Titel: Prüfung gefärbter Stoffe auf die Hauptfarben: blau, gelb, roth, grün und violett; von F. Fol.
Fundstelle: Band 212, Jahrgang 1874, Nr. XCVIII., S. 520
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XCVIII. Prüfung gefärbter Stoffe auf die Hauptfarben: blau, gelb, roth, grün und violett; von F. Fol. Aus dem American Chemist 1873 p. 457 durch das Archiv der Pharmacie, 1874 S. 64. Fol, über die Prüfung gefärbter Stoffe auf die Hauptfarben. Für diese Untersuchung gibt F. Fol im Moniteur de la teinture nachstehende Anleitung. A. Blau. Die hauptsächlichsten Farbstoffe, welche in Betracht kommen, sind: 1) das Campeschenholzblau, 2) das Berlinerblau, 3) das Anilinblau, 4) das Indigoblau. a) Man übergießt den auf seine blaue Farbe zu untersuchenden Stoff mit Citronensäurelösung oder mit verdünnter Salzsäure. I. Geht die Farbe in's Roth oder Orange über, so ist es Campeschenholzblau. II. Verändert sich die Farbe nicht, so ist es eine der 4 anderen Farbstoffe. b) Man taucht eine andere Probe des Stoffes in Chlorkalklösung. I. Bleibt die Farbe unverändert, so ist es Berlinerblau. II. Tritt eine Entfärbung oder eine gelbliche Färbung ein, so hat man mit den Farben Nr. 3 oder 4 zu thun. c) Man bringt deshalb eine andere Probe in Aetznatronlösung. I. Der Stoff entfärbt oder verändert sich = Anilinblau. II. Der Stoff bleibt unverändert = Indigoblau. Ist diese blaue Farbe des Stoffes durch diese Behandlung festgestellt, so kann man folgende Beweisversuche machen. Campeschenholzblau wird durch eine Säure geröthet und durch Aetznatron wieder hergestellt. Ein Stückchen des Stoffes verbrannt, gibt eine weiße oder gräuliche Asche; die Asche ist weiß wie die Thonerde, weil Alaun als Beize gedient hatte; dieselbe ist grau von dem Kupferoxyd, wenn blauer Vitriol das Beizmittel war. Im letzteren Falle sind auch beim Verbrennen die Ränder der Flamme grünlich. Berlinerblau läßt beim Verbrennen des Stoffes Eisenoxyd zurück, welches je nach der Intensität der Farbe mehr oder weniger beträgt. Indigoblau. Es bleibt keine andere Asche, als die des Stoffes zurück, und diese ist weiß und leicht. Anilinblau. Ist die Asche eines hiermit gefärbten Zeuges dieselbe wie beim Indigoblau, so kann doch der blaue Farbstoff dem Zeuge durch Alkohol entzogen werden und unterscheidet sich dadurch von dem Farbstoffe des Campeschenholzes, daß Citronensäure denselben nicht röthet. B. Gelb. Die vorzüglichsten gelben Farbstoffe sind: 1) die Rostfarbe (Eisenoxyd), 2) Pikrinsäure, 3) Curcuma, 4) Gelbholz, 5) Wau, 6) Gelbbeeren, 7) Quercitron. Diese verschiedenen Farben zu erkennen, muß vorerst die Gegenwart oder Abwesenheit von der Rostfarbe und der Pikrinsäure festgestellt werden. I. Eine Probe des zu untersuchenden Zeuges wird deshalb in eine warme und schwachsaure Ferrocyankaliumlösung und eine andere in eine Cyankaliumlösung gebracht. Entsteht im ersten Falle eine blaue Färbung, so ist die Rostfarbe erwiesen; entsteht im anderen Falle eine blutrothe Färbung, so ist Pikrinsäure anwesend. II. Tritt keine der beiden Reactionen ein, so wird eine andere Probe des Zeuges in eine kochende Seifenlösung (I Theil Seife und 200 Theile Wasser) gethan. a) Wird der Stoff röthlich braun und durch eine Säure wieder gelb, so deutet dieses auf Curcuma. b) Färbt sich der Stoff ganz dunkel, so ist die Farbe Gelbholz. c) Bleibt die Farbe in der Seifenlösung unverändert, so kann der Farbstoff von Wau, Gelbbeeren oder Quercitron herrühren. Um diese zu unterscheiden, werden 3 Proben des Zeuges genommen. Mit Schwefelsäure lebhaft gekocht, verschwindet die Farbe, wenn sie Wau ist; in den anderen Fällen bleibt sie unverändert. In Zinnsalzlösung gekocht, wird sie orangenfarbig, wenn Gelbbeeren, dagegen unverändert oder wenig verändert, wenn Quercitron der Farbstoff war. Sollte Annato der Farbstoff sein, so wird er an seiner grünlich blauen Farbe erkannt, wenn das Zeug in concentrirte Schwefelsäure getaucht wird. Es ist der einzige Gelbfarbstoff, welcher diese Reaction gibt. Chlor entfärbt außerdem den Farbstoff von Quercitron, Curcuma, Gelbbeeren und Wau; Annato widersteht diesem Reagens. C. Roth. Die in Betracht kommenden rothen Farben sind: 1) Cochenillenroth, 2) das Roth des Brasilienholzes, 3) des Krapps, 4) des Saffron carmine, 5) des Anilinroths. Bleibt rothgefärbtes Zeug abwechselnd in kochender Seifenlösung, Salmiakgeist, Citronensaft und in einem Gemisch von gleichen Theilen Zinnsalz, Salzsäure und Wasser unverändert, so hat man es mit Krapproth zu thun. Tritt im Gegentheil eine Veränderung ein, so kann man auf die Abwesenheit des Krapps und die Gegenwart der vier anderen Farbstoffe rechnen. Entsteht eine völlige Entfärbung durch das Seifenwasser, so ist der Farbstoff: Saffron carmine, besonders wenn die Farbe mit ihrer eigenthümlichen Schattirung, nachdem mit Wasser ausgewaschen und das Zeug mit Citronensaft geschüttelt wurde, nicht wieder erscheint. Tritt die rothe Farbe nach dieser Behandlung, wenn auch schwächer, wieder ein, so ist der Farbstoff: Anilinroth. Ist im anderen Falle die Farbe bei derselben Behandlung gelblich roth oder hellgelb, so können Cochenille oder Brasilienholz der Farbstoff sein. Um diese beiden zu unterscheiden, taucht man von neuem ein Stückchen des Zeuges in concentrirte Schwefelsäure; tritt sofort eine prächtige, kirschrothe Färbung ein, so ist es Brasilienholz, dagegen Cochenille, wenn die Farbe gelborange wird. D. Grün. Die Färber unterscheiden drei verschiedene Arten. 1) Grün, welches aus einer Mischung von Gelb und Blau entstanden ist. 2) Anilingrün aus dem Aldehyd. 3) Neuanilingrün aus dem Jodmethyl. Nehmen auch im Allgemeinen die gemischten Farben ab, so können dieselben trotzdem noch vorkommen. Die hauptsächlichsten sind: 1) Indigo mit Pikrinsäure, 2) Indigo und gelbe Pflanzenfarbstoffe, 3) Berlinerblau mit Pikrinsäure, 4) Berlinerblau und gelbe Pflanzenfarbstoffe, 5) Anilin und Pikrinsäure, 6) Anilinblau und gelbe Pflanzenfarbstoffe. Die blauen Farbstoffe geben den Grundton dieser grünen Farbstoffe ab, welche gemischt sind. Da nun die gemischten blauen Farben, das Anilinblau ausgenommen, in Alkohol unlöslich sind und alle die erwähnten gelben Farbstoffe von Alkohol gelöst werden, so kann man an der grünen Farbe des Alkohols bei dieser Behandlung sofort erkennen, ob man es mit einem Gemisch von Anilinblau und Gelb zu thun (es sei, daß man vorerst die Abwesenheit des Anilingrün festgestellt hat). Der Gang, die Natur der grünen Farbstoffe zu erkennen, ist folgender: In einem Wasserbade erhitzt man den zu untersuchenden Stoff mit 95 Proc. Alkohol einige Minuten. Entweder färbt sich: I. Der Alkohol gelb und der Stoff mehr und mehr blau, oder II. der Alkohol wird grün und der Stoff behält seine Farbe, wenn auch nicht so intensiv. Im ersten Falle kann es Indigo oder Berlinerblau sein; der Stoff wird deshalb mit Alkohol recht ausgekocht, mit reinem Wasser gut ausgewaschen und mit Chlorkalklösung übergossen. Tritt eine Entfärbung ein, so war Indigo, bleibt es unverändert, Berlinerblau die Grundfarbe der Mischung. Den gelb gefärbten Alkohol kann man zur Bestimmung des Gelbs, wie oben angegeben, verwenden. Im zweiten Falle hat man es mit Anilingrün aus Aldehyd oder Anilingrün aus Jodmethyl oder Anilinblau mit Gelb zu thun. Um diese drei Farbstoffe zu unterscheiden, kocht man den Stoff mit schwacher Salzsäure; wird derselbe rosa oder lila, so ist Anilingrün aus Jodmethyl, färbt sich derselbe blau und Gelb löst sich, so ist Anilinblau und Gelb, entfärbt sich der Stoff oder wird gelblich, so ist Anilingrün aus Aldehyd der grüne Farbstoff. Der gelbe Farbstoff bei den gemischten Farben kann, wie oben bei Gelb angegeben, bestimmt werden. E. Violett. Die Hauptfarben sind: 1) Gewöhnliches Anilinviolett, 2) Anilinviolett durch Jod, 3) Krappviolett, 4) Alcannaviolett, 5) Orchilviolett, 6) Campeschenholzviolett, 7) Cochenilleviolett. Bleibt der violette Stoff, in eine Chlorkalklösung getaucht, unverändert, so hat man es mit Alcannaviolett zu thun, im anderen Falle sind die sechs anderen Farben zu suchen. Ein anderes Stück des gefärbten violetten Stoffes, in Citronensaft getaucht, wird lebhafter, wenn eins von den beiden Anilinviolette vorhanden ist. Wird das Violett roth oder sogar gelb, so deutet dieses auf die anderen vier Farben. Der Stoff, in Chlorkalklösung getaucht, mit Wasser ausgewaschen und in eine Lösung von Ferrocyankalium gebracht, gibt, wenn der violette Farbstoff Krapp oder Cochenille war, durch ihre dem Stoff anhängende Beize von Eisenoxyd, eine blaue Färbung von Berlinerblau. Tritt diese Färbung nicht ein, so untersucht man weiter: 1) Ein Stück des Stoffes, in Chlorkalklösung getaucht, wird nanking gelb, wenn es Krapp ist; gänzlich entfärbt, wenn Cochenille. 2) Ein anderes Stück, in Kalkmilch gebracht, wird grau und zuletzt fast farblos, wenn Campeschenholz; geht dagegen in blauviolett über, wenn Orchil der Farbstoff war. 3) Eine dritte Probe in Salzsäure, welche mit ihrem 3fachen Volum Wasser verdünnt ist, getaucht, wird blauviolett und nach dem Auswaschen etwas röthlicher, wenn gewöhnliches Anilinviolett gegenwärtig ist; der Stoff wird blau, grünlich und nach dem Waschen lichtlila oder perlgrau, je nach dem Grunde der Farbe, wenn der Farbstoff Anilinviolett mit Jod (Hoffmann, Neu-Parma, Primula) war. Aus der Asche kann man ebenfalls auf den Farbstoff schließen. Enthält dieselbe Eisen, so weist dieses auf Krapp und Cochenille. Eine weiße Asche zeigt Orchil und Campeschenholz an; die Anilinviolette geben keine Asche. Die Prüfung der Asche ist wichtig, man findet die angewendeten Beizmittel, Eisen, Alaun, Chrom, so daß man aus diesen allein auf den Farbstoff schließen kann.