Titel: Nachtrag zu Schmid's hydraulischem Motor; von G. Delabar in St. Gallen.
Autor: Gangolf Delabar [GND]
Fundstelle: Band 203, Jahrgang 1872, Nr. LXXXII., S. 332
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LXXXII. Nachtrag zu Schmid's hydraulischem Motor; von G. Delabar in St. Gallen. Delabar, über Schmid's hydraulischen Motor. Dieser neue WassermotorBeschrieben in diesem Bande des polytechn. Journals S. 81 (zweites Januarheft 1872). Daselbst hat sich ein Druckfehler eingeschlichen, indem der Ingenieur der städt. Bauverwaltung in Zürich Bürkli-Ziegler und nicht Bürki-Ziegler heißt, was hier nachträglich berichtigt werden soll., welcher bereits an verschiedenen Orten, so z.B. in der Buchdruckerei der Herren Zürcher und Furrer in Zürich, in die Praxis eingeführt ist, gehört unter die Kolbenmaschinen und eignet sich vorzüglich, um Wasserkräfte bei verhältnißmäßig kleiner Wassermenge mit größtmöglichem Nutzeffect zu industriellen Zwecken zu verwenden. Die Vergleichung dieses neuen Motors mit Tangentialrädern oder Partialturbinen in Bezug auf solche Gewerbe, die zu ihrem Betriebe nur kleine motorische Kräfte nöthig haben, stellt sich folgendermaßen: Das Anlagecapital ist bei beiden Systemen ungefähr dasselbe; die Anschaffungskosten des Motors allein sind nach dem neuen System jedoch etwa 30 Proc. niedriger. Der Wasserverbrauch kann bei Turbinen nur annähernd, bei der Kolbenmaschine dagegen mit großer Genauigkeit durch Anbringung eines Tourenzählers berechnet werden. Die Aufstellung kann bei den Turbinen nicht ohne entsprechende Verminderung der Druckhöhe im ersten oder zweiten Stock eines Gebäudes geschehen; bei der Kolbenmaschine hingegen kann das Sauggefäll bis auf 7,5 Met. Höhe benutzt werden, ein Umstand welcher für die Kleingewerbe von ganz besonderer Wichtigkeit ist. Die Regulirung der Maschine für variable Widerstände ist bei Turbinen im Allgemeinen günstiger als bei der Kolbenmaschine; wenn man aber berücksichtigt, daß diese letztere ohne nennenswerthen Effectverlust von 60 bis 180 Umdrehungen per Minute machen kann, so gibt diese Eigenschaft das Mittel an die Hand, auch variablen Kräften den Gang der Maschine mit Leichtigkeit anzupassen. Das Ingangsetzen geht bei Turbinen nicht so leicht von statten, wie bei Kolbenmaschinen, und während des Ganges macht die Turbine den unangenehmen Lärm eines Ventilators, während die Kolbenmaschine verhältnißmäßig sehr wenig Geräusch macht. Der Nutzeffect der Partialturbinen stellt sich auf circa 70 Proc., bei dem neuen Motor aber auf 90 Proc. Die mittlere Umdrehungszahl der Turbinen bei 30 Meter Druckhöhe beträgt circa 700, des neuen Motors aber circa nur 100. Der Kraftverlust durch den Widerstand am Treibriemen stellt sich bei Turbinen mindestens auf 5 Proc., beim neuen Motor aber nur auf 2 Proc. Man hat also 70 – 5 = 65 Proc. gegen 90 – 2 = 88 Proc., d.h. 23 Proc. zu Gunsten des letzteren. Aus diesen Thatsachen folgt, daß für den Kleinkraftbedarf die Partialturbinen mit der neuen hydraulischen Kolbenmaschine nicht concurriren können; denn diese gibt mindestens 20 Proc. mehr Nutzeffect und stellen sich zudem die Anschaffungskosten um etwa 30 Proc. niedriger als bei jenen.