Titel: Analyse des sogenannten „nativen Meerschaumes;“ von Johann Stingl.
Autor: Johann Stingl
Fundstelle: Band 199, Jahrgang 1871, Nr. CV., S. 407
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CV. Analyse des sogenannten „nativen Meerschaumes;“ von Johann Stingl. Stingl, Analyse des sogen. nativen Meerschaumes. Herr Director Dr. Neumayer überbrachte uns von Australien ein dort unter dem Namen nativer Meerschaum bekanntes Mineral. Dasselbe findet sich in N. S. Wales in der Nähe der Heads von Port Jackson und erscheint als eine gelblich weiße poröse Masse von gleichem Korne, oberflächlich stellenweise braunroth gefärbt. Die Dichte beträgt 1,899. Die Analyse ergab, daß dieses Mineral der Hauptmasse nach aus Kieselsäure besteht und daneben nur unbedeutende Mengen von Thonerde, Eisenoxyd, Magnesia und Natron, ferner Wasser und etwas organische Substanz enthält. Die Bezeichnung „nativer Meerschaum“ erscheint daher als unpassend, da ja dieser ein hauptsächlich aus kieselsaurer Magnesia bestehendes Mineral ist; dagegen ist es ganz gerechtfertigt, dieses Product als Kieselsinter oder als Tripel zu bezeichnen, was auch durch die Resultate der quantitativen Analyse vollkommen bestätigt wird. Diese wurde nach den gewöhnlich gebräuchlichen Methoden durchgeführt. Die Kieselsäure wurde sowohl direct durch Aufschließen mit kohlensaurem Natron-Kali unter Berücksichtigung der bekannten Vorsichtsmaßregeln, als auch indirect mittelst wässeriger Flußsäure bestimmt. Das hygroskopische Wasser wurde bei 100° C. und das chemisch gebundene Wasser durch Glühen und directes Wägen im Chlorcalcium-Rohre bestimmt. Zum Behufe der Beurtheilung der Menge der organischen Substanz wurde eine Kohlenstoffbestimmung vorgenommen. Eisenoxyd, Thonerde, Magnesia und Natron wurden in einer durch Flußsäure aufgeschlossenen Partie quantitativ bestimmt. 100 Theile enthielten im Mittel aus mehreren Bestimmungen: Kieselsäure 89,46 Eisenoxyd 0,45 Thonerde 1,43 Magnesia 0,85 Natron 0,29 Wasser, bei 100° C 3,95 Wasser, bei Glühhitze 3,18 Kohlenstoff der organischen Substanz 0,36 ––––– 99,97 Die Kieselsäure ist in diesem Mineral in der löslichen Modification enthalten, da sich dasselbe in Kalilauge von der Dichte 1,35 beinahe vollständig auflöst. Beim Kochen des Minerales mit einer concentrirten Lösung von Soda können jedoch nur 19,2 Proc. der vorhandenen Kieselsäure gelöst werden. Dieses Material könnte daher wohl ein Rohmaterial zur Wasserglas-Fabrication liefern. Obige Analyse wurde im Laboratorium des Professor Dr. A. Bauer am k. k. polytechnischen Institute in Wien ausgeführt.