Titel: Ueber ein neues System der pneumatischen Telegraphie; von D. Tommasi und K. F. Michel.
Fundstelle: Band 209, Jahrgang 1873, Nr. XLII., S. 255
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XLII. Ueber ein neues System der pneumatischen Telegraphie; von D. Tommasi und K. F. Michel. Aus den Comptes rendus, t. LXXVII p. 281; Juli 1873. Tommasi und Michel, über ein neues System pneumatischer Telegraphie. Dieses neue System besteht in der Anwendung des Ammoniakgases statt der comprimirten oder verdünnten Luft als Triebkraft für den Transport der Depeschenbüchsen. Unser Verfahren ist folgendes. Eine Reihe oder ein „Train“ von Büchsen, welche die zu transportirenden Objecte einschließen und mit einiger Reibung in die Röhren passen, wird an dem einen Ende der Röhrenleitung eingefügt. Anstatt nun diesen Train unter Anwendung von Wasser- oder Dampfkraft mit Hülfe comprimirter Luft vorwärts zu schieben, oder mit Hülfe eines vor demselben zu erzeugenden Vacuums herbeizusaugen, treiben wir ihn durch hinreichend comprimirtes Ammoniakgas vorwärts und saugen ihn zugleich mit Hülfe eines in Folge der Absorption von Ammoniakgas durch Wasser gebildeten Vacuums herbei. Wir entwickeln das Gas unter Erwärmung aus seiner Auflösung in Wasser; auch lassen wir es durch Wasser absorbiren. In Folge dieser successiven Absorptionen und Entbindungen ist es immer ein und dasselbe Gas, welches zum Forttreiben oder Herbeiziehen des Depeschentrains dient. Da beide Operationen gleichzeitig vor sich gehen, so wird die Röhrenleitung immer mit Ammoniakgas gefüllt seyn. Die Apparate an jedem Ende der Linie und auf jeder Zwischenstation bestehen im Wesentlichen aus zwei Recipienten oder Kesseln A und B. Der eine Kessel A ist bis zu einer gewissen Höhe mit einer gesättigten Lösung von Ammoniakgas gefüllt, welche erwärmt und auf einer zur Gasentbindung hinreichenden Temperatur erhalten wird. Das Gas comprimirt sich in einem am oberen Theile des Kessels A angebrachten, mit einem Ventil versehenen Recipienten. Bevor das Gas in die Röhrenleitung gelangt, streicht es durch einen langen mit Aetzkalk gefüllten Cylinder, worin es vollständig getrocknet wird. Der andere Kessel B ist mit einer gewissen Quantität Wasser von gewöhnlicher Temperatur gefüllt, wodurch das vor dem Depeschentrain befindliche Ammoniakgas absorbirt und die nöthige Saugwirkung erzielt wird. Wenn das in dem Recipienten B enthaltene Wasser in Folge dieser successiven Aspirationen mit Ammoniakgas gesättigt ist, und daher der Kessel A sein Gas zum größten Theil verloren hat, so läßt man diesen erkalten und erwärmt den Kessel B. Auf diese Weise wird immer die gleiche Menge Gas von Neuem nutzbar verwendet. Die nähere Beschreibung der praktischen Einrichtung des Apparates behalten wir uns für eine andere Mittheilung vor.