Titel: Der unt- und Douglas-Kupferproceß.
Fundstelle: Band 207, Jahrgang 1873, Nr. XVII., S. 61
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XVII. Der unt- und Douglas-Kupferproceß. Ueber den Hunt- und Douglas-Kupferproceß. Dieser Proceß – welcher nach der Patent-Specification der Erfinder im Jahrg. 1870 des polytechn. Journals Bd. CXCVI S. 136 und 457 ausführlich beschrieben wurde – wird jetzt in Chili und in Nord-Carolina bei der Gewinnung des Kupfers aus seinen Erzen in Anwendung gebracht und beruht darauf, daß Kupferoxyd sich mit Eisenchlorür und Kochsalz in Eisenoxyd und Kupferchlorür, löslich in Kochsalzlauge, umsetzt. Aus dieser Lösung wird das Kupfer durch metallisches Eisen niedergeschlagen, wo dann das entstandene Eisenchlorür wieder zur Behandlung einer frischen Portion oxydirten Kupfererzes dienen kann. Bei Schlammconsistenz wird das Erz in den Fässern umgerührt, wenn aber die Erze sich in körnigem Zustande befinden, so ist die Auslaugung in großen Gefäßen eben so wirksam und doch einfacher. Die heißen Lösungen, welche die Kupferchloride enthalten, werden in Trögen mit Eisenabfall behandelt; oder besser, man läßt sie durch bedeckte Canäle fließen, die das Abfalleisen enthalten, so daß sie bei ihrem Abflusse sämmtliches Kupfer verlieren. Um die Bildung von basischem Chloreisen zu verhüten, leitet man mittelst Dampfstrahles schweflige Säure vom Rösten durch das Bad, bevor frisches Erz zugesetzt wird. Die Vortheile dieser Methode der Extraction des Kupfers gegen andere nasse Processe liegen in der eigenthümlichen Behandlung, bei der kein Verbrauch von Chemikalien, mit Ausnahme von etwas Kochsalz erforderlich ist, um sonst unvermeidliche Verluste zu verhüten, und darin, daß nach Verhältniß weniger Eisen erforderlich wird, als bei irgend einem anderen Proceß; damit sich möglichst wenig Kupferchlorür bildet, welches mehr Eisen erfordern würde, läßt man die heiße Kupferlösung, ohne daß Luft zutritt, durch ein Filter, und zwar durch eine Lage von 3 bis 4 Zoll aufgehäuften gröblich zerkleinten Kupferkörnern. Das Kupfer in diesem wird durch das Kupferchlorid schnell aufgenommen und dabei in Chlorür verwandelt. Bei einem Silbergehalt des Erzes geht Chlorsilber in Lösung, welches durch Kupfer oder Jodkalium zu fällen ist. Bei der in Nord-Carolina stattfindenden Praxis hat sich herausgestellt, daß die rohen, schwefelkieshaltigen Erze, in so fern sie reich an Schwefel sind, dergestalt zerkleint werden müssen, um durch ein Sieb von 20 bis 25 Maschen auf 1 Zoll Länge gehen zu können. Sie werden dann in einem Reverberirofen mit drei Herden geröstet. Jeder Ofen dieser Art, mit 3 Herden, 8 × 16 Fuß, kann in 24 Stunden 2 1/2 bis 3 Tonnen solchen Erzes mit einem Brennmaterialaufwand von 1/3 Klafter Holz per Tonne rösten. Die Behandlung der Erze in Rührfässern dauert etwa 5 Stunden, und die Rückstände in einem 5procentigen Erze enthalten etwa von 1/3 bis 1/2 Proc. Kupfer. Der Verbrauch von Abfalleisen, behufs des Niederschlagens, beträgt im Durchschnitt weniger als 70 Proc. des Cementkupfers, welches, aus den neutralen Lösungen niedergeschlagen, kein Eisensalz enthaltend, ungewöhnlich rein ist. Die einzige praktische Schwierigkeit, welche bei der Ausübung dieses Processes entgegengetreten ist, bestand in der stufenweisen Vermehrung der Masse in dem Bade, sowie durch das Einströmen des Dampfes, der, wie bereits erwähnt, saure Dämpfe einblies. Dieß wird jedoch durch Weglassung des Dampfes vermieden werden, indem man mit Hülfe eines Gebläses einen Theil der heißen verbrauchten Gase aus den Fuchsöffnungen der Röstöfen durch das regenerirte Bad treiben will, welches so durch die sauren Dämpfe ergänzt und gleichzeitig durch Verdunstung der Masse an Umfang verringert werden wird. Eine Einrichtung zur Verwirklichung dieses Planes ist jetzt im Bau begriffen. Es mag hier noch erwähnt werden, daß ein gleicher Plan kürzlich mit Erfolg von Hrn. Leckie zu Syracus versucht worden ist, um die salzigen Flüssigkeiten zu concentriren, indem der Luftstrom eines Gebläses durch eine Art von heißem Luftofen geleitet und dann, mittelst eines Systemes durchlöcherter Röhren, unter die Oberfläche der salzigen Flüssigkeit, welche verdampft werden soll, gebracht worden ist. (Berg- und hüttenmännische Zeitung, 1872, Nr. 49.)