Titel: Miscellen.
Fundstelle: Band 213, Jahrgang 1874, Nr. , S. 530
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Miscellen. Miscellen. Stahlblech zu Dampfkesseln; von Josef Schmidhammer. Blecke aus Bessemerstahl (und aus dem ihm gleichstehenden Siemens-Martin-Stahl) zeigen Eisenblechen größere absolute Festigkeit (166 : 100), so daß Kesselbleche aus Stahl um 1/4 bis 1/3 dünner gewählt werden können, wenn die Minimalgrenze von 3 Linien (6,6 Millim.) nicht überschritten wird. Der absolute Preis des Stahlbleches bei mittlerer Größe ist entweder gleich oder sogar beträchtlich geringer. Kesselbleche von Stahl können in allen Größen um einen gleich billigen Preis hergestellt werden, nicht so die Eisenbleche; dies begünstigt eine rationellere Herstellung von Kesseln aus möglichst wenigen großen Blechen, also mit weniger Nietnähten. Geringere Kesselwanddicke und weniger Nähte erhöhen die Verdampfungsfähigkeit der Stahlkessel und gewähren größere Sicherheit gegen das Anbrennen durch die Stichflamme. Die Stahlbleche sind fast absolut frei von Blasen und Fehlern, und Locomotivkessel aus Stahlblech endlich haben den großen Vorzug der Leichtigkeit, was bei sehr hohen Spannungen von 9–10 Atm. besonders wichtig ist. Zur Erzielung guter Stahlbleche bedarf es kaum größerer Vorsicht als bei Eisenblech; eine Cylinderplatte kann mit der Biegemaschine kalt gebogen werden; stärkere Bleche biegt man am besten im dunkelrothglühenden Zustande; das Umborden geschieht zweckmäßig mittels Pressen bei einer einzigen gleichmäßigen Erhitzung des Bleches auf einmal mit nachheriger Abkühlung im trockenen Sande. In der Regel werden die Bleche nur stückweise umgebordet, indem man nur einen Theil des Randes auf einmal in einem Schmiedefeuer erhitzt. Das fertig umgebordete Blech wird in einem Flammofen gleichmäßig rothwarm gemacht, im Allgemeinen ausgerichtet und langsam erkalten gelassen. In Neuberg wurden seit Mitte d. J. 1865 bis 1873 108000 Ctr. Stahlbleche erzeugt und davon 75000 Ctr. zu Locomotiv- und Stabilkesseln verwendet.Vergl. Haswell: Verwendung von Stahl zu Locomotivkesseln, in diesem Journal, 1873 Bd. CCVII S. 337.D. Red. (Nach der österr. Zeitschrift für Berg- und Hüttenwesen.) Wetterfeste Zinkanstriche. Bekanntlich haftet Oelfarbe schlecht auf Zinkblech und schützt dasselbe nicht vor der Oxydation. Das Bedürfniß nach einem in Wind und Wetter haltbaren Anstrich des Zinkbleches ist aber oft schon aus ästhetischen Rücksichten wünschenswerth, wenn – wie z.B. bei monumentalen Gebäuden – die Gestalt des Daches eine Eindeckung mit Zink wünschenswerth macht und das hellgraue glänzende Metall nicht zu dem Gesammtbilde paßt. Puscher in Nürnberg hat sich längere Zeit mit dem Gegenstande beschäftigt und ist es demselben gelungen, ein äußerst einfaches Verfahren zu finden, welches einen sehr haltbaren, verschieden gefärbten Anstrich auf Zinkblech auszuführen ermöglicht. Dasselbe beruht auf der Anwendung des basisch essigsauren Bleioxydes. Einer Lösung des Salzes kann man z.B. Eisenoxyd (Caput mortuum) zusetzen, so daß man einen sehr angenehm wirkenden braunrothen Anstrich erhält. Ein solcher ist auf den fünf Kuppeln der Nürnberger Synagoge, von Baurath Wolff erbaut, angewendet worden, und hat sich bis jetzt nach länger als Jahresfrist zur größten Zufriedenheit bewährt. – Durch Zusatz anderer Farbstoffe kann man hellere, dunklere und graue Farben hervorbringen, auch gelbliche Nüancen erzielen und damit Anstriche für in Zinkguß ausgeführte Architekturen erhalten, um ihnen das Ansehen von Steinhauerarbeit zu geben. Um auf blankem Zinkblech eine tiefschwarze, sehr haltbare Schrift hervorzubringen, bedient man sich nach Puscher einer Auflösung von gleichen Theilen chlorsaurem Kali und Kupfervitriol in der 36fachen Menge heißen Wassers. Schreibt man mit dieser schwach grün gefärbten Lösung auf Zinkblech, so tritt nach kurzer Zeit die Schrift sehr schön und haltbar hervor. Nach einigen Minuten kann man das Blech abwaschen und trocknen. Man kann sich zum Schreiben einer Stahlfeder bedienen. Für Gartenbesitzer oder Forstleute dürfte dieses Verfahren manche Vortheile bieten. (Aus den Mittheilungen des bayerischen Gewerbemuseums, 1874 Nr. 2.) Ausgezeichnete Lichtentwickelungen beim Schleifen harter Steinarten. Meine Beobachtungen über die merkwürdigen Lichterscheinungen beim Schleifen harter Steinarten sind in den Achatschleifereien zu Oberstein und Idar im Fürstenthum Birkenfeld gemacht worden. Ehe ich sie mittheile, muß ich nothwendig die dort vorhandenen Schleifapparate kurz beschreiben, da diese bei den Erscheinungen, als durch die große Geschwindigkeit der Bewegung einwirkend, wesentlich in Betracht kommen. Die Schleifereien liegen an einem Wasserlauf, welcher ein unterschlächtiges Wasserrad betreibt, dessen Achse in die Schleifstube reicht, und hier durch Vermittlung zweier Kammräder eine horizontale Welle bewegt, an welcher sich vier oder fünf Schleifsteine befinden, die vertical von oben nach unten rotiren. Ueber jedem Schleifstein ist ein Gerinne in der Weise angebracht, daß ein fließender kleiner Wasserstrom sich über den rotirenden Schleifstein und zwischen diesem und dem zu schleifenden Stein ergießt. Die Schleifsteine bestehen aus einem festen feinkörnigen Sandstein aus der Formation des bunten, und werden in der benachbarten rheinischen Pfalz gewonnen. Sie müssen durchaus fehlerfrei sein, ohne Sprünge, Thongallen u. dgl., da sie sonst bei der schnellen Bewegung dem Zerspringen leicht unterworfen sind. Man hat viele Beispiele und selbst aus späterer Zeit, daß Schleifsteine, welche unbemerkt gebliebene Kehlen hatten, bei der Rotation zersprangen und in Stücken auseinandergeflogen sind, Arbeiter getödtet und große Zerstörungen im Arbeitsraum angerichtet, selbst das Dach- und Mauerwerk der Schleiferei zertrümmert haben. Die Schleifsteine haben 5–5 1/2 Fuß Durchmesser und sind auf der Schleifbahn 14 Zoll dick. Die Geschwindigkeit der Umdrehung ist durchschnittlich dreimal in der Secunde, also 180mal in der Minute, somit 10800mal in der Stunde. Die Schleifbahn legt daher an dem wider dieselbe gehaltenen Schleifobject in der Stunde eine Strecke von 169646 bis 186613 Fuß oder 7 bis 8 geographische Meilen zurück. Der Schleifer verrichtet das Schleifen des Steines in liegender Stellung; er liegt mit dem Bauche und zum Theil mit der Brust auf einem halbcylinderförmig ausgehöhlten, genau nach dem Schleifstein etwas schräg aufgerichteten Schemel, die Füße nach hinten ausgestreckt und die Fußsohlen gegen einen auf dem Boden befestigten Balken gelehnt. In dieser Lage drückt er den zu schleifenden Stein mit beiden Händen fest gegen die Bahn des Schleifsteines. Mit etwas aufgerichtetem Kopfe kann er dabei auf das Aufliegen des Schleifobjectes auf dem Schleifsteine sehen und die ganze Operation zweckmäßig verrichten. Durch diese Lage gewinnt der Schleifer die nöthige Kraft, das Schleifobject stark gegen den Schleifstein zu drücken. Da die Muskelkraft der Arbeiter dadurch sehr angestrengt wird, so geschieht, das Schleifen mit Unterbrechungen, so daß mit den Arbeitsstunden gleichlange Ruhestunden wechseln, in. welchen sich die Arbeiter meist mit dem vorbereitenden Zuschlagen der Achatsteine beschäftigen. Meine Versuche über die Lichterscheinungen beim Schleifen verschiedener Steinarten habe ich am hellen Tage um die Mittagszeit bei einer Lufttemperatur von etwa + 17° C. angestellt. Die Phänomene, welche ich beobachtete, sind wesentlich zweierlei Art, die ich von einander unterscheiden muß. Sofort wie ein Stein von beiläufig Quarzhärte an den umlaufenden Schleifstein gedrückt wird, entwickelt sich zwischen dem schleifenden Stein und dem Schleifstein ein starkes rothes Licht, welches zugleich um das Schleifobject in einem schmalen Streifen ausstrahlt und viele Funken von sich ausgehen läßt. Bei allen harten Steinen war diese Erscheinung gleichartig. Das andere Phänomen tritt mit jenem gleichzeitig, aber nur bei durchscheinenden und durchsichtigen Steinen ein, nicht bei völlig undurchsichtigen. Die Steine von der ersten Beschaffenheit leuchten prachtvoll roth, mit einem Stich ins Gelbliche. Sie sehen meist wie rothglühendes Eisen aus, und es hat das Ansehen, als müsse der Schleifer, der sie in den Händen hält, dieselben stark verbrennen. Alle versuchten Steine, auch die völlig undurchsichtigen, wurden beim Schleifen warm; nach dem Gefühl in der Hand glaubte ich die Zunahme der Temperatur auf 12 bis 15° schätzen zu können. Die Steine, welche ich in dieser Weise versucht habe, waren folgende: Chalcedon von gelblichgrauer Farbe, ein wenig durchscheinend, von Uruguay in Südamerika; ein zwei Zoll dickes Stück wurde prachtvoll feuerroth und dabei durchsichtig. Chalcedon von weißer Farbe und milchig durchscheinend, angeblich aus dem Orient, verhielt sich wie beim vorigen Versuch. Chalcedon von röthlicher Farbe, durchscheinend, gab dasselbe Resultat. Chrysopras aus Schlesien, ein dickes, sehr wenig an den Kanten durchscheinendes Stück von blaßgrüner Farbe, als Schmuckstein kaum brauchbar, gab wenig rothes Licht. Bergkrystall, farblos, vollkommen durchsichtig, aus Brasilien. Die Lichterscheinung war sehr prachtvoll, aber die feuerrothe Farbe gegen die obigen Versuche sehr gemildert, fast rosenroth. Bergkrystall, rauchgrau, durchsichtig (sogenannter Rauchtopas), aus den Schweizer Alpen. Ziemlich das vorige Resultat, nur etwas weniger schön. Carneol, von schöner rother Farbe, stark durchscheinend, aus Indien, gab das prachtvollste rothe Licht, da sich die Farbe derselben mit der Naturfarbe des Carneols sättigte. Amethyst, Krystalle, stark durchscheinend, von Idar. Das Licht war blaßviolett, indem auch hier die schöne violblaue Farbe des Steins mit der feuerrothen des Lichts sich mischte, schön durchsichtig. Von ganz undurchsichtigen Steinen wurden geprüft: Achatjaspis von Idar, schwarzer Lydit mit weißen Quarzstreifen (Geschiebe), künstlich schwarz gefärbter Chalcedon von Uruguay, undurchsichtiger Heliotrop aus Indien und zuletzt noch unverwitterter Melaphyr vom Bahnhof Oberstem. In allen diesen Steinen war kein Licht bemerkbar, nur das Licht auf der Schleiffläche blieb constant. Fragt man nach den Grundursachen des Phänomens der Erleuchtung auf der Schleiffläche, so können diese wohl keine anderen sein, als die Combination von Friction und Elektricitäts-Entwickelung, wovon die Temperaturerhöhung des sich reibenden Steines eine Folge ist. Der rothe Hof um den erleuchteten Stein und das Funkensprühen kann nur von den erleuchteten Steinstücken herrühren, welche sich beim Schleifen von dem Schleifobject und dem Schleifstein abreiben. Das zweite Phänomen des prachtvoll feuerroth erleuchteten Steines scheint eine bloße Folge der Lichtdurchstrahlung von der Berührungsfläche des zu schleifenden Steines und des Schleifsteines zu sein, obgleich durchsichtige und durchscheinende Steine von 5–6 Zoll Länge ganz gleichförmig das rothe Licht verbreiten. Daher ist auch kein Licht in den völlig opalen Steinen zu bemerken. Ich war nicht in der Lage nähere Untersuchungen anstellen zu können. Es wäre bei meinen Versuchen von physikalischer Seite noch sehr vieles zu fragen; zunächst möchten mit den Steinen unmittelbar nach dem Schleifen elektroskopische Versuche, sowie Prüfungen ihrer Temperaturzunahme anzustellen sein; auch wäre die Spectralanalyse des Lichtes von Wichtigkeit; endlich wären meine Untersuchungen noch mit solchen von vielen andern Steinarten zu vervollständigen Ich erlaube mir, Physiker auf die ausgezeichnete Gelegenheit aufmerksam zu machen, welche die zahlreichen Achatschleifereien von Oberstein und Idar für die in Rede stehenden Zwecke darbieten. Es ist wirklich auffallend, daß, so viel ich weiß, noch niemand früher diese merkwürdigen Phänomene näher untersucht und beschrieben hat, da die Achatschleifereien jener Gegend schon seit sehr alter Zeit betrieben werden und jedem zugänglich sind. Nöggerath. Lichtentwickelung beim Schleifen von Diamanten. Die oben erwähnte Erscheinung erinnert mich an eine Beobachtung beim Schleifen des Diamanten. Mein verstorbener Bruder beschäftigte sich mehrfach mit dem Schleifen von Diamanten, nicht zu luxuriösen, sondern zu industriellen Zwecken. Als ich eines Tages bei ihm in Berlin beim Besuch war, rief er mich, da er eben eine Diamantenspitze schliff, mit den Worten herbei: „Paß mal auf!“ Ich bemerkte, daß bei mäßiger Geschwindigkeit des Rades und bei geringem Druck mit der Hand der Diamant dunkel blieb, daß aber bei beschleunigter Geschwindigkeit und bei verstärktem Druck es in dem Diamanten „blitzte.“ Dabei ist zu bemerken, daß Diamant an Diamant sich rieb, und der Diamantstaub in leichten Wölkchen sichtbar wurde; auch zeigte sich die Lichterscheinung nur in dem einen von beiden, während der andere, wie es mir schien, dunkel blieb. Lag es daran, daß der durchleuchtete mehr Volumen hatte? Er hatte die Größe einer guten Erbse, während der andere eben nur sich mit einer Spitze, wie sie die Lithographen und Kupferstecher gebrauchen, vergleichen ließ. Die Farbe des Lichtes erinnerte an die Farben des Regenbogens, violett, gelb, roth, und war bei natürlichem Tageslicht sowohl, wie auch bei künstlichem Lampenlicht im Diamant hervorzulocken. Ließ die Drehgeschwindigkeit des Rades und der Druck mit der Hand nach, so verschwand das Licht mit seinen Farben. Hiernach muß die Temperatur des Steines eine ansehnliche gewesen sein. Die Länge der Drehbank betrug etwa 0,8 Meter und sie wurde mit dem Fuß getreten. Diesen Umstand glaube ich anführen zu müssen, damit man nicht auf die Vermuthung gerathe, als ob jenes „Blitzen“ oder „Leuchten“ sich nur bei so großen Vorrichtungen, wie im obigen angegeben, wahrnehmen lasse; es genügt dazu wohl jede Drehbank mit der nöthigen festen Einrichtung und mit Support versehen, wenigstens für Diamanten. S. (Ausland, 1874 S. 512 und 619.) Ueber den atmosphärischen Staub; von G. Tissandier. Meine Untersuchungen über den in der Luft suspendirten Staub bezweckten die Ermittelung der in einem bestimmten Volum Luft enthaltenen Quantität fester Materien und die Bestimmung der chemischen Zusammensetzung derselben. Der dazu verwendete Apparat war ein mit Wasser gefüllter Aspirator. welcher die äußere Luft – Blase für Blase – durch eine mit chemisch reinem Wasser gefüllte Liebig'sche Kugelröhre und durch eine Uförmige, einen Pfropf Schießbaumwolle enthaltende Röhre zog. Der Staub wurde auf diese Weise in dem destillirten Wasser zurückgehalten. Der Versuch geschah am 28. Juli 1870 an einem Fenster der Straße Michel-le-Comte, 3 Meter über dem Boden. Die Witterung war schön, die Luft klar; Tags zuvor hatte es etwas geregnet und die Luft enthielt wenig feste Theile. Binnen drei Tagen hatte ein Kubikmeter Luft die beiden Röhren passirt. Das Wasser der Kugelröhre wurde in einer bis auf 1/2 Milligrm. tarirten Platinschale bei 100° eingetrocknet. Der Rückstand wog 0,0060 Grm. Die Schießbaumwolle hinterließ beim Auflösen in Aether keine Spur eines Rückstandes. – Derselbe Versuch wurde noch mehrmals wiederholt. Einige der dabei erhaltenen Resultate waren: Gewicht des in 1 Kubikmeter Pariser Luft enthaltenen Staubes. Nach Tags zuvorgefallenen Regen(Juli 1870) Nach acht Tagentrockenen Wetters.(Juli 1872) Unter normalen atmosphärischenBedingungen(Juni bis Juli 1870,April bis Nov. 1872)    0,0060 Grm. 0,0075    „ 0,0060 Grm. 0,0230 Grm. 0,0080    „ Die Quantität des Staubes in 1 Kubikmeter dieser Luft schwankt mithin von 6 bis 23 Milligrm. Um den Werth dieser Zahlen würdigen zu können, wollen wir uns an die niedrigste halten, und eine über das Marsfeld, welches 500000 Quadratmeter Oberfläche hat, verbreitete Luftsäule von 5 Meter Höhe annehmen. Diese Luftmenge enthält mithin nicht weniger als 15 Kilogrm. feste Materie. Auf ganz Paris berechnet, würden sich Hunderte von Kilogramm ergeben. Die Messung der einzelnen Staubtheilchen geschah mit einem Glas-Mikrometer. Theilchen von Geweben, Holz, Kohle zeigten eine Länge bis zu 1/10 Millim., mineralische Materien, Kieselerde etc. eine Länge von 1/100 bis 1/1000 Millimeter. Dieser Staub kann nur durch die Bewegung der Luft schwebend darin erhalten werden; der feinste bleibt natürlich am längsten suspendirt, aber es schlägt sich doch fortwährend ein gewisser Antheil nieder. Ich habe darüber in und bei Paris Beobachtungen angestellt. Es wurde ein Blatt geleimtes glattes Papier von 1 Meter Quadratfläche, welches in einem Rahmen befestigt war, horizontal der Luft ausgesetzt, und zwar auf einem ganz freien Dache in 10 bis 15 Meter Höhe während einer ganzen ruhigen Nacht. Am folgenden Morgen kehrte man die mit bloßem Auge sichtbaren Stäubchen mittels eines zarten Pinsels zusammen, und obgleich dabei ein kleiner Verlust nicht ganz zu vermeiden war, so betrug das Gesammelte doch 0,0015 bis 0,0035 Grm. Nimmt man als Mittel davon 0,002 Grm. an, welche während 12 Stunden auf einen Quadratmeter fallen, so würde das für die Fläche des Marsfeldes während 24 Stunden 2 Kilogrm. betragen. Die chemische Zusammensetzung wurde sowohl aus dem durch den Aspirator, als auch aus dem durch freiwilligen Absatz gesammelten Staube ermittelt. Man erhielt: Organische Materie, mit Flamme verbrennend   25 bis   34 Mineralische Materie (Asche)   75 bis   66 –––––––––– 100 bis 100 Die mit einigen Milligramm ausgeführten Reactionen gestatteten keine quantitative Bestimmungen. Der in Wasser lösliche Theil der Asche enthielt Chlor, Schwefelsäure und Spuren von Salpetersäure (?). In dem in Salzsäure löslichen Theile fand sich Eisen, Kalk und Kieselerde. Es wurde noch Staub untersucht, der in einer ansehnlichen Höhe, u.a. in 60 Meter Höhe von einem der Thürme der Kirche Notre Dame, wohin seit Jahren Niemand gekommen war, gesammelt wurde. Die dortigen Stufen zeigten sich mit einer sehr feinen graulichen Staubschicht von wenigstens 1 Millim. Dicke bedeckt. Dieser Staub konnte nur mit Hilfe der Luft durch die engen Fugen der Fenster gedrungen sein, seine Zusammensetzung gibt daher ein sehr gutes Bild von der Natur des Luftstaubes. Die Analyse, mit 5 Grm. ausgeführt, lieferte: Textabbildung Bd. 213, S. 534 Organische Materie, leicht brennbar, reich an Kohlenstoff, unter Leuchten verbrennend; Mineralische Materie; Löslich in Wasser (alkalische und alkalisch-erdige Chloride und Sulfate, salpetersaures Ammoniak; Löslich in Salzsäure; Eisenoxyd; Kohlensaurer Kalk; Kohlensäure Magnesia, Spuren von     Phosphaten, Thonerde etc.; Unlöslich in Salzsäure (wesentlich Kieselerde) Andere Proben gaben wesentlich dieselben Resultate in Bezug auf die Natur der Bestandtheile. Eisen war stets in bedeutender Menge zugegen. Die Quantität der in der Luft suspendirten oder daraus sich absetzenden festen Materien ist mithin beträchtlich genug, um in der Physik des Erdballes eine wirkliche Rolle zu spielen. Wie ich nachgewiesen habe, bestehen dieselben zu etwa 1/3 aus organischen und zu 2/3 aus mineralischen Substanzen. Von letzteren verdient die verhältnißmäßig beträchtliche Menge Eisen noch besonders hervorgehoben zu werden, denn dasselbe ist ganz bestimmt kosmischen Ursprungs. (Comptes rendus, 1844 t. LXXVIII, p. 821.) W. Die kaukasische Kardendistel-Seidenraupe und ihre Züchtung in Deutschland; von K. H. Ulrichs in Stuttgart. Die Seidenraupe, welche die Blätter der Kardendistel (Karde, Rauhkarde) frißt, Saturnia Cynthia, ist vor 20 Jahren (1854) von der Acclimatisationsgesellschaft zu Paris in Europa eingeführt worden. Schon nach einer Beobachtung von nur wenig Jahren hat man jedoch – voreilig und mit Unrecht – in Deutschland ihre Züchtung für unpraktisch erklärt. Im Laufe dieses Sommers begann ich selbst diese Raupe zu züchten; zugleich unterrichtete ich mich über dieselbe auch anderweitig. Ehe ich das Thier und seine Behandlung, sowie die großen Vorzüge seiner Züchtung mittheile, will ich sogleich die beiden Einwände, welche gegen die Zucht der Cynthia erhoben worden, widerlegen. Der erste Einwand ist: „Die Cocons der Cynthia könnten nicht abgehaspelt werden.“ Nun ist dies unwahr; aber selbst das Gegentheil angenommen, bleibt ja die vorzügliche Seide noch immer brauchbar zur Floretseide-Fabrikation, welche bekanntlich eine große Ausdehnung gewonnen hat. – Da die Cocons am Kopfende eine Oeffnung besitzen, um welche herum der Faden gewunden ist, so kommt es bisweilen vor, daß beim Abhaspeln (wenigstens nach bisheriger Manier) der Faden an dieser Oeffnung reißt. Um forthaspeln zu können, muß dann am Cocon ganz einfach das abgerissene Ende auf's neue gesucht werden, was zwar hin und wieder einige Verzögerung verursacht, sonst aber keinen Nachtheil bringt, am wenigsten die Abhaspelung unmöglich oder auch nur unthunlich macht. Dies ergibt sich auch noch speciell aus folgender Thatsache. Auf der Wiener Ausstellung waren die Tscherkessen mit den prächtigsten Seidenwaaren von Cynthia-Seide massenhaft vertreten. Und in dieser tscherkessischen Ausstellung, so wird ausdrücklich berichtet, war die Cynthia-Seide nicht nur als gesponnene Floretseide ausgestellt (Handgespinnst), sondern eben so sehr auch als Seidenzwirn, d. i. als erst abgehaspelte und dann gezwirnte Seide – ein Beweis, daß das Abhaspeln weder unmöglich noch unpraktisch und mit erheblichen Schwierigkeiten verknüpft ist. Der zweite Einwand: „Die beiden Futterpflanzen der Cynthia (Wunderbaum und Götterbaum – ricinus communis und ailanthus glandulosa) gedeihen bei uns nicht überall und ihr Laub werde vom ersten Herbstfroste zerstört, so daß im Spätjahr vorzeitiger Futtermangel eintrete“, wurde zu einer Zeit erhoben, als man noch keine Kenntniß davon hatte, daß diese Raupen ebenso gern das Laub einer Pflanze fressen, welche bei uns (und noch weithin nordwärts) einheimisch ist, und daß sie dabei ebenso gut gedeiht, ja noch besser als bei jenem Futter. Diese Pflanze ist eben die Kardendistel, Weberkarde, Rauhkarde (carduus oder dispacus fullonum), deren Samengehäuse bekanntlich zum Rauhen in der Tuchfabrikation benützt wird. Diese ist bei uns als die eigentliche Futterpflanze der Cynthia anzusehen. Ihr Laub ist frosthart genug, um sogar bis in den Januar hinein im Freien grün und fütterungsfähig zu bleiben. Es kann demnach von Futtermangel in Folge von Herbstfrost keine Rede sein. Die Pflanze ist im mittleren Europa fast überall leicht zu haben. Fast überall wächst sie wild. In der Pfalz, in Frankreich u.s.w. wird sie für die Verwerthung in der Tuchfabrikation auf Aeckern angepflanzt. Ihren Samen versendet jede größere Samenhandlung zu einem kaum nennenswerthen Preise (beisp. Haage und Schmidt in Erfurt für 1 Sgr. 20 Gramm Samen). Uebrigens gibt es eine Varietät der Cynthia, Cynthia ricini, welche nur Ricinus frißt. Die Hauptvarietät, welche ich züchte, frißt Götterbaum und Karde (nicht auch Ricinus). Die Vorzüge der Cynthia-Zucht sind folgende: a) Die Raupe ist nur eine äußerst kurze Zeit lang zu hegen und zu füttern. In meiner Zucht erfolgte (Juni und Juli 1874) die Einspinnung schon nach 26 Tagen, seitdem das Räupchen das Ei verlassen hatte, während z.B. die Yamamayaraupe 60–70 Tage lang gehegt und gefüttert werden muß. Im Kaukasus soll sie sogar schon nach 21 Tagen sich einspinnen. (Sie ist übrigens auch in Assam heimisch.) b) Außerordentliche Vermehrung und Ertragsfähigkeit trotz der nur geringen Größe der Cocons. Die Cynthia gestattet nämlich –' in unserem Klima – bei guter Fütterung 2, ja 3 Generationen im Jahre. Denn auch die übrigen Entwickelungsperioden sind sehr kurz: Puppenzeit etwa 35 Tage; Eizeit etwa 14 Tage. In der niedrigeren Temperatur des Spätjahres sind die Entwickelungsperioden, auch die Raupen- bez. Fütterungszeit etwas länger als im hohen Sommer. c) Vorzügliche Qualität der Seide. Die Seide ist elastisch, fest, sehr glänzend und von außerordentlicher Feinheit. Sie ist befähigt, die feurigsten Farben sowie die zartesten Nüancen anzunehmen, wie von der tscherkessischen Ausstellung berichtet wird. d) Nicht gering möchte ich auch den Umstand anschlagen, daß in meiner Zucht nur wenig Raupen starben, in vortheilhaftem Gegensatz zu meiner gleichzeitigen Zucht von Yamamaya und Pernyi. e) Endlich ist die Cynthia weit leichter im Freien, ganz sich selbst überlassen, zu züchten, als Yamamaya und Pernyi. Kardensamen kann man ja leichter in den Gärten oder in Töpfen säen, als Eichbüsche ausgraben und einpflanzen. Auch die Ueberspannung der Karden mit Netzen zum Schutz gegen Vögel ist leichter als jene der Eichbüsche. – Cynthia überwintert nur als Cocon, nicht als Ei. Die Cocons der letzten Züchtung des Jahres bringt man in ein kaltes Zimmer, in welchem man sie, an einer Schnur aufgehängt, den Winter über beläßt. Wünscht man im nächsten Jahre 3 Generationen zu erzielen, so bringt man die Cocons um die Mitte des März in Zimmerwärme, damit die Schmetterlinge zeitiger ausschlüpfen. Will man nur 2 Generationen erzielen, so läßt man sie in der Kälte, bis die Temperatur sich von selbst erhöht. Der Schmetterling ist prachtvoll; olivengrün und violett mit weißen Binden, bei schlanker Flügelform und schöner Zeichnung: 4 Halbmonde, 2 Pfauenaugen und verschiedene geschwungene Linien. Die Raupe ist erheblich kleiner als die beiden Eichlaubraupen; die Flügel des Schmetterlings dagegen sind fast eben so groß, als jene der beiden Eichlaubschmetterlinge. Seit dem 26. August habe ich Schmetterlinge; seit dem 1. September hat das Legen der Eier begonnen. Vom 15. Sept. an erwarte ich somit wieder junge Räupchen, eine Herbstzucht, die ich mit Leichtigkeit noch bis zum Einspinnen zu bringen hoffe. Nachtrag. Seit einigen Tagen hat schon meine Cynthia-Herbstzucht begonnen. Die jungen Räupchen beginnen den Eiern zu entschlüpfen. Auch jetzt wieder entwickeln sie sich ausfallend rasch. Sehr erleichtert wird die Spätzucht dadurch, daß der im August reifgewordene Same der Karde, nachdem er bald gesäet ist, schon nm die Mitte des Septembers keimt. Ich säete ihn in Töpfe, welche jetzt mit keimenden Pflanzen angefüllt sind. Wenn man die jungen Raupen einfach auf diese Pflanzen setzt, so ist man der ganzen Mühe der Fütterung und des Futterwechsels überhoben – so wie der Sorge, daß die Raupen nicht welke (oder auch nur zu welken beginnende) Blätter vor sich haben, was durchaus nicht der Fall sein darf. Die Zucht im Zimmer (auf Karden in Töpfen) scheint sich für die Frühjahrs- und Herbstzüchtung sehr zu empfehlen. Für die Sommerzüchtung ist die Zucht im Freien, auf Karden im Garten oder Felde) vorzuziehen. Die herbstliche Ei-Dauer (Eiperiode, Eiruhe) betrug bei mir, bei ziemlich kühler Witterung, etwa 18 Tage. – Stuttgart, 24 September. Unterscheidung der Faser des neuseeländischen Flachses (Phormium tenax) von der Flachs-, Hanf- etc. Faser; nach E. Vitrebert. Man taucht die Faser oder das daraus verfertigte Gewebe in eine wässerige Anilinlösung – im Liter etwa 12 Decigramm – läßt darin bei gewöhnlicher Temperatur einige Stunden oder bei 70 bis 80° einige Minuten liegen und wäscht hierauf mit reinem Wasser, besser noch mit Seifenwasser aus. Die Faser des Phormium ist nun stark gefärbt, die Flachs- und Hanffaser ungefärbt. Tiefe Prüfungsweise ist empfindlicher als die mit Salpetersäure (D. p. J. 1847 Bd. CIV S. 357); der vorausgegangene Bleichproceß wirkt nicht nachtheilig. Im Papier läßt sich durch diese Methoden das Phormium nicht so leicht erkennen, weil die Fasern hier weit inniger mit einander vermengt sind. (Bulletin de la Société Chimique de Paris, t. XXI, p. 545; Juni 1874.)      W. Feuchtigkeitsmessungen an Leinen- und Wollstoffen; von Dr. A. Kurz in Augsburg. Der Verfasser theilt im bayerischen Industrie- und Gewerbeblatt (Juli 1874, S. 196 u.s.f.) Wägungen mit von genetzten Leinen-, Woll- und Baumwollstoffen, welche nach dem Vorgange von v. Pettenkofer (Zeitschrift für Biologie, 1865) unternommen wurden, um das hygroskopische Verhalten jener Bekleidungsstoffe unter einander zu vergleichen. Es ist bereits länger bekannt, daß Leinwand weniger als ihr Eigengewicht – ungefähr 3/4 – Flanell und Baumwollstoffe mehr und zwar beziehungsweise das 2 bis 1 fache des Eigengewichtes an Wasser zurückbehalten können. Wenn nun beim Trocknen gleich großer Stücke von Leinwand und Baumwollstoff ein geringer, wir wollen hier sagen, gar kein Zeitunterschied sich ergibt, so. hat der letztere Stoff offenbar eine größere hygroskopische Thätigkeit entwickelt als der Leinenstoff. Wenn man aber beide Stücke mit gleich großem Wasserquantum (welches also die Aufnahmsfähigkeit der Leinwand nicht überschreitet) genetzt denkt, so fühlt sich die Baumwolle schon am Anfange trockener an als das Leinwandstück; mit Beibehaltung obiger Zahlen könnte man sagen, die Baumwolle sei 3/4 naß, während das Leinwandstück ganz (1) naß ist. Wenn man endlich noch dazu in Anschlag bringt, daß der Trocknungsproceß beider Stücke sich stetig verlangsamt (daß die Abgabe der Feuchtigkeit an die Luft um so rascher, je nässer der Stoff ist), so ist die Menge des vom Baumwollstücke in bestimmter Zeit abgegebenen Wassers geringer als die betreffende Menge beim Leinwandstücke; wenigstens in den ersteren (intensiveren) Stadien des Trocknungsprocesses. Man kann dies so ansehen, daß bei der Baumwolle das Wasser mehr im Innern, bei der Leinwand mehr auf der Oberfläche sich befindet, daher hier die raschere Verdunstung stattfindet. In den späteren Stadien, wenn auch auf der Oberfläche der Leinwand das Wasser mehr und mehr verdunstet ist, kann das Umgekehrte eintreten, daß nämlich der mehr poröse (für die Luft permeable) Baumwollstoff reichlicher von seinem Wassergehalt verliert als gleichzeitig der Leinenstoff. In den ersteren Stadien finden wir, was v. Pettenkofer betonte; in den letzteren kommt die mehr hygroskopische Natur des Baumwollstoffes wieder zum Vorschein. Gerbsäuregehalt nordamerikanischer Hölzer. McMurtrie in Washington hat sich längere Zeit mit der genauen Bestimmung der Gerbsäure in Hölzern, von denen man glaubt, sie als Substitute oder zur Aushilfe bei den jetzt zum Gerben am meisten gebräuchlichen Borken verwenden zu können, beschäftigt. Es scheint, daß diese Hölzer, welche große Wälder im Süden und Südwesten der Vereinigten Staaten bilden, ebenso reich an Gerbstoff sind als die jetzt gebrauchten Gerberrinden. Bestätigt sich die Erwartung, daß mit den Gerbstoffen dieser Hölzer ebenso gutes Leder hergestellt werden kann, als mit den bisher gebrauchten Borken, so wird man nicht ermangeln, jene Hölzer zur Extractbereitung zu verwenden, da ohnehin der Transport des Holzes in Blöcken auf größere Entfernungen billiger zu stehen kommt, als der Transport der sperrigen Borken. Die Versuche wurden hauptsächlich mit den Holzproben des Mesquite (Algarobia gladulosa), des Gelbholzes, Osage orange (Maclura aurantiaca) und der grünen Eiche, Live Oak (Quercus virens) aus verschiedenen Grafschaften von Texas gemacht. Der Gehalt an Gerbsäure wurde gefunden: Gruͤne Eiche, weißes Holz 0,30 Proc. hartes Holz 0,125 Mesquite, hartes  Holz 6,21 weißes Holz 0,50 Borke 0,50 Osage orange hartes Holz 5,87 weißes Holz 0,30 Borke 0,10 (Aus dem Shoe and Leather Reporter durch die Gerberzeitung, 1874 S. 140.) Darstellung und Eigenschaften des Glycerins; von Director E. Schering in Berlin. Rohglycerin wird bei der Darstellung von Stearin als Nebenproduct gewonnen; früher ließ man die dünnen Glycerinlaugen weglaufen, jetzt thut dies aber wohl keine Fabrik mehr, der Artikel ist ein zu werthvoller und viel gefragter geworden. Es werden verschiedene Methoden die Fette zu zersetzen angewendet: 1) vollständige Verseifung mittels Aetzkalks; Glycerin scheidet sich ab, und wird eingedampft mit dem überschüssigen Kalk. 2) die Fette werden mit einigen Procenten Schwefelsäure einer höheren Temperatur ausgesetzt: das sich hierbei ausscheidende Glycerin enthält viel Glycerinschwefelsäure. 3) Die Fette werden ohne jeglichen Zusatz durch überhitzte Wasserdämpfe zersetzt und die Stearinsäure sowohl wie das Glycerin abdestillirt. Zum Reinigen sowohl wie zum Destilliren eignet sich das schon einmal destillirte Glycerin am besten; es enthält wenig Fett und Buttersäure, und hat den süßlichen Geruch des Glycerins; man hat nicht erst die fremden organischen Säuren, den Aetzkalk oder die Schwefelsäure zu beseitigen. Um nun aus dem rohen Glycerin gereinigtes (Glycerin. depuratum album) darzustellen, wird dasselbe, wenn es kalkhaltig ist, mit Kohlensäure, dann mit überhitztem Wasserdampf, um die Buttersäure auszutreiben, behandelt und zuletzt auf Thierkohle gebracht und nach vollständiger Entfärbung, was oft, je nach Qualität der Rohwaaren, 2–3 Wochen dauert, im Vacuum eingedampft. Hat man mit Glycerin zu thun, worin Schwefelsäure enthalten, so muß man dasselbe verdünnen und heiß mit kohlensaurem Barit behandeln; die Glycerin-Schwefelsäure zersetzt sich nicht so leicht, gibt eine lösliche Verbindung mit Barit. Das Glycerin depur enthält immer mehr oder weniger große Mengen von Chlor, Schwefelsäure, Fettsäure, Kalk etc. und hat meistens einen Nebengeruch; es ist daher zu medicinischen Zwecken nicht anzuwenden; wird hauptsächlich zum Vermischen der Seifen, des Bieres, zum Füllen von Gasuhren und zu verschiedenen technischen Zwecken verwendet. Glycerin pur. destillat. Rohes Glycerin wird in einer Destillirblase mit überhitztem Wasserdampf übergetrieben, wobei man die größte Aufmerksamkeit verwenden muß; sind die Wasserdämpfe nicht heiß genug, dann destillirt es zu langsam; sind sie zu heiß, so geht das Glycerin gefärbt über und nimmt den Geruch nach Acrolein an; dabei ist es sehr schwer zu vermeiden, daß ganz geringe Mengen von Chlor oder Kalk mit übergerissen werden. Genug es bietet dies Präparat unendlich viel Schwierigkeit dar, und selten gelingt es dasselbe so rein zu erhalten, daß es selbst den strengsten Anforderungen der Pharmacie entspricht; entweder ist es nicht ganz farb- oder geruchlos, oder es enthält ganz geringe Spuren von Chlor oder von Kalk. Dazu kommt noch, daß die Pharmakopöe Prüfungsmethoden angibt, die zu irrigen Schlüssen führen können. 1) „Mit verdünnter Schwefelsäure versetzt und abgedampft, soll sich nach Vorschrift der Pharmakopöe das Glycerin. pur. nicht schwärzen.“ Wie lange soll eingedampft werden? Dampft man so lange ein, bis das Wasser der verdünnten Schwefelsäure verjagt ist, also concentrirte Säure zur Wirkung kommt, dann wird selbstverständlich das Glycerin – eine organische Substanz – verkohlt und schwarz; will man bei dieser Prüfungsmethode auf Zucker fahnden, oder worauf sonst? 2) „Aus einer mit Salmiakgeist versetzten Lösung des salpetersauren Silbers scheidet Glycerin kein metallisches Silber ab.“ Jedes Glycerin, welches destillirt ist, und nur aus solchem kann man reines darstellen, reducirt Silber – in der Kälte nach kurzer Zeit, gekocht sofort – einen prachtvollen Silberspiegel gebend. Den durch die Ueberhitzung gebildeten reducirenden Körper im Glycerin war Verf. nicht möglich zu entfernen; das Glycerin wurde mit einem großen Ueberschuß von Quecksilberoxyd gekocht, letzteres wurde reducirt, aber das abfiltrirte Glycerin zeigte dasselbe Verhalten gegen Silber. 3) Die Probe der Pharmakopöe mit Aetzkali und schwefelsaurem Kupfer, nach welcher das Glycerin „nicht roth werden darf,“ hält der Verfasser für angemessen, die Fehling'sche Lösung, die eigentlich das empfindlichste Reagens auf Zucker ist, darf hier nicht angewendet werden; denn diese könnte leicht Täuschungen herbeiführen, da dieselbe mit Glycerin einen schmutzig gelbrothen Niederschlag gibt (die Weinsäure der Fehling'schen Lösung scheint bei dieser Reaction eine Rolle zu spielen). Die Differenz im specifischen Gewicht 1,23–1,25 ist eine sehr große, wie sie die Pharmacie nie zuläßt; diese Differenz entspricht einem Gehalt von 7 Proc. und Preisunterschied von 3–4 Thlr. pro 30 Kilogrm. Ist das Glycerin sehr concentrirt, so verursacht es auf der Haut, noch mehr auf wunden Stellen einen großen Reiz und zwar dadurch, daß es im hochconcentrirten Zustande mit Begierde Wasser aufnimmt, es ist daher nicht zweckmäßig ein solches Glycerin anzuwenden, besser das weniger concentrirte 1,23. Die chemischen Reactionen wurden mit Glycerinsorten aus verschiedenen und den renommirtesten Quellen vorgenommen und nur sehr geringe Abweichungen in qualitativer Richtung dabei beobachtet – ein Beweis, daß die bis jetzt angewendeten Reinigungsmethoden nicht im Stande sind, ein anderes Glycerin zu liefern. (Industrieblätter, 1874 S. 237.) Prüfung auf den in artesischen Brunnenwässern aufgelöst befindlichen Sauerstoff; von A. Gerardin. Der artesische Brunnen zu Grenelle fördert, nachdem er die Kreide-Formation des Pariser Beckens vollständig durchdrungen hat, aus einer Tiefe von 548 Meter Wässer, welche aus dem grünen Sandstein kommen und mit einer Temperatur von 27,70 C. zu Tage gelangen. (Vergl. dies Journal. 1841 Bd. LXXIX S. 80 und 466). Aufgefordert von Belgrand, die Reservoirs der Stadt Paris zu untersuchen, war Verf. in der Lage, auch zahlreiche Versuche am Greneller-Brunnen anstellen zu können. Vermittels einer heberförmig gekrümmten Röhre wurde das Wasser 4 Meter unterhalb seiner Mündung geschöpft und nach einer früher (im Journal, 1872 Bd. CCVI S. 208) beschriebenen Methode auf gelösten Sauerstoff geprüft. Die ersten Tropfen Hydrosulfit-Lösung veränderten die blaue Farbe des schwach gefärbten Wassers in Bechern von 1, 2 und 6 Liter Inhalt. Das aus solcher Tiefe aufgestiegene Wasser enthält mithin sicherlich keinen Sauerstoff aufgelöst, und werden dadurch die früher von Peligot in derselben Richtung angestellte Versuche bestätigt. Auch das Wasser von vier 60 bis 140 Meter tiefen Brunnen in St. Denis und des 11 Meter tiefen artesischen Brunnens bei Gonesse enthielt keine Spur Sauerstoff. Aus vorstehenden Versuchen ist zu schließen, daß man in den unterirdischen Wässern niemals Sauerstoff aufgelöst finden wird, wenn man die Vorsicht gebraucht, sie vorher nicht mit der Luft in Berührung zu bringen. Daher fand Payen, welcher diese Vorsicht außer Acht ließ, in dem Wasser des artesischen Brunnens von Grenelle Sauerstoff und zwar 4 Kubikcentimeter im Liter. Der Verf. hat oft innerhalb der Aufsteigröhren lange weiße opalisirende Fäden bemerkt, welche in der aufsteigenden Flüssigkeit schwammen und mit einem Ende an der Wand der Röhre hafteten. Diese Algen besitzen die merkwürdige Eigenschaft, daß sie so lange weiß bleiben, als das Wasser sauerstofffrei ist, und augenblicklich grün werden, wenn das Wasser an die Luft tritt. Ihre Empfindlichkeit für den Sauerstoff gibt derjenigen der feinsten Reagentien nichts nach. Das Verhalten dieser Algen bestätigt also die Versuche mit dem unterschwefligsauren Natron, und wir besitzen damit ein neues äußerst feines Reagens auf im Wasser eines artesischen Brunnens vorkommenden freien Sauerstoff. (Comptes rendus, t. LXXVIII p. 1704; Juni 1874.) W. Zur Analyse der holzessigsauren Kalke; von R. Fresenius. Die essigsauren Kalke, welche durch Neutralisation rectificirten oder auch rohen Holzessigs mit Kalkhydrat erhalten werden und die bekanntlich unentbehrliche Zwischenproducte zwischen dem Holzessig und der reinen Essigsäure oder reinen essigsauren Salzen darstellen, kommen in Masse in den Handel und müssen somit, da ihr Gehalt an Essigsäure ein wechselnder ist, zur Beurtheilung ihres Werthes stets auf ihren Gehalt an Essigsäure geprüft werden. Der holzessigsaure Kalk des Handels besteht aus essigsaurem Kalk, dem kleine Mengen propionsauren, buttersauren Kalkes etc. beigemischt sind, aus Verbindungen empyreumatischer Stoffe mit Kalk und aus beim Behandeln mit Wasser ungelöst zurück bleibenden empyreumatischen Substanzen, denen meist etwas kohlensaurer Kalk, etwas Thon etc. beigemischt ist. Außerdem enthalten die holz essigsauren Kalke wechselnde Mengen Wasser. Fügt man zu dem mit Wasser bis zur Lösung des Löslichen behandelten Präparate Oxalsäure im Ueberschuß, so erhält man im Niederschlage allen Kalk als oxalsauren Kalk, einen Theil der empyreumatischen Stoffe, ferner Thon, Kieselsäure, Sand etc., während die Lösung an sauer reagirenden Substanzen enthält: die Essigsäure sammt den geringen Mengen ihrer Homologe und den Ueberschuß der Oxalsäure, d.h. den Antheil derselben, welcher nicht mit Kalk in Verbindung getreten ist; – von nicht sauer reagirenden Stoffen finden sich in der Lösung außerdem empyreumatische Substanzen, welche die Lösung mehr oder weniger gelb bis braun färben. Bestimmt man somit in der Lösung einerseits die Acidität mit Normalalkali, andererseits die Menge der Oxalsäure durch Fällen mit essigsaurem Kalk, so hat man nur die der letzteren entsprechende Normallauge abzuziehen von der im Ganzen verbrauchten, um aus der Differenz die Menge der Essigsäure (sammt Propionsäure, Buttersäure etc.) berechnen zu können. (Zeitschrift für analytische Chemie, 1874 S. 153.) Lenkbarer Luftballon. In Woolwich wurden vor der englischen Militärverwaltung kürzlich Versuche mit einem neuen lenkbaren Luftballon – System Bowdler – gemacht. Die beliebige Direction des Ballons sollte dabei erzielt werden: durch ein verstellbares Segel, ferner durch zwei Schrauben, wovon die erste um eine horizontale und die zweite um eine verticale Achse rotirt. Die Schrauben – in ihrer Gestalt den Propellerschrauben der Schiffe ähnlich – sind aus dünnem Blech hergestellt und werden mittels Zahnräder-Uebersetzung von Menschenkraft bewegt bis zu 600 und 700 Umdrehungen pro Minute. Dabei soll die um die verticale Achse rotirende Schraube die senkrechte Bewegung des Ballons ermöglichen, die andere Schraube aber zur Vorwärts- und Rückwärtsbewegung dienen. Bei der von dem Erfinder selbst vorgenommenen officiellen Erprobung gelang auch, bei günstiger luftstiller Witterung, der erste Programmpunkt vollständig, indem der Ballon mehrmals, ohne Veränderung des Ballastes nur unter dem Einflusse der Schraube auf- und abwärts stieg, bis endlich der Mechanismus brach, was bei dessen schwächlichen Dimensionen nicht Wunder nehmen konnte. Der Versuch der Bewegung in horizontaler Richtung mittels der zweiten Schraube hatte zwar auch einen günstigen Erfolg; gleichzeitig aber ward es auch unzweifelhaft, daß einer stärkeren Windströmung mit den leichten Dimensionen dieses Apparates und der geringen disponiblen Kraft unmöglich Widerstand geleistet werden könne. Berichtigungen. In diesem Bande von Dingler's polytechn. Journal ist zu lesen: Im ersten Augustheft S. 224 (Priwoznik, über Bildung von Sulfaten bei Gasflammen) g. 4 von oben statt „0,2175 Grm. oder 60,4 Proc. Schwefelsäure“ : „0,2175 Grm. schwefelsauren Barit oder 60,4 Proc. Schwefelsäure.“ Im zweiten Augustheft (Riche, Untersuchungen über Metall-Legirungen) S. 345, Tab. 4, Colonne II statt der unteren Zahl „8,952“ „–“; desgleichen S. 347, Tab. 5 statt der fünf untersten Zahlen „8,947“ in Col. I; statt der vier untersten Zahlen 8,932 in Col. II; statt der fünf untersten Zahlen „8,930“ in Col. III „–“; desgleichen S. 352, Tab. 12 Col. II statt der drei untersten Zahlen „8,924“ „–“. Im ersten Septemberheft S. 444 (Kraftbedarf etc.) Z. 18 v. u. statt „1/20“ „1/200“.