Titel: Bericht über das Telegraphensystem Großbritanniens; von R. H. Culley, Oberingenieur der brittischen Telegraphen.
Fundstelle: Band 207, Jahrgang 1873, Nr. CXXIX., S. 469
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CXXIX. Bericht über das Telegraphensystem Großbritanniens; von R. H. Culley, Oberingenieur der brittischen Telegraphen. Aus dem Journal télégraphique, t. II p. 19 und 39; durch das polytechn. Centralblatt, 1873 S. 156. Culley, über das Telegraphensystem Großbritanniens. 1) Die Batterien. – In den brittischen Stationen werden die Batterien von Daniell und von Leclanché verwendet. Jeder Stromkreis erhält seine besondere Batterie für sich, ausgenommen, wenn die Drähte nur kurz sind und nahezu den nämlichen Widerstand haben. Wenn es wesentlich ist, daß die Batterie tragbar sey, so benutzt man die folgende Abänderung der Daniell'schen Batterie, welche sich als ökonomisch und kräftig erwiesen hat. Ein mit einem Deckel versehener Trog aus Teck-Holz ist durch Glas- oder Schieferplatten in Fächer abgetheilt und gut mit Marineleim überstrichen. Die Fächer sind durch eine poröse Porzellanplatte von 1/4 Zoll (6 Millimet.) Dicke in Unterabtheilungen getheilt. Die gegossenen Zinkplatten haben 4 Zoll (10 Centimet.) Höhe und 3 Zoll (5 Centimet.) Breite; die dünnen Kupferplatten messen 4 Quadratzoll (25 Quadratcentimet.). Ein Kupferstreifen ist in die Zinkplatte eingegossen und an die Kupferplatte angenietet; dabei wird das in die Zinkplatte eingegossene Ende des Streifens vorher verzinnt, damit man sicherer auf einen guten Contact rechnen kann. Die Zinkplatte wird in der oberen Abtheilung des mit einer verdünnten Lösung von Zinkvitriol gefüllten Faches aufgehängt; das Glas für die Kupferplatte wird mit einer gesättigten Lösung von Kupfervitriol gefüllt und Kupfervitriolkrystalle von Haselnußgröße werden auf seinen Boden gelegt. Der jährliche Verbrauch an Kupfervitriol für jedes Element beträgt etwa 1,45 Pfd. (etwa 650 Grm.). Wenn die Batterie nicht tragbar zu seyn braucht, so werden dieselben Elemente einzeln in rechteckige Fächer aus Ebonit gesetzt. Das Diaphragma besteht aus einer rechteckigen porösen Zelle. Bei den durch Kabel geschlossenen Stromkreisen und bei denjenigen in welchen der automatische Apparat von Wheatstone benutzt wird, zeigte es sich als wünschenswerth, den inneren Widerstand der Elemente der Daniell'schen Batterien zu vermindern, und man verwendet zu diesem Behufe gewöhnliche cylindrische Zellen. Eben so wird die große Sorte der Elemente von Leclanché in einigen Fällen für die eben erwähnten Stromkreise verwendet, und voraussichtlich wird sich der Gebrauch derselben noch erweitern. Für die kleinen Stationen, welche nicht viel Telegramme zu versenden haben, hat man die kleine Sorte der Elemente von Leclanché für sehr zweckmäßig erachtet, um so mehr, als diese Batterie, vorausgesetzt daß bei ihr die Verdunstung verhütet wird, während mehrerer Wochen und selbst während mehrerer Monate sich selbst überlassen werden kann. Auf den Linien mit mangelhafter Isolation, deren Zahl zur Zeit nur sehr gering ist, hat man gefunden, daß man jenem Uebelstande besser durch die Vergrößerung der Elemente, als durch du Vermehrung ihrer Zahl begegnen kann. Das Zink wird zwar nicht amalgamirt, aber man sorgt dafür, daß es weder durch Blei, noch durch Eisen verunreinigt ist. Der Kupfervitriol ist sehr rein und wird von der Telegraphenverwaltung besonders bereitet. Es ist vorgeschrieben, daß die Krystalle nicht größer als eine kleine Haselnuß seyn dürfen. Man braucht sie daher nie zu zerdrücken und sie lösen ich leicht und gleichmäßig. 2) Die Apparate. – Wegen der kurzen Zeit welche verstrichen ist, seitdem die brittische Postverwaltung das Material der Telegraphen-Gesellschaften übernommen hat, deren jede ihr besonderes Apparatsystem hatte, befinden sich gegenwärtig noch sehr verschiedene Apparate im Dienst. Der größte Theil der Arbeit wird mittelst des von den Gebrüdern Siemens verbesserten Morse'schen Druckapparates bewältigt, welchen man erforderlichen Falles mit dem Relais von Siemens ausrüstet. In den Poststationen der Dörfer, für deren Dienst geübte Beamte nicht gehalten werden können, benutzt man die elektromagnetischen Zeigerapparate von Wheatstone. Die Verwendung des Typendruckapparates von Hughes ist noch sehr beschränkt, soll aber ausgedehnt werden. Der automatische Apparat von Wheatstone, dessen Leistung sehr bedeutend ist, verbreitet sich immer mehr, und läßt große Erfolge für die Telegraphie hoffen. Die längsten Linien sind die von London nach Cork und von London nach Aberdeen, welche eine Länge von 430 bis 560 engl. Meilen (700 bis 900 Kilometer) haben. Auf diesen Linien wird leicht und regelmäßig mit einem bloßen Linienstrome gearbeitet, ohne daß man, wie auch die Witterung sey, irgend ein Relais anzuwenden brauchte. Ein inneres Telegramm enthält etwa 40 Worte. Innerhalb einer Stunde hat man auf einer einzigen Linie, von London nach Manchester, 150 solche Telegramme befördert. Das automatische System ist besonders vortheilhaft für die Beförderung der Zeitungstelegramme; die Gebühren für diese Zeitungstelegramme sind sehr mäßig und deßhalb wird eine große Menge Correspondenzen für die Presse durch den Telegraph befördert und unter die Hauptstädte vertheilt.Aus einem dem British Quarterly Review entnommenen Artikel der wissenschaftlichen Beilage zur Leipziger Zeitung vom 29. December 1872 mag hierüber Folgendes hinzugefügt werden: Der jetzt zwei Jahr alte Preßverein (Press Association) bildete sich 1870 bei dem Uebergange des Telegraphenwesens an den Staat, hauptsächlich zu dem Zwecke, die Provinzialblätter mit Neuigkeiten aus allen Theilen des Landes zu versorgen; doch ist seine Thätigkeit nicht allein hierauf beschränkt. Vor seinem Entstehen übermittelten die Telegraphencompagnien selbst allnächtlich den Provinzialblättern eine Summe von Neuigkeiten, aber sie warm weder systematisch zusammengestellt, noch so gedrängt, wie die Empfänger wünschten. Der neue Verein kaufte sofort Hrn. Reuter sein ausschließliches Recht ab, Telegramme in die Provinz zu versenden. Die Depeschen werden jetzt, sowie sie bei Tag oder Nacht ankommen, nach dem Vereinsbureau in London befördert, gleichzeitig mit ihrer Ablieferung an die Londoner Blätter, und unverzüglich per Draht an alle Provinzialblätter spedirt, mit welchen Contract besteht. Für eine andere ebenso wichtige Classe von Tagesneuigkeiten, die Parlamentsberichte, besteht ein vollständiges Arrangement. Der Preßverein hält eine Anzahl von Berichterstattern in jedem der Parlamentshäuser; ihre Berichte werden von den Häusern aus nach den Provinzen telegraphirt, sowie sie in's Reine geschrieben sind. Der Londoner Korrespondent eines Journals, der sich einen speciellen Draht gesichert, hat das Alleinrecht zur Benutzung nach einer bestimmten Abendstunde, gewöhnlich 6 Uhr, und er telegraphirt den Inhalt der Abendblätter möglichst ausführlich, außer er hätte einen für die Leser seines Journals besonders interessanten Stoff, in welchem Falle er sich auf den Preßverein verläßt, daß er einen hinreichenden Vorrath allgemeiner Neuigkeiten senden werde. Der Preis, welcher jetzt für diese Bequemlichkeit an das Post- und Telegraphenamt zu zahlen ist, beträgt 500 Pfd. Sterl. jährlich. Vor dem Uebergange an diese Behörde kostete es 750 Pfd. Sterl. Die alten Telegraphengesellschaften entmuthigten geradezu die Benutzung des Drahtes zu Preßnachrichten, und daher steht die Menge des telegraphischen Stoffes in englischen Blättern noch heute in keinem Verhältniß zu Dem, was in New-Yorker und anderen amerikanischen Blättern alltäglich und als etwas Selbstverständliches zu Tage tritt.In England sind jetzt, unter der kräftigen Leitung des Hrn. Scudamore, den Journalen besondere Erleichterungen geboten. Die Taxe für Preßneuigkeiten ist 1 Shilling für jedes Hundert Worte, wenn die Depesche zwischen 6 Uhr Abends und 9 Uhr Morgens eingereicht wird, und 1 Shilling für jede 75 Worte zwischen 9 Uhr Morgens und 6 Uhr Abends. Weitere und zwar große Ermäßigungen treten ein, wenn ein Correspondent die nächtliche Depesche an mehrere Blätter gleichzeitig abgehen läßt. Wünscht z.B. ein Correspondent in Manchester eine und dieselbe Botschaft an sechs Londoner Blätter gleichzeitig zu übermitteln, so zahlt er nur für das erste Exemplar die volle Taxe, für alle folgenden nur 2 Pence für 100 Worte, oder, wenn die Abfertigung zwischen 9 Uhr Morgens und 6 Uhr Abends fällt, 2 Pence für 75 Worten. Kostet z.B. eine Depesche von 2000 Worten für ein einzelnes Blatt 1 Pfd. St., so kann dieselbe für 1 Pfd. St. 16 Sh. 8 P. an sechs verschiedene Blätter abgelassen werden, gleichviel ob dieselben an einem oder an verschiedenen Orten erscheinen. In kleinen Städten bestehen keine Veranstaltungen zum Empfangen und Ablassen langer Zeitungsberichte, aber die Postbehörden halten sich für verbunden, befähigte Personen für den Zweck dahin zu deputiren, wenn 24 Stunden vorher die Anzeige gemacht wird, daß ein derartiges Bedürfniß vorhanden sey. Diese zunehmenden Erleichterungen, in Verbindung mit der vermehrten Sorgfalt, welche jetzt auf die Correctheit der telegraphischen Mittheilungen und auf die Vermeidung von Verzögerungen verwendet wird, werden ohne Zweifel bald eine ausgedehntere Benutzung des Telegraphen für das Zeitungswesen herbeiführen. Keinen besseren Beweis für die steigende Benutzung des Telegraphen von Seite der Presse kann es wohl geben, als den Umstand daß, während das Postamt 1870 im zweiten Quartal für Preßdepeschen 5585 Pfd. St. 3 Sh. 10 P. einnahm, 1871 in dem gleichen Zeitraume die Einnahme bereits auf 9080 Pfd. St. 1 Sh. 11 P. gestiegen war. Jeder der für diesen Dienst bestimmten Drähte bildet eine Omnibus-Linie, welche bisweilen bis sechs Stationen enthält, und man bedient sich dabei der Translation und des Zweigsprechens, um diese Omnibus-Linien mit anderen entfernteren Drähten zu verbinden. Die Zeichengeber der Centralstation in London stehen einer unmittelbar neben dem anderen, und der durchlochte Papierstreifen durchläuft der Reihe nach jeden Zeichengeber, um in ihm telegraphirt zu werden; dabei läßt man zwischen je zweien dieser Zeichengeber stets eine ausreichende Länge des Papierstreifens frei, um den Unterschieden Rechnung zu tragen, welche sich in der Schnelligkeit der Beförderung merklich machen. Für den Morse-Apparat hat man eine besondere Anordnung gewählt. Die Zeichen auf demselben werden nicht durch (positive oder negative) Ströme von stets gleicher Richtung hervorgebracht, welche abwechselnd hergestellt und unterbrochen werden, sondern durch (Wechsel-) Ströme von wechselnder Richtung, von denen der eine den Hebel des (polarisirten) Relais an den Arbeitscontact heranzieht und der andere ihn an den Ruhecontact zurückführt und an diesem festhält. Der Leitungsdraht ist daher beständig von einem Strome durchflossen. Wenn die Linie während der Zwischenräume zwischen der Sendung zweier auf einander folgender Signale stromfrei ist, so gibt es für die Empfindlichkeit des Relais eine Grenze, denn ein sehr empfindliches Relais würde durch die kleinsten Stromverluste der zunächstliegenden Leitungen ansprechen und falsche Zeichen geben. Wenn dagegen die Linie während jener Zwischenräume von einem entgegengesetzt gerichteten Strome durchlaufen wird, so ist jene Empfindlichkeitsgrenze nicht mehr da, und ein Apparat welcher fein genug ist, um die den Stromverlusten der anderen Drähte entsprechenden Zeichen erkennen zu lassen, gibt doch genau alle die Zeichen wieder, welche auf seinem eigenen Drahte befördert werden. Denn wenn der Strom, welcher in jenen Zwischenräumen die Linie durchläuft, dieselbe Richtung hat wie der umgekehrte Telegraphirstrom, so unterstützt er den letzteren beim Festhalten des Relaishebels; hat er dagegen dieselbe Richtung wie der Telegraphirstrom, so vermag er, doch nur bei ausreichender Stärke, den ihm entgegengesetzt gerichteten Strom zu neutralisiren und den Relaishebel zu bewegen. Erfahrungsgemäß arbeiten mangelhafte Leitungen, welche bei der gewöhnlichen Telegraphirmethode nur schwer zuverlässig zu bedienen sind, mittelst der Wechselströme sehr sicher. In der Praxis benutzt man den einfachen Strom nur für Linien, deren Länge 120 engl. Meilen (192 Kilometer) nicht erreicht. Längere Linien können zwar bei schönem Wetter mit einfachem Strom regelmäßig arbeiten, bei feuchter Luft hingegen nur schwierig. Der Vorzug der Wechselströme hat sich seit der Uebernahme der Telegraphen besonders bei einer großen Anzahl unvollkommen isolirter Leitungen merklich gemacht, welche bis dahin mit einfachem Strome arbeiteten. Seit diesem Wechsel in der Vetriebsweise werden Leitungen mit Erfolg benutzt, welche vorher fast ganz unbenutzt waren. Alle Stationen sind mit Untersuchungs-Kästen ausgerüstet, in welche die Drähte eingeführt und durch Schrauben unter einander verbunden sind. Dabei kann man bequem einen Apparat von einer Linie an eine andere schalten und eben so leicht die Stromläufe ändern, was oft nöthig ist. Alle Hauptstationen besitzen Widerstandsrollen und Galvanometer. 3) Die Erdleitungen oder die Ableitungsmittel für Stromverluste sind, wie der Verf. glaubt, nur in England in Gebrauch. Findet der Strom eine Ableitung zur Erde, so werden die Zeichen nur schwächer und man kann den Stromverlust durch Verstärkung der Batteriekraft wieder gut machen. Tritt aber der Strom auf einen anderen Draht über, so vermischen sich die auf beiden Drähten gegebenen Signale, und das läßt sich durch Verstärkung der Batterie nicht beseitigen, sondern verschlimmert sich mit dieser. Die Ableitung des Stromes von einem Draht zum anderen ist also wesentlich störender als der Stromverlust durch Ableitung vom Draht zur Erde. Es ist daher vortheilhaft, die Stromverluste abzufangen und sie zur Erde zu führen, indem man einen Eisendraht zwischen zwei Leitungsdrähte legt; dann werden zwar die Zeichen schwächer, aber man kann dem durch Verstärkung der Batterie begegnen, ohne das Arbeiten auf den anderen, auf derselben Säule liegenden Drähten zu stören. Wirksamer werden diese Erdleitungen an die Schraubenmuttern der Isolatoren oder an den eisernen Trägern der letzteren angelöthet, welche zu diesem Behufe mit einem verzinnten eisernen Stifte versehen sind. Der Erdleitungsdraht muß an dem Träger befestigt werden, nachdem dieser an der Säule fest gemacht ist, und da läßt er sich leichter an den kleinen eisernen Stift, als an die Masse des Trägers anlöthen. Wenn die Erddrähte nicht an die Isolatorenmuttern angelöthet werden, so müssen sie in allen Fällen sicher zwischen die Mutter und die Unterlegscheibe verschraubt werden. Von dem an den Seiten der Säule befestigten Hauptdrahte laufen Bindedrähte nach links und rechts nach den verschiedenen Isolatoren. Will man bei Verwendung von hölzernen Trägern nicht auf die Isolation, welche das Holz gewährt, verzichten, so können die Erddrähte knapp um den Träger gewickelt oder in eine Rinne gelegt werden; sie müssen aber so nahe als möglich an die Säule gelegt werden, damit ein auf den Träger herabfallender Leitungsdraht sie nicht berühren kann. Sie werden dann zwischen den Kopf des Bolzens, durch welchen der Träger an der Säule befestigt wird, und der Unterlegscheibe desselben festgeschraubt, so daß der quer durch das Holz entweichende Stromtheil eben so gut wie der auf dessen Oberfläche fortgehende zur Erde abgeleitet werden kann. Es ist klar, daß der Draht weder mit Firniß, noch mit Theer angestrichen seyn darf. Diese Befestigungsweise ist aber nicht so wirksam als die erstere, und die Isolirfähigkeit des Holzes bietet bei feuchtem Wetter keine große Hülfe. Wenn nur auf der Spitze der Säule ein einziger Leitungsdraht liegt, so sind die Erdleitungen weder nöthig, noch zweckmäßig; denn Stromabzweigungen können nicht in andere Drähte übergehen; sie werden abgefangen, ehe sie sie erreichen, denn der Träger dieses am oberen Ende der Holzfäule sitzenden Drahtes steht durch die Säule mit der Erde in Verbindung. Solche Erdleitungen sind aber mehr schädlich als nützlich, wenn sie nicht eine gute Verbindung mit der Erde herstellen, sich vielmehr zwischen ihnen und der Erde ein Widerstand befindet. Man muß daher einen dicken Erddraht an der Säule anbringen und denselben unten in Spiralwindungen herumlegen, aber dafür sorgen daß er nicht etwa getheert wird. Stehen die Säulen auf Felsen oder Viaducten, so sind keine Erdleitungen anzuwenden; wenn man aber in diesen Fällen einen Schutz der Leitungsdrähte für nöthig hält, so kann man einen nicht isolirten Draht von einer Säule zur anderen spannen und an der nächsten und passendsten Stelle mit der Erde verbinden. Wenn es nach längerer Trockenheit zu regnen anfängt, so ist manchmal die Vermischung der Signale ärger, als in den nächsten Tagen; denn die Erdleitungen sind in dem noch trockenen Boden theilweise isolirt. Werden die Erdleitungen bis zur Spitze der Säulen geführt und überragen sie diese noch etwas, so bilden sie gute Blitzableiter. In England haben sich solche Erdleitungen so zweckmäßig zur Beseitigung der Vermengung der Signale verschiedener Drähte erwiesen, daß sie jetzt fast auf allen Linien angewendet werden. Alle aus den Vorrathskammern gelieferten Holzträger sind mit Drähten versehen, welche die Verbindungen mit den Erdleitungen vermitteln sollen. Die Erdleitungen sind allgemein eingeführt worden, trotz eines aus einer unvollkommenen Kenntniß des ihnen zu Grunde liegenden Principes entsprungenen heftigen Widerspruches, welcher sich durch die Unwirksamkeit derselben in einigen Fällen, wo sie nicht gut ausgeführt worden waren, kräftigte. 4) Die Isolatoren. – Auf den Linien von einer Länge unter 100 engl. Meilen (160 Kilometer) sind einfache Glocken-, für längere Linien Doppelglocken-Isolatoren in Gebrauch. Die Isolatoren werden, bevor sie aus dem Magazin geliefert werden, einer Prüfung unterzogen. In einem mit Blei ausgelegten Troge befindet sich ein Rechen, in welchen die Porzellanglocken passen; die Glocken werden umgestürzt und der Trog bis 1/2 Zoll (13 Millimet.) unter dem Rande mit angesäuertem Wasser gefüllt. Der Rand ist leicht mit Fett, Paraffinöl oder Terpenthin bestrichen, damit das Wasser ihn nicht übersteigt, und das Glocken-Innere wird nahezu mit Wasser vollgefüllt. Der eine Pol einer Batterie von 250 Daniell'schen Elementen wird nun mit dem Blei des Troges verbunden, während der andere Pol nach einem isolirten Zeichengeber geführt wird; ein sehr feines Galvanometer (in vielen Fällen ein Reflexions-Galvanometer) wird in den Stromkreis eingeschaltet. Man taucht nun in rascher Folge den Leitungsdraht in das in jedem Isolator befindliche Wasser und erkennt durch den Nadelausschlag, wenn einer derselben fehlerhaft ist. Nach der Prüfling müssen die Isolatoren sehr sorgfältig abgetrocknet werden. Vor dem Versuche muß man sich genau überzeugen, ob die Isolatoren nicht etwa mit einer Schicht Fett oder Paraffin überzogen sind, weil das Fett das Wasser abstößt und so die Isolation unterstützt, das Paraffin aber die Isolation beträchtlich vermehrt. Um den Werth verschiedener Sorten von Isolatoren zu prüfen, steckt man sie auf Träger, welche von allen Seiten gleichmäßig dem Regen ausgesetzt werden, und prüft sie bei beständig feuchtem Wetter, am liebsten auf folgende Weise. Man befestigt an einer Säule so viel Isolatoren, als man passend findet, wenigstens aber von jeder Sorte zehn; man verbindet sie durch einen Draht, welcher den Liniendraht ersetzt, und fügt noch einen zweiten, von dem ersten unabhängigen Draht hinzu, an den Schraubenmuttern der Isolatoren, um durch ihn die Verbindung mit der Erde zu ersetzen und den Uebergang des Stromes von dem einen Drahte auf den anderen zu ermitteln. Damit der Versuch genaue Resultate gebe, sind folgende Vorsichtsmaßregeln zu empfehlen: man setze die Säule von nicht unter 20 Fuß (6 Met.) Höhe in einen freien, nicht gegen Wind und Wetter geschützten Raum; man setze die Träger, auf welche die Isolatoren befestigt werden sollen, in 2 Fuß (60 Centimet.), die Isolatoren aber in 1 Fuß (30 Centimet.) Abstand von einander; man reihe nicht alle Isolatoren derselben Sorte neben einander, sondern lasse sie möglichst mit Isolatoren der anderen Sorten abwechseln, damit sie alle in gleicher Weise dem Wetter ausgesetzt werden. Man muß dafür sorgen, daß der die Linie darstellende Draht knapp anschließend und gleichmäßig um jeden Isolator gewickelt werde, und daß er auf seiner ganzen Länge dieselbe Dicke habe; denn der Stromverlust tritt an den Stellen auf, an denen der Metalldraht die Isolatoroberfläche berührt. Womöglich werde jede Reihe von zehn Probe-Isolatoren in zwei Halbreihen zu je fünf zerlegt. Liefert die Prüfung nicht für jeden Isolator jeder Halbreihe das nämliche Ergebniß, so steht zu befürchten daß einer derselben fehlerhaft ist und deßhalb beseitigt werden muß, um das Ergebniß nicht zu fälschen. Es ist nicht nöthig daß die Verbindung jeder Reihe mit dem Versuchszimmer durch besondere, durch einen Ueberzug von Gutta-percha oder dergl. isolirte Drähte hergestellt wird, weil deren Oberfläche mehr oder minder feucht werden und deren Isolation selbst mehr variiren würde, als die der Isolatoren. Man spannt daher nur einen Draht und legt ihn mit der Hand von einer Reihe an die andere. Nur selten fällt der Regen reichlich und auf die Dauer gleichmäßig; oft bemerkt man bei einem nur fünf Minuten dauernden Versuche starke Unterschiede in der Feuchtigkeitsmenge. Ist man daher mit allen Reihen durch, so beginnt man den Versuch in umgekehrter Folge, und nur bei Uebereinstimmung beider Versuche ist das Ergebniß gut. Da durch diese Prüfungen weniger der absolute Widerstand der verschiedenen Probe-Isolatoren, sondern nur ihr relativer Werth festgestellt werden soll, so braucht man nicht mit dem Rechnen nach Einheiten Zeit zu verlieren, sondern man kann einfach die Ablenkungen der Nadel notiren, um die Prüfungen so schnell als möglich und unter möglichst gleichen Verhältnissen durchzuführen; doch fallen selbst bei der größten Vorsicht die Versuche oft sehr unregelmäßig aus. Im Allgemeinen sind nicht diejenigen Isolatoren die besten, welche noch neu die Prüfung bestehen, sondern diejenigen welche am besten den Einfluß der Luft und der Feuchtigkeit aushalten. Daher müssen die Versuche einige Monate fortgesetzt werden. Bei aller Vorsicht sind doch die Versuchsergebnisse nie ganz befriedigend; die einzig wahre Prüfung besteht in der Befestigung von zwei Drähten auf derselben Säule, auf eine Strecke von 10 engl. Meilen (16 Kilomet.) oder mehr, und in der 6 monatlichen Prüfung derselben an allen feuchten Tagen. 5) Die Drähte. – Für gewöhnlich ist galvanisirter Eisendraht Nr. 8, von 0,170 Zoll (4,3 Millimet.) Dicke in Gebrauch; für kurze Linien nimmt man Draht Nr. 11, von 0,125 Zoll (3 Millimet.), für lange Linien Draht Nr. 4, von 0,240 Zoll (6,1 Millimet.) Dicke; diese Maaße sind fast dieselben, wie sie in Frankreich üblich sind, 4, 3 und 5 Millimet.Hier vermuthet die Red. unserer stanz. Quelle einen Irrthum in dem (englischen) Originale; dem Draht von 5 Millimeter Dicke würde Nr. 6 des engl. Drahtmaaßes entsprechen, Nr. 4 aber nahezu dem von 6 Millimeter Dicke. Aus einer Tabelle auf S. 83 der Nr. 1 von Bd. I des Journal of the Society of Telegraph Engineers geht aber hervor, daß die im Text angegebenen Nummern und Stärken zu dem Birmingham Wire Gauge (nach Latimer Clark) gehören.Bei der Auswahl des Drahtes berücksichtigt man mehr seine Dehnbarkeit und Biegsamkeit, als die zu seiner Dehnung erforderliche Kraft. Man muß ihn bis 18 Proc. seiner Länge ausdehnen und ihn wiederholt hin und her biegen können, ehe er bricht. Es scheint ausgemacht, daß ein einmal auf seinen Unterstützungen befestigter Draht nur an fehlerhaften Stellen oder ganz nahe an Löthungen reiht. Man hat daher für gut befunden, Löthungen und aus gleichem Grunde auch Bindestellen zu vermeiden, und läßt den Draht in möglichst langen und zusammenhängenden Adern fabriciren. Der 4 Millimet. dicke Draht wird wenigstens in 400 Yards (360 Met. etwa) langen Adern gezogen, und die Fabrikanten sollen ihn in so langen Adern liefern, als die Transportverhältnisse gestatten. Um unganze und fehlerhafte Stellen zu entdecken, wird er einem viel größeren Zuge ausgesetzt, als den er später auszuhalten hat. Dabei verschwinden zugleich die Fehlerstellen durch das Abbrechen. Bei den ersten zu diesem Behufe angestellten Versuchen wurde der Draht am Fuße der Säulen ausgelegt, an jedem Ende festgehalten und mit der Hand rechtwinkelig zu seiner Längsrichtung gezogen, bis man fühlte daß er sich gedehnt habe. Wenn übrigens zwei Drähte durch den Wind zur Berührung gebracht werden, so machen Rauhheiten und andere Unregelmäßigkeiten der Oberfläche und besonders die Bindestellen sie dazu geschickt, in Berührung mit einander zu bleiben. Das eben besprochene Dehnverfahren vermindert zugleich, indem es diese Rauhheiten beseitigt, die Wirkung des Windes auf die Drähte. Wenn ein ausgedehnter und ein nicht gedehnter Draht von übrigens gleicher Beschaffenheit parallel nebeneinander aufgehängt werden, so wird der nicht ausgedehnte vom Winde in Bewegung versetzt, während der andere ruhig bleibt. Letzterer bietet also beträchtlich weniger Anlaß zu Berührungen. Die vom brittischen Postdepartement angestellten Versuche zeigen: 1) daß der Draht in möglichst langen Ädern hergestellt werden muß, ohne Löthungen oder Bindungen; 2) daß er bis auf 2 Proc. seiner Länge gedehnt werden muß, bevor er auf die Säulen gelegt wird, damit die Fehler abbrechen und die Rauhheiten verschwinden; 3) daß die Bindestellen möglichst geringe Dicke haben müssen, damit sie sich berührende Drähte nicht festhalten. Die sogenannte Britannia-Bindung, welche darin besteht, daß man die beiden Drähte nach leichtem Umbiegen ihrer Enden mit diesen einander nähert, sie dann mit dünnem Bindedraht umwickelt und in ein Lothbad taucht, kann rücksichtlich der Festigkeit als vollkommen gelten und scheint weniger Berührungen zu veranlassen, als die dickeren und schwereren spiralförmigen Umwickelungen, welche man in anderen Ländern gewählt hat. Seit einigen Jahren dürfen Bindungen nur in der Nähe der Säulen gemacht werden, damit sie nicht einen anderen Draht berühren können. Bindungen ohne Löthung bieten selbst bei möglichst sorgfältiger Verschlingung keine Sicherheit für die Leitungsfähigkeit der Bindestelle. Es genügt selbst nicht, die Enden zu reinigen und mit einer Metallmasse zu umgeben, wie man es bisweilen gethan hat. Dasselbe gilt von jeder anderen der Feuchtigkeit ausgesetzten Verbindung, sey es eine Klemmschraube oder ein Paar scharf gegen einander geschraubte verzinnte Kupferplatten, wie man sie in Untersuchungskästen oder an den Enden von Tunneln anwendet. Das Zerfressen durch Elektrolyse beginnt unabänderlich, sobald die Bindung feucht oder nichtleitend wird. Ein sehr bequemer und sehr nützlicher Löthapparat wurde jüngst patentirt. Er besteht aus einem kupfernen Kasten von etwa 4 Zoll (10 Centimet.) Länge und 2 Zoll (5 Centimet.) Tiefe, und ist mit Löchern zum Durchlassen der Luft und in der oberen Wand mit einer Höhlung versehen, welche so viel Loth faßt, als zu einer Bindestelle nöthig ist. Dieser Kasten ist mit einem Holzmuff versehen. Als Brennmaterial dienen mit anderen Stoffen vermengte Holzkohlen, damit es schnell angezündet werden kann und das Feuer nicht ausgeht. Die Verwendung des Drahtes von 6,10 Millimet. Dicke an Stelle des meist benutzten 4,31 Millimet. dicken, hat namentlich den Vorzug der Beseitigung der aus einer mangelhaften Isolirung entspringenden Uebelstände. Das hat sich wiederholt in der Ausführung gezeigt. Auf dem dicken Drahte sind unter übrigens gleichen Verhältnissen die Zeichen rein und der Verkehr vollkommen, während auf dem dünneren Drahte die Beförderung wegen der Schwäche und der Schwankungen des Stromes schwieriger ist. Diese Erfahrungen haben fast vollständig die Genauigkeit des Ohm'schen Gesetzes bestätigt. Die Vergrößerung der Leitungsfähigkeit zeigt sich bei schnellem Telegraphiren, wie z.B. bei dem automatischen Telegraph von Wheatstone, noch deutlicher. Auf eine Entfernung von etwa 300 engl. Meilen (480 Kilomet.) befördert der 6,10 Millimet. dicke Draht in einer gegebenen Zeit etwa 20 Proc. mehr Worte, als der 4,31 Millimet. dicke Draht; der Draht war dabei frei von jeder Induction. Es scheint aus diesen Beobachtungen hervorzugehen, daß eine mit einem unterseeischen Kabel verbundene Erdleitung ebenfalls von großem Durchmesser seyn müßte, weil die Verzögerung der Signale besonders durch die Größe (und auch von der Anordnung) des Widerstandes in dem durch die Erde gebildeten Theile der Schließungskreise veranlaßt wird. Unterirdische Drähte wurden in den Gassen in Eisenröhren, unter den Landstraßen in Porzellanröhren gelegt. Die Drähte legen sich leichter in Canäle als in Röhren, und man läuft dabei weniger Gefahr sie zu beschädigen; andererseits aber sind die Reparaturen in einem Canale viel schwieriger auszuführen, und in der Praxis scheint die Einführung eines Drahtes in ein Rohr, bei entsprechender Vorsicht, denselben nicht beschädigen zu können. Bei der Anwendung von Rohren, kann man die ganze Linie durch einen neuen Draht ersetzen, ohne die Communication nur einen Augenblick zu unterbrechen und ohne das Erdreich ausheben zu müssen, außer da, wo die Einführungsgrube ist, während man einen Canal auf seine ganze Länge öffnen müßte, sofern er nicht so eingerichtet ist, daß man das Kabel herausnehmen kann, und in diesem Falle würde dieses System theurer als das Rohrsystem. In London und anderen großen Städten legt man seit mehreren Jahren die Rohre unter die Trottoirplatten und macht sie weit genug, daß sie alle voraussichtlich nöthig werdenden Drähte aufnehmen können. Rechteckige „Einführungs-Kästen“, von 30 Zoll (75 Centimet.) Länge, 11 Zoll (28 Centimet.) Breite und 12 Zoll (30 Centimet.) Tiefe, mit eisernen Deckeln in denen man eine Platte befestigt, welche einen Theil des Trottoirs bildet, werden bei gerader Linie in Entfernungen von 100 Yards (91 Met.) von einander angebracht, bei gekrümmter Linie aber näher an einander. Die Rohre müssen im Inneren gut gereinigt und getheert werden, während sie noch warm sind, damit sie nicht rosten; denn wenn sich Rost bildet, so haftet der Draht so fest am Eisen daß es schwer ist, ihn los zu machen. Die Drähte werden bisweilen in Kabel vereinigt, in einer Länge von 400 Yards (etwa 360 Met.) leicht umflochten und bedeckt mit Hanfzöpfen, wie ein Peitschenstiel; gewöhnlich aber wird um jeden Draht Werg gewickelt, und die Drähte werden einfach wie ein Bündel zusammengebunden, die Bänder aber vor der Einführung in die Rohre zerschnitten. In beiden Fällen müssen die Gutta-percha, das Werg und der Hanf sehr gut mit Stockholmer Theer überstrichen werden. Dieser Theer schützt die Gutta-percha besser als jeder andere Stoff; der Gastheer dagegen beschädigt sie. Wenn ein Abschnitt erneuert werden soll, so legt man ein neues Kabel zwischen diesen und den folgenden Abschnitt, und führt das neue in derselben Zeit in das Rohr ein, in welcher man das schadhaft gewordene herauszieht. Die Drähte des alten Kabels werden in der Fabrik ausgebessert. So kann die ganze Linie in einer Gasse ausgewechselt werden, ohne die Communication zu unterbrechen. Beim Einziehen eines neuen Kabelabschnittes sorgt man für Reservedrähte, so daß erst, wenn mehrere Drähte schadhaft geworden sind, ein neues Kabel einzuziehen ist. Nur einen Theil der Drähte heraus zu ziehen, wäre nicht möglich, weil die Reibung der Drähte auf einander ihre Umhüllung beschädigen würde. Auch könnte man nicht ohne große Gefahr neue Drähte einführen, wenn nicht die alten und die neuen Drähte in ein mit Hanf oder Leinwand umwickeltes Kabel vereinigt wären. Eine solche Umwickelung hat aber einen Uebelstand. Wenn die Umwickelung fault oder theilweise beschädigt wird, so stülpt sich die schadhafte Stelle auf und verstopft das Rohr. Wenn man die Drähte einzeln umhüllt, so vermeidet man die Verstopfung. Es ist stets zweckmäßig, alle Verbindungen an derselben Stelle des Kabels zu machen, damit man sie leicht findet; denn obgleich die Verbindungen in der Fabrik ebenso dauerhaft gemacht werden können, wie die ganze übrige Linie, so können sie doch im Freien weder ebenso gut ausgeführt, noch ebenso sorgsam geprüft werden. Die Kabel werden daher in bestimmten Längen fabricirt, so daß die Verbindungen sich unabänderlich an derselben Stelle befinden. Die Drähte werden an jeder Verbindungsstelle numerirt. Die Kosten der unterirdischen Linien sind ungefähr vier Mal so groß als die der Luftleitungen. Der schlechte Erfolg im Bau der früheren unterirdischen Linien kommt theils auf Rechnung der jetzt längst beseitigten Unvollkommenheit in der Bearbeitung der Gutta-percha, theils der schlechten Ausführung der Verbindungsstellen der Drähte, der zu geringen Tiefe der Gräben, welche die Gutta-percha der Einwirkung der Luft und Wärme aussetzte, der mangelhaften Umwickelung, der unvollkommenen Prüfung, und im Allgemeinen des Mangels an Sorgfalt in der Ausführung der Arbeit. Will man auf Erfolg rechnen, so muß man alle bei unterseeischen Kabeln beobachteten Vorsichtsmaßregeln ergreifen. Jeder Leitungsdraht muß für sich mit dem Isolationsmittel umgeben werden und ein einziger Ueberzug damit ist nicht ausreichend. Von pneumatischen Rohrleitungen macht man ausgiebigen Gebrauch in London, Manchester, Liverpool, Birmingham und Glasgow Zur Erzielung größerer Geschwindigkeit verwendet man meist zwei Rohre zur Beförderung der Telegramme in der einen und in der anderen Richtung. Man benutzt zwei Rohre, eines für den externen, das andere für den internen Verkehr. Die Verbindungen der mit Gutta-percha überzogenen Drähte läßt man entweder von einem darin schon erfahrenen Arbeiter oder von dem Linienaufseher herstellen. Da die Reinlichkeit dabei so wesentlich ist, so darf der Arbeiter dabei die Finger möglichst wenig benutzen und es müssen dieselben ganz reinlich gehalten werden. Vor der Verbindung beseitigt man die Gutta-percha von den Drahtenden auf etwa 1 1/2 Zoll (4 Centimet.) und schabt den Kupferdraht sorgfältig blank; dann werden die Drähte auf die Länge von 1 Zoll (2,5 Centimet.) um einander gewunden und die Enden sorgsam befeilt. Die Verbindung wird darauf mit Colophon und gutem Weichloth gelöthet. Die äußere Gutta-percha-Decke wird auf 2 Zoll (5 Centimet.) Länge sehr sorgfältig abgeschabt oder geschnitten, um die oxydirte Außenfläche, welche sich nicht gut mit der neuen Schicht verbinden würde, zu beseitigen. Die Drahtverbindungsstelle wird mit Chatterton's Mischung überstrichen und warme Gutta-percha von beiden Seiten über die Verbindungsstelle gelegt, bis beide Seiten sich berühren. Die Verbindung wird mit einem warmen Löthkolben befördert, wobei jedoch für eine gute Vermischung der Gutta-percha zu sorgen ist, ohne Verbrennung derselben. Nach dem Erkalten gibt man eine neue Lage von Chatterton's Mischung auf die Gutta-percha und sorgt dafür, daß die Mischung nicht verbrennt. Dann erwärmt man über der Flamme einer Weingeistlampe eine neue, sehr reine Tafel von Gutta-percha und macht sie beim Erwärmen sorgfältig etwas dünner. Während die Tafel noch warm ist, legt man sie auf die noch warme Mischung von Chatterton, drückt sie mittelst Daumen und Zeigefinger ringsum kräftig fest, und beseitigt das Ueberschüssige mit der Schere. Die Naht wird von Neuem gepreßt und mit einem rothwarmen Kolben vollendet, damit sowohl die Gutta-percha der beiden Enden sich gut mischt, als auch die Hülle des Drahtes. Nach dem Erkalten überstreicht man die Verbindungsstelle von Neuem mit Chatterton's Mischung und legt eine längere und breitere Tafel von Gutta-percha darüber, welche man wie die erstere behandelt. Wenn die Verbindung fertig ist, kommt über das Ganze noch eine Schicht von Chatterton's Mischung, welche man sorgfältig um die Verbindung streicht und nach dem Erkalten mit der gut befeuchteten Hand reibt, bis die Oberfläche gleich wird. Eine gute Vermischung der alten und der frischen Gutta-percha ist dabei höchst wichtig, und Mängel der Verbindungsstellen rühren gewöhnlich von einer Unvollkommenheit dieser Vermischung oder von einer zu starken Erhitzung der Gutta-percha her. Eine Prüfung der unterirdischen Drähte muß vorgenommen werden, bevor diese den Arbeitern zur Herstellung der Verbindungen übergeben werden und nachdem diese Verbindungen vollzogen sind. Diese letztere Prüfung auf Isolation wird sectionsweise vorgenommen, und es werden dabei die sämmtlichen Drähte einer Section bis auf den ersten (Nr. 1) zu einem Stromkreise verbunden, in Nr. 1 dagegen sind die Verbindungen noch nicht vollzogen. In den Stromkreis kann eine Batterie und ein Galvanometer eingeschaltet werden. Indem man der Reihe nach in jedem Untersuchungskasten der Section die sämmtlichen Verbindungsstellen in einen mit Wasser gefüllten, gut isolirten metallenen Trog taucht, den Nadelausschlag notirt, den Stromkreis entladet und den bisher isolirten Trog nun zur Erde ableitet und die Batterie wieder einschaltet, erfährt man zuerst die Isolation der ganzen Section unter Ausschluß der im Trog liegenden Verbindungsstellen und darauf die Isolation der Section mit Einschluß dieser Verbindungsstellen; zeigt sich das zweite Mal ein größerer Nadelausschlag, so sind mangelhafte Verbindungsstellen unter den im Troge liegenden. Indem man nun eine Verbindungsstelle nach der anderen in's Wasser legt, findet man die mangelhaften auf. Ehe man dann zum nächsten Untersuchungstasten geht, vollzieht man die Verbindung des Drahtes Nr. 1 in dem Kasten, in welchem man jetzt die Prüfung vorgenommen hat. Ist jedoch der durch den Stromverlust veranlaßte Nadelausschlag groß, so wird er durch eine mangelhafte Verbindungsstelle nicht merklich größer. Dann legt man besser die Verbindungen in den isolirten Trog und ladet sie beständig stark mit Elektricität mittelst einer kräftigen Batterie, setzt den Trog in Verbindung mit einem Relais, welches durch ein sehr empfindliches Galvanometer hindurch zur Erde abgeleitet ist. So zeigt das Galvanometer nicht den Stromverlust in der ganzen Länge des Drahtes (der Section), sondern nur den Verlust welcher den eben im Troge liegenden Verbindungen entspricht. Der hierbei verwendete Trog ist aus Kupfer, 2 Fuß (60 Centimet.) lang, 8 Zoll (20 Centimet.) breit und 10 Zoll (25 Centimet.) tief. Er wird mittelst vier Ebonitfüßen isolirt und ist an der einen Seite mit einer Klemmschraube für den Leitungsdraht versehen.