Titel: J. Hanson's Hinterladungsgewehr mit zugehöriger Patrone.
Fundstelle: Band 201, Jahrgang 1871, Nr. VII., S. 18
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VII. J. Hanson's Hinterladungsgewehr mit zugehöriger Patrone. Nach dem Mechanics' Magazine, August 1870, S. 116. Mit Abbildungen auf Tab. I. Hanson's Hinterladungsgewehr. Hinsichtlich der Verbesserungen der Feuerwaffen und insbesondere des Hinterladungsgewehres stimmen jetzt die einzelnen Vorschläge zuweilen so sehr mit einander überein, daß nach dem Urtheil der Sachverständigen sich oft kaum der eine von dem anderen unterscheiden läßt; als Ausnahme hiervon ist jedoch das von John Hanson zu Rashcliffe in der Nähe von Huddersfield construirte Gewehr zu bezeichnen, welches nebst seiner Patrone durch die Figuren 1729 versinnlicht ist und der Entwickelung eines bereits i. J. 1841 von J. Hanson in Verbindung mit W. Golden erfundenen neuen Systemes angehört. Die Genannten ließen sich nämlich bereits im erwähnten Jahre ein Zündnadelgewehr patentiren, welches nach den Acten des Patentamtes die erste Waffe dieser Art war und schon die Elemente des preußischen Zündnadelgewehres enthielt. Hanson war seitdem fortwährend bemüht, die Construction dieser Waffe möglichst zu vereinfachen und dürfte seinen Zweck nach vielen fehlgeschlagenen Hoffnungen nunmehr erreicht haben. Figur 17 und 18 stellen Längendurchschnitte dieses Gewehres im abgefeuerten Zustande und resp. in dem des Patronen-Einsetzens bei gespanntem Hahne dar, und Fig. 20 im Zustande nach ausgeworfener Patronenhülse. — In das vordere Ende des Verschlußstückes a ist ein Schläger b eingelassen, an dessen hinteres knopfförmiges Ende c sich eine Spiralfeder d anlehnt, welche diesen Schläger b umgebend, dessen vorderes Ende in der Ebene der vorderen Verschlußstückfläche zurückzuhalten hat. Hinter dem Schläger b befindet sich ein von der Spiralfeder f umgebener Schaft e, welcher nebst dieser in die Röhre g eingesetzt ist. Letztere sichert die Wirkung (verhindert beziehungsweise die Ausweichung) der den Schaft e umgebenden Spiralfeder f, und sichert dabei zugleich die Führung des Verschlußstückes a während seiner Vor- und Zurückbewegung, da sie an dem hinteren Theile des mit dem Gewehrschafte A in feste Verbindung gebrachten Verschlußrahmens r befestigt ist. — An seinem vorderen Ende ist der Federschaft e mit einem größeren Kopfe h und an seinem hinteren Ende mit einem kleineren Kopfe i versehen, welcher letztere bei gespannter Waffe durch einen am hinteren Arme des Abzuges C befestigten Stift t bis zum Abschießen des Gewehres festgehalten wird. Die untere Seite des Verschlußstückes oder Verschlußbolzens hat eine Oeffnung, in welche vermittelst des zwei schiefe Ebenen bildenden Doppelhebels B, der Sicherheitsstift l eintritt, sobald das Gewehrrohr durch diesen Verschlußbolzen vollständig geschlossen worden ist. Das Festhalten dieses mit dem Sicherheitsstift l versehenen Hebels B geschieht durch eine Feder m, und es kann daher das Gewehr weder durch Zufall, noch absichtlich abgefeuert werden, bevor dieser Sicherheitsstift l in die zugehörige untere Oeffnung des Verschlußbolzens eingetreten, der Gewehrrohr-Verschluß also ein ganz vollständiger ist. Der hintere Theil des Doppelhebels B steht zugleich mit dem entsprechend geformten vorderen Theile n des Abzuges C in Verbindung. Der Lauf des Gewehres kann, sobald er auf beiden Seiten offen ist, leicht nachgesehen und gereinigt werden. Der Patronenextractor liegt mit kurzem Spiel in einem Einschnitt des vorderen Verschlußbolzen-Endes und tritt beim Eingepreßtwerden der Patrone in den Lauf mit letzterer in Verbindung. Beim Zurückziehen des Verschlußbolzens nach dem Schusse drückt dieser Extractor das hintere Ende eines im unteren Schafttheile liegenden gebogenen Doppelhebels D nieder, so daß der vordere Arm desselben dadurch heftig gegen die vom Extractor mit zurückgeführte leere Patronenhülse schlägt und sie also maschinenmäßig aus dem Gewehre entfernt. — Der hintere kleinere Kopf i des Federschaftes e wird beim Oeffnen des Verschlusses resp. Zurückziehen des Verschlußbolzens vermittelst einer Feder s niedergebeugt, welche oberhalb derjenigen Oeffnung des hinteren Verschlußrahmens, welche dieser Kopf zu passiren hat, an der Wand des letzteren befestigt ist, und tritt so hinter den (wie oben erwähnt) vom hinteren Arme des Abzuges C getragenen Stift t, nach dessen Vorwärtsbeugung vermittelst Anziehens des Abzuges der Federschaft e erst durch die Kraft der Spiralfeder f wieder vorgeschnellt wird und so auf den Schläger b des Schlosses wirken kann, um die im Boden der Patrone sitzende Zündung zur Explosion zu bringen, das Gewehr also abzufeuern. In den oberen Theile des Schaftes A ist ferner eine mit Hebelbewegung versehene Scheibe E eingelassen, welche, weil sie, wie Figur 19 zeigt, zum Theil ausgeschnitten ist, dem hinteren schmalen Kopfe i des Federschaftes e das Aufsteigen zur Abfeuerung des Gewehres gestattet, oder, wenn die Waffe im geladenen und gespannten Zustande erhalten bleiben soll, unmöglich macht. Fig. 21 zeigt die Lage von Kopf i, Feder s und Abzugstift t an der hinteren Oeffnung des Verschlußrahmens. Fig. 20 läßt erkennen, daß die größere oder geringere Wirkung des mit dem Patronenhülsen-Extractor combinirten Patronenhülsen-Auswerfers von dem jedesmaligen Grade der Raschheit des Zurückziehens des Verschlußbolzens abhängt, mit der nothwendig werdenden Schnelligkeit des Ladens sich also steigert, worauf der Erfinder ein besonderes Gewicht legt. Der die Patrone dieses Gewehres betreffende Theil der Erfindung besteht im Einsetzen einer concaven Scheibe in die flache Bodenscheibe b der Patrone und Aufsetzen eines Zündhütchens auf den umgebogenen Rand einer im Centrum dieser concaven Scheibe angebrachten Oeffnung, wie Figur 22 zeigt, welche einen Längendurchschnitt der Patrone darstellt. Diese zwei Scheiben werden durch Umbiegung des Randes d der metallenen Patronenhülse e unter sich sowie mit letzterer zusammengehalten und bilden so den gasdicht verschlossenen unteren Patronenrand. — In einzelnen Fällen kann auf die concave Scheibe auch noch ein Ring von Leder oder sonst geeignetem Material (Fig. 23) gelegt werden, welcher durch die Gewalt der Explosion sich ausdehnen und dadurch die Gasdichtheit der Patronenbasis noch mehr sichern soll; auch läßt sich der Scheibe an Stelle des aufgesetzten Zündhütchens eine Ausfüllung der dann im Centrum derselben angebrachten weiteren Ausbauchung mit Zündsatz geben, in welchem Falle auch die ebene Bodenscheibe b noch einen Stift, wie dieses Fig. 24 zeigt, erhält, der vom Schläger des Schlosses beim Abfeuern des Gewehres dann gegen diese Zündpille vorgetrieben wird, worauf das Feuer der Zündung durch entsprechende schmale Oeffnungen zur concaven Scheibe der Pulverladung der Patrone gelangen kann. Figur 25 stellt die Seitenansicht der vollständigen Patrone dar; Fig. 26 zeigt die Frontansicht der zur Aufnahme des Zündhütchens durchbohrten concaven Scheibe und Fig. 27 das auf den umgebogenen Rand dieser Durchbohrung aufzusetzende Zündhütchen selbst. Sollen die leeren Patronenhülsen wieder geladen werden, welche Procedur die Festigkeit dieser Hülsen zehn- bis zwölfmal auszuführen gestattet, so hat man hierzu jedesmal nur die innere concave Scheibe wegzunehmen und durch eine neue, mit Zündung versehene zu ersetzen; zu diesem Behuf erhalten diese concaven Scheiben, wie Fig. 28 zeigt, am Rande einen kleinen Einschnitt, welcher das Einsetzen einer zu ihrer Herausnahme dienenden Klaue erleichtert. Zum erforderlichen Widerstande gegen den Stoß des Schlägers des Gewehrschlosses dient dieser concaven Scheibe ihr festes Anlehnen an das Pulver der Patrone, welches gegen die Kugel derselben gepreßt ist. Fig. 29 liefert noch die Seitenansicht der abgesonderten Metallhülse e dieser Patrone, welche für jede Art von Hinterladungsgewehren, die für Patronen mit Centralzündungs-Vorrichtung construirt sind, mit oder ohne den oben angegebenen Lederring (Fig. 23) verwendet werden kann.

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