Titel: Ueber die Versilberung der Gelatine-Reliefbilder für Galvanoplastik; von H. Hanisch.
Autor: H. Hanisch
Fundstelle: Band 200, Jahrgang 1871, Nr. LXXXV., S. 315
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LXXXV. Ueber die Versilberung der Gelatine-Reliefbilder für Galvanoplastik; von H. Hanisch. Hanisch, über Versilberung der Gelatine-Reliefbilder für Galvanoplastik. Allgemein wird anempfohlen, um galvanische Kupferabdrücke oder Druckplatten aus Matrizen organischer Natur zu erhalten, entweder die Oberfläche mit Graphit oder pulverförmigem Silberniederschlage zu bestreuen, oder die Leitung durch Schwefelsilber hervorzurufen. Allein diese Mittel können nur für rohe, keinen Anspruch auf Feinheit habende Arbeit verwendet werden; denn zart ausgeführte Gelatine-Reliefbilder, wie man sie jetzt zu erzeugen im Stande ist, leiden unbedingt durch das Aufstreuen der erwähnten Stoffe in ihrem Relief, geben daher nur unvollkommene Kupferabdrücke, welche später eine zeitraubende Bearbeitung erfordern. Auch sind diese Stoffe von keiner besonders vortrefflichen Leitungsfähigkeit für den galvanischen Strom, und geben zur theilweisen Absonderung des Kupfers und gewöhnlich zum Mißlingen des Abdruckes Veranlassung. Ich finde es empfehlenswerth, den Silberniederschlag unmittelbar auf Gelatine bei Gegenwart des Sonnenlichtes zu bilden, da derselbe in Folge des Zugegenseyns einer organischen Substanz viel reiner herausfällt, und an der Oberfläche gleichförmiger haftet, d.h. sie continuirlich bedeckt. Er wird in folgender Weise hervorgebracht: Die Gelatine-Relief-Folien werden mit einem Copalfirniß an eine Glasplatte angeklebt, in einer concentrirten Tanninlösung eine Stunde liegen gelassen, um sie unempfindlicher gegen Wasser zu machen, und dann unmittelbar in ein Silberbad so lange gestellt, bis die ganze Oberfläche des Reliefs vollkommen benetzt ist. Nun fährt man über das horizontal liegende Bild mit einem rechtwinkelig gebogenen Kupferdrahte, so daß die Oberfläche berührt wird und das Sonnenlicht einwirkt; so setzt sich das Silber in Form von kleinen Strahlenbüscheln am Kupferdrahte und als glänzender Anflug an den von dem Kupfer berührten Stellen des Bildes an. Nun zieht man die Platte möglichst waagrecht aus der Lösung, setzt sie dem Sonnenlichte aus, und trocknet sie auf diese Weise. Ist dieß geschehen, so entfernt man vom Relief das überschüssige Silberpulver durch Abspülen mit Wasser, wornach eine silberglänzende Schicht zurückbleibt, die den galvanischen Strom vortrefflich leitet, so daß man ganz gut Versuche mit den schwächsten Strömen anstellen kann. Das Mißlingen dieser Versilberungsart kann nur den Grund haben, daß man ohne Sonnenlicht arbeitete, auf das gleichförmige Benetzen der Oberfläche durch das Silbernitrat keine Rücksicht nahm, oder den Niederschlag unmittelbar nach dem Ausfällen wegschlämmte. Wien, 18. Mai 1871.