Titel: Ueber Wießnegg's Gas-Schmelzofen zur Bijouterie- und Klein-Bronzewaaren-Fabrication; Bericht von Debray.
Fundstelle: Band 206, Jahrgang 1872, Nr. CI., S. 360
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CI. Ueber Wießnegg's Gas-Schmelzofen zur Bijouterie- und Klein-Bronzewaaren-Fabrication; Bericht von Debray. Aus dem Bulletin de la Société d'Encouragement, November 1872, S. 626. Mit Abbildungen auf Tab. VIII. Wießnegg's Gas-Schmelzofen zur Bijouterie- und Klein-Bronzewaarenfabrication. Vor einigen Jahren construirte Perrot aus Genf einen Gasofen, welcher die Schmelzung von Kupfer, Gold und deren zahlreichen Legirungen in großem Maaßstabe gestattete.Beschrieben im polytechn. Journal, 1868, Bd. CLXXXVII S. 383. Es war das erstemal, daß man die Schmelzung so strengflüssiger Stoffe ohne Gebläse erzielte. Leider stand der allzu hohe Preis dieses Ofens und der Umstand, daß der zur Regulirung des Gas- und Luftzutrittes zu den Brennern dienende complicirte Mechanismus so leicht beschädigt wurde, wenn beim Schmelzen sich ein Unfall ereignete, seiner größeren Verbreitung bis jetzt im Wege. Die kleineren Juweliere ließen sich durch die Kosten des Apparates abschrecken, und in den Ateliers wo er eingeführt worden war, bedauerte man, daß die reellen Vortheile, welche er den gewöhnlichen Schmelzöfen gegenüber gewährte, etwas theuer und um den Preis häufiger Reparaturen erkauft waren. Herr Wießnegg in Paris (place de la Sorbonne) ist neuerdings mit einer veränderten Construction des Perrot'schen Ofens hervorgetreten, welche hinsichtlich der Solidität und Oekonomie nichts zu wünschen übrig läßt. Mit diesem Ofen ist man im Stande, in einer halben Stunde 400 bis 500 Gramme einer Goldlegirung mit einem geringen Gasaufwande zu schmelzen. Wie bei dem alten Apparate tritt Leuchtgas, mit Luft gemischt, aus den im Kranze angeordneten Brennern und heizt den Schmelztiegel. Dieser ist mit einem Mantel umgeben und ruht auf einem von einer eisernen Stange getragenen Cylinder aus feuerfestem Thon. Die Gase strömen, nachdem sie den Tiegel erhitzt haben, nach der äußeren Seite des umgebenden Mantels und gelangen von da in einen gewöhnlichen Schornstein oder in ein Rohr aus Schwarzblech. Aber die Regulirung des Luft- und Gaszutrittes ist unendlich einfacher, als beim Perrot'schen Apparat: für das Gas genügt ein einziger Hahn, für die Luft bedient man sich eines einzigen unterhalb des Apparates angeordneten Ventiles, welches man mittelst eines Hebels bewegt. Ereignet sich beim Schmelzen ein Unfall, so begegnet das dem Tiegel entfließende Metall nicht mehr, wie bei dem ursprünglichen Apparat, den empfindlichen Organen zur Regulirung der Luft, sondern es fällt in eine sehr widerstandsfähige Metallschale, aus der es leicht entfernt werden kann. Die Flamme der Brenner erhebt sich nicht gegen die Wände des Tiegels, ohne Zeit zu haben, sich mit der äußeren Luft zu mischen. Herr Wießnegg hat die Mündungen seiner Brenner so angeordnet, daß sie der Flamme eine schraubenförmige Bewegung rings um den Tiegel ertheilen; dadurch wird eine innigere Mischung des Gases mit der Luft und eine bemerkenswerthe Temperaturerhöhung erzielt. Herr Wießnegg hat bereits eine große Anzahl dieser neuen Schmelzöfen für kleinere Bijouterie-Ateliers angefertigt, wo sie ausgezeichnete Dienste leisten. Auch in manchen anderen Industriezweigen werden sie sich ohne Zweifel vortheilhaft bewähren. Fig. 12 stellt den Apparat im Verticaldurchschnitt und Fig. 13 im Grundrisse nach abgenommenem Deckel dar. Die Brenner mit der Luft- und Gaskammer sind in Fig. 14 in der Seitenansicht und in Fig. 15 im Grundrisse abgebildet. Fig. 16 ist die untere Ansicht der Kammer, Fig. 17 die Detailansicht eines Brenners in doppelt so großem Maaßstabe wie die übrigen Figuren. I. Der Schmelzofen (Fig. 12 und 13). – A ist der äußere cylindrische Mantel aus feuerfestem Thon. Da bei Operationen welche sich in die Länge ziehen, der Thon öfters Risse bekommt, so ist dieser Mantel noch mit einer Eisenblechplatte bekleidet, welche unten durch einen Messingreif zusammengehalten wird. B ist ein eiserner Dreifuß, auf welchem der Mantel A befestigt ist; C ist der den Tiegel umhüllende innere cylindrische Mantel, welcher sich abnehmen läßt. Er besteht gleichfalls aus feuerfestem Thon und besitzt einen breiten nach Innen erweiterten Sockel, mit welchem er auf dem ringförmigen Boden des Mantels A ruht. Er ist außerdem durch sechs senkrechte, von oben bis zur halben Höhe sich erstreckende Rippen verstärkt, von denen drei inwendig und drei auswendig angebracht sind; D ist eine kleine Kuppel aus feuerfestem Thon, welche auf dem Mantel C aufliegt, mit einer der Weite des Tiegels entsprechenden Oeffnung; E ist ein mit einer Handhabe versehener Deckel, gleichfalls aus feuerfestem Thon, welcher auf den Mantel A zu liegen kommt. Die untere Seite dieses Deckels ist gewölbt. F ist ein Pfropf, welcher sich von dem Deckel, in dessen Mitte er locker eingefügt ist, abnehmen läßt, um den Tiegel während des Schmelzprocesses beobachten zu können. G ist eine Röhre zur Abführung der Verbrennungsproducte, welche ungefähr in 1/3 der Höhe des Mantels A, von unten gerechnet, in den Ofen einmündet. H ist der Tiegel. Er ruht in der Mitte des inneren Mantels C auf einem Cylinder I aus feuerfestem Thon, der auf einen eisernen Bolzen J gesteckt und durch diesen in verticaler Lage erhalten wird. II. Der eigentliche Heizapparat (Fig. 12, 14, 15, 16 und 17). – K ist eine runde messingene Kammer, in welche die zur Mischung mit dem Gas bestimmte äußere Luft gelangt. Sie ruht auf drei Füßen und besteht aus zwei übereinander gelagerten Abtheilungen, deren obere dergestalt in die untere sich erstreckt, daß in dieser ein ringförmiger Raum entsteht, in welches das Gas, bevor es sich mit der Luft mischt, eingeführt wird. Die Luft strömt direct in die obere Kammer (Fig. 12). Auf der Kammer K sind die Brenner L, sechs an der Zahl, befestigt. Ihre umgebogenen oberen Enden und die relative Lage ihrer pfeifenförmig abgeschnittenen Oeffnungen (Fig. 12 und 15) haben die Wirkung, daß die Flamme durch die untere Oeffnung des inneren Mantels C schraubenförmig eindringt und den Tiegel umspült. Aus Fig. 17 ist ersichtlich, wie die Brenner mit der Kammer K verbunden sind, und wie das zunächst in die ringförmige Abtheilung derselben zugelassene Gas durch einen kleinen conischen Röhrenansatz in jeden Brenner tritt. M ist die Röhre durch welche das Gas in den unteren Theil der Kammer K gelangt; N ist ein kleines, auf diese Röhre gestecktes Manometer (Fig. 12). Das Ventil O, welches den Zutritt der äußeren Luft in die Kammer K regulirt, ist eine Scheibe mit drei Oeffnungen, welche mit drei anderen, in dem Boden der Kammer befindlichen Oeffnungen von gleichem Durchmesser correspondiren. Mittelst eines Hebels O deckt man mehr oder weniger die Oeffnungen auf, und regulirt auf diese Weise die Quantität der zuströmenden Luft. Q ist eine in der Mitte der Kammer befestigte senkrechte Hülse zur Aufnahme des Bolzens J. Dieser läßt sich darin mit Hülfe der Schraube R, je nach den Dimensionen des Tiegels, in beliebiger Höhe feststellen. Die Hülse tritt durch eine kleine, auf einer Erweiterung derselben liegende Metallschale S, welche die Bestimmung hat, das in Folge eines Unfalles beim Schmelzen aus dem Tiegel fließende Metall aufzunehmen.