Titel: Frictions-Fallhammer mit Riemenbetrieb; von Albrecht Künne.
Fundstelle: Band 200, Jahrgang 1871, Nr. L., S. 178
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L. Frictions-Fallhammer mit Riemenbetrieb; von Albrecht Künne. Aus der Zeitschrift des Vereines deutscher Ingenieure, 1870, Bd. XIV S. 751. Mit Abbildungen auf Tab. IV. Künne's Frictionsfallhammer mit Riemenbetrieb. Der in Figur 15 in verschiedenen Ansichten und Details dargestellte Fallhammer mit Riemen- und Dampfbetrieb für Prägwerke wurde von mir in den Jahren 1865 und 1866 construirt und nach und nach weiter verbessert, so daß derselbe sich seitdem in seiner Handhabung den Fallhämmern mit Handbetrieb gänzlich anpaßte, letztere aber hinsichtlich seiner Leistungsfähigkeit bedeutend übertrifft. In meiner Silberwaarenfabrik zu Altona sind gegenwärtig fünf dieser Hämmer mit gutem Erfolge in Betrieb. Eine kurze Andeutung über den Gebrauch von Fallhämmern mit Handbetrieb in der Fabrication kunstindustrieller Erzeugnisse als Mittel zum Prägen oder Stanzen läßt sofort die bei einem Fallhammer mit Maschinenbetrieb erforderlichen Vorrichtungen erkennen. Zum Prägen oder Pressen von Metallplatten in Stahlstempeln, indem man die Platte von Silber, Messing, Zink etc. mittelst eines Kopfstempels (Patrize) in den vertieft gearbeiteten Unterstempel (Matrize) hineindrückt, bedient man sich eines über einem Amboß in Schienen laufenden Bären, welcher durch ein über eine Rolle laufendes Seil oder durch einen Hebel emporgezogen wird und nach dem Loslassen, resp. Zurückziehen des Seiles oder Hebels auf die Patrize niederfällt. Die zu prägende Platte von Silber etc. bedarf, wenn sie nicht durch den Schlag oder Fall des Bären zerreißen soll, einer vorläufigen Formgebung in der Matrize, welche durch passendes Antreiben oder Nachtreiben mit Holzhämmern erzielt wird. Ferner ist entsprechend der größeren oder geringeren Tiefe des Ornamentes in der Matrize, welches auf der Silberplatte hervorgebracht werden soll, ein starker oder schwacher Schlag erforderlich. Es sind daher folgende Anforderungen von einem Fallhammer mit Dampfbetrieb zu erfüllen: 1) muß der Bär leicht und ohne Mitwirkung der Hand nur durch einen leichten Druck des Fußes von dem Arbeiter auf beliebige Höhe gehoben werden können, um einen starken oder schwachen Schlag, ganz nach Belieben des Arbeiters, hervorzubringen; während des Schlages hat nämlich der Arbeiter die beiden Hände zu gebrauchen, um die Hebel anzudrücken, welche die Patrize verhindern sich in Folge der Erschütterung zu verschieben; 2) muß der Bär durch eine leicht zu handhabende Sperrung in beliebiger Höhe festzustellen seyn, damit der Arbeiter die auf der Schlagfläche des Ambosses stehenden Stempel nebst Platte bearbeiten kann, ohne Gefahr zu laufen, daß der Bär während dieser Manipulation niederfalle; 3) muß die Sperrung selbstthätig aufhören oder sich aussetzen, wenn der Arbeiter einen Schlag hervorbringen will; 4) muß der Bär aus der höchsten Stellung auf Wunsch des Arbeiters leicht und ohne Schlagwirkung herabgelassen werden können, damit, wenn auch der Bär behufs eines starken Schlages oder aus Unachtsamkeit des Arbeiters hoch gestiegen seyn sollte, doch ein Schlag von nur geringer Fallhöhe gegeben werden kann. Diese sämmtlichen Vorbedingungen dürften durch den in Figur 1 bis 5 dargestellten Frictionshammer mit Riemenbetrieb vollständig erfüllt seyn. Von diesen Abbildungen zeigt Fig. 1 den oberen Theil des Hammers in der Vorderansicht in 1/12 natürlicher Größe, Fig. 2 in der Seitenansicht und Fig. 3 einen Schnitt nach der Linie A B der Fig. 2. Auf der kräftigen Chabotte stehen die zwei Ständer a, a, welche einmal die Führungsschienen b, b für den Bär halten, dann auch die Deckplatte und mit dieser den ganzen Bewegungsmechanismus tragen. Der Antrieb geschieht von der Welle v (Fig. 1 bis 4) aus mittelst der Frictionsscheiben y, y, denen zwei gleiche Scheiben in Verbindung mit der Riementrommel e entsprechen. Letztere läuft auf der Welle m, welche mittelst der beiden Hängeschienen f, f an der Welle g hängt und mit diesen um letztere schwingen kann. Für gewöhnlich wird sie durch das auf dem Hebel n (Fig. 2) sitzende Gegengewicht und den um die Welle 1 drehbaren Winkelhebel k und h (Fig. 4) in einer solchen Stellung gehalten, daß sich die entsprechenden Frictionsscheiben nicht berühren, bis durch einen Fußtritt, welcher auf die Stange r wirkt, und die Stangenverbindung r, q, p und o das Gegengewicht gehoben und dadurch die Einrückung der Frictionsscheiben bewirkt wird. In Fig. 4 ist die Anordnung der Ein- und Ausrückung für sich skizzirt. Der Riemen d wird nun aufgewickelt und der Bär gehoben. Damit dieser aber nicht durch Unachtsamkeit des Arbeiters zu hoch getrieben werden kann und durch Anstoßen gegen die Deckplatte ein Zerreißen des Riemens herbeiführt, ist die Querstange u an dem Hebel q angebracht, welche, durch den aufsteigenden Bär in die Höhe genommen, die Wirkung des Fußtrittes aufhebt und den Bär frei macht. Dieser kann nun entweder frei herabfallen oder, wenn nöthig, durch die in Fig. 2 angedeutete Holzbremse z mit Handgriff t, welche auf der Welle i ihren Drehpunkt hat, langsam herabgelassen werden. Das Arretiren des Bären endlich, in einer beliebigen Höhe, bewirkt der auf der Welle g sitzende Sperriegel (Fig. 5), welcher mittelst eines Strickes in das an der Riementrommel sitzende Sperrrad eingelegt wird, für gewöhnlich aber wegen des als Gegengewicht wirkenden zweiten Armes des Sperrkegels die Riementrommel frei läßt. Diese Anordnung des Fallhammers mit Riemen, selbstauslösender Arretirung und mit Bremse waren das endliche Product einer Menge von Versuchen, die Silberplatten mit einem Frictions-Schmiedehammer, einem sogen. Schnellhammer zu prägen. Bei einem solchen Schnellhammer ist bekanntlich der Bär an eine Eisenstange geschweißt und wird sammt dieser Stange durch Frictionsrollen oder auch durch Einpressen der Stange zwischen den Rollen gehoben. Außer dem Uebelstande, daß eine gute Arretirung und ein Bremsen bei dem mit der Stange durch Schweißung verbundenen Bären nicht zu erzielen war, ergab sich aber der Hauptnachtheil, daß nach kurzem Gebrauch, etwa nach 300 Schlägen auf die harten Stahlstempel, die Stange trotz vorzüglicher Schweißung vom Bär abbrach. Anfänglich hatte ich eine mangelhafte Schweißung für die Ursache dieses Bruches angesehen, wiederholte Versuche und wiederholtes Brechen der Stange auf derselben Stelle zeigten aber, daß durch wiederholte Schläge ein Abbruch der Stange am Bären durch Kaltbruch sich stets in gleicher Weise einstellte. Nach diesen mißglückten Versuchen war ich bereits dahin gekommen, auf Anwendung der Frictionshämmer zum Prägen mit Stahlstempeln zu verzichten, machte aber noch den Versuch, den Bären an einen Riemen zu hängen und diesen Riemen auf der beweglichen Rolle aufzuwickeln. Diese Anordnung ergab denn auch nicht allein durch gänzliche Vermeidung unangenehmer Brüche, sondern auch dadurch, daß dieselbe die Arretirung, Bremsung etc. sehr gut ermöglichte, ein vorzügliches Resultat, so daß jetzt die Leistung des Hammers, besonders mit Rücksicht auf die sehr geringe Betriebskraft, eine ganz außerordentliche genannt werden muß. Eine etwa 2pferdige Maschine treibt jetzt drei solcher Frictionshämmer, welche mit Handbetrieb 6 Arbeiter erfordern würden.

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Tafel Tab. IV
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