihrer Fasern hat schon vor längerer Zeit die Aufmerksamkeit der holländischen Regierung auf sich gezogen; in englischen Spinnereien wird die Faser bereits verarbeitet und liefert dieselbe ein so seines, äußerst haltbares und vortreffliches Gewebe, daß dasselbe von dem feinsten Leinenbattist kaum zu unterscheiden ist. Die Ramiéfaser übertrifft die Faser des besten Hanfes um mehr als 50 Proc. an Festigkeit, ist weit weniger der Veränderung durch anhaltende Feuchtigkeit unterworfen, als der beste europäische Hanf, gibt weniger Abfall als dieser, und kann, was die Hauptsache ist, mit Beibehalt ihres natürlichen Glanzes weit feiner gesponnen werden. Die daraus gefertigten Gewebe haben die doppelte Festigkeit der leinenen Gewebe, erhalten sich besonders in einer außerordentlich blendenden Weiße, auch übertrifft die Ramié alle bisher verwendeten Gespinnstpflanzen durch die Höhe der Production an spinnbarem Stoff. Die Pflanze ist sehr leicht anzubauen; sie verlangt, wenn sie begünstigt seyn soll, einen leichten, nahrhaften, tiefen, feuchtigkeithaltenden Boden; man hat beobachtet, daß sie an schattigen Orten, an Zäunen, Hecken, auf Schutthäufen, in der Nähe von Gebäuden, besonders gedeiht. – Behufs ihrer weiteren Fortpflanzung zerschneidet man die fleischige Wurzel in Stücke und legt diese 3–4 Fuß von einander entfernt in Reihen aus. Im Anfang des Wachsthumes lockert man rings um die Pflanze den Boden auf und zerstört etwaiges Unkraut. Die Pflanzen entwickeln ihre Stengel bald zu der Höhe von 5–7 Fuß; sobald die Oberhaut des Stengels eine dunkelbräunliche Farbe annimmt, schneidet man die Stengel ab; ihre vollkommene Reife darf man nicht abwarten, weil sonst der Bast weniger gut seyn würde. Man kann die Pflanze jährlich wenigstens viermal schneiden; im ersten Jahr gibt der erste Schnitt 4, der zweite Schnitt 6–8, der dritte Schnitt 10–12, der vierte Schnitt 16–20 Stengel von jedem Stock; in den folgenden Jahren ist die Production größer. Zur Gewinnung der Faser röstet man in Amerika die von den Blättern befreiten Stengel in mit Wasser angefüllten Kübeln, befreit sie dann mittelst einer Art Schabeisen von der äußeren Bedeckung, trocknet sie und bleicht sie dann auf Gestellen. Die Theile unter der äußeren Rinde bilden den bekannten Handelsartikel. Diese werden auch noch mittelst hölzerner Klappen (ähnlich wie dieselben zum Schaben der Weiden gebraucht werden) von der äußeren holzigen Rinde befreit. Am einfachsten und zweckmäßigsten soll die obige Handhabung mittelst der Wasserkübel seyn und ist es gut, dem Wasser etwas Salzsäure zuzusetzen, wodurch man binnen 24 Stunden den Zweck am vollkommensten erreicht. Die Ramiépflanze bildet jetzt in Nordamerika und England bereits den Gegenstand einer sorgfältigen Cultur, und da auch in Frankreich schon die günstigsten Resultate mit ihr erzielt werden, so wären gewiß für Deutschland, namentlich für die südlicheren Gegenden, Anbauversuche sehr zu empfehlen; wie durch die Erfahrung bereits bewiesen, ist die Pflege dieser Gespinnstpflanze eine sehr gewinnbringende. Um die Einführung der Ramie in Deutschland haben sich besonders die Herren Prof. v. Blum in Leyden, Prof. Dr. Fraas in München und J. F. Reif in Prag viel Verdienst erworben, und ist der letztere, durch das k. k. österr. Consulat in New-Orleans auf sehr anerkennenswerthe Weise unterstützt, stets bereit, Prospecte, Brochüren oder anderweitige Auskunft jedem Anfragenden zu ertheilen. Hr. J. Bruckner in New-Orleans, 104 Gravier-Street, und ebenso die Generalagentur von J. F. Reif in Prag liefern die Pflanzen je nach Größe der Bestellung zu 5–15 Doll. pro hundert Stück. Die günstigste Anpflanzung ist Anfangs März bis Mitte Mai. Hannoversche Petroleumquellen. Es scheint, daß die Petroleum-Gewinnung in Deutschland größeren Umfang annimmt. In Betreff der längst bekannten Fundstätten im Hannoverschen schreibt man der D. V. Z.: Die Bohrungen bei Heide bezweckten, zu untersuchen, in wie großem Umfange sich eine auf 120 bis 130 Fuß tief liegende, fette Petroleumkreidelage erstreckt. Man hat bereits früher über 400 Fuß tief in die Kreide gebohrt, wo die ersten 140 bis 150 Fuß sehr reichhaltig an Petroleum waren, während dasselbe an anderen Schichten abwechselnd vorgefunden wurde. Auf 400 Fuß in der Kreide (die Unternehmer konnten mit den ungenügenden Bohrapparaten nicht tiefer kommen) hat man wieder fast reines Petroleum herausgebohrt. Nachdem nun diese Vorarbeiten unter Leitung der Herren Nissen und Volkens, zum Zwecke der demnächst zu gründenden Actiengesellschaft ausgeführt, über alle Erwartungen glänzend ausgefallen sind, wurde vor kurzer Zeit mit der projectirten 1000füßigen Bohrung begonnen. Zu diesem großartigen Unternehmen haben die Unternehmer einen sehr weiten circa 52 Fuß hohen Bohrthurm mit einer vollständigen maschinenmäßigen Einrichtung gebaut. Das Bohrloch, welches mit dickem Eisenblech verrohrt wird, hat eine Weite von 16 1/2 Zoll Hamb. Maaß. Heute wurde bereits die Petroleumkreide mit dem Meißel geschlagen, welche dermaßen von Petroleum durchdrungen war, daß dieselbe mehr Aehnlichkeit mit Pech als mit Kreide hatte. Das Feuer in der anliegenden Schmiede überzeugte uns jedoch bald, nachdem das Petroleum ausgebrannt, daß der Rückstand reine, weiße und weiche Kreide war. Die Petroleumkreide, welche mittelst eines Schachtes oder durch offenen Tagebau gewonnen werden soll, und die mindestens doppelt so reichhaltig ist, als der bisher verarbeitete Petroleumsand, beabsichtigt man, nachdem das Petroleum aus derselben gewonnen, für Cement zu verarbeiten. (Gewerbeblatt für das Großherzogthum Hessen, 1870, Nr. 20.) Berichtigung. In Haedicke's Theorie der Dampfmaschine im vorhergehenden Heft lese man in der Anmerkung S. 12 Zeile 5 v. u. statt „zulassen“ nicht zulassen.