Titel: Neues Beispiel der Gefährlichkeit von Metallmassen während eines Gewitters; von W. de Fonvielle.
Fundstelle: Band 205, Jahrgang 1872, Nr. CXXIII., S. 524
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CXXIII. Neues Beispiel der Gefährlichkeit von Metallmassen während eines Gewitters; von W. de Fonvielle.Man vergl. die betreffende Mittheilung des Verfassers in diesem Bande des polytechn. Journals S. 109, zweites Juliheft 1872. Aus den Comptes rendus, t. LXXV p. 224; Juli 1872. Ueber die Gefährlichkeit von Metallmassen während eines Gewitters. Der Blitzschlag, welcher am 18. Juli Morgens 8 Uhr 25 Minuten das Bureau für den internationalen Dienst im Nordbahnhof zu Paris traf, konnte nicht ohne einen nachweisbaren physikalischen Grund auf ein so niedriges Gebäude gefallen seyn, welches durch das große in der Gewitterrichtung vor ihm liegende Gebäude geschützt schien. Und in der That ist der Verfasser des vorliegenden Berichtes in der Lage zu constatiren, daß man einige Tage vor dem Unfall etliche zwanzig Eisenbarren, welche zusammen ein Gewicht von 20 bis 30 metrischen Centnern repräsentirten, längs des von dem Blitz getroffenen Gebäudes hingelegt hatte. Diese Metallmassen konnten gewissermaßen als Theil eines Systems von Leitern der Elektricität betrachtet werden, welche am Nordbahnhof anfingen und an dem genannten Bureau endigten. Beide Gebäude sind nämlich durch ein Schienengeleise mit einander verbunden, welches genau an den Ort führt, wo man die Eisenbarren niedergelegt hatte. Es lag daher die Vermuthung nahe, daß das Bahnhofsgebäude gleichfalls der Schauplatz elektrischer Reactionen gewesen war. In der That hat sich herausgestellt, daß der Blitzschlag im Bureau, dessen allein die Zeitungen erwähnten, von mehreren gleichzeitig auch im Bahnhofsgebäude beobachteten elektrischen Lichterscheinungen begleitet gewesen ist. Mehrere Personen hatten einen Funken oder vielmehr eine Feuerkugel mit ungeheurer Geschwindigkeit sich vorüberbewegen gesehen, jedoch mit einer Geschwindigkeit welche immer noch die Richtung der Bewegung deutlich erkennen ließ. Diese zwar an sich außerordentlich große, aber in Vergleich mit der gewöhnlichen Geschwindigkeit der Elektricität langsame Fortpflanzungsgeschwindigkeit ist noch jedesmal bei Blitzen in Gestalt von Feuerkugeln beobachtet worden. Die Lichterscheinungen waren, wie immer, von Erschütterungen und einem furchtbaren Krachen begleitet. Vorstehender interessante Fall eines einschlagenden Blitzes hatte weiter kein Unglück im Gefolge. Die Zerstörungen beschränkten sich auf die Beschädigung des Daches, Zersplitterung einiger Breter und eines Stuhles, welchen der Blitzstrahl in der Kammer, wo die Entladung das Maximum ihrer Intensität erreichte, auf seinem Wege vorfand. Anders wäre es natürlich gekommen, wenn der Blitz auf seiner Bahn brennbare oder explosive Stoffe vorgefunden hätte.