Titel: Ueber die Darstellung eines oxydirten Anilinschwarz-Teiges und über Anilintusche; von Armand Müller in Zürich.
Fundstelle: Band 201, Jahrgang 1871, Nr. XC., S. 363
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XC. Ueber die Darstellung eines oxydirten Anilinschwarz-Teiges und über Anilintusche; von Armand Müller in Zürich. Müller, Darstellung eines oxydirten Anilinschwarz-Teiges. Der Verf. hat einen dem Anilinschwarz von Gebrüder Heyl und Comp. in Berlin ähnlichen, vielleicht damit identischen Farbstoff dargestellt und das Verfahren des Aufdruckens desselben mit Albumin etc. schon seit etwa zwei Jahren mit Vortheil in einer Kattundruckerei in Anwendung gebracht, aber auch einige Nachtheile der Methode bemerkt, hauptsächlich in der großen Menge des theuren Verdickungsmittels liegend, welche nothwendig ist, um den Farbstoff ächt genug zu fixiren. Der Teig wird auf folgende Weise dargestellt: Es werden 20 Grm. chlorsaures Kali, 40 Grm. schwefelsaures Kupfer, 16 Grm. Chlorammonium und 40 Grm. salzsaures Anilin in 500 Kubikcentimeter Wasser gelöst. Die Mischung wird auf etwa 60° C. erwärmt und dann vom Wasserbade abgesetzt. Nach 2 bis 3 Minuten bläht die Lösung sich auf, und indem sie sehr leicht übersteigt, stößt sie Dämpfe aus, welche ähnlich dem Trichlornitroform riechen und die Respirationsorgane stark afficiren. Sollte nach Verlauf von einigen Stunden die dick gewordene Mischung noch nicht ganz schwarz seyn, so wird nochmals bis auf 60° C. erwärmt, wobei man sich möglichst vor den immer noch stark sich entwickelnden Gasen schützen muß. Der Teig wird nun einen bis zwei Tage lang an einen freien Ort gestellt, hierauf lange und sorgfältig ausgewaschen, bis sich im Filtrate keine Salze mehr nachweisen lassen, und mit etwa 50 Proc. Trockengehalt vom Filter weggenommen, wo er alsdann eine tief kohlschwarze, zähe Masse darstellt. Eine etwas mehr bläulich-schwarze Nüance wird erhalten durch Anwendung einer am besten durch Auflösen von 20 Grm. Wasserblau in 1 Liter Wasser erhaltenen Anilinblau-Solution als letztes Waschwasser. Das Filtrat wird, wenn es noch unabsorbirtes blaues Pigment enthält, aufgehoben. Der so erhaltene Teig stellt nun den oxydirten Farbstoff dar. Er wird, je nach dem Gebrauch, sogleich mit der nöthigen, etwas großen Menge Albumin verdickt, aufgedruckt und stark gedämpft, oder, damit das völlige Austrocknen verhindert sey, in verschlossenen Blechbüchsen aufbewahrt. Der getrocknete Farbstoff ist ein intensiv schwarzes, glanzloses, zartes Mehl und besitzt, unter der Luftpumpe noch vollends von aller adhärirenden Feuchtigkeit befreit, die Zusammensetzung C24H14N2O22 (gefunden 39,28 Proc. C, 3,54 H, 7,41 N; berechnet 39,87 Proc. C, 3,86 H, 7,72 N), welche der Verf. vorläufig nur empirisch gibt, sich vorbehaltend, später Eingehenderes über die chemische Constitution dieses Körpers mitzutheilen. Die Verwendung dieses Farbstoffes dürfte bei dessen Intensität und Billigkeit (man erhält aus obigem Ansatz 50 bis 60 Grm. festen Farbstoff) als Teig zum Druck auf Baumwolle und Leinwand eine große werden. Als getrocknetes Pulver mit mehr oder weniger Gummilösung versetzt, gibt er eine der besten chinesischen Tusche gleich kommende Farbe und hat vor dieser die oft gewünschte Eigenschaft voraus, bei Anwendung von wenig Gummi auf dem Papier nicht zu glänzen, ohne deßwegen abfärbend zu seyn. Diese Anilintusche läßt sich leicht in Formen pressen und würde ein gutes Surrogat für chinesische Tusche abgeben. Mit trocknenden Oelen vermischt, wird sie sich auch ohne Zweifel als Maler- und Stempelfarbe, sowie zum Zeichnen der Wäsche anwenden lassen. (Chemisches Centralblatt, 1871, Nr. 18.)