Titel: Ueber die aus dem Bessemerconverter entweichenden Gase; von W. Mathieu Williams.
Fundstelle: Band 202, Jahrgang 1871, Nr. LXI., S. 263
Download: XML
LXI. Ueber die aus dem Bessemerconverter entweichenden Gase; von W. Mathieu Williams. Aus Chemical News, vol. XXIV p. 174; October 1871. Williams, über die aus der Bessemerbirne entweichenden Gase. In einer kürzlich veröffentlichten Abhandlung (S. 145 im vorhergehenden Heft dieses Journals) bestritt Snelus meine Vermuthung, daß der Glanz und die Weihe der Bessemerflamme, namentlich in den letzten Stadien des Processes, theilweise von der Verbrennung von Kohlenwasserstoffen herrühren dürfte und zwar gründet er seine Schlußfolgerung darauf, daß er mit Hülfe der von ihm zum Auffangen der Gase benutzten Mittel keine Kohlenwasserstoffe in denselben gefunden hat. Ich habe nie vorausgesetzt, daß er in diesen Gasen Kohlenwasserstoffe finden würde, aus dem einfachen Grunde weil dieselben oxydirt worden seyn müssen, bevor sie die Mündung seines Sammelrohres erreichen. Wenn ich Recht habe, so konnte er keine Kohlenwasserstoffe finden, sondern nur die Producte ihrer Verbrennung, nämlich Kohlensäure, Kohlenoxyd und Wasser. Die beiden ersteren hat Snelus aufgesucht und auch gefunden; das Wasser hat er aber ganz unberücksichtigt gelassen. In Folge dieser Unterlassung verbreiten seine Untersuchungen kein neues Licht über die in Rede stehende Frage, sondern lassen dieselbe ganz auf ihrem früheren Standpunkte. Snelus theilt uns nicht mit, ob er durch Abkühlen seiner verschlossenen Sammelröhren einen Niederschlag von Feuchtigkeit erhalten konnte. Seine sämmtlichen Analysen summiren sich genau zu 100 Theilen. Trocknete er seine Gase aus, bevor er sie der Analyse unterzog, und wenn dieß geschah, wie viel verloren sie beim Trocknen? Wenn sie dagegen bereits trocken waren, was wurde dann aus dem in dem Gebläsewind enthaltenen Wasser? Mit der Aufstellung dieser Frage will ich jedoch an der Arbeit von Snelus keine Ausstellungen machen; im Gegentheil betrachte ich dieselbe als einen wichtigen Beitrag zu unseren Kenntnissen von diesem Gegenstande. Mein Zweck ist bloß nachzuweisen daß noch weitere Untersuchungen erforderlich sind, bevor die von mit angeregte Frage hinsichtlich der Kohlenwasserstoffe bejahend oder verneinend beantwortet werden kann. Meine Gründe für die Vermuthung, daß in der Bessemerflamme Kohlenwasserstoffe brennen, sind folgende: Das sogenannte „Kohlenstoffspectrum“ welches jene Flamme zeigt, ist bei weitem complicirter als das eigentliche Kohlenstoffspectrum; die Bessemerflamme ist in Bezug auf Farbe und das ganze Ansehen ganz verschieden von der Flamme, welche durch Verbrennung von bloßem Kohlenstoff oder von Kohlenoxyd unter gleichen Umständen erhalten wird; das Spectrum der Bessemerflamme gleicht überhaupt mehr einem Kohlenwasserstoff-Spectrum, als einem einfachen Kohlenstoffspectrum; ferner hat diese Flamme genau das Ansehen wie es diejenige eines künstlichen Gemisches in bestimmten Verhältnissen von Kohlenoxyd und Kohlenwasserstoff (z.B. des Steinkohlengases) zeigt; endlich haben wir im Bessemerconverter während des Blasens die Materialien und die Bedingungen, welche nach der Theorie ein solches Gemisch von Kohlenwasserstoff und Kohlenoxyd geben müssen. Ich protestire entschieden dagegen, das Bessemerspectrum als ein „Kohlenstoffspectrum“ zu beschreiben, auf den Grund daß jede Kohlenstoffverbindung ihr eigenes besonderes Spectrum liefert und daß das Bessemerspectrum ein derartiges zusammengesetztes Spectrum ist. Bei Untersuchungen über diesen Gegenstand müssen wir uns stets vergegenwärtigen daß wir hier nicht mit einer gewöhnlichen hohlen, von Außen mit Sauerstoff gespeisten Flamme zu thun haben. Aus einer solchen Flamme könnten wir wohl mittelst des von Snelus angewendeten Verfahrens die brennbaren Gase erhalten. Die Bessemerflamme ist aber ganz anderer Art; sie wird erzeugt indem atmosphärische Luft durch feste Brennstoffe gepreßt wird, von denen einige gasförmige Verbrennungsproducte liefern. Somit kann Snelus durch Anwendung feiner Methode nur die gasförmigen Producte der Verbrennung erhalten und selbst wenn er Wasser in denselben aufgesucht und gefunden hätte, so würde die Frage ob Kohlenwasserstoffe verbrannten, doch noch unbeantwortet bleiben.