Titel: Amalgamirte Kupferplatten bei der Goldamalgamation; von N. S. Keith.
Fundstelle: Band 201, Jahrgang 1871, Nr. LXXXV., S. 335
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LXXXV. Amalgamirte Kupferplatten bei der Goldamalgamation; von N. S. Keith. Aus dem Engineering and Mining Journal, April 1871, S. 210; durch die berg- und hüttenmännische Zeitung, 1871, Nr. 31. Keith, über amalgamirte Kupferplatten bei der Goldamalgamation. Die Anwendung amalgamirter Kupferplatten bei der Behandlung der Golderze in der Stampfmühle hat die Gewinnung des Goldes so vereinfacht und so viel wohlfeiler gemacht, daß jetzt manche goldhaltigen Erze mit Vortheil gewonnen werden können, welche früher die nothwendigen Ausgaben der Manipulation des alten Processes nicht aufbrachten. Mit Hülfe dieser Platten ist es in einer Mehrzahl von Fällen unnöthig geworden, das Erz einer besonderen Amalgamation nach der Pulverisirung mit all den sie begleitenden Ausgaben für Arbeit, Abnutzung der Maschinerie, Kraftaufwand, Verlust an Quecksilber etc. zu unterwerfen. Anstatt jener Manipulation tritt die Amalgamation, wie sie war, in demselben Apparat ein, welcher die Reduction bewirkt und zwar in praktischer effectvoller Weise. Dieß ist ganz bestimmt der Fall, wenn das Gold aus dem erdigen Muttergestein abzuscheiden ist. Jedoch können diese Vortheile nicht in Anspruch genommen werden bei den Erzen in welchen das Gold nicht frei vorkommt oder von Substanzen eingehüllt ist welche die Berührung desselben mit dem Quecksilber verhüten. Die Hauptschwierigkeit mit welcher der Mühlenarbeiter zu kämpfen hat, ist die Reinhaltung der Plattenoberfläche von Oxyden oder unlöslichen Metallsalzen, da es durchaus nothwendig ist, sie glänzend und frei von jeder Haut oder Bedeckung zu erhalten, indem diese die leichte und sichere Berührung und Anziehung der Goldtheilen und des Amalgames verhindern würde, wenn der Erzbrei darüber hingeht. Von einer neuen Platte kann man nicht erwarten, daß sie ohne Weiteres in diesem Zustande erhalten wird, da sie kaum für einige Stunden ohne Reinigung glänzend bleibt. Meist ist dieser Bedingung nicht eher zu entsprechen, als nachdem eine fest anhängende Schicht von Goldamalgam sich mit der Platte selbst verbunden hat, was gewöhnlich erst nach Verlust von viel Gold, Arbeit und Zeit stattfindet. Silberplattirte und selbst goldplattirte Kupferplatten sind angewendet worden, haben aber nicht viel genutzt, weil sie entweder unwirksam oder zu theuer waren. Die im Folgenden beschriebene Methode der Zugutemachung habe ich höchst erfolgreich gefunden, auch zu gleicher Zeit weniger kostspielig im Vergleich zur Silberplattirung. Compositionsplatten aus Kupfer mit einer kleinen Quantität Zink sind zwar sehr leicht zu reinigen und wirksam, aber sie kommen wegen ihrer leichten Zerbrechlichkeit zu theuer zu stehen. Diese wird durch die Vereinigung des Quecksilbers mit dem durch Zink verschlechterten Kupfer veranlaßt. Auf die gute Erhaltung der amalgamirten Kupferplatten sind von Einfluß: die Qualität des Kupfers, das Verfahren bei der Platten-Amalgamirung, die Methode beim Reinigen der Platte, Reinheit des Quecksilbers, Reinheit des Wassers, Charakter des Erzes oder der Gesteinsart. Bei Auswahl der Platte nehme man nur das reinste und geschmeidigste Kupfer, frei von dunkeln, rauhen Eisenflecken etc. Die Qualität welche im Handel als Kupferschmiedekupfer bekannt, ist die beste Sorte. Man nehme nicht das Kupfer welches mit besonderer Sorgfalt gewalzt ist, um die Oberfläche glatt und hart zu machen, da dieses das Quecksilber nicht so gut absorbiren wird, als das weichere, folglich mehr poröse, nach dem letzten Walzen ausgeglühte. Es ist am besten hinsichtlich Wirksamkeit und Ausdauer, Platten zu wählen die nicht weniger als 3 Pfd. pro Quadratfuß wiegen; dickere sind noch besser. Zu den inwendigen Platten brauche man solche welche 2 bis 3 Mal so schwer sind, damit sie sich nicht so leicht biegen und aus ihrer Stellung gerissen werden. Kann man im Handel keine ausgeglühten Platten erhalten, so glühe man dieselben aus, indem die untere Seite so weit der Hitze ausgesetzt wird, daß Sägespäne die auf der oberen Seite liegen, sich entzünden. Dieß kann über einem Schmiedefeuer geschehen, am besten eignet sich aber dazu ein offenes Feuer von Holz oder Holzkohlen. Man möge sich sichern, daß jedes Theilchen der Platte der Hitze ausgesetzt ist. Durch das Ausglühen wird die Platte weicher und porös, und dadurch befähigt mehr Quecksilber und Amalgam zurückzuhalten. Da die Wirksamkeit der Kupferplatten in gleichem Verhältniß steht zu ihrer Fähigkeit das Quecksilber festzuhalten, so muß dieser Punkt sorgfältig beachtet werden. Hiernach richte man die Platte, indem man sie auf eine Platte legt, mittelst eines hölzernen Klotzes und Hammers. Man schlage nicht mit dem Hammer direct auf die Platte, sondern lege den gut gerichteten Klotz unter, so daß die Kupferfläche nicht gedrückt oder irgendwie aus ihrer ursprünglichen Gestalt gebracht wird. Dann befestige man die Platte auf der Tafel mit eisernen Schrauben oder besser mit kupfernen Nägeln, die lang genug sind, um bis an die untere Seite der Tafel zu reichen. In jedem Falle muß dafür gesorgt werden daß die Köpfe der Schrauben oder Nägel mit der Oberfläche der Platte gleiches Niveau haben. Messingschrauben dürfen nicht gebraucht werden, da das Quecksilber sie bald durchdringt und die Köpfe so brüchig macht, daß sie keinen Halt mehr gewähren. Die geringste Unebenheit nach dem Befestigen kann dann noch durch Anwendung von Klotz und Hammer beseitigt werden. Zunächst muß nun die Platte mit Holzasche und feinem Sand oder Abfällen mit Scheuerbürste oder groben Lumpen gescheuert werden. Schlechte Flecken sind noch besonders mit Asche und Sand und mit Hülfe eines kleinen hölzernen Klotzes wegzuscheuern. Das Scheuern ist fortzusetzen, bis die Oxydhaut völlig entfernt ist und bis der Glanz des metallischen Kupfers hervortritt. Caustisches Natron, concentrirte Lauge oder Sodasalz kann statt der Asche angewendet werden, indem der Zweck vorliegt, alle Spuren von Oel und Fett durch die Wirkung der Alkalien zu entfernen. Nach dem Abwäschen mit reinem Wasser trage man mit einer weichen Bürste oder Schrubber eine Lösung von Cyankalium auf, die aus ½ Unze Salz und 20 Unzen Wasser besteht. Die Platte wird dann durch Bürsten mit einem Gemenge von feinem Sand oder Abfällen und gepulvertem Salmiak zu gleichen Theilen und einer kleinen Quantität Quecksilber gleichmäßig amalgamirt. Während der Operation sprenge man so viel Quecksilber auf die Platte, als dieselbe absorbiren will, und Wasser genug, um die Mischung zu einem dicken Brei zu machen. Ich habe auch Kalk in dieser Mischung, aber ohne wesentlichen Erfolg angewendet. Man muß der Mischung etwa eine Stunde Zeit lassen auf der Platte zu verbleiben, wornach dieselbe mit reinem Wasser und einer Bürste abgewaschen wird; dann reibt man die Platte noch mittelst einer weichen Bürste mit Cyannatrium Lösung und Quecksilber. Bei drei- oder viermaliger Fortsetzung dieser Behandlung hat die Platte hinreichend Quecksilber aufgenommen. Es ist gut, etwas feines Goldamalgam auf der Platte mittelst eines Tuchreibers einzureihen, der mit einer Lösung von Salmiak befeuchtet ist, in welcher das Verhältniß von 4 Unzen auf 20 Unzen Wasser obwaltet. Ich habe Silberamalgam an Stelle des Goldamalgames mit ausgezeichnet gutem Erfolge gebraucht. Ersteres kann auf folgende Weise bereitet werden: Man löst ein Stück Silber (eine Münze wird entsprechen) in der möglich kleinsten Quantität verdünnter Salpetersäure unter Erwärmen auf. Dann müssen die entstehenden Krystalle von salpetersaurem Silber in Wasser aufgelöst und ferner muß so viel Quecksilber in das Gefäß geschüttet werden, als nöthig ist, um das Silber in der Lösung zu reduciren und zu amalgamiren. Diese Reaction ist in wenig Stunden vollendet. Man wäscht das Amalgam mit reinem Wasser, um alle Spuren von salpetersaurem Quecksilberoxyd zu entfernen und seiht es durch, um auch den Ueberschuß von Quecksilber zu beseitigen. Der Hauptpunkt bei diesem Verfahren zielt darauf ab, die Vereinigung eines hinreichenden Betrages von Gold und Quecksilber mit dem Kupfer zu beschleunigen. Es kommt nun bei Ausführung des Processes darauf an, die Verbindung einer hinreichenden Menge Gold und Quecksilber mit dem Kupfer zu beschleunigen. Findet diese Vereinigung langsam statt, so macht der unvermeidliche Verlust an Gold die Ausgabe viel größer. Wenn eine alte wohl ausgenutzte Platte zerschnitten oder zerbrochen wird, findet man das Amalgam vielleicht bis zur Hälfte und sogar in einzelnen Fällen vollständig das Kupfer durchdringend. Aetzender Sublimat, salpetersaures Quecksilberoxydul, Schwefelsäure, Schwefelsäure und gewöhnliches Salz, Salzsäure, Natriumamalgam, Cyankalium und andere Säuren und Salze sind beim Kupferamalgamireu gebraucht; aber, obgleich die Amalgamation in einigen Fällen ganz leicht von Statten gegangen, kann doch damit die Platte, wenn überall, nicht sobald in einen so gut wirkenden Zustand gebracht werden, wie auf dem beschriebenen Wege. Die folgende Behandlung der amalgamirten Platten ist nach Art und Qualität des Erzes und der Reinheit des Wassers verschieden. Wasser, welches Kohlensäure enthält, bildet auf den Platten schnell eine unlösliche Decke von kohlensaurem Kupferoxyd. Obgleich ein unendlich feines Häutchen, ist es doch hinreichend, um die Berührung und Anziehung des Goldes und Amalgames zu verhüten, wenn nicht in hinreichend großen Partikelchen die Decke zu durchbrechen. Namentlich durch schwefelsaures Eisenoxyd und Kupferoxyd, die durch Zersetzung der Kiese in den Erzen vorhanden sind, werden die Platten blind. Die Hinzufügung von Kalk zu dem Wasser, so viel sich darin lösen will, neutralisirt die Kohlensäure und zersetzt die schwefelsauren Salze. Wenn die Mühle in Thätigkeit ist, sollten die Platten alle 6 Stunden zugerichtet oder öfter noch gereinigt werden. Nach dem Anhalten der Mühle und Abwäschen der Platten mit einem Strom klaren Wassers werden sie mit einer weichen Bürste (eine weißgewaschene Bürste muß immer zur Hand seyn) und etwas Salmiaklösung behandelt, indem man letztere einige Minuten auf der Platte läßt, dann mit klarem Wasser abwäscht und auf derselben durch eine in Cyankalium-Lösung getauchte Bürste den vollen Glanz hervorbringt. Die Platte darf nur so viel Quecksilber bekommen, als sie halten kann, ohne in Tropfen zusammenzuziehen und abzulaufen. Erfahrung muß hierbei leiten. Es ist wesentlich, nur Quecksilber anzuwenden welches ganz frei von nachtheiligen Metallen, als Blei, Zink, Zinn, Kupfer etc. ist. Die Gegenwart von Gold und Silber ist erwünscht. Die schädlichen Metalle, wenn sie mit dem Quecksilber vereinigt sind, oxydiren sich sehr leicht, besonders wenn das Amalgam fein zertheilt ist, indem sie eine große Oberfläche der Einwirkung des Wassers, der Luft und anderer oxydirenden Agentien darbieten. So mag das Bedecken der Platten mit unreinem Quecksilber vom Amalgam statt vom Kupfer selbst herrühren. Um die Reinheit des Quecksilbers zu untersuchen, bringe man eine kleine Quantität auf einen Bogen trockenen Papieres; wenn bei der Bewegung des Papieres in verschiedenen geneigten Richtungen sich ein Häutchen auf dem Papiere anfetzt, also eine Spur zurückläßt, so ist das Quecksilber unrein. Eine andere Prüfung besteht darin, daß man etwa ½ Unze in eine gewöhnliche eiserne Goldpfanne bringt und durch ein schnelles Auf- und Niederbewegen der Pfanne das Quecksilber in kleine Kügelchen theilt; wenn die Kügelchen beim Neigen der Pfanne nicht sämmtlich wieder bereitwillig sich vereinigen, so ist die Quecksilberprobe unrein. Um das Quecksilber zu reinigen, destillirt man dasselbe in einer Retorte und behandelt das Destillat dann mit verdünnter Salpetersäure, welche die Unreinigkeiten auflöst. Das gereinigte Product wird hernach in angegebener Weise auf seine Qualität geprüft. Ein Vorrath von den erforderlichen Chemikalien ist auf der Mühle stets zweckmäßig zu halten. Die folgende Liste enthält diejenigen Agentien, welche zur Präparation und Behandlung der Platten und des Quecksilbers erforderlich sind: Cyankalium (geschmolzen), Salmiak (gepulvert), caustischer oder ungelöschter Kalk, caustische Soda oder concentrirte Lauge, Salpetersäure (käufliche Säure ist hinreichend rein).Cyannatrium kann für Cyankalium substituirt werden; gewöhnliches Salz für Salmiak; Holzasche und die Lauge davon oder Sodasalz für Kalk und Soda, und Schwefelsäure und Salpeter für Salpetersäure. Diese Surrogate sind nur als Aushülfe zu betrachten und nicht zu benutzen, wenn die anderen zur Hand oder anzuschaffen sind. w.