Titel: RobertHall's Teppichwebstühle.
Fundstelle: Band 202, Jahrgang 1871, Nr. XXVII., S. 111
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XXVII. RobertHall's Teppichwebstühle. Nach dem Engineer, Juni 1871, S. 408 und 423. Mit Abbildungen auf Tab. II. Hall's Teppichwebstühle. Robert Hall in Bury bei Manchester hat auf der Londoner internationalen Ausstellung zwei Webstühle, nämlich einen für schottische und einen für Brüsseler Teppiche aufgestellt, deren Eigenthümlichkeiten kurz angegeben werden sollen. Der Webstuhl für schottische Teppiche hat auf jeder Seite der Lade einen vierzölligen Schützenkasten mit der Schützentreibvorrichtung; dieselbe tritt jedoch nur auf jener Seite in Thätigkeit, auf welcher eine Schütze schußbereit im Wechselkasten steckt. Der Antrieb für die Schützen geht von der Kurbelwelle aus, auf welcher zu beiden Seiten je ein Schwungrad a (Figur. 1) aufgesteckt ist. Der an dem Schwungrad angeschraubte Daumen b wirkt bei der Drehung auf das Gleitstück c an der schräg gelagerten Treiberwelle d, welche alsdann die oscillirende Bewegung durch einen Hebel und Riemen auf den verticalen Schützentreiber selbst überträgt. In der Ruhelage streicht der Daumen a an dem Gleitstück c vorbei. Wird jedoch letzteres gesenkt, so erfolgt der Schützenschlag. Es muß deßhalb jedesmal die Verschiebung des Gleitstückes erfolgen, wenn eine Schütze auf der betreffenden Seite der Lade sich vorfindet. Zu diesem Behufe ist das in der Abbildung ersichtliche Hebelwerk f und i vorhanden. In der Rückwand der Schützenzellen befinden sich als Schützenwächter die Bremsfedern e, welche abwechselnd durch die einlaufende Schütze zurückgedrängt werden und hierbei den an der Lade angebrachten Winkelhebel f aus der punktirten Stellung in die dargestellte Lage bringen. Beim Rückgang der Lade stößt nun der horizontale Arm des Winkelhebels f gegen den verticalen Arm eines zweiten Winkelhebels i, in Folge dessen eine Senkung des Gleitstückes c eintritt, worauf der Daumen b das Gleitstück treffen und die Treiberwelle d bewegen wird. Wenn jedoch die Schütze nicht im Schützenkasten steckt, so nimmt der Winkelhebel f die punktirt angedeutete Stellung ein und das Gleitstück c wird durch die Spiralfeder h außer dem Wirkungsbereich des Daumens b gehalten. – Bei dem Hall'schen Webstuhl für Brüsseler Teppiche fällt die besondere Anordnung des Mechanismus zur Bewegung der Sammetnadeln auf, wobei die anziehende Kraft von Magneten angewendet ist, um die Nadelspitzen so zu führen, daß die Nadeln sicher in das offene Fach eintreten. Dieser Pewegungsmechanismus ist in Figur 2 bis 5 in verschiedenen Ansichten, ein Nadelkopf in Figur 6 skizzirt. Die Leitschiene a ist mit dem einen Ende am Stuhlgestelle und mit dem anderen an dem Winkelstück b befestigt, welches an dem Träger c festgeschraubt ist. Der Schlitten d gleitet in Schwalbenschwanzführungen der Schiene a hin und her, indem er durch die Zugstange e mit dem Hebel f verbunden ist, welcher durch die in Figur 5 ersichtliche Nuthscheibe eine schwingende Bewegung empfängt. Der Schlitten d mit den daran angebrachten Theilen ist in Fig. 4 in größerem Maaßstabe dargestellt. Der Haken d¹ dient zum Erfassen der Sammetnadeln, deren Köpfe (von der Gestalt, welche in Figur 6 angegeben ist) neben der Sahlleiste des Stoffes hervorstehen. Mit dem Schlitz g¹ greifen die Nadelköpfe in die Führungsschiene h, welche rechtwinkelig zur Leitschiene a angebracht ist. Kommt der Schlitten d bei der Bewegung nach links in die Nähe der Nadelköpfe, so fällt der Haken d¹ in den viereckigen Ausschnitt g² der äußersten Nadel ein, um diese beim Rückgang des Schlittens herauszuziehen. Zugleich schnappt auch die Feder d² in den Vförmigen Einschnitt g² des Nadelkopfes ein, zu welchem Zweck diese Feder (wie in Figur 8 in der Ansicht zu sehen) mit einem entsprechenden keilförmigen Ansatz versehen ist. Ist der Schlitten d in der äußersten Stellung rechts angelangt, so ist die erfaßte Nadel vollständig aus dem Gewebe herausgezogen und muß nun nach der Längenrichtung des Stuhles, vorwärts gegen die Lade hin vorgeschoben werden, um zum Eintragen in das zu bildende Nadelfach bereit zu seyn. Zu diesem Ende ist an dem Winkelstück b ein zweites Winkelstück k angeschraubt, auf welchem ein zweiter Schieber i rechtwinkelig zu a verschoben werden kann. Derselbe wird durch eine (in den Abbildungen nicht ersichtliche) Feder in der Stellung der Figur 2 zu erhalten gesucht. An dem Schieber i ist ein schief liegendes Ansatzstück i² angeschraubt. Wenn nun der Schlitten d mit dem Daumen d³ heranrückt und gegen i² wirkt, so wird die Federkraft überwunden und der Schlitten i verschoben. Hierbei lehnt sich der an diesem Schlitten befestigte Finger i¹ gegen den Kopf der ausgezogenen und noch am Haken d¹ hängenden Nadel g und rückt diese so weit, bis sie endlich gegen den Vorsprung d⁴ am Schlitten d anstößt (Fig. 4). Dabei erhält die Nadel eine Führung längs des Vförmigen Ansatzes an der Feder d², ferner durch Eingriff der Kante des Schlittens d in den Schlitz g⁴ des Nadelkopfes. Die Leitung der Nadelspitze erfolgt durch die Magnete m, welche die Nadel anziehen; zugleich bewegt sich das Nadelende in dem Schlitzstück n, welches vorn durch die Blattfeder n¹ abgeschlossen wird, damit die Nadel nicht niederfalle oder sich hebe. Wenn der Querschlitten d in der Bewegung wieder umkehrt, so wird der andere Schlitten i frei und durch die erwähnte Feder wieder zurückgezogen, die Nadel aber durch Vorschub des ersten Schlittens vorwärtsgerückt, wobei sie längs der Magnete hingleitet. Schließlich nehmen sämmtliche Theile die Anfangsstellung wieder ein. Figur 7 bis 9 stellen eine vereinfachte Anordnung des Mechanismus zur Längenverschiebung der Nadeln vom Haken d¹ bis zum Anschlag d¹ dar. Der Schlitten i ist durch einen zweiarmigen Hebel o ersetzt, welcher am Winkelstück b drehbar gelagert ist und durch die um den Drehbolzen gewickelte Spiralfeder p in die Stellung der Figur 7 gebracht wird. Kommt beim Ausfahren des Schlittens d die Nase d³ zur Wirkung gegen die rechte Seite des Hebels o, so dreht sich derselbe in dem Sinne, daß die Nadel g vom Haken d¹ abgenommen und bis zum Anschlag d⁴ des Schlittens d verschoben wird. Beim Umkehren der Schlittenbewegung nöthigt die Spiralfeder p den Hebel o seine frühere Stellung wieder einzunehmen.

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Tafel Tab.
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Tab. II