Titel: Miscellen.
Fundstelle: Band 206, Jahrgang 1872, Nr. , S. 330
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Miscellen. Miscellen. Ein Dampfkessel mit sehr hohem Druck. In der Versammlung der Manchester Steam User's Association theilte Fairbairn mit, daß er einen Dampfkessel von 80 Pferdekräften gebaut habe, welcher durch hydraulischen Druck bis auf 400 Pfd. pro Quadratzoll engl. (28 Kil. pro Quadratcentimeter) geprüft worden sey, und ohne Gefahr den doppelten Druck ausgehalten haben würde, wenn die Pumpen etc. der Probe gewachsen gewesen wären. Mit einem solchen Kessel und einer geeigneten Maschine, wie er eine solche gerade in Arbeit habe, betrachtet Fairbairn, wie er bemerkte, das Problem der vortheilhaften Verwendung des Dampfes als bewegende Kraft, durch Erhöhung seiner Spannung von 50 Pfd. bis 150 Pfd. pro Quadratzoll engl., als praktisch gelöst (Deutsche Industriezeitung.) Heberlein's Hemmapparat zum schnellen Bremsen eines Eisenbahnzuges. Die kgl. Generaldirection der Verkehrsanstalten hat das Recht zur unbeschränkten Anwendung der Heberlein'schen Bremsvorrichtung auf den bayerischen Staatseisenbahnen um den Preis von 5000 fl. erworben, und wird nun sämmtliche Züge, welche ausschließlich zur Personenbeförderung bestimmt sind, nach und nach mit dieser Vorrichtung versehen lassen. (Allgemeine Zeitung.) Beschluß der Versammlung des Vereines des Gas- und Wasserfachmänner Deutschlands, die Beschaffung der Photometer-Kerzen und die Lichtmessung betreffend. Die im Mai d. J. in Würzburg abgehaltene 12. Hauptversammlung des vorgenannten Vereines hat Folgendes beschlossen: A. Die Photometer-Kerzen betreffend. I. Als Photometer-Kerze für den Verkehr im Verein wird die der Versammlung in Wien und Würzburg vorgelegte Paraffinkerze, sechs auf 1 Zollpfund, angenommen. II. Die Photometer-Kerze soll a) einen Durchmesser von 20 Millimet. erhalten, genau cylindrisch und so lang seyn, daß sechs Kerzen ein Zollpfund oder 500 Gramme wiegen; b) die Dochte sollen in möglichster Gleichförmigkeit aus 24 baumwollenen Fäden geflochten seyn und im trockenen Zustande pro laufenden Meter ein Gewicht von 0,668 Grm. haben; sie sind durch einen eingelegten rothen Faden von anderen Dochten abzuzeichnen; c) das Kerzenmaterial soll möglichst reines Paraffin seyn von einem nicht unter 50° C. liegenden Erstarrungspunkt. III. Die Photometer-Kerzen werden von dem Vereins-Vorstande bezogen und von diesem an die Mitglieder, Gasanstalten und Stadtbehörden zum Selbstkostenpreis abgegeben. IV. Zur Kontrolle der Fabrication, der Güte und Gleichförmigkeit des Materiales, der Dochte etc. wird a) eine Kerzen-Commission erwählt, welche alles Erforderliche wahrzunehmen hat, um die möglichst große, überhaupt erreichbare Gleichmäßigkeit der Normalkerze zu erzielen. b) Diese Commission soll aus drei Mitgliedern bestehen, welche nicht zu weit von einander entfernt wohnen. c) Sie hat die Dochte vor der Verwendung zur Kerzenfabrication in Bezug auf ihre Gleichförmigkeit und das richtige Gewicht zu prüfen. d) Von jeder Kerzenlieferung ist durch die Commission eine Anzahl Kerzen herauszunehmen und auf die Vorschriften zu untersuchen ehe von der Sendung etwas zum Verkaufe gelangen darf. e) Von jeder Kerzenlieferung sind etwa 20 Stück in Verwahrung zu behalten, damit man mit denselben die nachfolgenden Sendungen vergleichen könne. B. Das Photometriren betreffend. 1) Das Bunsen-Photometer ist das den heutigen Verhältnissen angemessenste; zulässig ist auch das mit dem Foucault'schen Schirm, einem vorgeschriebenen Brenner bei feststehender Flamme versehene Elster'sche Differential-Photometer. Es gestattet dieß die gleichzeitige Beobachtung durch mehrere Personen. 2) Möglichste Ruhe der Flamme ist nothwendig, und es sollen deßhalb beide Flammen feststehen. 3) Das Photometer-Papier sey schwach geleimtes, mattes, nicht glänzendes Büttenpapier, welches mit Wallrathlösung theilweise durchscheinend gemacht ist. Dasselbe werde thunlichst oft gewechselt. Der Grad der Transparenz der Papiere muß sich nach dem Auge des Beobachters richten. 4) Die directe Beobachtung ohne Spiegel empfiehlt sich in erster Reihe; die Beobachtung mit Spiegeln ist darum nicht ausgeschlossen. 5) Für directe Beobachtungen eignet sich der runde Fleck; für Spiegelbeobachtungen ist die horizontale Streifung vorzuziehen. 6) Für die Beobachtung ist die Einhaltung einer bestimmten, für die Normalkerze geeigneten Flammenhöhe von 50 Millimet. unbedingt nothwendig. Das Putzen (Schneuzen) des Kerzendochtes, damit diese Flammenhöhe erreicht werde, ist unstatthaft, und es darf die Lichtmessung nur dann vorgenommen werden, wenn die ruhig brennende Flamme die Höhe von 50 Millimet. erreicht hat. 7) Als Grundlage für die photometrischen Messungen soll die Photometer-Kerze dienen, und bei längeren Versuchsreihen soll ein darnach eingestellter Einlochbrenner als Einheit benutzt werden können. 8) Die zu prüfende Gasart soll bei den photometrischen Versuchen an demjenigen Brenner verbrannt werden, welcher für diese Gasart das Maximum der Leuchtkraft gibt. 9) Da zur Zeit das Gesetz des Verhältnisses zwischen Verbrauch und Leuchtkraft noch nicht genügend ermittelt ist, so sollen bei den Versuchen mit Steinkohlengas bis auf Weiteres 150 Liter pro Stunde zur Verwendung kommen. 10) Alle übrigen, bei den Lichtversuchen zu verwendenden Messungs-Apparate, als Gasmesser, Druckanzeiger, Regulatoren etc., sind in ihrer Wahl dem Versuchenden zu überlassen; nur muß jedenfalls die Richtigkeit des Gasmessers, als welcher ein nasser zumeist sich empfiehlt, zuvor festgestellt seyn. 11) Bei den Aufzeichnungen der Ergebnisse der photometrischen Versuche ist die Angabe der Druckhöhen vor dem Gasmesser, nach demselben und 50 Millimet. vor der Brennmündung genau anzugeben. 12) Als geeignetste Temperatur des Raumes, in welchem Lichtversuche angestellt werden, wird 14° R. angenommen. 13) Die Farbe des Photometer-Zimmers muß matt und darf weder reflectirend noch zu hell seyn. Bei helleren Farbentönen ist es nothwendig, daß die zu vergleichenden Flammen etwa 1 Meter von den Wänden abstehen. (Journal für Gasbeleuchtung und Wasserversorgung, 1872, Nr. 12.) Stammer's Farbenmaaß für Zuckerfabricationsproducte. Nach Angabe des Hrn. Dr. Stammer – welcher uns die Fabrication und den Verkauf seines FarbenmaaßesMan s. Stammer's Mittheilung über Farbenbestimmungen, im polytechn. Journal Bd. CCIII S. 137 (zweites Januarheft 1872). übertrug – haben wir das bisher gebräuchliche Instrument durch einen optischen Aufsatz mit beweglichem Ocular versehen, welche Vorrichtung beide Sehfelder zu „einem“ durch einen feinen schwarzen Strich halbirten Kreis vereinigt und dadurch die Einstellung gleicher Farben sehr erleichtert. Die bereits im Gebrauch befindlichen Apparate sind leicht mit der angegebenen Verbesserung zu versehen. Das verbesserte Instrument kostet 45 Thlr., das einfache bisher gebräuchliche 25   „ Franz Schmidt und Haensch, Fabrik optischer Instrumente in Berlin (2, neue Schönhauserstraße). Ueber Behandlung der Stahlplatten. Im Journal of the Society of arts sagt Howell, daß Stahlplatten, insbesondere solche die für den Schiffbau bestimmt sind, sobald als möglich nach der Vollendung in kochendes Leinsamen-Oel eingetaucht werden sollten. Platten, die so behandelt sind, wurden nach drei Jahren, obgleich sie dem Wetter ausgesetzt waren, völlig gut erhalten und nicht im mindesten angefressen gefunden, während sie doch abwechselnd naß und trocken gewesen. Die Dauer der Platten wird durch diesen Proceß außerordentlich verlängert, und dieselben lassen sich auch besser anstreichen. Das auf Stahlplatten gebildete Oxyd ist viel zäher, als das auf Eisen erzeugte, und ist viel inniger damit verbunden, so daß dessen Entfernung weit schwieriger wird. Einen anderen Punkt von Wichtigkeit hebt Howell hervor, der indeß allgemein anerkannt ist, nämlich, daß es wünschenswerth sey, zu den Nietlöchern der Stahlplatten den Bohrer statt der Stanze anzuwenden. W. (San-Francisco Scientific Press, vol. XXIII, No. 12; berg- und hüttenmännische Zeitung, 1872, Nr. 46.) Monnier's Kupfergewinnungsproceß. Rösten geschwefelter Kupfererze mit Soda, wobei sich neben saurem schwefelsauren Natron Sulfate von Eisen- und Kupferoxyd bilden. Bei stärkerem Erhitzen sulfatisirende Wirkung der überschüssigen Säure im Natronsalz auf die Schwefelmetalle, Zersetzung des Eisensulfates bei gesteigerter Temperatur, Auslaugen des Kupfersulfates, dessen Löslichkeit durch das Natronsalz begünstigt wird, Eindampfen der Lösung zur Krystallisation und Auskrystallisirenlassen von 4/5 darin enthaltenen schwefelsauren Natrons in flachen Kästen, Abdampfen der Mutterlauge zur Krystallisation, wobei Kupfervitriol mit wenig Natronsulfat anschießt. Trocknen des Vitriols, Erhitzen mit Kohle bis zur Rothgluth in einem Calcinirofen, Weglaugen des Natronsalzes vom zurückbleibenden Kupferoxyd und metallischen Kupfer, Verwandlung desselben in Feinkupfer. Man spart bei diesem Proceß das Eisen zum Kupferfällen und verliert nicht mehr als 1 Proc. Natronsalz. Man erhielt von 85 Pfd. in der Tonne Kupferkiesenthaltenen Kupfers 82 1/2 Pfd. Kupfer, hatte also nur 2 1/2 Proc. Verlust. (Engineering and Mining Journal), 1872, vol. XIV, No. 8; berg- und hüttenmännische Zeitung Nr. 46.) Ransome's neuer Kunststein. Fr. Ransome in London hat, wie im Jahrg. 1871 des polytechn. Journals, Bd. CXCIX S. 409, mitgetheilt wurde, die von ihm erfundenen künstlichen Steine neuerdings durch eine Zusammensetzung von Portlandcement, Kreide, Sand, etwas Kieselerde (Infusorienerde, Kieselguhr) und Natronwasserglas ersetzt, über das relative Mengenverhältniß dieser Bestandtheile aber nichts Näheres angegeben. Um dieses zu ermitteln, hat nun A. Hirschberg die genannten festen Bestandtheile in nachstehenden drei Verhältnissen gemischt und mit Natronwasserglas zu einem dickflüssigen Brei angemacht: Nr. 1 Nr. 2 Nr. 3 Cement 12 Thle. 6 Thle. 9 Thle. Schlämmkreide 6 12 6 feiner Sand 6 6 6 Kieselguhr (von Altenschlirf am Vogelsberge) 1 1 1 Die Erhärtung aller drei Mischungen erfolgte in verhältnißmäßig kurzer Zeit; Nr. 2 zeigte die größte Härte, Nr. 3 das gröbste Korn. Diese drei Proben wurden vom Mai 1871 an mehrere Monate den Einwirkungen der Witterung ausgesetzt und haben dieselben hierdurch an Härte zugenommen, während ihre Oberfläche durch ausgeschiedene Kieselsäure eine weißliche Farbe angenommen hat. Diese Mischungen dürften sich hiernach besonders zu Ornamenten, welche im Freien zu dauern haben, empfehlen und bei der Billigkeit des Materiales und der leichten Formbarkeit der Masse einer vielfachen Anwendung werth seyn. Zu ermitteln bleibt, mit welcher Substanz die Formen zu isoliren seyn werden, um die erhärtete Masse leicht loszulassen. Hirschberg hat die obige Masse auch mit gutem Erfolg als Kitt verwendet. Es war eine 25 Centimet. lange, 16 Centimet breite und 2 Centimet. hohe Platte von Gypsmarmor (Alabaster) zu kitten, welche mit einer 1,5 Centimet. hohen Schicht von buntem Stuck bedeckt war und deren unterer Theil in zwei schräge Stücke, die Bedeckung aber in vier unregelmäßige Stücke gesprungen war, welche sich von der Unterlage getrennt hatten. Weder Wasserglas noch Wasserglas mit Kreide oder gebrannter Magnesia, noch Glycerinbleioxyd oder Gyps gaben eine haltbare Verbindung, dagegen ward dieselbe durch Anwendung der obigen Mischung Nr. 1 vollständig und dauernd bewirkt. Anfangs witterte aus den Sprungstellen Glaubersalz aus, und konnte aus dem Aufhören dieser Auswitterung auf die Erhärtung des Kittes geschlossen werden. Weiter wurde von einem grobkörnigen Marmorstück mittelst Meißels ein unregelmäßiges Stück abgesprengt und die Bruchflächen mit derselben Mischung sorgfältig bestrichen, die Stücke genau aufeinander gepaßt und der Ruhe überlassen, auch die äußere Naht mit dem Kitte ausgestrichen. Nach 24 Stunden hatte eine vollständige Erhärtung des Kittes und eine feste Vereinigung der getrennten Stücke stattgefunden, während Wasserglas allein wirkungslos geblieben war Zu bemerken ist noch, daß zur Erhärtung des Kittes künstliche Wärme nicht erforderlich ist, daß derselbe nach Bedürfniß gefärbt werden, sowie daß jede Infusorienerde die zu den vorliegenden Versuchen verwendete ersetzen kann. (Deutsche Bauzeitung; aus der deutschen Industriezeitung, 1872, Nr. 1.) Fabrication von Alkalien, nach J. J. Knight in Penketh bei Warrington. Natürlicher phosphorsaurer Kalk (Triphosphat) wird durch Behandlung mit Schwefelsäure in lösliches Phosphat übergeführt, und dieses dann mit so viel des ursprünglichen Materiales vermengt, daß zweibasisch-phosphorsaurer Kalk sich bildet, welchen man mit Kochsalz oder Chlorkalium mehrere Stunden lang bis auf Hellrothgluth erhitzt. Es wird bei diesem Proceß Salzsäure frei, und ein nahezu unlösliches Doppelsalz von phosphorsaurem Kalk und phosphorsaurem Natron oder Kali bleibt zurück, aus welchem man durch Kochen mit dem löslichen Kalkphosphate die Phosphate der Alkalien oder durch Kochen mit Aetzkalk die Alkalien im caustischen Zustande gewinnt. Das resultirende Kalktriphosphat wird mittelst Schwefelsäure wieder in Monophosphat verwandelt. Nach einem anderen Verfahren trocknet man das Gemenge von Mono- und Triphosphat bei etwa 280° C., wobei Pyrophosphat entsteht, welches man dann mit Kochsalz unter Durchleiten von Sauerstoff bis zur Rothgluth erhitzt. Es wird hier Chlor frei gemacht, und ein Doppelphosphat von Kalk und Natron zurückgelassen, welches wie oben weiter verarbeitet wird. – Englisches Patent vom 2. December 1871. (Berichte der deutschen chemischen Gesellschaft, 1872, Nr. 14.) Darstellung von Kali, Natron oder Baryt aus den entsprechenden Schwefelmetallen, nach Tessé du Mothay. Nach einem dem Genannten am 18. Juli 1871 in Frankreich ertheilten Patent behandelt man das Schwefelmetall mit Bleioxyd. Das gebildete Schwefelblei, mit Salzsäure zersetzt, entwickelt Schwefelwasserstoff und gibt Chlorblei, welches seinerseits durch Kalk oder Magnesia wieder in Bleioxyd übergeführt wird. Der Schwefelwasserstoff wird verbrannt, und die schweflige Säure verwerthet. Das Chlormagnesium wird im Wasserdampfstrome geglüht und regenerirt so Salzsäure. Ein anderes Verfahren beruht auf der Zersetzung der Schwefelmetalle durch Kochen derselben mit Wasser und Schwefelfluorkalium, -Natrium oder -Baryum. Es entwickelt sich Schwefelwasserstoff, und Kieselsäure fällt nieder, während die Alkalien als Fluorverbindungen in Lösung bleiben. Letztere zersetzt man durch Kalk oder kohlensauren Kalk und erhält so freies oder kohlensaures Alkali. Oder man behandelt die Fluorverbindungen mit kohlensaurem Baryt und leitet Kohlensäure ein; es entstehen dabei kohlensaures Alkali und Fluorbaryum, welches letztere man mittelst Kalk in caustischen Baryt umwandelt. In einem Zusatze zu seinem Patente ersetzt der Erfinder das Bleioxyd durch Zinkoxyd, weil das Schwefelzink leichter durch Salzsäure zersetzbar ist und sich durch Rösten oder durch Einwirkung von salpetriger Säure leicht in schwefelsaures Zinkoxyd überführen läßt. Letzteres Salz setzt sich mit Kochsalz zu Chlorzink und schwefelsaurem Natron um, und das Chlorzink regenerirt mit Kalk oder Magnesia Zinkoxyd. (Berichte der deutschen chemischen Gesellschaft, 1872, Nr. 14.) Wiedergewinnung von Kali, Natron etc. aus Seifenwasser; nach Tessié du Mothay. Das dem Genannten am 23. Mai 1871 in Frankreich ertheilte Patent und seine Zusätze beziehen sich auf die Wiedergewinnung des Kalis, Natrons und der organischen Stoffe aus der Seife, welche zum Reinigen, Entfetten etc. der Wolle und Seide gedient hat. Die Seifenwässer werden mit kohlensaurem Kalk, Baryt oder Magnesia versetzt und Kohlensäure hindurch geleitet. Die entstehenden doppelt-kohlensauren Salze schlagen nun organische Stoffe und sonstige Unreinigkeiten nieder. Man dampft die Flüssigkeit ein oder versetzt sie mit Barythydrat, welches die letzten Reste fremder Stoffe fällt, und man hat alsdann eine Lösung von caustischem Alkali. In einem gewissen Momente des Processes bedient der Erfinder sich einer Säure, um die Abscheidung der harzartigen Stoffe zu beschleunigen, und in gewissen Fällen setzt er Schwefelnatrium, -Calcium oder -Baryum und Kalk oder Eisenoxyd hinzu und leitet sodann Kohlensäure ein. Die ausgefällten Schwefelmetalle reißen die humusartigen Substanzen mit nieder. (Berichte der deutschen chemischen Gesellschaft, 1872, Nr. 14.) Jodgrün auf Leinen. Man kocht 8 Pfd. Sumach ab und stellt die Waare auf diese Abkochung über Nacht. Man geht nun auf eine Flotte von essigsaurer Thonerde. Diese stellt man sich her durch Auflösen von 1 Pfd. Alaun und Zusatz dieser Lösung zu einer Auflösung von 1 1/2 Pfd. Bleizucker. Darauf färbt man in Jodgrün aus. Mit flüssigem Jodgrün zu färben ist zu theuer. Man nehme deßhalb gutes Jodgrün in Pulverform von einer bewährten Fabrik. Man gebraucht auf 60 Pfd. Garn etwa 1 Pfd. dieses Pulvers. Nach dem Auffärben kann man, wenn es gewünscht wird, durch Aufsatz von Pikrinsäure ein wenig in's Gelbe nüanciren. (Reimann's Färberzeitung, 1872, Nr. 30.) Ersparniß von Indigo für Blaudruck. Verfahren mit Gelb, Grün und Orange. – Man stellt sich neben der Indigoküpe eine Küpe her, in welche man eine klare Abkochung von Catechu in Wasser einfüllt. Die zu färbende Waare wird mit dem Gelb- oder Grünpapp bedruckt – für Grün muß sie natürlich vorher schon angeblaut seyn, – in den Rahmen eingespannt und mit dem Rahmen in die Catechuflotte eingesenkt. Auf dieser gibt man mehrere Züge, und zwar kann man so lange auf der Catechuflotte verbleiben, bis man merkt, daß der Papp anfängt sich zu lösen. Man geht dann sofort auf die Indigoküpe und färbt darauf fertig. Die nachfolgende Behandlung der Waare mit chromsaurem Kali ruft die Catechufarbe hervor und erzeugt mit dem Indigblau zusammen einen dunklen Indigogrund. Für Hellblau und Weiß. – Man stellt sich zwei Küpen her, von denen man die erste mit einer Abkochung von 12 Pfd. Blauholzextract auf 600 Liter Wasser füllt. Die zweite füllt man mit einer Auflösung von 6 Pfd. Kupfervitriol in 300 Liter Wasser. Die Waare wird mit dem Schutzpapp bedruckt, in den Rahmen gespannt und mit diesem in die Blauholzküpe gesenkt. Darauf geht man auf die Blausteinküpe und von dieser wieder auf die Blauholzküpe zurück. Man gibt der Kupfervitriolküpe nun noch 6 Pfd. Alaun hinzu, rührt gut durch und geht mit der Waare aus der Blauholzküpe zum zweiten Male in die Kupfervitriolküpe. Man hat darauf zu achten, daß der Papp sich nicht löst. So lange dieß nicht geschieht, kann man auf den Bädern verbleiben. Man spannt die Waare aus und reinigt sie auf einem Bade aus 12 Pfd. Alaun und 300 Liter Wasser. Es erzeugt sich auf diese Weise schon vollkommen gut Hellblau und Weiß auf dunkelblauem Grunde. Will man indessen Indigo darauf bringen, so kann man dieß entweder, indem man nach dem letzten Kupfervitriolbade direct auf die Indigoküpe geht und küpt, oder, was mehr zu empfehlen ist, indem man die gedruckte und eingespannte Waare zuerst in der Indigoküpe küpt und dann auf Blauholz und Kupfervitriol geht. (Reimann's Färberzeitung, 1872, Nr. 30.) Hochroth auf Baumwolle mit Rouge de Tournai. Keine Nüance von Roth auf Baumwolle ist Gegenstand so vielfältiger Versuche gewesen, wie dieses Hochroth. Um dasselbe gut und dauerhaft zu erhalten, färbt man mit dem Rouge de Tournai von Max Singer. Dieser Farbstoff ist ein Teig und kostet franco Tournai 14 Francs das Kilogramm, in kleineren Fäßchen wohl verpackt. Die Färbemethode ist eine sehr einfache. Die gebleichte Baumwolle bekommt einen starken Orleansgrund, wird gewaschen und auf ein Bad von essigsaurer Thonerde gebracht, in welchem sie sechs Stunden liegen bleibt, um sodann in einem warmen Bade von Rouge de Tournai ausgefärbt zu werden. Auf 10 Pfd. Baumwolle kocht man 1 Pfd. Orleans ab mit 1 Pfd. Soda, stellt das Garn eine Stunde heiß auf, windet ab und bringt sechs Stunden in eine 4° Baumé starke essigsaure Thonerde, windet gut ab und färbt in einem frischen Bade warm aus, welches 1 Pfd. Rouge de Tournai enthält. Die Farbe zieht langsam an. Nach Erreichung der Nüance wird abgewunden und getrocknet. Durch Verwendung des Farbstoffes in größerer oder geringerer Menge kann man höhere und tiefere Nüancen erzielen. (Musterzeitung, Zeitschrift für Färberei etc., 1872, Nr. 42.) Abscheidung des Schwefelkohlenstoffes aus dem Leuchtgase; nach V. Harcourt. Vernon Harcourt hat gefunden, daß beim Erhitzen einer Mischung von Schwefelkohlenstoffdampf und Wasserstoff bis zur Rothgluth, ersterer sich in Schwefelwasserstoff verwandelt. Durch diese Reaction kann man nun den Schwefelkohlenstoff aus dem Leuchtgase entfernen, indem man einfach das Gas bis zur Rothgluth erhitzt, da der Schwefel sich dabei mit dem Wasserstoff des Leuchtgases zu Schwefelwasserstoff verbindet, welcher dann mit dem übrigen Schwefelwasserstoff beim Durchleiten durch die Reinigungsmasse absorbirt wird. Harcourt hat Leuchtgas, welches in 100 Kubikfuß 30 Gran Schwefel enthielt, durch eine rothglühende Röhre und dann durch einen mit Eisenoxyd gefüllten Reiniger geleitet, und nachher gefunden, daß der Schwefel sich auf 5 bis 6 Gran in 100 Kubikfuß reducirt hatte. (Nature, vol. VI, No, 131.) Ueber die Einwirkung des Leuchtgases auf die Baumvegetation. In diesem Betreff sind in Berlin neuerdings auf Anordnung der Communalbehörden Versuche angestellt worden. Im botanischen Garten wurden drei lebenskräftige Bäume von 3 1/2 bis 5 1/2 Zoll Stammdurchmesser, ein Ahorn und zwei Linden ausgewählt und jedem dieser Bäume ließ man durch eine 2 1/2 Fuß unter dem Boden liegende dünne Röhre, die 3 bis 4 Fuß vor dem betreffenden Baume gabelförmig endete, dem Ahorn und der einen Linde 100 Kubikfuß, der anderen Linde 50 Kubikfuß Gas täglich zuströmen. Die Versuche begannen am 7. Juli 1870, und nachdem schon Ende August einige benachbarte Sträucher zu welken angefangen hatten, verloren Ahorn und Linde schon von Anfang September an ihre Blätter und waren Ende September ganz entlaubt (die zweite Linde etwas später), zu einer Zeit als ringsherum die übrigen Bäume noch nicht begonnen hatten sich herbstlich zu färben. Bei einer Untersuchung der Wurzeln ergab sich, daß alle feinen Saugwurzeln todt waren und die älteren Wurzelstücke zeigten eine von der Mitte ausgehende Erkrankung, ein Beweis daß das Gas auf die fortwachsende Wurzelspitze, nicht auf die Rinde der älteren Wurzelstücke zunächst eingewirkt hatte. – Am 7. Januar, also nach einem halben Jahr ununterbrochener Gaseinwirkung, ließ man diese bei dem Ahorn und der ersten Linde aufhören, bei der zweiten noch ein zweites halbes Jahr fortgehen. Trotzdem verrieth der Ahorn und einzelne benachbarte Sträucher im Frühjahr kein Lebenszeichen mehr, die Linden waren krank und starben im Sommer ebenfalls ab, und selbst ein 12 bis 14 Fuß von der Ausströmungsstelle entfernter vollkommen gesunder canadischer Chicotbaum und eine neunzöllige Rüster starben ab, obgleich bei ihnen nur eine Vergiftung nur eines Theiles ihrer Wurzelspitzen stattgefunden haben konnte, die aber genügt hatte, sie zu tödten. – Weitere Versuche wurden auf einem Grundstücke in der Köpnickerstraße angestellt, wo auf zwei getrennten Feldern je zwölf verschiedene Baumsorten gepflanzt wurden; das eine Feld sollte zu den Versuchen, das andere als Bergleichsfeld dienen. Die Bäume stehen in vier je 4 Fuß von einander entfernten Längsreihen, unter, deren jeder eine 3/4 zöllige Gasröhre mit circa einen Zoll von einander entfernten Löchern herläuft, und zwei von den 24 Fuß langen Reihen erhielten täglich je 25 Kubikfuß, die beiden anderen je 12 1/2 Kubikfuß Gas, also bedeutend geringere und viel gleichmäßiger vertheilte Gasmengen als im botanischen Garten; auch wurde in allen vier Reihen an einer Strecke der Boden mit Lehm und Kies gestampft, um ein Entweichen des Gases zu erschweren. Diese Versuche haben erst Anfang September vorigen Jahres, nachdem die Bäume 1 1/2 Jahr gestanden haben, begonnen und sind noch nicht abgeschlossen. Auf den mit Lehm und Kies bedeckten Stellen zeigten die Bäume schon nach einer Woche die Spuren der Erkrankung, und nach zwei Wochen waren in den Reihen wo die stärkere Gasmenge einwirkte, die meisten Bäume schon entblättert; in den anderen Reihen und noch mehr da, wo der Boden nicht gestampft war, traten dieselben Erscheinungen später ein, so daß nach Verlauf eines Monates das Versuchsfeld in seiner ganzen Ausdehnung ein höchst trauriges Bild der Verwüstung darbot, während noch sämmtliche Bäume auf dem Vergleichsfelde in üppigem grünem Blätterschmuck standen. – Es ergab sich somit aus diesen Versuchen, daß selbst die geringe Menge Leuchtgas von 25 Kubikfuß täglich auf eine Quadratruthe (144 Quadratfuß) und bei 4 Fuß Tiefe auf 576 Kubikfuß Boden vertheilt, die mit dem Gase in Berührung kommenden Wurzelspitzen der Bäume jeder Art in kurzer Zeit tödtet, und daß dieses um so früher geschieht, je fester die Bodenoberfläche ist. Weitere Versuche, namentlich auch mit noch kleineren Gasmengen, werden zeigen, welches dasjenige niedrige Quantum Leuchtgas sey, welchem die Wurzeln der Bäume längere Zeit ausgesetzt seyn können, ohne wesentlich zu leiden, und ebenso ob und unter welchen Umständen ein Baum im Stande seyn dürfte, sich wieder von einer solchen Vergiftung gänzlich zu erholen. (Communalblatt von Berlin, 25. Februar 1872, S. 87.) Kohle für die nächsten Generationen. Seit dem Tode des berühmten englischen Geologen Sir Roderick Murchison leitet Professor Ramsay als Generaldirector die geologische Reichsanstalt (Geological Survey) in London. Eine seiner interessantesten Untersuchungen der neuesten Zeit betrifft die Erforschung von Kohlenlagern der Zukunft. Für diejenigen, welche schon in nicht zu ferner Zeit eine Kohlennoth und arge Vertheuerung dieses Brennmateriales fürchteten, ist es gewiß wohlthuend zu erfahren, wie wenig diese Befürchtungen gegründet sind. Professor Ramsay's Untersuchungen ergeben nämlich, daß unter dem rothen Sandstein in der permischen Formation große Kohlenflötze vorhanden sind, durch welche die Kohlennoth vorläufig als leerer Wahn erscheint. In South-Staffordshire und Shropshire liegen 10,000 Millionen Tonnen Kohle in zugänglicher Tiefe, und unter den jetzt bearbeiteten Kohlenflötzen in Warwickshire liegen, nach Ramsay's Untersuchung, noch 1760 Millionen Tonnen Kohlen. So mag die Menschheit getrost einer nicht kohlenarmen Zukunft entgegengehen und Handel und Industrie einen noch ungeahnten Aufschwung nehmen; denn liegen auch die Flötze in großer Tiefe, so finden sich doch gewiß geniale Geister, welche Maschinen erfinden werden, um die Production zu erleichtern. (Berggeist, 1872, Nr. 91.)