Titel: Verbrennungsofen von Rob. Muencke.
Fundstelle: Band 212, Jahrgang 1874, Nr. LIII., S. 315
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LIII. Verbrennungsofen von Rob. Muencke. Mit Abbildungen. Muencke's Verbrennungsofen. So mannigfaltig auch die Constructionen der verschiedenen Verbrennungsöfen sind, welche gegenwärtig in den chemischen Laboratorien Anwendung finden, so entsprechen sie doch nicht vollständig den Anforderungen, welche die Neuzeit ihnen stellt. Ist es einerseits die Flammen-Regulirung, die bei den meisten der gebräuchlichsten Oefen noch sehr mangelhaft ist, so ist es andererseits die größere Ausdehnung, die gelinge Beweglichkeit und der hohe Preis, welcher einer allgemeineren Anwendung Schwierigkeiten bereiten. Der nachstehend beschriebene Verbrennungsofen soll diese Uebelstände möglichst beseitigen. Der Verbrennungsofen besteht aus 1, 2, 3 oder mehreren vierstrahligen Gaslampen, je nach Größe des anzuwendenden Verbrennungsrohres. Jede vierstrahlige Gaslampe ist ein System von vier – in einer Ebene stehenden und auf einem horizontalen, mit eisernem Fuß versehenen Rohre festgeschraubten – Brennern, welche mit Flammen-Regulirungsvorrichtung versehen sind. Nachstehender Holzschnitt I zeigt eine solche Gaslampe in 1/6 der natürlichen Größe. Holzschnitt I, Bd. 212, S. 315 Die Flammen-Regulirung ist von derselben Construction wie an dem von mir beschriebenen Universalbrenner.Vergl. Dingler's polytechn. Journal 1874, Bd. CCXII S. 141 (zweites Aprilheft). In der inneren Wandung des hohlen Ringes, dessen Peripherie hier achteckig gestaltet ist, um die Anwendung eines kleinen Schraubenschlüssels zu ermöglichen, befinden sich diametral entgegengesetzt zwei Oeffnungen, deren Stellung genau zwei eben solchen in dem Conus entspricht, auf dem sich die Regulirungsvorrichtung drehen läßt. Diese Oeffnungen vermitteln den Zutritt des Gases in den Brenner selbst. Eine oberhalb des Ringes angebrachte Hülse trägt zwei gegenüberstehende Luftlöcher, welche zwei ebensolchen in dem inneren Conus entsprechen, welcher die Gasausströmungs-Oeffnung umschließt. Je nach der Stellung dieser Oeffnungen zu einander wird mit dem Gaszutritt auch gleichzeitig die Zuströmung der Luft regulirt und ein Zurückschlagen der Flamme verhindert. Der größte Gaszutritt findet statt, wenn die äußeren Oeffnungen den inneren gegenüberstehen; er vermindert sich durch langsames Drehen des Ringes um 90°, bei welcher Stellung die Gas- und Luft-Oeffnungen vollständig verschlossen sind. Die Rundbrenner der Gaslampen können durch die flachen Aufsätze in Flachbrenner verwandelt werden, und gestattet die Ausdehnung einer Gaslampe die Anwendung eines 200 Millim. langen Verbrennungsrohres, so daß ein Ofen mit zwei resp. drei Gaslampen genügenden Raum einer 400 resp. 600 Millim. langen Verbrennungsröhre gewährt. Holzschnitt II, Bd. 212, S. 316 Die vierstrahligen Gas-Lampen werden zwischen zwei Stativen mit messingenen Trägern aufgestellt, deren Construction aus der Zeichnung (Holzschnitt II) ersichtlich sein wird. Dieselben tragen in dem mittleren Arme die durchbrochene Rinne von Eisenblech zur Aufnahme der Verbrennungsröhre; in den unteren Armen die eisernen Rinnen als Stütze für die großen Chamotte-Steine, welche sich an eiserne, in die obersten Oeffnungen der Träger eingeschobene Stäbe anlegen, und in den seitlichsten Armen Stäbe für die von der Flamme entfernt stehenden Steine. Die Verbindung der einzelnen Gaslampen ist leicht durch mehrschenklige Röhren von Glas oder Messing zu vermitteln. Der Verbrennungsofen ermöglicht demnach eine große Beweglichkeit und seine Ausdehnung variirt je nach der Länge des Verbrennungsrohres; seine Zusammensetzung erlaubt ein sofortiges Zerlegen in die einzelnen Bestandtheile, beansprucht daher nur wenig Raum. Jeder Theil des Ofens kann für sich gesondert zu anderen chemischen Zwecken benutzt werden und seine Stative finden als Träger für horizontale Röhren wiederholte Anwendung. Die Construction der Flammen-Regulirung ist bei aller Einfachheit mit großer Präcision zu handhaben und ein Zurückschlagen der Flamme bleibt selbst beim schwächsten Druck der Gasleitung ausgeschlossen. Das Institut für mechanische Arbeiten von Warmbrunn, Quilitz und Comp. in Berlin (Rosenthalerstraße Nr. 40) liefert diesen Verbrennungsofen in vollendeter Ausstattung. Berlin, April 1874.