Titel: Dianemometer von M. Deprez und J. Garnier in Paris.
Fundstelle: Band 203, Jahrgang 1872, Nr. LXXXIV., S. 336
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LXXXIV. Dianemometer von M. Deprez und J. Garnier in Paris. Nach dem Bulletin de la Société d'Encouragement, Juli 1871, S. 133. Mit Abbildungen auf Tab. VI. Deprez und Garnier's Dianemometer. Dieses Instrument, über welches C. Combes der Société d'Encouragement einen längeren Bericht erstattet hat, soll dazu dienen, bei der Construction von gewöhnlichen Schiebersteuerungen die Zeichnung des Diagrammes zu ersetzen und alle zur Construction erforderlichen Daten an die Hand zu geben. Es besteht, wie sich aus der Zeichnung Figur 7 in 4/5 der wahren Größe ergibt, aus einem Schieber A, welcher sich in dem Führungsrahmen B hin und her bewegen läßt, ferner aus einem Lineal C, welches sich um den in B befestigten Bolzen D dreht. Auf dem Schieber A sind zwei concentrische Halbkreise E und F verzeichnet, deren ersterer in 180 Grade eingetheilt ist, während die Theilpunkte des inneren Kreises durch Projection des in 100 gleiche Theile eingetheilten Durchmessers auf diesen Halbkreis gefunden wurden.Die weiters verzeichneten ellipsenartigen Curven sollen zur Anwendung für eine von Deprez erfundene Steuerung, deren nähere Beschreibung fehlt, ganz analog wie der Kreis F bestimmt seyn. Die Eintheilung des Durchmessers ist in dessen Verlängerung nach links fortgesetzt. Dieselbe Theilung, aber von links nach rechts fortschreitend, befindet sich auf dem Boden des Führungsrahmens B. Um nun die Größe des Schieberweges für einen gewissen Kolbenweg in Procenten des Hubes ausgedrückt zu bestimmen, hat man nichts Anderes zu thun, als dem Lineal C eine Neigung gegen die Längenkante des Schiebers B zu geben, gleich dem Voreilungswinkel α des Steuerungsexcenters vor der Kurbel. Zu dieser Einstellung des Lineales benutzt man den Gradbogen E. Rückt man jetzt den Schieber A soweit nach links oder rechts, daß die Kante des Lineales C den Kreis F in dem der Größe des Kolbenweges entsprechenden Projectionspunkte schneidet, so gibt der Schnittpunkt derselben Linealkante mit der auf dem Schieber A befindlichen Längeneintheilung die richtige Ablesung des Schieberweges. Bezeichnet man nämlich mit r die Größe der Excentricität, mit α den Voreilungswinkel des Excenters, mit ω den Winkelabstand der Kurbel vom todten Punkte und mit x den Dampfschieberweg von der mittleren Stellung aus, so ist nach der bekannten Näherungsformel: x = r sin (α + ω). Wenn für ω = 0 der Dampfschieber um die Größe a aus seinem Mittel entfernt ist, so hat man: a = r sin α und somit x = (a/sin α) sin (α + ω). Daß aber die Linie NO dieselbe Gleichung erfüllt und somit den gesuchten Schieberweg darstellt, ergibt sich ohne Weiteres aus der Skizze in Figur 8. In dem beschriebenen Instrument ist a (der Radius des Halbkreises F) gleich 50 Millimeter angenommen und die ganze Eintheilung nach Millimetern fortgeführt. Falls nun a, das ist die Summe aus der äußeren Ueberdeckung und dem linearen Voreilen, größer oder kleiner wie diese Zahl ist, müssen die erhaltenen Werthe des Schieberweges mit dem entsprechenden Factor multiplicirt werden. Die vorliegende Abhandlung ergeht sich noch in die verschiedenen naheliegenden Anwendungen des Dianemometers zur Bestimmung des Eintrittes des Compression, Expansion etc., ferner auch in die bekannte Methode zur Bestimmung des Kolbenweges unter der Annahme einer endlichen Kolbenstange. Ohne näher darauf einzugehen, muß es den Praktikern überlassen bleiben, zu entscheiden ob das Instrument sich wie z.B. der Rechenschieber oder der Wechselräder-Indicator in der Werkstatt und in dem Constructionsbureau einzubürgen vermag.

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