Titel: Ueber den Werth des Canadols als Lösungsmittel bei der Oelsamen-Extraction im Vergleich zu dem des Schwefelkohlenstoffes; von Dr. H. Vohl in Cöln.
Autor: Hermann Vohl
Fundstelle: Band 201, Jahrgang 1871, Nr. XLVII., S. 171
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XLVII. Ueber den Werth des Canadols als Lösungsmittel bei der Oelsamen-Extraction im Vergleich zu dem des Schwefelkohlenstoffes; von Dr. H. Vohl in Cöln. Vohl, über die Vorzüge des Canadols bei der Oelsamen-Extraction. Schon vor vier Jahren, bei Gelegenheit der Widerlegung der von C. Kurtz aufgestellten unrichtigen Angaben und Ansichten, habe ich in diesem Journal (Bd. CLXXXV S. 456) Veranlassung genommen, die Vorzüge darzuthun welche das Canadol als Lösungsmittel bei der Oelsamen-Extraction in chemischer Beziehung vor dem Schwefelkohlenstoff hat. Die Praxis hat meine Angaben auch in dieser Beziehung bestätigt und jeden Zweifel beseitigt. Nichtsdestoweniger scheint man noch vielfach zu glauben, daß man in pecuniärer Beziehung dem Schwefelkohlenstoff den Vorzug geben müsse, weil derselbe billiger wie das Canadol ist. Vielfach an mich gerichtete Anfragen beweisen mir dieses zur Genüge, und ich halte es demnach für angezeigt, im Interesse dieser Industrie auch in dieser Hinsicht die betreffenden Aufklärungen zu geben. Um eine gewisse Menge geknirschten Samens mit Canadol oder Schwefelkohlenstoff zu benetzen und zu tränken, hat man von beiden Flüssigkeiten ein gleiches Volumen nöthig. Dieses Quantum muh beim Extrahiren stets um ein Gewisses überschritten werden. Wird der von mir (vorstehend) beschriebene Extractionsapparat in Anwendung gebracht, so beträgt dieses Plus ungefähr ⅛ des zum Tränken benöthigten Volumens. Der Verbrauch verschiedener Lösungsmittel bei der Oelextraction wird demnach dem Volumen nach stets gleich seyn, dagegen kann das Gewichtsquantum sehr variiren. Angenommen, zur Extraction einer Quantität Oelsamen wären 100 Liter irgend eines Menstruums erforderlich, so wird, bei sonst gleichen chemischen Eigenschaften, der Vortheil bei der Anwendung sich auf der Seite der specifisch leichtesten Flüssigkeit befinden. Das spec. Gewicht des Canadols ist 0,68, das des Schwefelkohlenstoffes 1,265. Die Gewichte gleicher Volumina dieser Flüssigkeiten verhalten sich demnach wie ihre spec. Gewichte, d. h. ein Volumen Schwefelkohlenstoff wird fast doppelt so viel wie ein gleiches Volumen Canadol wiegen, oder was dasselbe sagen will, man muß von Schwefelkohlenstoff beim Extrahiren fast das doppelte Gewicht des anzuwendenden Canadols nehmen. 100 Liter Canadol wiegen 68,0 Kilogramme; 100 Liter Schwefelkohlenstoff wiegen 126,5 Kilogramme. Gut gereinigtes Canadol kostet per Cntr. à 50 Kilogrm. 12 Thlr. Gut gereinigter Schwefelkohlenstoff kostet per Cntr. à 50 Kilogrm. 10 Thlr. Demnach kosten 100 Liter Canadol 16 Thlr. 9 3/5 Sgr. und 100 Liter Schwefelkohlenstoff kosten 25 Thlr. 9 Sgr. Man wird daher bei Anwendung des Schwefelkohlenstoffes für jede 100 Liter 8 Thlr. 29 2/5 Sgr. mehr wie bei Canadol ausgeben müssen. Hieraus ersieht man leicht, daß auch in pecuniärer Beziehung das Canadol bei der Oelsamen-Extraction dem Schwefelkohlenstoff vorzuziehen ist. Cöln, im Juni 1871.