Titel: Tanninbestimmung von Muntz und Ramspacher.
Fundstelle: Band 214, Jahrgang 1874, Nr. XIV., S. 74
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XIV. Tanninbestimmung von Muntz und Ramspacher.Aus der Differenz der absoluten oder specifischen Gewichte zwischen einer durch Haut filtrirten und einer nicht filtrirten Tanninlösung. Muntz und Ramspacher's Tanninbestimmung. Eine exacte Tanninbestimmung ist von hervorragender Wichtigkeit und man kömmt oft in die unangenehme Lage zugeben zu müssen, daß kein rechtes Verfahren existirt, welches gestattet, einen der wichtigsten Stoffe einer großen Industrie mit absoluter Genauigkeit bestimmen zu können. In der That geben die bislang üblichen Methoden der Tanninbestimmung mehr oder weniger unsichere Resultate, da das Tannin in der Regel von Stoffen begleitet ist, welche an der Reaction theilnehmen oder dieselbe verdecken. Es ist schon früher gezeigt wordenAnnales de Chimie et de Physique, 4. sér. t. XX., daß dasjenige Verfahren, welches zunächst als das exacteste erscheint – das Tannin auf Haut zu fixiren und dieselbe vor und nach der Absorption zu wägen – zur Bestimmung nicht tauglich ist, da die Möglichkeit eines Irrthums hierbei zu bedeutend ist. Die Methode, welche wir nun vorschlagen, gibt direct das Gewicht des Tannins, so vielgestaltig auch das Medium sein mag, in welchem es sich befindet. Wird eine Tanninlösung – durch Druck oder Ansaugung – durch ein Stück Haut filtrirt, so hinterläßt es all sein Tannin; die Gesammtheit der anderen in Lösung befindlichen Stoffe geht durch das thierische Gewebe. Wir haben uns durch directe Versuche überzeugt, daß solche Stoffe, welche mit dem Tannin vorkommen – wie Zucker, Gummi etc., sowie die Verbindungen von Kali, Kalk und Magnesia mit organischen Säuren – von der Haut nicht zurückgehalten werden. Wenn man gleiche Quantitäten einer nicht filtrirten und einer filtrirten Lösung zur Trockene verdampft und das Gewicht des zweiten Rückstandes von dem des ersten abzieht, so erhält man das exacte Gewicht des von der Haut absorbirbaren Tannins. Es folgt nun die Anwendung dieser Bestimmung auf Eichenrinde. 50 Grm. Rinde wurden in einer Kaffeemühle gemahlen und in einen Kolben gegeben. Man extrahirte sie mit heißem Wasser in der Art, daß man 250 Kub. Centim. Flüssigkeit erhielt. Der Gerbstoff ist dann vollständig ausgezogen. Ein Stück in Wasser geweichter und abgepälter Haut wurde auf eine kleine Zinktrommel von ungefähr 6 Centim. Durchmesser ausgespannt und mit einem Kupferfaden befestigt. Auf der entgegengesetzten Seite hat die Trommel einen durchbohrten Boden, in welchen man eine Kautschukröhre von 1 1/2 bis 2 Meter Länge steckte, welche in einen Trichter endigte. Durch diesen Trichter goß man nun die Tanninlösung in der Weise ein, daß sie den ganzen Apparat anfüllte. Unter dem Drucke der Flüssigkeitssäule ging das Filtriren vor sich. Die ersten 4–5 Kub. Centim. goß man weg, da sie aus eiweißhaltigem Wasser bestehen, welches aus der Haut verdrängt wird. Nachdem so eine gewisse Menge Flüssigkeit filtrirt war, verdampfte man sowohl 25 Kub. Centim. des Filtrates als auch der ursprünglichen Flüssigkeit und trocknete bei 100° C. Man erhielt: Gewicht des Tannins und der fremden Stoffe 0,465 Grm.      „      der fremden Stoffe 0,175 –––––––––– daher Gewicht des Tannins in 25 K. C. 0,290 Grm. Durch einfache Rechnung findet man, daß die Eichenrinde 5,8 Proc. Tannin enthielt. Dieses Verfahren läßt sich auf alle Gerbstoffe ohne Unterschied anwenden. Zum Zwecke der Fabrikpraxis haben wir es vereinfacht, indem wir statt des Eindampfens zur Trockene mittels eigens construirter Densimeter (Tannometer?) die spec. Gewichte der filtrirten und unfiltrirten Flüssigkeit erheben. Diese Modification unseres Verfahrens werden wir gelegentlich bekannt geben. (Comptes rendus, t. LXXIX p. 380; August 1874.) V. G.