Titel: Miscellen.
Fundstelle: Band 210, Jahrgang 1873, Nr. , S. 154
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Miscellen. Miscellen. Höchst schwerschmelzbarer deutscher Dinasstein. Hr. Dr. Carl Bischof in Wiesbaden theilt Folgendes mit: „Unter verschiedenen Dinasstein-Fabricaten, welche mir in letzter Zeit zugeschickt wurden, beschreibe ich nachstehend ein solches, das auf Grund mehrfach abgeänderter vergleichender Versuche mit den besten englischen, in mehr als einer Beziehung als ein vorzügliches zu bezeichnen ist. Dasselbe ist angefertigt in der renommirten Fabrik feuerfester Producte von R. Keller in Stolberg bei Aachen. Der vorliegende gelbliche, außen fein punktirte Stein fühlt sich körnig und nicht glatt an, ist ohne Klang, scheitert beim Anschlagen, und es sind hier und da Rißchen zu bemerken. Der körnige Bruch läßt eine sehr gleich dichte, nicht löcherige und wenig fleckige Masse erkennen, eine mäßig feinkörnige, in welcher größere Theile bis zur Größe eines Pfefferkorns innigst, aber nicht häufig und von der Grundmasse kaum unterscheidbar, eingebettet liegen. Der Stein ist im Ganzen nicht sehr fest und weicht in dieser Hinsicht von den englischen ab, die außen glatt oder gleichsam candirt und überhaupt compacter erscheinen und innen eine zuckerartige, durch partielle Verschmelzung bewirkte Verkittung einer sehr feinen Grundmasse mit einem reichlicheren und meist gröberen Zusatze aufweisen. Wegen dieser im Allgemeinen größeren mechanischen Festigkeit der englischen Steine sind dieselben, wie bekannt, transportfähiger; doch hat diese nützliche Eigenschaft auch ihre Schattenseiten. Die englischen, namentlich die mehr candirten, glasharten Steine zeigen eine größere Empfindlichkeit gegen raschen Temperaturwechsel und eine fatale Neigung zum Abspringen. Auch sind sie schwieriger zu behauen. Bei einem geringeren Grade von mechanischer Festigkeit sind diese Nachtheile auch ebenso von geringerer Bedeutung, und es dürfte das vorliegende Fabricat, dessen Festigkeit für einen nicht allzu fernen Transport wohl ausreichen mag, rationeller den in dieser Hinsicht difficilen Punkt getroffen haben. Zu dem Stolberger Dinasstein wird ein grauer, feinkörniger und sehr harter Sandstein der Steinkohlenformation des dortigen Indebeckens verwendet. Die Steine werden hergestellt im gewöhnlichen englischen Format (Square Brick), 9 × 4 1/2 × 2 1/2 Zoll, und kosten circa 6 Thaler per 1000 Pfd. ab Stolberg. Pyrometrische Bestimmung. – Eine Durchschnittsprobe der fraglichen Steinmasse feinst pulverisirt und controllirter Platin-Schmelzhitze ausgesetzt: ist noch körnig und staubt ab beim Schaben mit dem Messer. Die Masse erscheint schön weiß und fast ohne Verdichtung auf dem Bruche. Damit ebenso eine Probe des besten englischen Dinassteines, die mechanisch fester, doch nicht bedeutend, verglichen: ist gleichfalls körnig und staubt ab beim Schaben mit dem Messer. Der Bruch erscheint mehr verdichtet, und die Färbung ist eine graulich-weiße. Ein anderer bester englischer Dinasstein, der wesentlich fester, in derselben Weise verglichen: ist gleich körnig und abstaubend; doch erscheint der Bruch ebenfalls mehr verdichtet, und die Färbung ist eine graue mit einem Stich in's Gelbliche. Ferner ebenso heftig geglüht Bruchstücke des fraglichen Steines: bilden eine lose, zusammengesinterte körnige Masse ohne Glanz. Nur die gröberen Theile zeigen eine glänzende, schmelzartige Umhüllung. In derselben Weise geglühte Stücke der besten englischen Dinassteine: bestehen aus einer verdichteten (wie mit Oel getränkten) Grundmasse, von welcher die gröberen, übrigens gut erhaltenen schneeweißen Theile mehrfach rissig sich abgelöst haben. Schließlich zwei gleiche, cylindrische Probesteinchen zurecht gehauen aus dem deutschen und dem besten englischen Stein und einander kreuzweise gegenüber auf einem Untersatze dem offenen, heftigsten Feuer (annähernder Platin-Schmelzhitze) eine Stunde lang ausgesetzt: bilden beide Steinchen eine verdichtete, aber geschlossene, fast unveränderte Masse. Dagegen ist bei dem englischen die Grundmasse zwischen den groben Körnern theilweise schon ausgeflossen, wodurch letztere hervortreten und die Proben ausgefressen erscheinen. Deßgleichen nach zwei Stunden: sind die deutschen Steinpröbchen im Ganzen noch erhalten, das Innere bildet eine ölige, verdichtete Masse, und nur äußerlich an der Peripherie zeigen sich ausgeflossene Höhlungen. Dagegen sind die englischen von weit größeren und durch und durch gehenden Höhlungen bis in das Innere erfüllt. Die quantitative Bestimmung des Eisens und des Kalkes in dem bezeichneten Dinasstein durch Digeriren erst mit concentrirter Schwefelsäure, und alsdann mit Salzsäure ausgezogen, ergab 0,23 Proc. Eisenoxyd und nur Spuren von Kalk, also wesentlich geringere Mengen, als in den besten englischen Dinassteinen gefunden werden. Zusammenfassung. Auf Grund vorstehend beschriebener Versuche ergibt sich demnach: Der vorliegende deutsche Stein als Ganzes genommen ist nicht allein höchst schwerschmelzbar, sondern übertrifft noch entschieden und evident in pyrometrischer Hinsicht die besten englischen Dinassteine. Unterscheidet man zwischen Grundmasse und dem gröberen Zusatz, so ist demnach die inländische, nicht so feinkörnige und lose, aber gleichmäßig dichtere Grundmasse mehr schwerschmelzbar, als die englische; dagegen verhält sich der grobe, dort mehr verschwindende Zusatz, der sich aber fester und ohne Risse brennt, nicht so strengflüssig wie bei dem englischen. Hinsichtlich geringerer Empfindlichkeit gegen Temperaturwechsel und geringeren Abspringens dürfte zugleich dem Keller'schen, mechanisch weniger festen Fabricat ein mehr günstiges Prognostikon zu stellen seyn.“ (Berggeist, 1873, Nr. 30.) Der Gay-Lussac'sche Apparat bei der Schwefelsäurefabrication. Geh. Rath Dr. Kunheim hielt im Verein zur Beförderung des Gewerbfleißes in Preußen einen Vortrag über die Anwendung des Gay-Lussac'schen Apparates bei der Schwefelsäurefabrication. Bei der großen Ausdehnung, welche die Schwefelsäurefabrication in der Neuzeit namentlich durch die Fabrication der künstlichen Dünger gewonnen hat, hat sich der Gay-Lussac'sche Apparat als nothwendig für die Oekonomie der Fabrication erwiesen; er ist aber auch geeignet, die Uebelstände zu beseitigen, die mit der Schwefelsäurefabrication für die Nachbarschaft verbunden sind; trotzdem gibt es noch viele Fabriken, die theils des Kostenpunktes wegen, theils aus mangelnder Kenntniß der Wirksamkeit des Apparates sich weigern, denselben einzuführen. Der Apparat besteht aus einem Thurm, durch den von oben nach unten concentrirte Schwefelsäure fließt, während die gasförmigen Stickstoffverbindungen des Sauerstoffes aus den Bleikammern unten in den Thurm geleitet und bei dem Aufsteigen durch die herabfließende Schwefelsäure absorbirt werden. Daß die Absorption der für die Nachbarschaft schädlichen Gase eine vollständige ist, erkennt man aus dem Umstande, daß die oben aus dem Thurm entweichende Luft bei guter Bedienung des Apparates vollständig farblos erscheint. Die unten abfließende, mit den Stickstoffverbindungen gesättigte Schwefelsäure gelangt in die Bleikammern zurück, um neue Mengen schwefliger Säure zu Schwefelsäure zu oxydiren. Zur vollständigen Absorption der schädlichen Gase kommt es hauptsächlich auf die gleichmäßige Vertheilung der Schwefelsäure an. Die früher angewandten Mittel haben diesen Zweck nur in unvollkommener Weise erreicht. In des Vortragenden Fabrik ist seit längerer Zeit zur gleichmäßigen Vertheilung der Schwefelsäure über dem Thurme ein Segner'sches Rad angebracht. Dasselbe wird durch Ausfließen der Schwefelsäure in bekannter Weise in rotirende Bewegung versetzt, und ermöglicht eine äußerst gleichmäßige Vertheilung der Schwefelsäure. Es hat sich die Anwendung dieses Rades vortrefflich bewährt und ist dasselbe als das beste Hülfsmittel bei dem Gebrauche des Gay-Lussac'schen Apparates zu empfehlen. Verbesserung der Sicherheitslampe. Die HHrn. Sutcliffe und Clayton zu Dewsbury haben ein Patent auf eine Verbesserung der Sicherheitslampe erhalten, welche die Abnahme des Gaze-Cylinders ohne augenblickliches Auslöschen der Lichtflamme verhindern soll. Die Verbesserung besteht in Anbringung eines Löschers von angemessener Gestalt und Größe, welcher auf zwei auf dem Oelbehälter befestigten aufrechtstehenden Ständern auf- und abgeleitet und durch einen an einem der letzteren befestigten Fanghebel in seiner Stellung über der Lichtflamme gehalten wird. Dieser Fanghebel steht mit einer gegliederten Stange in Verbindung, welche sich in einem in der Decke des Oelbehälters befindlichen Geleise bewegt, während am unteren Ende des Gaze-Cylinders ein Sperrrad angebracht ist. Bei dem Aufschrauben des Gaze-Cylinders auf die Lampe weicht die gegliederte Stange den Zähnen des Sperrrades aus, wird aber bei einem Versuch zum Abschrauben des Cylinders fortbewegt und drückt dann auf den Fanghebel, so daß der Löscher frei wird und auf die Lichtflamme niederfällt. Der Gaze-Cylinder kann auch durch einen Schlußstift befestigt und dieser hierauf versiegelt werden, um dessen Herausnahme zu verhindern. (Berggeist.) Darstellung chemisch reinen Phosphorwasserstoffgases. Nach Prof. A. W. Hofmann läßt sich reines von Wasserstoff freies Phosphorwasserstoffgas nur durch Zersetzung von Jodphosphonium durch schwache Kali- oder Natronlauge erhalten. Zu dem Ende bringt man das Jodphosphonium in erbsengroßen Stückchen mit gröblich zerstoßenen Glasstückchen gemischt in ein kleines Standgefäß (ein circa 8 Zoll hohes und 2 Zoll weites Cylinderglas mit Fuß), dessen doppelt durchbohrter Kautschukkork ein Trichterrohr mit Kugel und Hahn und ein Entwickelungsrohr trägt. Durch tropfenweises Zufließenlassen von schwacher Kali- oder Natronlösung erhält man dann ohne alle Erwärmung einen regelmäßigen Strom Phosphorwasserstoffgas, den man beliebig unterbrechen und wieder in Gang setzen kann. Aus 7,5 Grm. wird nahezu ein Normalliter des Gases erhalten. Dasselbe wird durch Chlorkalk völlig absorbirt, ist daher ganz frei von Wasserstoffgas. Das Gas ist nicht freiwillig entzündlich, entzündet sich jedoch mit Leichtigkeit beim Durchleiten durch Salpetersäure, welche eine Spur salpetrige Säure enthält. Leitet man das Gas durch Wasser und hält dicht über das Niveau dieses vorgeschlagenen Wassers einen mit rauchender Salpetersäure oder mit Chlor- oder Bromwasser benetzten Glasstab, so sieht man jedes sich entwickelnde Bläschen des Gases unter den bekannten Erscheinungen (unter Emporsteigen schöner ringförmiger Nebel) sich entzünden. Die eigentliche Entzündungstemperatur des Gases liegt höher als 100° C., da es durch siedendes Wasser nicht entzündet wird. Es entzündet sich dagegen mitunter durch Reibung des Glasstöpsels beim Aufbewahren desselben in Glasflaschen. Färben der Garne mit Anilinschwarz. Zum Färben der Garne mit Anilinschwarz kann das gewöhnliche Verfahren nicht angewendet werden, da die Luft in den Oxydirkammern nicht die ganzen Garnstränge durchdringen kann, und diese daher im Inneren keine Farbe annehmen. Ch. Lauth hat daher versucht, auf der Faser zuerst ein unlösliches Oxydationsmittel zu fixiren, und dann das Garn durch ein Anilinbad zu ziehen. Mangansuperoxyd als Oxydationsmittel gibt gute Resultate, nur bietet das Fixiren auf die Faser einige technische Schwierigkeiten dar. Das Oxyd aus übermangansaurem Kali sich auf das Garn niederschlagen zu lassen, wäre zu kostspielig; das einzige praktische Verfahren besteht in der Erzeugung des Hyperoxydes auf der Faser durch Oxydation von Manganoxydul. Die mit concentrirter Manganchlorürlösung getränkten Garne werden in ein Bad von caustischem Natron gebracht, dann gewaschen und auf passende Weise (durch Chlorkalklösung) oxydirt. Die einzige Schwierigkeit, welche dieses Verfahren darbietet, und welche zu überwinden noch nicht gelungen ist, liegt in der Anwendung von caustischem Natron, da dasselbe ziemlich concentrirt angewendet werden muß. Die Arbeiter verweigern nach sehr kurzer Zeit, damit weiter zu arbeiten, da ihre Hände schrecklich angegriffen werden. Toluidin gibt unter dem Einfluß der Oxydationsmittel, welche Anilin in Schwarz verwandeln, eine violette Farbe, und Naphtylamin eine braune. (Deutsche Industriezeitung, 1873 Nr. 26.) Bleichen der Wolle. Zum Bleichen der Wolle wird vorgeschlagen, auf je 100 Kil. derselben in einer hölzernen Kufe von hinreichender Größe 5 Kil. doppelt-schweflig saures Natron in Wasser aufzulösen und 2 Kil. Salzsäure hinzuzusetzen. In die nunmehr stark schweflige Säure haltende Flüssigkeit bringt man die vorher gewaschene Wolle und behandelt sie 5 bis 6 Stunden lang in dem Bade. Lose Wolle wird mit Krücken umgezogen, Wollengarn wird auf Stöcken in das Bad gebracht, wie zum Färben, und in gewöhnlicher Weise umgezogen. Die gebleichte Wolle kommt dann in das Blaubad, welches zugleich als Spülbad dienen kann. Man kann auch die Wolle mittelst einer Sprengmaschine oder ähnlichen Vorrichtung gleichmäßig mit der Auflösung des doppelt-schwefligsauren Natrons in 100 Liter Wasser einsprengen und dann in ein Bad mit 2 Kil. Salzsäure bringen, welche nach jeder Operation eine ziemliche Quantität freier schwefliger Säure enthält. (Reimann's Färberzeitung, 1873 Nr. 31.) Künstliches Catechu. Rave extrahirt aus dem Mahagoni- und Palisanderholz einen Farbstoff, der alle Eigenschaften des Catechu besitzt. Vor der Extraction werden die gepulverten Hölzer ähnlich der Stärke geröstet, dann mit Wasser ausgezogen und schließlich bis zur Syrupsconsistenz oder zur Trockne abgedampft. (Reimann's Färberzeitung. 1873 Nr. 31.) Ammoniakseife. Eine zum Entfetten der Wolle vorzüglich geeignete Ammoniakseife erhält man nach F. Ashart, indem man gefaulten Urin mit einer Säure oder einem Metallsalz sättigt, Kali- oder Natronseife hinzufügt, bis keine Ausscheidung mehr erfolgt, und das Ausgeschiedene, welches wie ein Coagulum obenauf schwimmt und die Ammoniakseife ist, mittelst eines Durchschlages von der Flüssigkeit trennt und abtropfen läßt. Diese Seife ist in Wasser wenig löslich, löst sich aber in den schwächsten alkalischen Flüssigkeiten auf. (Le Technologiste, Juli 1873 S. 306.) Feuerschutz-Stärke zum Unverbrennlichmachen von Bekleidungsgegenständen. Zur Bereitung eines Stärkepräparates zum Unverbrennlichmachen von Geweben gibt Hager (pharmaceutische Centralhalle) folgende Vorschrift: 10 Thle. weißgebrannte und gepulverte Knochen werden zuerst mit 50 Thln. heißem Wasser übergossen, dann allmählich 6 Thle. englische Schwefelsäure zugefügt. Die gut verrührte Mischung wird 2 Tage lang an einem warmen Ort unter bisweiligem Umrühren hingestellt, dann nach Zugabe von 100 Thln. destillirtem Wasser filtrirt. Der Flüssigkeit werden 5 Thle. Bittersalz, vorher in 15 Thln. destillirtem Wasser gelöst, zugefügt, dann in der Kälte so viel Ammoniak unter Umrühren zugesetzt, daß die Mischung darnach riecht, der ausgeschiedene Niederschlag in Leinwand geschlagen, ausgepreßt, an einem mäßig warmen Ort getrocknet und dann zu feinem Pulver gerieben. Von diesem Pulver (phosphorsaurer Ammoniak-Magnesia) werden 2 Thle. mit 1 Thl. wolframsaurem Natron und 6 Thln. Weizenstärke genau gemischt und mit ein wenig blauem Carmin dem Pulver ein bläulicher Schein gegeben. Es ist sorgfältig darauf zu sehen, daß weder die verwendeten Materialien eisenhaltig sind, noch daß während der Bereitung auf andere Weise Eisen in das Pulver komme. Zum Gebrauche wird das Pulver mit der etwa doppelten Menge kaltem Wasser angerührt und dann so viel kochendes Wasser unter Umrühren zugesetzt, daß eine schleimige Flüssigkeit entsteht, in welche die unverbrennlich zu machenden Bekleidungsgegenstände etc. eingetaucht werden. Zur Anwendung von Bucher's Feuerlösch-Dosen. Im Hause Postplatz Nr. 309 A in Zwickau entstand kürzlich in einem Keller, welcher Ballons und Fässer mit Benzin, Petroleum, Terpenthin und anderen Oelen, Firniß u. dgl., sowie Spirituosen enthielt, durch Zerspringen eines Ballons Benzin, trotz gut verschlossener Kugellaterne, ein Brand, vor dem sich die anwesenden Commis und Lehrlinge durch eiligste Flucht erretteten. Glücklicherweise brachte der gegenüber wohnende Besitzer des „Hôtel zur Post,“ die in seinem Besitze gehabten Bucher'schen Feuer-Lösch-Dosen, mit welchen hier in früheren Jahren schon einige Brände gelöscht wurden, sofort herbei, die ich, schnell hinzukommend, allein, also ohne Wasser, und mit so gutem Erfolge anwendete, daß nur ein Theil der Vorräthe von Petroleum, Benzin, Terpenthinöl u.s.w. verbrannte, das Spirituosenlager aber ganz gerettet wurde. Zu mehreren dabei gemachten interessanten Wahrnehmungen, gehört auch die, daß der untere Theil eines Ballons Terpenthinöl, dessen oberer Theil durch die Hitze abgesprungen war, nach der Brandlöschung noch mit Terpenthinöl gefüllt gefunden wurde, was auf eine schnelle Wirkung der genannten Lösch-Dosen schließen läßt. Zwickau, 11. October 1873. Ernst Becker, Branddirector. Schwefelgehalt des Londoner Leuchtgases. Bisher war bekanntlich ein Gehalt an Schwefel im Londoner Gas gestattet von 20 Grains in 100 Kubikfuß Gas. Nachdem nun die ausführlichsten Untersuchungen über den Schwefelkohlenstoffgehalt des Leuchtgases und dessen Beseitigung ausgeführt worden sind, gestaltet die Centralbehörde jetzt einen Gehalt von 25 Grains in 100 Kubikfuß und stellt in Aussicht, daß für die Wintermonate ein noch größerer Gehalt gestattet werden solle. (Journal für Gasbeleuchtung, 1873 S. 365.) Prüfung des Wassers. Um das Wasser des neuen städtischen Wasser-Hebewerkes zu Breslau zu jeder Zeit auf seine Reinheit, insoweit dieselbe durch das Auge wahrnehmbar ist, prüfen zu können, hat man an einem leicht zugänglichen, hellen Orte des Maschinenraumes zwei cylindrische weiße Gläser von 0,026 Met. Weite und 0,26 Met. Länge neben einander angebracht. In das eine fließt durch ein Rohr fortwährend filtrirtes Wasser aus dem Hochresevoir, während es durch ein anderes Rohr wieder abläuft. Das andere Glas ist zur Vergleichung mit destillirtem Wasser angefüllt. Unter den Gläsern befindet sich eine weiß lackirte Blechtafel. Der controllirende Maschinist sieht durch die Gläser auf die weiße Blechtafel und kann so die Reinheit des filtrirten Wassers in der Farbe, gegenüber dem destillirten, zu jeder Zeit erkennen und darnach den Gang einer Maschine reguliren. Um das filtrirte Wasser in Bezug auf etwa darin aufgelöste Fäulniß- und Verwesungsproducte zu prüfen, wendet man in jeder Woche folgendes Verfahren an. Es werden in ein bestimmtes Maaßglas 100 Kubikcentimeter filtrirtes Wasser eingefüllt, und dieselben mit 4 Kubcent. verdünnter Kalkmilch und 3 Kubcent. Lösung von übermangansaurem Kali vermischt. Nachdem das Gemisch eine Stunde lang ruhig gestanden hat, wird die Färbung beobachtet. Ist noch eine röthliche Färbung der Mischung vorhanden, so bedürfen die organischen Substanzen des Wassers zu ihrer Oxydation durch übermangansaures Kali höchstens 3 Kubcent. der Lösung desselben pro 100 Kubcent. Wasser. Ist hingegen nach Verlauf einer Stunde eine vollständige Entfärbung eingetreten, so werden zwei neue Mengen des Wassers von je 100 Kubikcent. nur 4, resp. 5 Kubcent. der Lösung von übermangansaurem Kali versetzt, und es wird dann beobachtet, welche derselben binnen einer Stunde entfärbt wird. Ueber 6 Kubcent. der Lösung dürfen für 100 Kubcent., bei gutem Trinkwasser nicht verbraucht werden. Bei dem gewöhnlichen Wasserstande der Oder sind 3 Kubcent., in der Zeit jedoch, wo die Oder einen hohen Wasserstand und eine gelbe Färbung hat, 3 bis 4 Kubcent. Lösung nöthig. (Deutsche Industriezeitung, 1873, Nr. 25.) Ueber den Nachweis von Pikrinsäure im Biere; von Dr. Heinr. Brunner in Zürich. Pohl war es, welcher zuerst die Eigenschaft des weißen Wollgarnes, aus einer Pikrinsäurelösung die Pikrinsäure völlig auf sich niederzuschlagen, zum Nachweis derselben benutzte. Die überraschend scharfen Resultate, welche er erhielt, veranlaßten mich einige Versuche anzustellen, die zu einer kleinen Erweiterung dieser sonst so schönen Methode führten. Zunächst machte ich die Beobachtung, daß die Färbung der Wolle sicherer und leichter bei etwas erhöhter Temperatur (Wasserbad) und nach vorherigem Ansäuern des Bieres mit Salzsäure vor sich geht, gleichzeitig aber war nicht zu verkennen, daß sich auf der Wolle außer der intensiv gelben Farbe der Pikrinsäure auch noch färbende Extractivstoffe des Bieres abgeschieden hatten, die dem Ganzen eine schmutzig braungelbe Färbung ertheilten. Ich suchte daher nach einem Mittel, die Pikrinsäure von der Wolle zu trennen und selbst in kleinster vorhandener Menge noch anderweitig nachzuweisen, was folgendermaßen gelang: Man erwärmt das gefärbte Wollgarn mit schwacher Ammoniakflüssigkeit, welche demselben alle Pikrinsäure entzieht, filtrirt und concentrirt die erhaltene Lösung bis auf einen geringen Rückstand im Wasserbade; alsdann setzt man einige Tropfen Cyankaliumlösung hinzu. War nur die geringste Spur von Pikrinsäure vorhanden, so tritt eine rothe Färbung von entstehendem isopurpursaurem Kali ein. Es ist Praktikanten des Laboratoriums und mir auf diese Weise wiederholt gelungen in einem Schoppen bayerischen Bieres 1 Milligramm Pikrinsäure nachzuweisen. (Pharm. Post.) Japanischer Lack. Die Schönheit der japanischen lackirten Waaren hat, wie Jedermann weiß, schon lange den Wunsch entstehen lassen, dieselben in gleicher Vollendung auch in Europa anfertigen zu können, doch blieben alle Versuche bisher vergeblich. Man gab sich der Ansicht hin, daß Säfte von uns unbekannten Pflanzen zur Bereitung mitverwendet würden. Es war zu bedauern, daß von den vielen Europäern, welche, besonders in letzter Zeit, Japan besuchten, sich Keiner eingehend mit der Frage beschäftigte. In Holland wurden und werden bis zur Stunde lackirte Kästen mit Einlagen von gemalter Perlmutter verfertigt, welche ganz in japanischer Manier und wie man meinte mit aus Japan importirtem Lack ausgeführt sind. Ein solcher, besonders schöner Kasten befindet sich gegenwärtig in der permanenten Ausstellung des bayerischen Gewerbemuseums. Derselbe ist nicht nur außen, sondern auch innen auf allen Flächen, die Deckel innen und außen, mit dieser prachtvollen Malerei verziert. Es wird nun gewiß von Interesse seyn, eine kurze Beschreibung der Fabrication dieser Waaren kennen zu lernen, welche auf amtlichen Erhebungen beruhend, beweist, daß die Vortrefflichkeit und Schönheit derselben nicht allein in der Güte des verwendeten Lackes, sondern namentlich in der sorgfältigen Bearbeitung begründet ist. Zur Bereitung des Lackes wird der härteste Copal, besonders Zanzibarcopal verwendet, zur Erreichung der tiefschwarzen Farbe wahrscheinlich Tusch (ostindische Tinte). Der Lack wird nicht aus Japan importirt, sondern führt in Holland den Namen „Deutscher prima Japanischer Lack.“ In Rotterdam lebt ein Lackirer, welcher ihn bereitet, aber die Art und Weise als Geheimniß bewahrt. Nachdem die Gegenstände ein par Mal mit Lack überzogen sind, werden sie nochmals lackirt und in diesen Ueberzug, so lange er noch klebrig ist, die dünn geschliffene Perlmutter eingelegt. Die Figuren werden ausgesägt, häufig wiederkehrende Formen ausgestanzt oder mit Zangen ausgekneipt. Die Gegenstände werden nun in einem Ofen getrocknet, wodurch der Lack und die Perlmutter die nöthige Festigkeit bekommen. Nach abermaligem Ueberstreichen mit Lack und Trocknen im Ofen wird mit Bimsstein der Lack von der Perlmutter abgeschliffen, und dieses wechselweise ganz Ueberstreichen und von den erhöhten Stellen wieder Abschleifen des Lackes solange fortgesetzt, bis die Perlmutter so dünn und der Lack so dick geworden sind, daß eine glatte Fläche hergestellt ist. Die Politur wird mit Tripel gegeben. Die Malerei, in Farben oder Gold, hängt von der Geschicklichkeit und dem Geschmack des Arbeiters ab. Die Vergoldung wird entweder mit Blattgold oder Bronzepulver in der gewöhnlichen Weise erzielt und solche Stellen, welche als Relief hervortreten sollen, werden mit einer dicken Lackfarbe aufgetragen, angetrocknet, geschliffen, gemalt und vergoldet. (Kunst und Gewerbe.) Die Macadamisirung der Straßen mit Asphalt. Die Macadamisirung der Straßen mit Asphalt statt der stets reparaturbedürftigen Steinpflasterung besteht in den großen amerikanischen Städten schon seit Jahren. Auch in einigen europäischen Hauptstädten wie Paris, London, Petersburg und Wien sind Versuche mit dieser Art Pflasterung gemacht worden, die überall vom günstigsten Erfolge begleitet waren. In Berlin werden dieselben gegenwärtig von einer englischen Gesellschaft fortgesetzt. Diese Gesellschaft besitzt zu Val de Travers in der Schweiz eigene Gruben, wo sie eine vortreffliche bituminöse Erde gewinnt. Diese wird nach der Ankunft am Bahnhofe in Berlin auf 130° R. erhitzt und in eigens hierzu construirten Wagen nach der Markgrafenstraße gebracht. Dort ist auf dem Straßenkörper eine fast unzerstörbare Betonschicht geschaffen worden, worauf die Flüssigkeit, welche noch ungefähr 100 Wärmegrade besitzt, ausgegossen, auseinandergezogen und bis zu einer Schichte von 5 Centimeter Durchmesser mit eisernen Rammen eingestampft wird. Hierauf regelt man die Oberfläche, indem man eine Walze im Gewicht von 2 – 3000 Kilogramm darüber fortzieht. Zwei Stunden später kann die Straße bereits dem Verkehr übergeben werden. Ist diese Asphaltmasse von einiger Güte, so hält eine solche Straße wenigstens fünfzehn Jahre lang, ohne reparaturbedürftig zu werden. Trotz größerer Anlagekosten ist diese Art von Macadamisirung doch billiger als Steinpflasterung, die nur allzu häufig Reparaturen nöthig macht. Staub und Koth werden auf solchen Straßen vermindert und das Wagengerassel hört auf. In London sind mit Asphalt aus dem Val de Travers bereits über 250,000 Quadratmeter Straßen bedeckt. In Deutschland übernimmt die Firma A. Martenstein in Offenbach a. M. Aufträge von Asphalt-Arbeiten jeder Art unter 10–15jähriger Garantie. (Dresdener Gewerbevereins-Zeitung.) Mittel gegen den Schwamm in Gebäuden. Gegen den Schwamm in Gebäuden empfiehlt M. Hochberger in Reichenau (deutsche Industriezeitung, 1873, Nr. 27) Petroleum; nach seinen bisher gemachten Erfahrungen ist kein Mittel so wirksam als das Anstreichen oder Bespritzen der mit solchem Schwamm bewachsenen Wände oder Holzwerk mit Petroleum. Hiervon wird der Schwamm sofort dunkelbraun oder schwarz und fällt in kurzer Zeit ab. Freilich werden Wände und Dielen vom Anstrich gefleckt, aber das Petroleum verflüchtigt sich in einiger Zeit und damit verschwinden auch die Flecken. Als eine solche Operation vor 3 Jahren an einer solchen schwammigen Stelle vorgenommen wurde, verschwand der Schwamm und bis heute ist die Stelle noch ganz rein.