Titel: Stelleisen für Drehbänke zum selbstthätigen Langdrehen und Gewindeschneiden; von Alfred Richard Seebaß und Comp. in Offenbach a. M.
Fundstelle: Band 201, Jahrgang 1871, Nr. LI., S. 186
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LI. Stelleisen für Drehbänke zum selbstthätigen Langdrehen und Gewindeschneiden; von Alfred Richard Seebaß und Comp. in Offenbach a. M. Patentirt für den Umfang der preußischen Monarchie und für das Großherzogthum Hessen. Mit Abbildungen auf Tab. V. Seebaß, Stelleisen für selbstthätige Drehbänke zum Gewindeschneiden. An jeder selbstthätigen und zum Gewindeschneiden eingerichteten Drehbank befindet sich an der linken Seite derselben das Stelleisen zum Anbringen und Ineinandersetzen der Wechselräder. Um die Vortheile und Eigenthümlichkeiten des von unserem Geschäftsführer Hermann Schäfer erfundenen Stelleisens besser hervorheben zu können, lassen wir eine Beschreibung des bisher an den meisten Drehbänken gebräuchlichen Stelleisens vorangehen. Dasselbe ist meistens um die Leitspindel drehbar und bei M (Fig. 10) am Wagenstück festgeschraubt. Es dient dazu, mittelst Anwendung von einem oder mehreren Verbindungsrädern, das Rad der Spindel mit dem der Leitspindel zu verbinden und dadurch die Mitbewegung der Leitspindel zu bewerkstelligen. Dieses Stelleisen entspricht aber seinem Zwecke nicht vollkommen, und in manchen Fällen, z. B. beim Schneiden eines Gewindes von etwas viel Steigung, machen sich Uebelstände bemerkbar, welche manchmal sogar bedeutende Nachtheile verursachen. Auch ist es, namentlich bei größeren Drehbänken, keine leichte Arbeit, das Stelleisen, nachdem es losgeschraubt um die Zähne der Räder ineinanderzusetzen, zu heben und zu halten bis die Zähne richtig ineinander stehen, um es dann wieder festzuschrauben. Deßhalb kommt es vielfach vor, daß die Zähne schlecht ineinander gesetzt werden, in Folge dessen abbrechen und die in Arbeit befindliche Schraube beschädigt oder ganz unbrauchbar gemacht wird. Selbst trotz Anwendung der größten Vorsicht beim Einstellen der Zähne und wenn auch das Stelleisen gut festgeschraubt wurde, kommt es, wenn ein Gewinde von großer Steigung geschnitten wird, doch noch vor, daß sich das Stelleisen versetzt; dieß entsteht dadurch, daß, weil die Räder schwer zu arbeiten haben, dieselben so stark gegeneinander drücken, daß das Stelleisen nachgeben muß, die Räder alsdann auseinander gehen und übereinander reiben, wodurch leicht die Zähne zerbrechen. Diese Uebelstände beseitigt unser Stelleisen vollständig. Es läßt sich leicht und sicher handhaben, und sobald die Räder richtig gestellt sind, ist es unmöglich, daß sich dieselben verstellen oder auseinander gehen können. In Figur 9, 10 und 11 sind diejenigen Theile der Drehbank mitgezeichnet, welche zum besseren Verständniß der ganzen Einrichtung nothwendig sind. S ist das Stelleisen. K ist das Stück, auf welchem S drehbar ist. In diesem Theile ist zugleich die Stellschraube zum Stellen der Spindel. M ist die Schraube um das Stelleisen so zu stellen, daß man dasselbe mit dem Rädchen Z noch bewegen kann. (Ganz fest wird dasselbe niemals geschraubt.) Za ist die Spindel mit Schnecke zum Bewegen des Stelleisens. 50 ist ein Zahnrad auf der Spindel, welches die Umdrehung des Rades 50 b entweder durch die Räder 25 und 25 a oder durch das Rad 50 a bewerkstelligt, je nachdem die Leitspindel rechts oder links herumgehen soll. Das Rad 50 b ist an einer, auf der kurzen Welle verschiebbaren Büchse befestigt, und das Aus- und Einrücken des Rades 50 b in 50 a oder 25 a geschieht mittelst der Handhabe Y. Der an der kurzen Welle W vorstehende kurze Zapfen W dient dazu: 1) Beim selbstthätigen Langdrehen eine Kurbel aufzunehmen, an welcher ein verstellbares Zäpfchen ist, welches durch die Umdrehung der Kurbel den auf der Leitspindel drehbaren Hebel hin- und herbewegt. Vor diesem Hebel steckt man auf die Leitspindel eines der Wechselräder. Oberhalb des Rades ist am Hebel auf einem Zapfen, welchen man ebenfalls beliebig verstellen kann, eine bewegliche Falle, womit das Rad auf der Leitspindel nach jedesmaliger Umdrehung der Spindel um einen oder zwei Zähne (je nachdem man es für nothwendig erachtet) herumgedrückt wird. 2) Um beim Gewindeschneiden, wobei in sehr vielen Fällen nur zwei Räder nothwendig sind, eines der Wechselräder aufzunehmen, welches dann mittelst Umdrehung der Schnecke ganz leicht in dasjenige welches auf der Leitspindel steckt, eingeschraubt werden kann. Wie aus dem Vorhergehenden ersichtlich, hat dieses verbesserte Stelleisen dem bisher gebräuchlichen Stelleisen gegenüber folgende Vortheile: 1) es kann selbst an großen Bänken leicht gestellt werden; 2) es ist einfacher und zu jeder Arbeit schnell eingerichtet, denn man hat weder beim selbstthätigen Langdrehen noch beim Gewindeschneiden mit vielen Rädern zu thun; 3) es ist sicherer, denn dasselbe kann sich unmöglich verstellen, wodurch dem Abbrechen der Zähne vorgebeugt ist. (Gewerbeblatt für das Großh. Hessen, 1871, Nr. 21.)

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