Titel: Die Fettwaaren auf der Wiener Weltausstellung 1873; von Dr. Heinrich Schwarz, Professor in Graz.
Fundstelle: Band 210, Jahrgang 1873, Nr. LXXVI., S. 457
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LXXVI. Die Fettwaaren auf der Wiener Weltausstellung 1873; von Dr. Heinrich Schwarz, Professor in Graz. (Schluß von Seite 380 des vorhergehenden Heftes.) Schwarz, über die Fettwaaren auf der Wiener Weltausstellung. Die rohen Wachssorten sind meistens grünlich, gelblich, bräunlich bis dunkelbraun gefärbt, um so dunkler, je älter die Waben waren, aus denen sie gewonnen wurden. Zur Bleichung wendet man selten chemische Mittel (Weinsäure, verdünnte Schwefelsäure, Chlorgas oder Chlorkalk) an, da das so erzeugte Wachs, das wahrscheinlich Chlor in die Zusammensetzung aufnimmt schlecht brennt, sondern benutzt die uralte Bleichmethode durch Luft und Sonnenlicht. Die Wachsbleicher, ich nenne Masotti, Altmann jun. und F. Dollinger in Wien, Fischer in Bistritz, Montalard in Lyon u.a., stellten meistens rohes und gebleichtes Wachs in der Form feiner, gekräuselter Späne aus, was eben die sogenannte Naturbleiche charakterisiren soll. Es wäre freilich leicht, durch nachträgliches Bändern eines chemisch gebleichten Wachses eine Täuschung hervorzurufen. Professor Cavaliere Zinno aus Neapel stellte eine Probe gebleichten Wachses aus, bei der er angab, sie sey ohne Chlor und chlorige Säure gebleicht. Wahrscheinlich liegt hierin die Andeutung, daß es sich um eine andere chemische Bleichmethode, vielleicht mit übermangansaurem oder chromsaurem Kali handelt. Dem Bienenwachs am nächsten steht das Pflanzenwachs, Myricawachs vom Cap der guten Hoffnung, chinesisches Wachs, Carnauba und Ocubawachs von Brasilien, und sind diese Wachssorten auf den Ausstellungen dieser Länder vertreten. Solche wachsartige Ueberzüge auf Früchten und Blüthen kommen auch bei uns in minimalen Mengen auf vielen Pflanzen vor, ich erinnere nur an den Hauch der Pflaumen, und die tropischen Pflanzen, welche zur Gewinnung der genannten Wachssorten dienen, charakterisiren sich eben nur durch das massenhafte Auftreten des Wachsüberzuges. Die Pflanzenwachse, an und für sich schon ziemlich hell gefärbt, werden doch noch einem Bleichprocesse unterworfen und kamen auch hiervon Proben zur Ausstellung. Als dritter mächtiger Concurrent des Bienenwachses ist endlich in neuester Zeit das Erdwachs oder der Ozokerit aufgetreten, was für uns um so mehr Interesse hat, als dieses Product fast ausschließlich Oesterreich angehört. Das Erdwachs kommt bekanntlich in Galizien am Nordrande der Karpathen zu Drohobycz und Boryslaw nesterweise im Salzthon vor und wird theils durch Tagebau, theils durch unterirdischen Betrieb gewonnen. Sein Vorkommen hängt sicher einerseits mit dem des Petroleums, andererseits mit dem des Salzes zusammen. In der sehr großartigen Ausstellung der galizischen Erdöl- und Erdwachs-InteressentenDie Aussteller Hochstetter in Wien, Dingler in Mährisch-Ostrau stellten, wie es schien, das Erdwachs nur als Rohmaterial ihrer Fabrication aus. Auch aus Rumänien (Georgescu Petrache u.a.) und Transkaukasien (Gebrüder Siemens) lagen Erdwachs-Proben vor. lag dasselbe im rohen Zustande mit Einschlüssen von faserigem Gyps und hellen, farblosen Steinsalz-Krystallen, ebenso aber auch in dem Zustande vor, wie man es nach dem Schmelzen und Abschöpfen von den erdigen Bestandtheilen durch Eingießen in schwach conische Formen erhält. Dabei ist die dunklere Farbe, die sich leicht durch das Austreiben der Luft erklärt, die starke Zusammenziehung beim Erkalten, die sich durch das Einsinken der Oberfläche zeigt, endlich der dem rohen Bienenwachse sehr ähnliche Bruch zu bemerken. Aus diesem dunkelbraunen, fast schwarzen Material wurden schon frühzeitig in Galizien Kerzen gefertigt, die trotz ihrer unschönen Farbe mit gutem Lichte brannten. Als nun die Gewinnung größere Dimensionen annahm, gerieth man zuerst auf den Abweg, das Erdwachs als ein Rohmaterial zur Paraffinerzeugung zu verwenden. Wenn man es der zerstörenden Destillation unterwirft, erhält man in der That ein Destillat, das neben Photogen und Solaröl reichliche Mengen eines schwer schmelzbaren Paraffins liefert. Während aber das rohe Erdwachs zu seiner Verflüssigung eine Temperatur von circa 60° C. bedarf, ist das gesammelte Destillat bei gewöhnlicher Temperatur nur butterartig und verflüssigt sich bei circa 35° C. vollkommen. Man opfert also dem Bestreben, das Material zu entfärben, die bei Lichtmaterial hochgeschätzte Eigenschaft der Schwerschmelzbarkeit. Es ist daher als ein ungemeiner Fortschritt zu betrachten, da es in neuester Zeit gelungen ist, das Erdwachs direct zu bleichen. Man erhält dadurch eine vom besten weißen Wachse kaum zu unterscheidende Masse, wie es scheint, mit geringem Verluste. Diese Bleichung brachte in der ausgezeichnetsten Art J. C. Otto in Frankfurt an der Oder in der deutschen chemischen Abtheilung zur Anschauung. Aus Erdwachs in den verschiedenen Stadien der Bleichung war ein Postament aufgebaut, auf dem sich eine Säule von dem reinsten, gelblichweißen Material erhob. Es wäre interessant zu wissen, ob die Dimensionen der einzelnen Bestandtheile etwa den Procenten des gewonnenen Productes entsprachen. Gustav Wagemann in Wien, die galizische Aktiengesellschaft für Naphtafabrication, Dingler in Mährisch-Ostrau stellten übrigens gleichfalls gebleichtes Erdwachs aus. Aus England brachte J. C. und J. Field in Lambeth (London) gebleichten Ozokerit und daraus gefertigte Kerzen zur Ausstellung, welche nach Professor Letheby's Untersuchungen sehr günstige Lichteffecte geben sollen, indem 75,4 Gewichtstheile derselben ebenso viel Licht liefern, als 100 Gewichtstheile Wallrath. Der Schmelzpunkt, mit 59° C. angegeben, kommt dem des Wachses sehr nahe und erlaubt daher auch in tropischen Ländern den Gebrauch der Ozokeritkerzen, wo die gewöhnlichen Paraffinkerzen sich biegen würden. Es handelt sich augenscheinlich hier ebenfalls nur um gebleichtes Erdwachs. Die Art der Bleichung wird übrigens bis jetzt als Geheimniß behandelt. Die Erzeugung von sogenanntem Ceresin war durch eine Ausstellung der k. k. priv. Fabrik in Stockerau repräsentirt. Es handelt sich hier um eine Vermischung des gewöhnlichen Bienenwachses mit mehr oder weniger weichem Paraffin. Die Aehnlichkeit mit reinem Wachs, sowohl im rohen als gebleichten Zustande ist frappant, der Preis natürlich bedeutend niedriger. Von den Fetten, als Rohmaterialien betrachtet, gehen wir nunmehr zu den daraus producirten Fabricaten, den fetten Säuren und Glycerin einerseits und den Seifen andererseits über. In den meisten industriell entwickelten Staaten existiren Stearinfabriken, die fast ohne Ausnahme in den verschiedenen Abtheilungen vertreten waren. Ich nenne da Price Patent Candle Works, Battersea London, ferner Souffrine und Comp. in St. Denis bei Paris, Venèque zu Ivry (das alte Haus Milly), Vialon und Comp. zu Lyon, Gebrüder Lanza in Turin, Liljeholm's technische Fabrik in Stockholm, die Apollokerzen-Fabrik in Schiedam und die königliche Stearinfabrik in Amsterdam, die Pommerenzdorfer und Badische Fabrik in Deutschland, die Fabriken am Petrof in Jelez, Botte in Minsk (Rußland), die Fabrik von Holmblad in Kopenhagen, die Florafabrik in Pest, die Siebenbürger Stearinfabrik in Hermannstadt und endlich die zahlreichen österreichischen Fabriken. Von allen diesen Ausstellern zeichnen sich die österreichischen nicht allein durch die Größe ihrer Ausstellungsobjecte, was durch die wesentlich leichtere Ausstellung zu erklären wäre, sondern auch durch die gleichmäßige Güte ihrer Producte aus. Bei der weiten räumlichen Trennung der Ausstellungsgegenstände ist es für den einfachen Berichterstatter kaum möglich ein Urtheil darüber abzugeben, ob eine oder die andere Fabrik bessere, d.h. weißere oder härtere Waare geliefert. Jedenfalls beweist auch diese Ausstellung, daß Oesterreich in diesem Industriezweige eine hervorragende Stellung einnimmt. Diese ist nicht allein auf den Bezug von vortrefflichem Rohmaterial, sehr hartem Talg aus Oesterreich, Ungarn, den Donaufürstenthümern, Südrußland etc., sondern auch auf eine sehr intelligente, frühzeitig alle Vortheile erfassende Leitung des Betriebes zurückzuführen. Das Ausstellungsobject der Sarg'schen Fabrik in Liesing, ein Postament mit der Büste Milly's gab in wenigen schlagenden Daten die Geschichte dieser Industrie in Oesterreich, in welcher jene Fabrik einen Hauptplatz einnimmt. Es wurde eingeführt in Oesterreich die Kalkverseifung 1838, die Destillation 1850, die Verseifung unter Hochdruck nach Fouché und Wright 1858, die Verseifung im Autoclav nach Milly 1865, die fabrikliche Gewinnung des Glycerins 1854, seine Destillation 1867, endlich seine Krystallisation 1872. Vor Allem das krystallisirte Glycerin verdient unsere Aufmerksamkeit, und es ist geradezu als eine der bedeutendsten Novitäten der Ausstellung aufzufassen. Nachdem es etwa vor 2 Jahren zufällig bei Winterkälte entdeckt und von Professor A. W. Hoffmann in Berlin näher untersucht worden war, ist es der Sarg'schen Fabrik gelungen, dasselbe nach Belieben fabrikmäßig herzustellen. Ueber die Methode der Darstellung ist bisher nichts Näheres bekannt geworden. Wahrscheinlich wird sehr reines Glycerin im Vacuum möglichst vollständig entwässert und dann stärkeren Kältegraden ausgesetzt, worauf man den flüssig bleibenden Antheil von den Krystallen abgießt. Das krystallisirte Glycerin verflüssigt sich bei circa 15° C., konnte daher vom Publicum nur in den ersten Tagen der Ausstellung in fester Form gesehen werden. Nicht weit von der Sarg'schen Ausstellung fanden wir die der ersten Seifensieder-Gewerkschaft, oder, wie die Firma bekannter ist, der Wiener Apollokerzen-Fabrik. Dieß ist eine der größten Fabriken der Art, da sie jährlich nahezu 4 Millionen Kilogrm. Talg verarbeitet, den sie zum Theil selbst aus Australien und Südamerika bezieht. Von der gewonnenen Oleïnsäure wird über 1 Million Kilogrm. zu Seife verarbeitet, der Rest verkauft. Wie weit verbreitet das Renommé der Firma ist, beweist der Umstand, daß im Auslande die besseren Stearinkerzen als Apollokerzen bezeichnet, und die Verpackungsform (Orangepapier) und der Firmastempel möglichst nachgeahmt wird. 2 Dampfmaschinen, 9 Dampfkessel, 9 Dampfkochkessel, 26 große hydraulische Pressen, ein Robert'scher Vacuumapparat zum Concentriren des Glycerins, 4 Seifenkessel zu je 5600 Kilogrm. 200 Seifen-Formkästen, 50 Dochtflecht- 10 Kerzenschneid- und Polirmaschinen, 140 männliche und 192 weibliche Arbeiter beweisen genügend die Großartigkeit des Betriebes. Die Verseifung unter hohem Druck und mit nur 3 Proc. Kalk soll zuerst in dieser Fabrik angewendet, und dabei als wesentliche Verbesserung gegen den ursprünglichen Apparat von Mylli nicht directes Feuer, sondern hochgespannter Dampf zur Erhitzung benutzt worden seyn. Eine dritte sehr hübsche Ausstellung brachte die Johann Hoffmann'sche Fabrik in Algersdorf bei Graz. Es ist dieß ein sehr geschmackvoll aus Stearinkerzen und Stearinguß aufgebauter Tempel mit einer ebenfalls aus Stearin gegossenen Figur der Styria. Die Eleganz der Form und Decoration würde das Object der Kunstausstellung zuweisen, falls es aus anderem Material gebildet wäre; dieses Material aber selbst verdient seiner Härte und Weiße wegen alles Lob. Auch die Fabriken von Semmler und Frenzl in Brunn haben gute Kerzen geliefert, Himmelbauer in Stockerau als Specialität die sogenannten Helioskerzen, ein Gemisch von weichem Paraffin und Stearin, das genügend hart ist und wesentlich billiger zu stehen kommt. Er erzeugt das Paraffin dazu aus galizischem Erdwachse. Alle diese Fabriken arbeiten fast nur mit Talg, den sie jetzt ohne Ausnahme mit nur drei bis vier Procent Kalk, aber unter hohem Druck in geschlossenen Kupferkesseln verseifen. Die Kessel müssen sehr dickwandig sein, um dem nöthigen Druck von circa acht Atmosphären zu widerstehen, und müssen aus Kupfer gefertigt werden, da das Eisen sehr rasch von der sauren Kalkseife angegriffen wird. Es kommt noch hinzu, daß Spuren beigemischten Kupferoxydes, die Säure nur bläulich, Eisenoxyd aber gelblich färbt und so die gewünschte Reinheit des Weiß stärker beeinträchtigt. Selbst diese theueren Kupferkessel müssen nach acht bis zehn Jahren Betrieb erneuert werden, weil sonst ein Zerreissen derselben zu fürchten wäre. Man spart durch diese Methode sehr wesentlich an Chemikalien; die saure Kalkseife trennt sich sehr bequem im geschmolzenen Zustande von der wässerigen Flüssigkeit, und diese selbst ist eine ziemlich concentrirte Lösung von Glycerin, das nach Entfernung des Kalkes durch Oxalsäure und Entfärbung durch Knochenkohle durch Abdampfen concentrirt und zuletzt nöthigenfalls mit Dampf destillirt wird. Bei der massenhaften Verwendung, welche das Glycerin jetzt in den verschiedensten Zweigen der Industrie findet, bildet sein Werth einen bedeutenden Factor der Rentabilität. Hierdurch hat die Kalkverseifung wenigstens dort, wo reiner Talg verarbeitet wird, entschieden das Uebergewicht über den Schwefelsäure-Verseifungs- und Destillations-Proceß gewonnen, wobei das Glycerin geopfert werden muß. Nur da, wo tropische und Abfallfette die Hauptmasse des Rohmateriales ausmachen, die mittelst des letzteren Processes eine größere Ausbeute an festen Säuren ergeben, behauptet er noch das Feld. Die Schiedamer Fabrik, welche gleichzeitig nach dem Kalk- und Schwefelsäure-Verfahren dargestellte Producte vorführt, zeigt dadurch recht deutlich, daß sie beiderlei Rohmaterial gleich bequem beziehen kann. In Frankreich will man mit dem Kalkzusatze bis auf ein Procent herabgegangen seyn, was indessen nur bei stark ranzigen Fetten möglich ist. Unter gewissen Umständen geht die Selbstentmischung z.B. beim Palmöl soweit, daß aus den Fässern bei längerem Lagern fast reines concentrirtes Glycerin abtropft. Bei so verändertem Material kann in der That ein solches Minimum von Kalk genügen. Seife wird fast in allen Ländern der Welt in größerer oder geringerer Menge producirt und von zahlreichen Ausstellern ausgestellt, von denen natürlich nur einzelne namhaft gemacht werden können. Es ist leicht zu erkennen, daß in den Ländern des Mittelmeeres immer noch das Olivenöl in seinen geringsten, nicht mehr zu anderen Zwecken tauglichen Sorten als Seifenmaterial die Hauptrolle spielt. Die altberühmte Genueser, Marseiller, spanische Seife findet sich in unveränderter Art auf der Ausstellung, nur wird sie jetzt wahrscheinlich seltener mit der Barillasoda, sondern mit solcher aus Kochsalz bereitet. Der Seife aus Olivenöl steht die aus der Oleïnsäure der Stearinfabriken am nächsten, die ja fast ausschließlich zur Seife verwendet wird. Die Heimat der eigentlichen Talg-Kernseifen ist Deutschland und Oesterreich; aus Rußland stammt die Hanf-, Leinöl-, Thran-, Schmierseife, während England das Gebiet der Palm-, Cocosnuß-, Palmkern- und Harzseifen ist. Durch die Entwickelung der Industrie und des Handels vermischen sich diese Unterschiede, doch sind sie in ihren Umrissen auch noch auf der Wiener Ausstellung zu erkennen. Nur die Oleïnseife ist universell, wie die Stearinsäure, deren Nebenproduct sie bildet. Sehr zu loben ist es, daß die Aussteller fast überall darauf hingearbeitet haben, eine möglichst neutrale und trockene Seife für Fabrikszwecke herzustellen. Ein motivirtes Urtheil über die exponirten Seifen wäre nur nach einer großen Anzahl vergleichender Analysen möglich, da der Werth der Seife geradezu von ihrer Zusammensetzung abhängig ist. Es wäre zu wünschen, daß die Aussteller genaue Analysen ihrer ausgestellten Muster beigelegt hätten. Ein einziger Aussteller, L. Küntzelmann in Dresden, war offen genug, einem Seifenblock die Aufschrift „Schwindelseife“ bei- und anzugeben, daß darin auf ein Kilogrm. Fett 12 Kilogrm. Wasser enthalten sind. Er stellt übrigens auch noch andere vortreffliche Seifen, so gekörnte Oleïnseife, Leinöl-, Schmierseife, dieselbe mit Talg combinirt, gekörnte Thranseife, Talg-Kernseife mit Carbolsäure gefüllt, Bimsstein-, Honig-, Harzleim-Seife aus und ist überhaupt einer der größten Industriellen in dieser Branche, indem sich sein Umsatz im Jahre 1871 auf 411,000 Thaler belief. Seine Specialität ist übrigens Schmierseife, die besonders schön durch Einmengung glimmerartiger Schuppen von stearinsaurem Natron erscheint. Auch H. Oettinger in Mannheim mit wöchentlich tausend Centner Seife, F. Gruner in Eßlingen mit seinen medicinischen und technischen Seifen, Gröger in Mühlhausen (in Thüringen) sind lobend anzuführen. Die Seifenfabrikanten Hartl u. Sohn in Wien brachten die verdünnte Aetznatron-Lauge in einem Dampfkessel zur Concentration und verwenden den Dampf zum Betriebe einer Dampfmaschine, zum Schmelzen des Unschlittes und zum Kochen der Seife. Erwähnen will ich noch, daß die Masse Glycerinseife, welche jetzt zu Toilettezwecken benutzt wird, nicht mehr durch Zusatz von Glycerin zu einer alkoholischen Seifenlösung und Abdestillation des Alkohols, sondern einfach durch Zusammenschmelzen von Seife und Glycerin hergestellt wird. Freilich ist dann das Freiseyn von überschüssigem Alkali, was sonst diese Seife für empfindliche Haut so empfiehlt, nicht vollkommen gesichert. Das Gießen von Büsten, Schalen, und anderen Decorationsstücken aus solcher Seife erscheint unpassend wegen zu starker Transparenz. Auch die aus undurchsichtigen Cocos- oder Kernseifen hergestellten Ornamente machen keinen angenehmen Eindruck. Laurencin in Marseille, der drei Büsten von Thiers am einmal ausgestellt, gab den Gegnern dieses Staatsmannes Gelegenheit zu allerlei spöttischen Randglossen. Durch ausgedehnte Seifenfabrication zeichnen sich noch aus Kaiser u. Goier in Petersburg mit jährlich 200,000 und Soukouff ebendaselbst mit 160,000 Pud Production. Aus Oesterreich will ich noch F. Fischer in Simmering mit einem großen Sortiment diverser Seifen, Uiblein u. Sohn in Wien mit Schmierseife, Schellinger ebendahier mit Harzseife erwähnen. Die Erzeugung von Seife aus bloßem Abfallfett, Küchen- und Walkfett brachten unter Anderen Houzeau aus Reims, R. Thomson aus Riga und Jungfer aus Görlitz zur Anschauung. Daß natürlich auch die großen Stearinfabriken fast ohne Ausnahme viele und gute Seife producirten und ausstellten, ist selbstverständlich. Beim Kerzenguß ist als Neuigkeit die Anbringung von 4 in der Länge des Lichtes verlaufenden Durchbohrungen zu erwähnen, die unter Anderen Venèque in Lyon zur Ausstellung brachte. Hierdurch soll das Ablaufen des geschmolzenen Stearins nach Außen verhindert werden, was aber unserer Ansicht nach besser durch ein richtig gewähltes Verhältniß zwischen Kerzen- und Dochtdicke geschieht. Zu demselben Zwecke empfiehlt J. C. u. J. Field den Lychnophylax, eine auf das obere Kerzenende aufzusteckende eigenthümliche gläserne Lichtmanchette, die in dem Maaße, als das Licht abbrennt, hinabssinken soll. Das letzte Glied dieser Section bilden die Schmieröle und Schmierfette für leichtere und schwerere Maschinentheile. Während früher hauptsächlich fette Substanzen als Schmiermittel Verwendung fanden, spielen jetzt die Harzöle und Harzöl-Kalkschmieren (die sogenannten belgischen Patent-Wagenfette), ferner die paraffinreichen Solaröle und besonders einige rohe, sehr schwere Petroleumsorten (Vulcan- und Globeöl), endlich seifenartige Combinationen von Fettstoffen mit kohlensauren Alkalien, auch Lösungen von trockener Seife in Theerölen, für sich oder mannichfaltig combinirt, eine wesentliche Rolle. Je mehr ein solches Schmiermaterial den Kraftverlust durch Reibung vermindert, je länger es diese Eigenschaft bewahrt, je langsamer es selbst verharzt, je weniger es die bewegten Metalltheile angreift, desto besser ist es. Ein gewisser Grad von Zähflüssigkeit ist besonders bei schwerbelasteten Achsen erwünscht, indem sonst das Schmiermittel zwischen den sich reibenden Theilen herausgepreßt wird. Auch bei leichten, aber sehr rasch laufenden Achsen ist etwas Dickflüssigkeit rathsam, da sonst das Schmiermittel durch die Centrifugalkraft zu rasch zerstreut wird. Das früher allgemein angewendete Baumöl wird jetzt vielfältig durch Rüböl ersetzt (das man entweder im rohen Zustande nach längerem Ablagern verwendet, oder mit sehr wenig Schwefelsäure raffinirt und möglichst vollkommen auswäscht. Die beim Raffiniren nebenbei entstehende freie Oelsäure ist freilich so nicht zu entfernen. Höchstens durch Digestion mit Alkohol wäre dieß möglich, da dieser wohl freie Oelsäure, aber kein oder nur wenig neutrales Oel auflöst. Durch Zusatz von Ricinusöl, Harz, Harzöl, in Oel gelöstem Kautschuk sucht man diesem entsäuerten Oele die nöthige Dickflüssigkeit oder Cohäsion zu geben, die beim Raffiniren sich vermindert. Solche Maschinenöle werden von sehr vielen Oelfabrikanten ausgestellt. Die Eigenschaft, in der Luft zu verharzen, besonders bei Gegenwart von Metallen und bei Erwärmung, tritt besonders bei fetten Oelen aus dem Pflanzenreiche hervor. Nur das hochgereinigte Olivenöl, noch mehr das Klauenöl, ein thierisches Fett, sind davon ziemlich frei. Sie dienen daher als bevorzugtes Schmiermittel für Uhren und Nähmaschinen. Auch von dieser Art von Oelen sind verschiedene Muster besonders von Schweizern ausgestellt. Auch Deutschland, und zwar Württemberg, wo die Uhrenindustrie blüht, hat zwei Aussteller solcher Oele aufzuweisen. England und Amerika haben in ihrem Wallrath- und Specköl ebenfalls vortreffliche Schmieröle. Die Zahl der Aussteller von gemischten Schmieren ist eine sehr große. Besonders schön und vollständig ist die betreffende Sammlung von Gustav Wagemann in Wien,