Titel: Baumann's Dampfpumpe.
Fundstelle: Band 199, Jahrgang 1871, Nr. XXV., S. 88
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XXV. Baumann's Dampfpumpe. Nach Engineering, October 1870, S. 276 und dem Mechanics' Magazine, October 1870, S. 257. Mit Abbildungen auf Tab. III. Baumann's Dampfpumpe. Alexander Baumann hat neuerdings eine Dampfpumpe mit selbstthätiger Steuerung construirt, welche wie die frühere (polytechn. Journal, 1870, Bd. CXCVII S. 303) von der Firma A. Wilson und Comp. in London gebaut wird. Die Construction dieser Pumpe ist sehr einfach und sind bei derselben, wie aus den Abbildungen in Figur 1 bis 6 zu entnehmen, nur zwei bewegte Theile, nämlich der Dampfkolben H mit dem Pumpenkolben P in einem Stück, sowie das Kolbenventil oder der Steuerkolben F, durch welchen die Dampfvertheilung bewerkstelligt wird. Der hohle Dampfkolben H setzt sich nach aufwärts rohrartig weiter und der Durchmesser dieses Rohraufsatzes ist größer als jener des Pumpenplungers P, somit die ringförmige, dem Dampfdruck ausgesetzte Kolbenfläche auf der oberen Seite geringer als auf der unteren. Das Kolbenventil F von der in Fig. 1 gezeichneten Gestalt ist in einem kleinen Cylinder B eingeschlossen, welcher mit dem Hauptcylinder A aus einem Guß hergestellt ist, und beide communiciren vermittelst vier Canälen. Drei dieser Canäle, der obere, mittlere und untere, sind in dem Schnitt, Fig. 1, deutlich ersichtlich, während der vierte Canal, der „schiefe,“ durch punktirte Linien angedeutet ist. Letzterer geht vom Dampfcylinder A, etwa von der Mitte desselben, zum unteren Ende des Steuercylinders B. In der Stellung welche die Theile in Figur 1 einnehmen, ist die Mülldung des „schiefen“ Canales in den Hauptcylinder durch den Kolben H verdeckt. Was den Steuerkolben betrifft, so ist das obere Ende desselben schwächer im Durchmesser und geht durch eine Stopfbüchse des Steuercylinders. In bissen münden noch die Dampfleitungen I und K, und zwar die obere für die Zuführung, die untere für die Ableitung des Dampfes. Nach dieser Vorausschickung soll die Wirkungsweise dieser Pumpe erklärt und zu diesem Behufe angenommen werden, daß der Dampfkolben gerade seinen Aufgang vollendet habe, sowie daß der Steuerkolben am unteren Ende seines Weges angelangt sey. Hierbei geht der Dampf aus dem Zuleitungsrohr um den oberen Theil des Kolbenventiles – wie schon erwähnt ist der Durchmesser daselbst geringer als die Cylinderbohrung –, gelangt durch den „oberen“ Canal über den Hauptkolben H und schiebt denselben abwärts. Gleichzeitig steht der „mittlere“ Canal, zufolge der Verengung des Kolbenventiles, in seinem mittleren Theil in Communication mit dem Ausblasrohr, weßhalb der unter dem Kolben H befindliche Dampf entweichen kann. Sowie nun der abwärts gehende Kolben H die Mündung des „schiefen“ Canales frei legt und Dampf durch denselben unter den Steuerkolben gelangt, wird derselbe Zufolge des Ueberdruckes von unten gehoben und zwar in die Stellung der Fig. 1. Der weitere Dampfzutritt zur Oberseite des Hauptcylinders ist hiermit abgeschlossen, während gleichzeitig diese und die Unterseite wegen der Verengung des Kolbenventiles communiciren (durch den „mittleren“ und den „unteren“ Canal), somit Dampf von oben unter den Kolben gelangt und diesen hebt, da die untere ringförmige Kolbenfläche größer ist als die obere. Bevor der Aufgang jedoch vollendet ist, verdeckt der Kolben H die Oeffnung des „mittleren“ Canales und schneidet damit die Verbindung der beiden Cylinderseiten ab, wobei oberhalb des Kolbens H nur so viel Dampf verbleibt als zur Bildung eines elastischen Buffers erforderlich ist. Fast gleichzeitig überschreitet der Kolben die Mündung des „schiefen“ Canales und wird hierdurch die Communication des Hauptcylinders mit dem unteren Ende des Steuercylinders wieder hergestellt, aus welchem der eingeschlossen gewesene Dampf nach dem Hauptcylinder expandirt. In Folge dieser Druckverminderung auf die untere Ventilfläche, preßt der im oberen Theil des Steuercylinders befindliche Dampf das Kolbenventil herab und kehren nun die Theile in jene Stellung zurück, welche sie beim Beginn des betrachteten Pumpenspieles inne hatten. Diese so sinnreich construirte Dampfpumpe besitzt den Vortheil, daß ihre Wirkung durch Undichtheiten wenig beeinträchtigt wird. Wenn beispielsweise der Steuerkolben zwischen dem Dampfeinlaßrohr und dem „oberen“ Canal zum Hauptcylinder undicht schließen sollte, so würde ein gewisses Dampfquantum während des Kolbenaufganges in den Cylinder gelangen und der Erfolg wäre, daß wenn der Kolben über die Mündung des „mittleren“ Canales gelangt ist, der Dampfbuffer mehr zusammengepreßt und der Aufgang etwas länger andauern würde als sonst; ein Theil des eingeschlossenen Dampfes würde zurück nach dem Einlaßrohr gedrängt, bis endlich der unter dem Kolben befindliche Dampf hinlänglich expandirt ist, um das Ventil behufs Umsteuerung sinken zu lassen. Den gleichen Erfolg wird die Undichtheit zwischen Dampfeinströmung und der Eindrehung des Steuerkolbens während des Kolbenaufganges ausüben, während beim Niedergang etwas Dampf ohne Wirkung auf die Pumpe in das Auspuffrohr gelangt. Dichtet das Kolbenventil im unteren Theil unvollständig, so beschleunigt ein geringer Dampfverlust den Niedergang des Ventiles und kürzt damit den Aufgang der Pumpe ab. In den meisten Fällen werden sich die etwa eintretenden Undichtheiten gegenseitig ausgleichen, wenn aber nicht, so wird nur der Hub der Pumpe unbedeutend abgeändert. Was die übrigen Details der Pumpe anlangt, so ist die Anordnung und die leichte Zugänglichkeit der Pumpenventile aus Figur 1 zu ersehen. Dieselben sind conisch, von Metall und mit metallenen Ventilsitzen, welche so ausgedreht werden, daß sie je zwei scharfe Kanten darbieten, auf welchen sich das Ventil dicht auflegt, wie dieß durch längere Erfahrung bestätigt ist. Der Dampf- und der Steuercylinder sind (wie schon einmal erwähnt worden) aus einem Guß und oben und unten mit einem Deckel verschlossen. Die Stopfbüchsenbrille des Steuerkolbens ist am oberen Ende so gestaltet, daß ein Kautschukring eingelegt werden kann, gegen welchen das Ventil anschlägt, während zu dem gleichen Zweck am unteren Ende des Steuerkolbens eine Kautschukplatte angebracht ist. Die Stange E am Steuerkolben dient zum Bewegen desselben beim Ingangsetzen der Pumpe, sowie ferner für den Handbetrieb ein Druckhebel G am oberen aus dem Dampfcylinder hervorragenden Theile des Kolbens angesetzt werden kann, was bei Kesselspeisepumpen eine recht zweckmäßige Anordnung ist, um den Kessel auch zu füllen, wenn kein Dampf vorhanden ist. Die ganze Pumpe nimmt sehr wenig Raum ein; bei einer Leistungsfähigkeit von 120 Gallons pro Stunde beträgt die Höhe 17, die Breite 7 und die Tiefe 9 englische Zoll. Der Pumpenplunger ist 1 1/8 Zoll stark und der Hub beträgt 2 Zoll. Der Dampfkolben hat 2 1/2 Zoll Durchmesser und der obere Rohransatz 1 7/8 Zoll. Der Dampf – 35 Pfund Pressung in dem gewählten Fall – expandirte beim Kolbenaufgang auf das Doppelte.

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Tafel Tab.
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Tab. III