Titel: Puscher's Darstellung von Lüster-Farben auf Metallen.
Fundstelle: Band 199, Jahrgang 1871, Nr. CIV., S. 407
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CIV. Puscher's Darstellung von Lüster-Farben auf Metallen. Puscher, Verfahren zum Färben von Metallen. Der thätige Chemiker C. Puscher in Nürnberg schlägt nach einer Mittheilung im dortigen Gewerbeverein neuerdings ein Verfahren zum Färben von Metallen vor, welches leicht, rasch und billig auszuführen ist. Es wird hiernach auf den Gegenständen ein Ueberzug von dichtem Schwefelmetall erzeugt, analog den in der Natur vorkommenden, wie z.B. Bleiglanz. Diese sehr beständigen Schwefelverbindungen werden bekanntlich nur durch concentrirte Säuren oder Alkalien zersetzt, mäßig verdünnte Agentien haben gar keine Einwirkung darauf. Nach dem Puscher'schen Verfahren können in 5 Minuten Tausende von messingenen Gegenständen, je nachdem sie kürzere oder längere Zeit in den nachstehend beschriebenen kochenden Salzlösungen verbleiben, schön goldgelb bis kupferroth, dann carmoisinroth, hierauf dunkel und dann hell anilinblau bis bläulichweiß, wie Bleiglanz, und zuletzt röthlich weiß gefärbt werden. Die Farben besitzen den schönsten Lüster und haften, wenn die zu färbenden Gegenstände vorher gut mittelst Säuren oder Laugen gereinigt waren, so fest, daß sie mit dem Polirstahl bearbeitet werden können. Um die zur Färbung dienende Salzlösung zu bereiten, löst man 3 Loth unterschwefligsaures Natron in 1/2 Maaß (1 Pfund) Wasser und gießt in dasselbe hierauf eine Lösung von 1 Loth Bleizucker in einem Schoppen Wasser. Die klare Mischung, bestehend aus einem in überschüssigem unterschwefligsaurem Natron gelösten Doppelsalz von unterschwefligsaurem Blei und unterschwefligsaurem Natron, besitzt auf 70–80° R. erhitzt, die Eigenschaft, sich langsam zu zersetzen und Schwefelblei in braunen Flocken auszuscheiden. Ist nun zugleich eines der erwähnten Metalle zugegen, so schlägt sich auf diesem ein Theil des Schwefelbleies nieder und erzeugt so, je nach der Dicke des abgesetzten Schwefelbleies, die erwähnten prachtvollen Lüsterfarben. Um eine ganz gleichmäßige Färbung hervorzubringen, müssen die zu färbenden Gegenstände möglichst gleichmäßig erwärmt werden und dieß ist dadurch zu erreichen, daß man das Gefäß mit der kochenden Salzlösung in eine Polsterung von Haaren, ganz ähnlich der norwegischen Küche, einsetzt. Eisen nimmt, mit erwähnter Salzlösung behandelt, nur die stahlblaue, Zink nur eine bronzene Farbe an; kupfernen Gegenständen fehlt die zuerst erscheinende Goldfarbe; Blei und Zinn verhalten sich dagegen ganz indifferent. Wird statt des Bleizuckers ein gleiches Gewicht von Kupfervitriol der unterschwefligsauren Natronlösung zugefügt, und ganz wie oben verfahren, so bedeckt sich Messing und Rauschgold mit einem besonders schönen Roth, dem dann das in der Farben-Scala noch fehlende Grün nachfolgt und schließlich einem prachtvollen Braun mit grünem und rothem Irisschiller Platz macht. Letzterer sehr haltbare Ueberzug möchte für die Industrie besondere Beachtung verdienen. Zink scheidet aus dieser Lösung, ohne sich zu färben, eine große Menge von Schwefelkupfer in schwarzbraunen Flocken ab; wird aber der Lösung ungefähr ein Drittel der erwähnten Bleilösung hinzugefügt, so tritt eine dauerhafte schwarze Färbung ein, welche durch einen dünnen Wachsüberzug, der auch für alle Farben zu empfehlen seyn möchte, noch an Tiefe und Haltbarkeit gewinnt. Sehr schöne marmorartige Zeichnungen können mit einer durch Traganthgummi verdickten Bleilösung auf Messingfolie, welche bis zu 80° R. erhitzt und nachträglich in der gewöhnlichen Bleilösung behandelt wird, erhalten werden. Aehnliche Färbungen lassen sich auch durch Antimon-Verbindungen, z.B. mit Brechweinstein ausführen, nur erfordert die Hervorrufung der Farben mehr Zeit. Die erwähnten Salzlösungen können mehrmals benutzt werden und erleiden beim Aufbewahren keine Aenderung. (Deutsche Industrie-Zeitung.)