Titel: Miscellen.
Fundstelle: Band 201, Jahrgang 1871, Nr. , S. 77
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Miscellen. Miscellen. Ueber die Anwendung von Bohrmaschinen mit Diamantspitzen beim californischen Bergbau. Die Bohrmaschinen mit DiamantspitzenDiese von dem französischen Ingenieur Leschot construirte Bohrmaschine ist im polytechn. Journal Bd. CXCVIII S. 369 (erstes Decemberheft 1870) beschrieben. wurden zuerst von Severance, Holt und Comp. im Anfange des Jahres 1870 in Californien eingeführt und am Telegraphenhügel zu San Francisco zum Abbohren zwei Zoll weiter und zwanzig bis fünfundzwanzig Fuß tiefer Sprenglöcher angewendet. Diese Löcher wurden einzig zu dem Zwecke gebohrt, die Leistungen der neuen Bohrmaschinen zu zeigen; zwanzig Fuß Tiefe wurden in drei bis vier, und eine Tiefe von sechsunddreißig Fuß in weniger als sechs Stunden erreicht. Der Contrahent, welcher das Gestein für die Anlage der neuen Schanze (Brustwehr) lieferte und zu diesem Zwecke nach dem alten Derbyshirer churn-Systeme (d. h. mit 4 bis 6 Fuß langen, an beiden Enden mit Meißeln versehenen Bohrern) Löcher abbohrte, die unten dieselben Durchmesser hatten, oben aber viel weiter waren und selbstverständlich von Hand gebohrt wurden — verwendete zum Abbohren eines einzigen Loches von gleicher Tiefe sechs Mann zwanzig bis fünfundzwanzig Tage lang; der laufende Fuß dieser Bohrlöcher kam ihm über zehn Dollars zu stehen. Die neuen Bohrmaschinen mit Diamantspitzen wurden von zwei Mann, einem Ingenieur und einem Heizer bedient. Die mit dem Diamantbohrer abgebohrten Löcher sind vollkommen rund und besitzen gleiche Dimensionen; in Folge davon ist ihre Wirkung beim Sprengen eine weit kräftigere, als die der nach der alten Methode abgebohrten. Drei Fuß tiefe Löcher wurden binnen sieben Minuten abgebohrt. Die erste in der Nähe von San Francisco ausgeführte Tiefbohrung war zu Mission Creek; das durchbohrte Gestein war von demselben Charakter. Zweck dieser Bohrung war die Anlage eines artesischen Brunnens. Das Bohrloch erreichte bei drei Zoll Durchmesser dreihundert und siebenundzwanzig Fuß Tiefe. In Tuolumne County bohrte die erwähnte Gesellschaft Bohrlöcher für Aufschließungsarbeiten (prospecting holes) bei Don Pedro Bar und Tuttletown. Am letzteren Orte bohrten die HHrn. Gould und Cooper sieben perpendiculäre Bohrlöcher durch Talkschiefer, Porphyr und Sandstein, um Kerne des Gesteines zur Beurtheilung seiner Beschaffenheit zu erhalten. Mittelst des Diamantbohrers wurden aber im Laufe eines Arbeitstages von zehn Stunden 10 bis 35 Fuß abgebohrt; die Löcher wurden 30 bis 157 Fuß tief abgesunken. Am Carson's Hill in Calaveras County wendete die Gesellschaft eine Bohrmaschine auf der Union Mine zur Aufsuchung und Ausrichtung verschiedener Bleierzgänge an. Diese Bohrlöcher wurden 120 bis 317 Fuß tief abgesunken. Das durchsunkene Gestein war mit Quarz gemengter Schiefer. Die Bohrlöcher wurden sämmtlich unter einem Winkel von 45° abgebohrt; der Bohrer erreichte an einem einzigen zehnstündigen Arbeitstage in dem von Quarztrümen durchsetzten Schiefer 70 Fuß flache Teufe. In fünf Stunden wurden 13 Fuß weißer krystallinischer Quarz durchbohrt. Dieses war das härteste von allen in jenen Grubendistricten gefundenen Gesteinen. Bei San Rafael, in Marin County, auf den Besitzungen von George Worn, bohrte die Gesellschaft zum Zwecke der Anlage von artesischen Brunnen mehrere 2½ Zoll im Durchmesser haltende Löcher von 100 bis 300 Fuß Tiefe. Das dortige Gestein war von sehr eigenthümlicher Beschaffenheit und durchgängig sehr hart. Es zeigte häufige Uebergänge aus einem harten, feinkörnigen Sandstein in ein aus Fragmenten von Schiefer, vulcanischen Gesteinen, Feuerstein und Basalt bestehendes Conglomerat. Diese Bohrung war sehr schwierig; die Maschine bohrte aber doch 24 Fuß in sechs Stunden ab. Die Gesellschaft hat ferner Maschinen auf der Pachecogrube in Monterey County und an anderen Punkten des Staates zu Bohrungen für Aufschließungsarbeiten aufgestellt; außerdem in dem bekannten White Pine-Districte; sie construirt jetzt eine solche die mit comprimirter Luft betrieben werden soll, für die Blue Point Gravel Mining Company von Smartsville in der californischen Grafschaft Yuba, von derselben Art wie sie auf den Smartsville Hydraulic Mines existirt. Sollte sich diese Maschine bezüglich ihrer Leistungen und ihrer Kosten als brauchbar herausstellen, was sich nach den zu Smartsville abgeführten Versuchen nicht bezweifeln läßt, so dürfen wir mit allem Grund erwarten, daß zahlreiche Entwässerungstunnels in Californien, welche früher wegen der bedeutenden Kosten als unausführbar betrachtet wurden, doch noch zur Ausführung kommen. Diese Tunnelbau-Maschinen werden auf Bestellung von den für eine jede Tunnelanlage passenden Dimensionen ausgeführt. Die zur Bewegung einer solchen Maschine in einem langen Tunnel erforderlichen Compressoren sind für jede Betriebskraft geeignet; sie treiben nicht nur die Bohrmaschine, sondern vermitteln auch die nöthige Wetterhaltung im Tunnel. Die meisten dieser Maschinen werden mit Dampf betrieben; die für Tunnels, Schächte, Stollen, Strecken etc. bestimmten sollen aber comprimirte Luft als Betriebskraft erhalten. Es werden Versuchsbohrmaschinen mit liegenden Kesseln und auf Rädern ruhend construirt, welche Bohrlöcher für Aufschließungsarbeiten etc. von nöthigenfalls 1000 Fuß Länge oder Tiefe, mit einem einzigen Kerne durch das ganze Loch hindurch zu liefern vermögen und dabei so kräftig sind, daß sie zur Schachtförderung oder sonstigen, große Kraft erfordernden Arbeiten benutzt werden können, ohne das Vorschreiten des Bohrers im Geringsten zu beeinträchtigen. (Engineering and Mining Journal, März 1871, S. 161.) Schalengußräder von Ganz und Comp. in Ofen. Auf Veranlassung des königl. ungarischen Ministeriums für öffentliche Arbeiten und Communicationen wurden unter Beaufsichtigung der Delegirten von neun ungarischen Eisenbahnverwaltungen am 15. und 16. December v. I. vergleichende Proben mit verschiedenen Schalengußrädern der rühmlichst bekannten Fabrik von Ganz und Comp. in Ofen vorgenommen, und zwar mit: 1) doppelwandigen Rädern, vor dem Jahre 1867 gefertigt; 2) doppelwandigen Rädern, seit dem Jahre 1867 hergestellt; 3) einwandigen Rädern verschiedener Arten von neuester Construction. Der Widerstand der Räder gegen Verticalschläge, sowie der Beginn und die Anzeichen des Schadhaftwerdens derselben wurden auf folgende Weise ermittelt: Die Räder, zum Theil auf einen kurzen Achsenschenkel aufgepreßt, zum Theil unaufgepreßt wurden aufrecht stehend unter eine Fallvorrichtung gebracht. Als Unterlage diente eine Chabotte von 70 Centnern; als Zwischenlage zwischen Chabotte und Rad ein gerader viereckiger Stab; endlich als Aufsatz zwischen Rad und Fallklotz ein Klötzchen, welches der Kopfbreite einer gewöhnlichen Bahnschiene entsprach. Die Schläge wurden mit einem Fallklotze von 1060 Zollpfunden Gewicht, bei zunehmender Fallhöhe auf den aufliegenden Klotz und zwar in der Weise geführt, daß jedesmal der erste Schlag einer Fallhöhe von einem Fuß, jeder folgende Schlag einer um einen Fuß größeren Fallhöhe entsprach, so daß also beispielsweise der zehnte Schlag bei einer Fallhöhe von 10 Fuß abgegeben wurde. Zunächst wurden zwei doppelwandige, bereits mehrere Jahre benutzte Räder alter Construction, aus den Jahren 1860 und 1863, das eine aufgepreßt, das andere unaufgepreßt, probirt. Gewicht der Räder beziehentlich 572 und 575 Zollpfund. Beide Räder hielten nur den ersten Schlag ohne sichtbare Wirkung aus; beim zweiten Schlage zeigte sich ein feiner Langriß auf der Lauffläche; beim fünften Schlage wurden beide Räder zertrümmert. Hiernach wurden zwei doppelwandige Räder neuer Construction, vom Jahre 1870, 630 beziehungsweise 640 Zollpfund schwer, beide unaufgepreßt, untersucht. Beide Räder hielten je sechs Schläge ohne sichtbare Wirkung aus; bei den folgenden Schlägen bildeten sich Wandrisse, von den Kernlöchern ausgehend, nach dem Laufkranze hin; beim 10., beziehentlich 11. Schlage wurde jedes Rad in zwei Stücke zertrümmert. Man probirte dann ein Ausschußrad aus dem Jahre 1870 mit einem klaffenden Härteriß quer auf der Lauffläche von etwa drei Zoll Länge und eine Linie Weite. Dasselbe wurde mittelst einer hydraulischen Räderpresse und eines Druckes von 781 Zollcentnern auf einen Dorn gepreßt und die Schläge wurden in etwa 6 Zoll Entfernung vom Härteriß geführt Gewicht des Rades 625 Zollpfund. Sieben Schläge blieben ohne sichtbare Wirkung; bei den folgenden zeigten sich Wandrisse von einem Kernloche aus, beziehungsweise durch die Nabe, welche sich bis zum Laufkranze verlängerten; beim 11. Schlage wurde das Rad zertrümmert, jedoch zeigte der Bruch keine Beeinflussung durch den Härteriß, letzterer blieb vielmehr unverändert. Sodann wurden einwandige Räder neuester Construction den Fallproben unterworfen und zwar zuerst zwei Räder mit einfach geschweifter Wand vom Jahre 1870 und mit getheilter Nabe, das eine aufgepreßt 642 Pfund, das andere, mit durch lange Rippen verstärkter Wand, unaufgepreßt, 652 Pfd. schwer. Das erste Rad hielt 12 Schläge ohne irgend welche Beschädigung aus und zerbrach beim 13. in zwei Theile, diametral durch die Nabe; das andere Rad erlitt 13 Schläge ohne sichtbare Wirkung und zerbrach beim 15. in gleicher Weise, wie das vorige, in zwei Theile. Endlich probirte man fünf Räder mit doppelt geschweifter Wand, aus den Jahren 1867 und 1870, theils aufgepreßt, theils unaufgepreßt, durchschnittlich 640 Zollpfd. schwer. Dieselben hielten 7 bis 12 Schläge ohne sichtbare Wirkung aus, erlitten bei den folgenden Schlägen radiale Wandrisse, auch einzelne Querrisse auf der Lauffläche und zertrümmerten beim 13. bis 17. Schlage meistens in zwei Stücke. Aus diesen Resultaten werden nun, folgende Schlüsse gezogen: 1) Die doppelwandigen Räder neuer Construction besitzen eine entschieden größere Widerstandsfähigkeit, als die Räder älterer Construction. 2) Die neuesten einwandigen Räder widerstehen den Verticalschlägen mindestens eben so gut, als die doppelwandigen Räder neuer Construction. Unter den einwandigen Rädern sind diejenigen mit einfach gekrümmter Scheibe besonders widerstandsfähig, dürften jedoch zur Verwendung nicht zu empfehlen seyn, weil ihr Bruch plötzlich, ohne vorhergehende Anzeichen erfolgt. Als bemerkenswerther Unterschied in der Art und Weise des Bruches der Räder alter und neuer Construction ist hervorzuheben, daß bei ersteren der Anbruch stets in Langrissen auf der Lauffläche beginnt, daher während des Betriebes der Beobachtung leicht sich entzieht und deßhalb der Bruch unvermuthet erfolgen kann; wogegen bei den doppelwandigen Rädern neuer Construction, so wie bei den einwandigen mit doppelt gekrümmter Scheibe, der Riß stets auf der Scheibe und zwar bei ersteren in der Regel zwischen zwei Kernlöchern, bei letzteren in radialer Richtung zwischen Nabe und Laufkranz, etwa in der Wandmitte, beginnt, also leicht sichtbar ist; endlich widerstehen die letzteren zwei Radarten auch nach eingetretenem Anbruch noch einer Reihe von gesteigerten Schlägen, ehe sie vollständig brechen. Aus der Gleichartigkeit und Uebereinstimmung der obenstehend bezeichneten Probeergebnisse mit doppelwandigen Rädern alter und neuer Construction, in Vergleich mit anderen vielfach vorgenommenen Proben, läßt sich der sehr befriedigende Schluß ziehen, daß das Ganz'sche Etablissement in der Fabrication der Schalengußräder einen hohen Grad der Sicherheit und Gleichartigkeit erreicht hat. Als weiterer Beweis für diese Thatsache dienen die Erfahrungen, welche mit den Rädern neuerer Construction seitens österreichischer Eisenbahnen gemacht wurden. Von den seit 1867 der Staats-Eisenbahngesellschaft, der Kaiser Ferdinands-Nordbahn, den ungarischen Staats-Eisenbahnen, der Graz-Köflacher, der Theißbahn, der Kaiserin Clifabethbahn und der Südbahngesellschaft gelieferten Rädern ist bislang nicht ein einziges Stück gebrochen, wiewohl z. B. jede der beiden erstgenannten Verwaltungen 13000 der Räder neuerer Construction in Verwendung genommen hat. (Zeitung des Vereines deutscher Eisenbahn-Verwaltungen, 1871, Nr. 13.) Dynamit als Sprengmittel für feste Geschiebe in Erdbohrlöchern etc. Die Uebelstände beim Erdbohren, welche dadurch hervorgerufen werden, daß man auf feste Steine (Geschiebe, Feuersteine, Knauern etc. im Alluvium) oder Conglomerate stößt, lassen sich nach den zu Gjiddesdal in Schweden durch den Wasserbauinspector B. Paulsen gemachten Erfahrungen — wie im polytechn. Journal Bd. CC S. 77 (erstes Aprilheft 1871) mitgetheilt wurde — dadurch beseitigen, daß man die Bohrlochssohle reinigt, Dynamitpatronen aufbringt und dieselben durch elektrische Zündung zum Explodiren bringt. Durch die bekannte Eigenthümlichkeit des Dynamits, seine enorme Kraft vorzugsweise nur gegen die nächste Umgebung, namentlich gegen eine feste Unterlage zu richten, findet ein Zersprengen der Feuersteinsknauern statt, während der höhere, verrohrte Theil des Bohrloches unversehrt bleibt. Wir sind im Stande, eine ähnliche Nutzanwendung des Dynamits constatiren zu können. Beim Rammelsberger Bergbau findet nämlich eine vortheilhafte Zerkleinerung der durch Sprengarbeit hereingewonnenen großen Schwefelkiesstücke dadurch statt, daß man eine Dynamitpatrone fest auf die obere Fläche eines solchen Erzstückes auflegt, mit feuchtem Letten (Thon) dicht überdeckt und mittelst des Zünders wegthut. Wird dabei das Erzstück nicht auseinandergeworfen, so ist es in seinem so sehr festen Zusammenhange doch so gelockert, daß es leicht zerschlagen, wenn nicht, mit einer zweiten Dynamitauflage gesprengt wird. F. W. (Berg- und hüttenmännische Zeitung, 1871, Nr. 27.) Quantitative Spectralanalyse. W. Preyer und später R. Vierordt bestimmen aus dem Grade der Verdunkelung eines Spectralabschnittes durch einen transparenten Farbstoff die Menge des letzteren. (Berichte der deutschen chemischen Gesellschaft zu Berlin, 1871, Nr. 7.) Ueber Condensation nascirenden Wasserstoffes durch Nickel; von Prof. Böttger. Raoult (polytechn. Journal, 1870, Bd. CXCVI S. 88) hat beobachtet, daß ein Stück poröses metallisches Nickel, wie man solches bisweilen im Handel antreffe, nachdem er dasselbe in angesäuertem Wasser 12 Stunden lang als negative Elektrode benutzt, das 165fache Volumen Wasserstoffgas in sich aufgenommen, resp. verdichtet habe, und daß dasselbe nach Entfernung aus dem Kreise des galvanischen Stromes, in Wasser tauchend, die Gesammtheit des absorbirten Wasserstoffes innerhalb 2 bis 3 Tagen wieder habe entweichen lassen. Poröses Nickel verhält sich hiernach ähnlich porösem, mit Palladiumschwarz überzogenen Palladium, mit dem Unterschiede daß letzteres, meinen Beobachtungen zufolge, in derselben Zeit mindestens das 800fache seines Volumens an Wasserstoffgas in sich verdichtet, und dieses Gas, nach Entfernung des Metalles aus dem Kreise des galvanischen Stromes und schnell bewerkstelligtem Abtrocknen, fast blitzschnell wieder entweichen läßt, hierbei sich so stark erhitzend, daß locker darum gewickelte Schießwolle verpufft. Da ich durch Hrn. Dr. C. Winkler in den Besitz einiger Stücke solch porösen, bei heller Rothgluth aus dem Nickeloxyd gewonnenen Nickels gekommen, so war dieß eine erwünschte Veranlassung, die von Raoult beobachtete Thatsache experimentell zu constatiren. Ward ein solcher Art mit Wasserstoff beladenes Stück porösen Nickels in ein mit Aether gefülltes Glas geworfen, so sah man in der That aus ihm lange Zeit hindurch eine unzählige Menge von Gasblasen im Aether emporsteigen; legte man es nur einige Minuten in eine verdünnte Lösung von schwefelsaurem Eisenoxyd, so konnte schon in dieser kurzen Zeit darin, bei Zusatz einiger Tropfen einer Ferridcyankaliumlösung, die Bildung von schwefelsaurem Eisenoxydul, d. h eine Reduction jenes Salzes constatirt werden. (Böttger's polytechnisches Notizblatt, 1871, Nr. 10.) Schwefelcadmium zum Gelbfärben von Toiletteseifen. Unter allen Mitteln, welche man anwendet, um Toiletteseifen ein lebhaftes, schönes Gelb zu ertheilen, hat sich das Schwefelcadmium (Cadmiumgelb) in der Praxis am meisten bewährt. Sonnenlicht und Zeit beeinträchtigen das Aussehen der damit gefärbten Seifen nicht und bedarf es nur eines verhältnißmäßig sehr geringen Zusatzes von Cadmiumgelb zur Seife, um diese schön gelb zu färben. Die Verwendung geschieht folgendermaßen. Man reibt das Cadmiumgelb mit etwas Oel sorgfältig und fein an, und setzt es der Seifenmasse unter fortwährendem Umrühren zu. Die Farbe ist in der Seife nicht gelöst, sondern nur fein vertheilt. Die chemische Fabrik von E. Schering in Berlin (Chausseestr. 21), in deren neuesten Mittheilungen auf diese Verwendung des Schwefelcadmiums aufmerksam gemacht wird, liefert zwei Sorten Cadmiumgelb, ein citronengelbes und ein orangegelbes. Verbindung von Schwefelsäure mit Salpetersäure. In einen Glaskolben, welcher concentrirte, von nitrösen Dämpfen möglichst befreite Salpetersäure enthält, und welcher mit Eis gut gekühlt wird, leitete Hr. Rudolph Weber langsam und vorsichtig Dämpfe von wasserfreier Schwefelsäure. Es trat unter starker Wärmeentwickelung eine Reaction der beiden Säuren auf einander ein, und nach einiger Zeit erschienen an der Wandung des Gefäßes Krystalle, welche von der Flüssigkeit wieder aufgelöst wurden. Bald wurde der Inhalt des Kolbens dickflüssig, ölartig, und schied bei einer gewissen Concentration Krystalle ab, die noch stark mit Mutterlauge getränkt waren und sehr sorgfältige Trocknung erforderten. Sie waren dann farblos und in hohem Grade zerfließlich. Die chemische Analyse dieser Krystalle ergab, daß sie aus Schwefelsäure, Salpetersäure und Wasser bestehen, und zwar entsprachen die Mengen der Bestandtheile der Formel 4SO3, 1N2O5, 3H2O. Hr. Weber vermuthet, daß die Constitution dieser Krystalle einer Doppelverbindung von Schwefelsäure-Salpetersäure mit Schwefelsäurehydrat entspricht, und durch die Formel SO3 N2O5 + 3SO3H2O ausgedrückt wird. „Die Existenz dieser Verbindung setzt außer Zweifel, daß die stärksten Säuren mit einander verbindbar sind; sie zählt zu den vielen anderen Thatsachen, welche die Annahme als unhaltbar erwiesen haben, daß Körper von ähnlichen Fundamentaleigenschaften nur in verhältnißmäßig wenigen Fällen mit einander sich vereinigen sollen. Wie dieser Fall erweist, dürfte es vielmehr nur darauf ankommen, die für eine Vereinigung derartiger Körper günstigen Bedingungen herbeizuführen.“ (Poggendorff's Annalen, 1871, Bd. CXLII S. 602.) Klärung trüben Wassers. C. Schloesing hat die Wahrnehmung gemacht, daß beim Schlämmen eines durch Waschen von seinen löslichen Salzen befreiten Bodens in destillirtem Wasser die Flüssigkeit wochenlang trübe bleibt, sich aber klärt auf Zusatz von Spuren von Kalk- oder Magnesiasalzen; die Klärung des trüben Wassers wird sofort bewirkt durch 0,001. Chlorcalcium, in einigen Minuten durch 0,0002, durch weniger Salz später; salpetersaurer Kalk, schwefelsaurer, doppelt-kohlensaurer Kalk und Kalkhydrat wirken ebenso, die Magnesiasalze verhalten sich wie die Kalksalze, von Kalisalzen braucht man etwa fünfmal so viel, von Natronsalzen noch mehr als von Kalksalzen. Die suspendirte Substanz bildet Flocken und fällt zu Boden; die Schnelligkeit der Klärung hängt von der Menge des zugesetzten Salzes und nicht von dem Grade der Trübung ab. Der Niederschlag läßt sich leicht abfiltriren, während er sonst das Filter verstopft; nach dem Auswaschen läßt sich der Niederschlag wieder in Wasser suspendiren. Schloesing zieht hieraus mehrere Schlüsse auf die Beschaffenheit des Bodens und für die Klärung der Wässer. Derselbe Gegenstand ist in gleicher Weise und mit gleichem Resultate schon von W. Knop behandelt worden; man vergl. dessen Lehrbuch der Agricultur-Chemie, Bd. I S. 304 u. 442. (Industrieblätter, 1871, Nr 24.) Ueber die Zusammensetzung des rohen Weinsteins; von I. C. Sticht. Aus den nachstehenden Resultaten einiger Analysen von rohem Weinstein, welche ich ausgeführt habe, ist zu ersehen, wie sehr verschieden diese Waare im Handel vorkommt, und die Warnung zu entnehmen, daß man beim Einkauf derselben nicht vorsichtig genug seyn kann. Blonde Rohweinsteine. Weinstein Weins. Kalk Bezugsquelle 1) 41,36 Proc. 52,00 Proc. Spanien 2) 84,60 Proc. 10,40 Proc. Spanien 3) 34,00 Proc. 33,80 Proc. Deutschland 4) 84,50 Proc. 7,80 Proc. Deutschland 5) 77,00 Proc. 9,00 Proc. Deutschland 6) 75,00 Proc. 10,40 Proc. Oesterreich 7) 88,36 Proc. 9,00 Proc. Messina 8) 84,60 Proc. 7,80 Proc. Messina Rothe Rohweinsteine. Weinstein Weins. Kalk Bezugsquelle 1) 90,00 Proc. 4,00 Proc. Oporto 2) 62,00 Proc. 11,70 Proc. Oporto 3) 48,00 Proc. 5,25 Proc. Oporto 4) 71,44 Proc. 7,80 Proc. Oporto 5) 77,00 Proc. 7,50 Proc. Oporto 6) 75,00 Proc. 13,00 Proc. Messina 7) 75,00 Proc. 9,00 Proc. Messina (Wittstein's Vierteljahresschrift für praktische Pharmacie, 1871.) Ueber die Benutzung der Molybdänsäure zum Färben von seidenen Geweben und Garnen. Eine von Dr. Schönn gemachte Beobachtung, wornach concentrirte Schwefelsäure ein vortreffliches Reagens auf Molybdänsäure und deren Salze abgibt, veranlaßte uns, zu prüfen ob die bei Aufeinanderwirkung von Schwefelsäure in der Wärme entstehende prachtvoll blaue Farbe (das Auftreten von molybdänsaurem Molybdänoxyd) in der Farbentechnik überhaupt sich praktisch möchte verwenden lassen. Einige hierauf bezügliche Versuche stellten außer Zweifel, daß Seidenstoffe, ohne eines Beizverfahrens benöthigt zu seyn, sich in allen möglichen Nüancen ächt blau damit färben lassen. Löst man zu dem Ende Molybdänsäure in concentrirter Schwefelsäure in der Wärme bis zur Sättigung auf, so erhält man eine ungefärbte klare Flüssigkeit, eine Art Doppelsäure (schwefelsaure Molybdänsäure). Wird ein Wenig von dieser Doppelsäure in einer Porzellanschale oder in einem Glaskölbchen so stark erhitzt, daß sie anfängt weiße Dämpfe auszustoßen und dann eine gewisse Menge absoluten Alkohols allmählich hinzugefügt, so entsteht wie durch einen Zauber die prachtvollste blaue Farbflotte in welcher unmittelbar Seide ausgefärbt werden kann. (Böttger's polytechnisches Notizblatt, 1871, Nr. 10.) Schlichte-Recept von van Baerle in Worms. Man erwärmt 150 Maaß Wasser auf 50 bis 60° Réaumur, läßt darin 2 Pfd. Talg vergehen und rührt ordentlich um; dann setzt man 34 Pfd. Kartoffelmehl zu, läßt das Ganze in der Mengmaschine ordentlich verarbeiten und kocht es dann zu Kleister. Hierauf gießt man langsam 4 bis 5 Pfd. Glycerin von 26° Baumé, welches mit ebenso viel heißem Wasser verdünnt worden ist, in die Mengmaschine und läßt diese so lange arbeiten, bis es kalt ist. Auf diese Weise werden Glycerin und Fett mechanisch mit einander verbunden, welche sonst immer geschieden seyn würden, so daß das Fett oben und das Glycerin sich unten im Kleister absetzte. Diese Schlichte gibt nicht allein eine sehr weiche, sondern auch glatte Kette. (Musterzeitung, Zeitschrift für Färberei etc., 1871, Nr. 25.) Französischer Silberlack. Als Silberlack (Laque argentine) bringt J. R. Simier in Paris eine Masse in den Handel, die dazu bestimmt ist, mit einem Klebmittel auf Holz, Papier, Metalle etc. aufgetragen, diesen Stoffen ein metallisches, silberähuliches Aussehen zu ertheilen. Dieser „Lack“ ist nach der französischen Patentbeschreibung nichts weiter als feinzertheiltes Zinn, das durch Zink aus seinen Lösungen ausgefällt ist. (Deutsche Industriezeitung, 1871, Nr. 17.) Färben von Butter mit Möhrenfarbftoff. Zum Färben von Butter empfiehlt Alfraise im Moniteur scientifique (nebenbei bemerkt, wohl die einzige wissenschaftliche Zeitschrift, die in Paris während der Belagerung regelmäßig erschien) das Carotin, den Farbstoff der Möhren, zu dessen Gewinnung zerschnittene und getrocknete Möhren gepulvert und mit Schwefelkohlenstoff extrahirt werden. Das Carotin ist geruch- und geschmacklos und eignet sich zum Färben der Butter besser als das in Paris dazu (wie am Rhein zum Färben der Käse) viel verwendete Annatto, ist aber allerdings etwas theurer als dieses, so daß der Versuch, es zu verwenden, bald wieder aufgegeben wurde. (Deutsche Industriezeitung.) Ueber Albumin aus Fischeiern (Rogen); von Wilh. Grüne in Berlin. Als eine Quelle für Albumin, welche, wenn richtig ausgebeutet, ein sehr billiges, gutes Product liefert, hat Grüne vor mehreren Jahren die Fischeier, den Fischrogen, benutzt.Man vergl. den Bericht über das Fischlaich-Albumin von Georg Leuchs, im polytechn. Journal, 1862, Bd. CLXV S. 317. Dieses Material kann in ungeheuren Quantitäten beschafft werden. Tausende von Centnern Albumin wären daraus mit geringen Kosten für die Industrie zu gewinnen, wenn man die Sache, auf welche besonders unternehmende Bewohner der Küsten- und Seeplätze aufmerksam zu machen sind, mit gehörigem Capital geschäftlich in die Hand nehmen würde. Man hat vor Allem darauf zu achten, daß der Rogen reif, d. h. so entwickelt als möglich sey, was bei jeder Fischart genau zu gewissen Zeiten stattfindet, und daß derselbe so frisch als möglich zur Verarbeitung gelange, da die leicht eintretende Fäulniß auf den Geruch des fertigen Productes von großem Einfluß ist. Einsalzen des rohen Rogens ist deßhalb empfehlenswerth, wenn ein längerer Transport nöthig ist. Die Bearbeitung des Rogens ist folgende: Die Eierchen befinden sich in einer Art mit Blutadern durchzogenen Beutels; man schneidet denselben auf und drückt die Eier heraus. Ist von denselben eine größere Quantität zusammen, so wirft man sie auf ein ziemlich enges Drahtsieb und reibt sie mit einer harten Bürste klein. Das flüssige Albumin läuft durch, die Zellenmasse des Rogens bleibt dagegen zurück. Man wäscht dieselbe mit Wasser, dem auf 300 Theile 1 Theil Ammoniak zugesetzt ist, auf dem Siebe etwas nach; hierdurch wird das noch anhaftende Eiweiß gelöst und ebenfalls durch das Metallgewebe geführt. Man läßt die gewonnene Lösung in hohen Gefäßen, welche in verschiedener Höhe mit Holzhähnen versehen sind, einige Tage stehen; sie klärt sich und wird dann vorsichtig in flache Schalen abgelassen, um in gut ventilirten Räumen ausgetrocknet zu werden. Filtriren durch groben Sand oder gestoßenes Glas beschleunigt die Klärung. Der Rogen von Süßwasserfischen, namentlich Hechten, gibt sehr schönes, klares, ganz geruchloses Albumin, wenn man einigermaßen vorsichtig arbeitet. Der Seefischrogen, namentlich der Rogen vom Dorsch, muß sehr frisch verarbeitet werden, wenn das Albumin nicht Spuren von Fischgeruch haben soll. Ist der Rogen alt, so läßt sich der bekannte penetrante Geruch nicht mehr entfernen. Grüne hat Stoffe mit Albumin aus altem Rogen in den prachtvollsten Anilinfarben bedruckt, trotz des Dämpfens und der verschiedenen Manipulationen zeigten die Stoffe, sobald feuchtes Wetter war, den unangenehmen Fischgeruch, bei trockener Luft aber nicht. Frisch verarbeiteter Rogen gibt dagegen Resultate, wie Hühnereier-Albumin. Denjenigen Lesern, welche sich speciell für die Sache interessiren sollten, steht Grüne mit seinen Erfahrungen zu Diensten. (Musterzeitung, Zeitschrift für Färberei etc., 1871, Nr. 10.) Ueber die Anwendung gläserner Gährgefäße in der Brauerei. Wegen der bekannten Uebelstände, welche die hölzernen Gährgefäße darbieten, hat der Brauereibesitzer Hr. Gabriel Sedlmayr in München vor einigen Jahren einen Versuch mit einem gläsernen Gährgefäß angestellt, worüber von Dr. Lermer im polytechn. Journal, 1867, Bd. CLXXXIV S. 359 berichtet wurde. Die Versuche über die Verwendung von Glas zu Gährbottichen sind nun von der großen Dreher'schen Brauerei zu Schwechat fortgesetzt worden, wobei man der Anleitung des Maschinenfabrik-Besitzers Hrn. v. Pryck in Wien Folge gab. Durch die getroffenen Constructions-Verbesserungen ist es gelungen, einen erwünschten Grad der Dauerhaftigkeit der gläsernen Gährgefäße zu erzielen, und man hat, nachdem man anfänglich probeweise vier gläserne Bottiche hergestellt hatte, jetzt eine ganze Gährkeller-Abtheilung damit ausgerüstet. Die v. Pryck'schen Glasbottiche in Schwechat sind bedeutend kleiner als die Sedlmayr'schen. Ihre Bodenfläche mißt 1,60 Meter im Quadrat, und ihre Tiefe beträgt 1,50 Meter; sonach ist ihr Kubikinhalt = 3,84 Kubikmeter oder 23 bayerische Eimer. Mit Berücksichtigung des nöthigen Steigraumes dienen hierfür 20 Eimer, statt der Sedlmayr'schen 80 Eimer. Als taugliches Glas wurde nur das „belgische“ Fabricat befunden; das böhmische hat sich bisher als zu spröde erwiesen. Die einzelnen Tafeln, welche je eine ganze Wand- oder Bodenfläche bilden, besitzen eine Dicke von 15 Millimetern. Bei dem Bau der Bottiche wurde, in Anbetracht daß die Bodenplatten den am meisten gefährdeten Theil bilden, auf die Adjustirung dieser besondere Aufmerksamkeit verwendet. Zur Sicherung der Bodenplatten werden dieselben nicht direct auf Mauerwerk, sondern auf Gußeisenplatten gelegt, welche gegen die Mitte zu 3 bis 4 Centimeter Vertiefung und am Rande einen 4 Centimeter hohen, aufrecht stehenden Rand haben, während an der unteren Fläche, von der Mitte ausgehend, Rippen zur Verstärkung des Tragvermögens angesetzt sind. Auf die Gußplatte wird vor dem Einlegen der genau passenden Glas-Bodenplatte Cementbrei gegossen, damit derselben eine möglichst contacte Unterlage geboten werde. Damit nicht bei dem Auflegen der Glasplatten Luftblasen eingeschlossen werden, sondern diese entweichen können, ist in die Gußplatte gleichmäßig vertheilt, auf je 900 Quadratcentimeter ein 6 bis 7 Millimeter weites Loch gebohrt. Die so adjustirte Bodenplatte wird alsdann auf dem Sockel-Mauerwerk zurecht gelegt und der Art solid untermauert, daß gegen ihre vordere Begrenzung, an deren Mitte das 7,5 Centim. weite Ablaßloch eingeschliffen ist, eine Neigung von 2 bis 3 Centimetern besteht Unter dem Abzugsloch wird für das in früherer Weise mit der Bodenplatte verbundene Abzugsrohr eine 0,5 auf 0,5 Meter weite Mauernische offen gelassen. Ist die Bodenplatte in Ordnung gebracht, so folgt die Aufstellung der Seitenwände. Diese werden an ihren Stoßfugen vollkommen passend zusammengeschliffen und dann auf die Bodenplatten innerhalb des gußeisernen Falzes eingesetzt; zwischen die Stoßfugen wird ein Gutta-percha-Band gelegt und die Platten werden dann am oberen Theil mit eisernen Haken (Klammern) verbunden. Letzteres geschah früher durch Eisenreifen, was sich minder bewährte. Die Verwendung von Stuttgarter Kittpulver statt Gutta-percha-Bänder wurde gleichfalls versucht, erwies sich jedoch als untauglich, da dasselbe bei einer Temperatur über 12° R. flüssig wird. Nach der Ausstellung der Seitenwände wird eine solide, 0,40 bis 0,45 Meter starke Ummauerung mit Backstein und Cementmörtel vorgenommen, die schließlich mit gleichem Mörtel glatt verputzt und abgebiegelt wird. Die Gesammtkosten eines solchen Gährbottiches belaufen sich auf 150 bis 160 fl. österr. Währ., was allerdings den vierfachen Preis eines gleich großen Eichenbottiches aufwiegt. Die großen Vortheile, welche die Glasbottiche bieten, gleichen jedoch die Mehrkosten zum Theil aus, so daß — wie es gelingt, die Anschaffungskosten um 1/3 zu verringern — die allgemeine Anwendung der Glasbottiche empfohlen werden kann. (Der bayerische Bierbrauer, 1871, Nr. 2.) Petroleum-Production in Amerika. Unseren letzten Mittheilungen über diesen Gegenstand (polytechn. Journal Bd. CC S. 341, zweites Maiheft 1871) fügen wir noch einige neuere Angaben hinzu. Im Jahre 1870 war die Production von rohem Petroleum in Pennsylvanien 5,650,000 Barrels (43 Gallons Inhalt per Faß), gegen 4,215,000 Barrels in 1869, also pro 1870 ein Plus von 1,444,000 Barrels (über 34 Proc.); in Ohio and West-Virginien betrug die Production 511,000 Barrels (146,000 Barrels mehr als in 1869). In Canada wurden 365,000 Barrels gegen 220,000 Barrels in 1869 gewonnen (circa 70 Proc. Plus pro 1870). Fassen wir hiernach die Gesammtproduction von Petroleum pro 1870 in Amerika zusammen, so ergibt sich eine Ziffer von 6,526,000 Barrels, resp. eine Mehrproduction von 1,818,000 Barrels gegen 1869 (über 30 Proc.), während der Productionsüberschuß von 1869 gegen 1868 nur 750,000 Barrels oder circa 19 Proc. war. In welch' rascher Weise daher die Petroleum-Gewinnung in Amerika von 1868 bis 1870 zugenommen hat, ist zur Genüge aus diesen Zahlen zu erkennen. — Von dieser Gesammtproduction wurden im Jahre 1870 141,208,155 Gallons in's Ausland exportirt (Canada participirt dabei mit 100,000 Barrels raffinirtem und circa 10,000 Barrels rohem Petroleum). — Der Preis von Petroleum stellte sich pro 1870 durchschnittlich niedriger als im Jahre 1869; nichts destoweniger kann man bei einem Durchschnittspreis von 3½ Dollars per Barrel, welchen man für Platz-Petroleum zahlte, eine Einnahme von 20 Millionen Dollars rechnen. — Schließlich sey noch bemerkt, daß die Verluste in Petroleum durch Feuer, Schiffbruch etc. sich im Jahre 1870 auf circa 232,000 Barrels (eine enorme Ziffer) berechnen. Mehr als die Hälfte kommt auf Rechnung von Feuer. — Bei dieser Gelegenheit mag noch die Notiz von Interesse seyn, daß im Jahre 1871 die Production von Petroleum eine erhebliche Zunahme aufweist, und zwar ein Durchschnitts-plus von circa 350 Barrels pro Tag. Im April 1871 z. B. betrug die Totalproduction 399,268 Barrels, was einer Tagesproduction von 13,308 Barrels gleichkommt (die durchschnittliche Tagesproduction pro April 1870 betrug nur 12,974 Barrels, also 334 Barrels weniger). (Berggeist, 1871, Nr. 52.) Ueber Besprengung von Straßen mit Salzlösungen. Zur Besprengung von Straßen wurde in Hamburg ein Versuch mit Salzlösungen angestellt. Die Wassersprengwagen der Wall-Chaussee, welche 2500 Pfd. Wasser fassen, wurden mit 125 Pfd. Chlorcalcium und 125 Pfd. Chlornatrium (Kochfalz) versehen, und von dieser Lösung wurden zwei Füllungen über eine Fläche von 1500 Quadratmeter sorgfältig vertheilt, so daß die ganze Fläche stark genäßt erschien. Der Erfolg war zunächst ein penetranter Tintengeruch. Von der Bildung einer harten Kruste, welche in mehreren früheren Berichten erwähnt wurde, war nichts zu verspüren, auch hielt sich die Fläche nicht wesentlich länger feucht als andere Chausseestrecken, welche nur mit Wasser besprengt waren. Um zu untersuchen, ob sich eine Kruste bilden werde, wenn man der Fahrbahn eine Zeitlang Ruhe geben könne, was sich freilich nie praktisch durchführen läßt, wurde auch eine vom Verkehr seitab gelegene Chausseefläche in den Anlagen begossen. Jedoch zeigte sich auch dort kein besseres Resultat. Eine Fortsetzung des Versuches durch tägliches Wiederholen des Aufgusses wurde unterlassen, weil man aus dem einmaligen Versuche die Unzulänglichkeit der Methode zu erkennen glaubte. Zu den technischen Mängeln treten noch die sehr erheblichen Kosten. Dieselben betrugen für den Versuch: 250 Pfd Chlorcalcium, 2½ Thlr. Pro 100 Pfd. 6 Thlr. Sgr. 250 Pfd. Chlornatrium 1 Thlr. 27 Sgr. Gespann und Arbeitslohn 1 Thlr. Sgr. –––––––––––––––––––––––––––––– Zufammen 9 Thlr. Sgr. oder bei Engros-Einkäufen der Salze doch mindestens 8 Thlr. Für den Vergleich gibt es einen Maaßstab, daß eine Chaussee, deren Fläche 25,000 Quadratmeter groß ist, im Sommer täglich zweimal mit Wasser besprengt wird. Die Kosten dieser Besprengung betragen pro Tag: 80 Wasserfüllungen der Sprengwagen 2 Thlr. 12 Sgr. Gespann und Arbeitslohn 5 Thlr. 15 Sgr. –––––––––––––––––––––––––––––– Zusammen 7 Thlr. 27 Sgr. oder rund ebenfalls 8 Thlr. Man kann also 34 Mal oder länger als einen Monat einmal täglich mit Wasser besprengen, bevor man die Kosten einer einmaligen Salzbesprengung erreicht. Wenn man sich nun auch über den Tintengeruch hinwegsetzen und annehmen wollte, daß die Lösung nach öfterer Wiederholung des Aufgusses eine kurze Zeit lang den zerstörenden Einwirkungen der Passage Trotz bietet und ihre Aufgabe erfüllt, so wird doch jedes stärkere Regenwetter die Kruste auslösen und wegspülen, also jedesmal eine neue Reihe von Aufgüssen erforderlich machen. Bei Besprechung dieser Versuche im Hamburger Architekten-Verein bestätigte Ingenieur Westphalen dieses Resultat aus früher von ihm angestellten Versuchen mit Seesalzlösungen und wies darauf hin, daß in unserem Klima bei stets wechselnder Witterung Monate lang gar keine Besprengung der Chaussee nöthig sey, wenn sie aber Bedürfniß werde, so müsse sie in sehr starkem Grad stattfinden, wobei es dann auf einige hundert Kubikfuß Wasser mehr oder weniger nicht ankomme. Nur in solchen Gegenden, wo Wassermangel herrsche und wo die Nächte stets feucht seyen, könne vielleicht durch Salzlösungen beim Besprengen der Chausseen gespart werden. Aehnlich äußerte sich Ingenieur Linnerbrügge, welcher die Resultate von trockenen Salzbestreuungen der Straßen in Spanien zur Sprache brachte. (Deutsche Industriezeitung, 1871, Nr. 25.) Liernur's pneumatisches System zur Entfernung von Abortstoffen. Ingenieurhauptmann Liernur aus Harlem hat an verschiedenen Orten sein System zur Entfernung der Abfallstoffe in Anwendung gebracht, welches neuerdings auch in Hanau erprobt worden ist. Dasselbe soll die Schattenseiten des in vielen Städten zur Anwendung gebrachten Schwemmsystems und die Mängel des Tonnen- oder Desinfectionsverfahrens beseitigen. Das System besteht in einer eisernen Röhrenleitung, welche die Aborte der Gebäude mit unter dem Straßenpflaster angelegten eisernen Reservoirs in Verbindung bringt und wobei letztere täglich durch eine mittelst Dampf getriebene Luftpumpe luftleer gemacht werden. Ist ein Reservoir luftleer gemacht, so öffnet man die vorher geschlossene Verbindung mit den eisernen Abtrittröhren und es stürzt dann der ganze Inhalt der letzteren in das Reservoir, von wo er durch ein auf einem Wagen befindliches, gleichfalls luftleer gepumptes Faß aufgesaugt und dann zur landwirtschaftlichen Verwendung abgefahren wird. Versuche welche in Prag, Cöln und an anderen Orten mit dem Liernur'schen System angestellt wurden, haben sehr günstige Resultate ergeben. Ueber Prüfung der im Landkrankenhause zu Hanau in Betrieb befindlichen Einrichtung zur Entleerung der Aborte nach dem Liernur'schen System ist uns die nachstehende Erklärung mitgetheilt worden: Die Unterzeichneten erlauben sich, diejenigen Wahrnehmungen, die sie in einer am 12. d. M. in Hanau stattgefundenen Prüfung des seit einiger Zeit im dortigen Landkrankenhause in Betrieb gesetzten, zur Entleerung der Aborte dienenden Systemes des Capitän Liernur gemacht haben, der Oeffentlichkeit zu übergeben. Sie glauben um so mehr verpflichtet zu seyn, ihren Mitbürgern das Resultat dieser Prüfung mitzutheilen, da dasselbe in schneidendem Widerspruche zu denjenigen Anschauungen steht, die in Frankfurt a. M. bei Lösung der gleichen Frage bislang maßgebend waren. Die in Rede stehende Prüfung wurde auf Veranlassung der Anwesenheit einer von der Stadtverordneten-Versammlung in Berlin abgeordneten Deputation, bestehend aus dem Professor Dr. Virchow, Stadtverordneten Margraf und städtischen Hülfsbaumeister Hacker, angestellt. Es handelte sich neben der Prüfung der Anlage im Allgemeinen speciell um die Feststellung der vom sanitären Standpunkte angeregten Bedenken und namentlich um die Constatirung der Geruchlosigkeit des Verfahrens. Der Arzt des Landkrankenhauses, Hr. Kreisphysikus Dr. Noll, hatte nach seiner Mittheilung am vorhergehenden Tage die Fenster fämmtlicher 13 Aborte des weitläufigen Gebäudes, die bis dahin in regelmäßigem Gebrauche gewesen waren, versiegelt, so daß die Lufterneuerung in den Zimmern, in welchen diese sich befanden, nur durch die zu den Anordnungen gehörigen Ventilationsanlagen bewerkstelligt werden konnte. Bei der in Gegenwart der Berliner Commission erfolgten Oeffnung der Abortzimmer fand sich eine vollständig reine Luft vor; nicht der geringste Geruch war bemerklich und zeigte sich auch bei dem bis zum Nachmittag fortgesetzten Gebrauche der Aborte nicht. Die am Nachmittag vorgenommene pneumatische Entleerung nahm, nachdem die Maschinerie in Bewegung gesetzt war, kaum eine Minute in Anspruch und wurde von sämmtlichen Anwesenden die Ueberzeugung gewonnen, daß die ganze Manipulation weder für die Hausbewohner, noch die den Abort Benutzenden belästigend werden könnte. Für die Einfachheit der Einrichtung und die Leichtigkeit der Handhabung der Maschinerie sprach in überzeugender Weise der Umstand, daß das Inbewegungsetzen der Dampfluftpumpe und der sonstigen Vorrichtungen, welches in der Regel durch den Hausknecht der Anstalt besorgt wird, diesesmal durch den kaum 16jährigen Sohn des Hrn. Capitän Liernur vorgenommen wurde. Wir nehmen keinen Anstand, zu erklären daß die Firma Liernur und de Bruyn-Kops, in der uns vorgeführten Anlage, deren Ausführung und nach den gemachten Wahrnehmungen, in einer größeren Ausdehnung zweifellos erscheint, die ihm gestellte Aufgabe vollständig gelöst hat und glauben zu der Erklärung berechtigt zu seyn, daß das uns vorgeführte System, welches der Landwirthschaft ein hochwerthiges Düngmittel erhält, den Städten einen namhaften (die Kosten weiterer Canalanlagen zur Abführung der Schmutz- und Spülwässer deckenden) Reingewinn durch den Verkauf der frischen Fäkalien sichert, die Flüsse vor Verunreinigung bewahrt, und überhaupt die vom Schwemmsystem unzertrennlichen, das Gemeinwohl in sanitärer, volkswirtschaftlicher und finanzieller Beziehung schädigenden Uebelstande vermeidet, und nach unserem Dafürhalten vor einem jeden anderen, namentlich dem englischen Schwemmsystem, den Vorzug verdient. Frankfurt a. M., den 16. April 1871. Dr. Bagge, Physikus. L. W. Baist, Betriebsdirector. Dr. R. Böttger, Professor. L. Casselmann, Vorsitzender des landwirthschaftlichen Clubs. A. Collischon, Hospilalmeister. Dr. Ph. Fresenius. Dr. Georg Haag, Oekonom. Heller, Landwirth. Dr. J. Ch. Lucae, Professor. Dr. Melber, Physikus. J. C. Müller, Kaufmann. Reichard, Hospitalmeister. A. Passavant, Architekt. (Gewerbeblatt für das Großherzogthum Hessen, 1871, Nr. 22.) Ueber die durch Drainage verloren gehenden Nährstoffe der Pflanze; von Dr. Völcker. Ein längerer Vortrag über diesen Gegenstand von Dr. Völcker füllte kürzlich den Versammlungsabend der Chemical Society in London. Die HHrn. Lawes und Gilbert haben in ihren classischen Feldbau-Experimenten Jahre hindurch den Verlust von Stickstoff beobachtet. Der im Dünger dem Boden zugeführte Stickstoff, gleichviel ob in Gestalt von Ammonsalzen, oder Nitraten, oder stickstoffhaltiger organischer Materie, war stets größer als der in den vermehrten Ernteerträgnissen wiedergewonnene. Die Vermuthung, daß der verloren gegangene Stickstoff in die Abzugswässer passirte, lag ziemlich nahe. Auf Dr. Völcker's Ansuchen wurden auf den Versuchsfeldern in Rothamsted geeignete Vorrichtungen angebracht, um die Drainwässer einzusammeln. Die Analysen von etwa 70 solchen Wassermustern bestätigten Dr. Völcker's Vermuthung; sie zeigten, daß, in welcher Form auch der Stickstoff dem Boden zugeführt wird, ein großer Theil desselben in Form von Nitraten fortgeht. Salpetersaures Natron scheint ganz besonders leicht aus den Feldern fortgeschafft zu werden. Dieses Salz muß somit im späten Frühlinge auf den Acker kommen. Es ist sonderbar, daß während Nitrate das ganze Jahr hindurch in den Abzugswässern sich finden, man kaum Spuren von Ammoniak antrifft. Dieß führt zur Vermuthung, daß die Pflanze hauptsächlich, wenn nicht gar ausschließlich, aus Salpetersäure ihre stickstoffhaltigen Bestandtheile bildet. Aus diesen Drainwasser-Analysen ging aber noch ferner hervor, daß so wichtige Pflanzenconstituenten wie Kali und Phosphorsäure vom Boden beinahe vollständig zurückgehalten werden, während die für die Vegetation minder bedeutenden, wie Kalk, Magnesia, Schwefelsäure, mit Leichtigkeit von den Feldern austreten. Dieser Beobachtung fügte Dr. Gilbert jene hinzu, daß die Menge der in den Abzugsflüssigkeiten befindlichen Phosphorsäure nicht vermehrt wird durch einen vermehrten Zusatz von Ammoniak zum Boden; dieß zwingt die Theorie, der zufolge Ammoniak als Auflöser der Phosphorsäure dienen soll, zu verlassen. Aus dem Umstände, daß viele Mineralbestandtheile, besonders die Nitrate, in Folge ihrer Fähigkeit leicht aus dem Boden zu treten, nicht eher auf die Felder gebracht werden sollten, als bis das Pflanzenleben sehr rege geworden, zieht Hr. Warington den Schluß, daß die Anwendung von Cloakenstoffen zum Düngen mittelst Irrigation eine ziemlich unvortheilhafte seyn müsse, da in dieser Weise der Dünger auch zu jenen Zeiten auf die Felder gebracht wird, wo das Leben der Pflanzen beinahe auf Null reducirt ist. In dieser Vorlesung besprach Dr. Völcker auch die Werthlosigkeit von Boden-Analysen behufs Beurtheilung der Ertragfähigkeit von Feldern. Unzählige Beispiele sind bekannt, aus denen hervorgeht, daß zwei Aecker vollkommen gleich seyn können bezüglich ihres Gehaltes an Kali, Natron, Kalk oder Phosphorsäure, und sich doch wesentlich von einander unterscheiden in Erzeugungsfähigkeit. Er will nicht in Abrede stellen, daß in einzelnen Fällen die Analyse den Grund der Unfruchtbarkeit eines Feldes ausmitteln und geeignete Mittel zur Abhülfe andeuten kann. Dieß ist z. B. so, wenn es sich um die Ausmittelung der Gegenwart eines schädlichen Bestandtheiles im Boden handelt. Sehr oft aber ist die Menge eines solchen Bestandtheiles so gering, daß die Analyse schwerlich genaue Daten geben kann. Dr. Völcker ist ferner nicht damit einverstanden, daß in einem rationellen Feldbausysteme eine genaue Soll- und Haben-Rechnung geführt werden solle bezüglich der in den Ernteerträgen fortgeführten Mineralbestandtheile und derjenigen die im Dünger dem Boden zugeführt werden. Die Fruchtbarkeit eines Feldes kann nicht aufrecht erhalten, viel weniger vermehrt werden, wenn man demselben nur so viel zuführt, als man in der Ernte herausgenommen. Dr. Völcker glaubt, man müsse wenigstens die drei- bis fünffache Menge des dem Boden Entführten wieder zuführen. (Berichte der deutschen chemischen Gesellschaft zu Berlin, 1871, Nr. 8.)