Titel: Sulfatofen mit Gasheizung; mitgetheilt von Dr. Georg Lunge
Fundstelle: Band 202, Jahrgang 1871, Nr. XV., S. 81
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XV. Sulfatofen mit Gasheizung; mitgetheilt von Dr. Georg Lunge Mit Abbildungen auf Tab. I. Lunge, über Sulfatöfen mit Gasheizung. Aus dem soeben erschienenen siebenten Jahresbericht von Dr. R. A. Smith an das englische Parlament über die Alkali-Acte von 1863 gestatte ich mir folgende Sätze herauszuheben, als Ergänzung zu meinem Aufsatze „über die Construction von Sulfatöfen“ im Jahrgang 1869 dieses Journals, Bd. CXCIII S. 462. „Hr. Fletcher hat einen Bericht über die neueste Art, Gas für einen offenen Calcinirofen zu verwenden, eingesandt.... Als den HHrn. Johnson in Runcorn (Runcorn Soap and Alkali Company) der Vorschlag dazu gemacht wurde, entschlossen sie sich zu dem Versuche und haben großen Erfolg damit erreicht. Schon jetzt nehmen Andere diese Methode an, und modificiren sie.... Man findet daß eine viel vollkommenere Condensation der Salzsäure damit erreicht werden kann, als wenn eine der beiden gewöhnlichen Ofenformen (Muffel- oder Flammofen) angewendet wird. In dem gewöhnlichen Flammofen spielt die Flamme direct auf die Beschickung, so daß der Rauch und die Säuredämpfe gemischt abziehen. Wenn mit Kohlen gefeuert wird, so gibt es auch Ruß. Der Condensator welcher die Säure aus diesem Gemisch auswaschen soll, ist mit Ziegeln gefüllt welche Zwischenräume unter einander lassen. Eine große Wassermenge läuft hinunter, um den Ruß auszuwaschen und diese Zwischenräume offen zu halten. Dadurch wird die Salzsäure zu schwach für die Chlorerzeugung und geht meistens verloren. Wenn sie nützlich verwendet werden soll, muß man mit Kohks heizen.“ „Bei dem Muffelofen wird der Rauch von dem Säuredampf durch ein inwendiges Ziegelgewölbe abgehalten, so daß die Beschickung in einer geschlossenen Ziegelkammer liegt, welche von der darüber und darunter hingehenden Flamme umgeben ist. Der Rauch geht für sich zum Schornstein, während die Säuredämpfe aus der inneren Kammer (Muffel) zum Condensator geführt werden. Da sie verhältnißmäßig kalt und frei von Rauch sind, so ist die Condensation leicht und liefert starke und klare Säure. Diese Muffel ist jedoch nie vollkommen gasdicht, und oft sehr undicht, so daß, wenn man den Rauchcanal untersucht, welcher direct zum Schornstein geht und keine Salzsäure enthalten sollte, gewöhnlich bedeutende Quantitäten davon darin gefunden werden.“ „Dieser Ofen ist auch sehr kostspielig; die Wärme muß durch dickes Mauerwerk hindurchpassiren ehe sie die Beschickung erreicht, und das Mauerwerk wird durch die übermäßige Hitze welcher es ausgesetzt werden muß, rasch zerstört.“ „In dem neuen Ofen, welcher im vorigen Jahre zu Runcorn errichtet worden ist, wird unreines Kohlen-Gas, wie im Siemens'schen Ofen, zur Feuerung verwendet. Dieß war nicht neu, sondern nur die Art und Weise der Anwendung des Gases. In den bisher in dieser Gegend gemachten Versuchen, Gasfeuerung bei Sulfatöfen anzuwenden, ließ man das Gas direct auf die Beschickung strömen, wie bei dem alten Flamm-Calcinirofen. Im Anfang der Operation, und mehr oder weniger auch später, während ihres ganzen Verlaufes, war das Gas in einer kalten Kammer und gemischt mit Wasser- und Säuredampf. Dieß hemmte die Verbrennung, verursachte einen Verlust an Gas und die Bildung von Ruß welcher die Kondensatoren verstopfte.“ „In diesem Ofen dagegen wird das Gas mit einer regulirten Luftmenge gemischt und in fünf schmale Canäle eingelassen, welche unter der Ofensohle ihrer ganzen Länge nach verlaufen. In diesen verbrennt das Gas, wobei es die Wände der Canäle auf einer sehr hohen Temperatur hält; dieß macht es unmöglich daß irgend welches Gas der Verbrennung entgehen oder daß die letztere so unvollkommen werden kann, daß schwarzer Rauch entsteht. Bei ihrer Ankunft an dem anderen Ende des Ofens kehren die heißen Verbrennungsproducte und die Flamme, wenn eine solche vorhanden ist, zurück, indem sie, wie in dem offenen Flammofen, über die Beschickung selbst hinwegstreichen, und dabei befördern sie nicht nur deren Erhitzung, sondern auch die Verdampfung des Wassers und der Salzsäure, indem sie diese mechanisch mit fortführen.“ „Die heißen Gafe gehen dann weiter zu dem Condensator, welcher mit Kohls gefüllt seyn kann, ebenso wie bei dem Muffelofen. Die Gase sind heißer als die aus Muffelöfen, können aber mit Leichtigkeit abgekühlt werden, indem man sie durch einen überirdischen Canal von 90 bis 100 Fuß streichen läßt, dessen erste 60 Fuß aus 18zölligen gußeisernen Röhren bestehen.“ „Der Dampf condensirt sich in dem ersten Thurm zu einer Säure von 15 Proc. Gehalt, und diese fließt dann durch eine Batterie von drei Steincisternen. In diesen begegnet sie dem Säuredampfe welcher separat aus der Zersetzungspfanne durch einen Thonröhrenstrang eingeführt wird. Der Säuredampf aus der Pfanne geht in die letzte der drei Cisternen, dann in die zweite und die erste, und dann in einen Condensator. Auf diese Weise wird die Säure in der letzten Pfanne, und der Reihe nach die ganze Säure, auf einen Gehalt von 30 bis 33 Proc. gebracht. Der Betrag von uncondensirter Säure ist sehr gering.“ „Dieser Ofen wurde am 1. Juli 1870 in Gang gesetzt und hat ohne Unterbrechung seitdem gearbeitet. Er ist mit einer Zersetzungspfanne versehen und calcinirt 80 Tonnen Salz per Woche. Es ist wahrscheinlich, daß wenn die Zersetzungspfanne Schritt damit hielte, dieser Ofen 100 Tonnen per Woche calciniren würde. Deßhalb werden in einem neuen, in derselben Fabrik in Construction begriffenen Ofen zwei Pfannen angebracht, und man erwartet darin das Sulfat von 100 Tonnen Salz per Woche zu calciniren.“ „Der Ofen ist jetzt nahezu 8 Monate im Gange gewesen, und bisher sind keine Reparaturen erforderlich gewesen; auch scheint es nicht wahrscheinlich, daß solche bald nöthig seyn werden.“ „Das Brennmaterial für Ofen und Pfanne zusammen ist 5 1/2 Centner Kleinkohle per Tonne Sulfat, was eine Ersparung von 27 Procent im Verhältniß zu dem gewöhnlichen Muffelofen darstellt. Bedeutend mehr Salzsäure, in einer für den Verkauf oder Verbrauch tauglichen Stärke, ist condensirt worden als früher bei Anwendung eines gewöhnlichen Muffelofens.“ „Die beigegebenen Zeichnungen, Fig. 13–18, im Maaßstab 1 : 96, durch die Güte des Besitzers erhalten, sind Copien derjenigen nach welchen der Ofen gebaut worden ist. Der Gaserzeuger ist hinreichend groß, um zwei Oefen und ihre Zersetzungspfannen zu versehen.“ „Fig. 13–15 stellen die Details des Sulfatofens dar; Fig. 13 ist der Längenschnitt, Fig. 14 der Querschnitt und Fig. 15 der Grundriß.“ „Fig. 16–18 zeigen die Details des Gaserzeugers; Fig. 16 ist der Längenschnitt, woraus man die Neigung der Roststäbe etc. ersieht; Fig. 17 ist der Querschnitt und Fig. 18 der Grundriß.“

Tafeln

Tafel I
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