Titel: Zur Geschichte der Wiedergewinnung des Schwefels aus Soda-Rückständen; von Ludwig Mond.
Autor: Ludwig Mond
Fundstelle: Band 202, Jahrgang 1871, Nr. LXIII., S. 266
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LXIII. Zur Geschichte der Wiedergewinnung des Schwefels aus Soda-Rückständen; von Ludwig Mond. Mond, über Wiedergewinnung des Schwefels aus Soda-Rückständen. In dem letzten Jahresbericht der chemischen Technologie von Dr. R. Wagner (für 1870) findet sich S. 164 ein auf Wunsch Dr. Guckelberger's in Ringkuhl bei Cassel aufgenommener Aufsatz über obigen Gegenstand, welcher dem Jahresbericht der Chemie von Dr. A. Strecker für 1868 entnommen und angeblich aus einem von Scheurer-Kestner im Bulletin de la Société industrielle de Mulhouse vom Februar 1868 veröffentlichten Artikel ausgezogen ist. In diesem Aufsatz wird unter Anderem behauptet: Guckelberger begann im Jahre 1858 Versuche, welche L. Mond 1859 bis 1361 unter seiner Leitung fortsetzte, und die den Zweck hatten diejenige Dauer der Oxydation für dünne Schichten zu ermitteln, welche das Maximum von unterschwefligsauren Salzen liefert.“ Guckelberger fand alsdann, daß die Oxydation leichter und unter Wärmeentwickelung erfolgt, wenn die Rückstände in größeren Haufen der Luft dargeboten werden, und daß sich alsdann auch die weitere rasche Oxydation der Calciumsulfurete vermeiden läßt. Er erhielt so (1862) Lösungen, welche mit Säuren eine Abscheidung von Schwefel ohne Gasentwickelung gaben, stellte jedoch erst 1864 den regenerirten Schwefel fabrikmäßig dar. Die von ihm aufgefundene Thatsache wurde sowohl L. Mond als Anderen mitgetheilt. Mond's erstes Patent (Oxydation in dünnen Lagen) datirt vom December 1861, das zweite für das jetzige Verfahren von 1863.“ Ich habe es bisher grundsätzlich zu vermeiden gesucht, meine Zeit mit Prioritätsstreitigkeiten zu vergeuden, und habe mehrfache Anfeindungen unbeantwortet gelassen in der Ueberzeugung, daß Allen, denen an der Feststellung der Wahrheit wirklich gelegen ist, gerade in dieser Angelegenheit durch die Daten der verschiedenen Patente die ausreichendsten authentischen Mittel hierzu zu Gebote stehen. Es war mit freilich nicht in den Sinn gekommen, daß man durch Verstellung und Ausschmückung verschiedener Stellen des genannten Scheurer-Kestner'schen Aufsatzes, welche im Original in ganz anderer Reihenfolge und ganz anderem Zusammenhang vorkommen, den citirten Auszug verfassen könne, welcher auf ganz unerhörte Weise insinuirt, daß ich die Erfindungen Dr. Guckelberger's patentirt habe. Noch viel weniger aber hatte ich erwartet, daß Dr. Guckelberger selbst sich für die Verbreitung dieser völlig grundlosen und unwahren Insinuation bemühen würde. Eine solche Verleumdung kann ich unmöglich mit Stillschweigen übergehen, doch will ich mich darauf beschränken Hrn. Dr. Guckelberger selbst darauf antworten zu lassen, und zwar mit einem Attest welches er mit im Sommer 1862 ausgestellt hat, und welches den unwiderleglichen Beweis liefert, daß Dr. Guckelberger um diese Zeit, d. i. 6 Monate nach Ausnahme meines ersten Patentes, noch nicht die Entdeckung gemacht hatte, daß er selbst irgend welche Ansprüche an meine Erfindung habe, sondern im Gegentheil nicht den mindesten Anstand nahm, mich als deren Erfinder anzuerkennen. Dieses Schriftstück, welches Jedem den es interessirt gern jederzeit zur Einsicht offen liegt, lautet: „Herrn Louis Mond aus Cassel bestätige ich, daß nach seinem Verfahren die Rückstände vom Auslaugen der Rohsoda zweckmäßig und vortheilhaft auf Schwefel verarbeitet werden können. Die Versuche sind unter meinen Augen in größerem Maaßstabe ausgeführt und steht der Arbeit im Großen kein Hinderniß im Wege; sie haben gezeigt, daß die Hälfte des in den Rückständen enthaltenen Schwefels theils als solcher, theils als schweflige Säure gewonnen werden kann.“ L. S. Dr. Guckelberger,                      „Director der chemischen Fabrik zu Ringenkuhl bei Cassel.“ Ringenkuhl, den 18. Juni 1862.“ Ich halte jeden weiteren Commentar für überflüssig und verweise in Betreff der übrigen irrigen Angaben des Scheurer-Kestner'schen Aufsatzes und der darauf basirten Auszüge auf meine früheren Abhandlungen, welche den Gegenstand erschöpfend behandeln und deren Angaben ich sämmtlich documentarisch belegen kann. (Siehe: Chemical News, 1867 No. 398 und 399, 1868 No. 461; Proceedings of the Philosophical Society of Glasgow, 1867/1868; Transactions of the Newcastle Chemical Society 1869; und Dingler's polytechnisches Journal Jahrg. 1867, Bd. CLXXXV S. 382 und Jahrg. 1869, Bd. CXCI S. 373.) Widnes, Lancashire, am 30. October 1871.