Titel: Die Maschinen und Werksvorrichtungen für Thonwaaren-Industrie auf der Wiener Weltausstellung 1873; von Dr. Emil Teirich in Wien.
Fundstelle: Band 214, Jahrgang 1874, Nr. XXIX., S. 105
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XXIX. Die Maschinen und Werksvorrichtungen für Thonwaaren-Industrie auf der Wiener Weltausstellung 1873; von Dr. Emil Teirich in Wien. (Fortsetzung von S. 24 des vorhergehenden Heftes.) Teirich, über Maschinen und Werksvorrichtungen für Thonwaaren-Industrie. B. Maschinen zur Formgebung.Man vergleiche die in diesem Journal, 1874 Bd. CCXI S. 3 u.s.f. bereits gegebenen Beschreibungen der Ziegelmaschinen auf der Wiener Weltausstellung. Die Ziegelmaschinen spielen in der Praxis sowohl als auf der Ausstellung die hervorragendste Rolle unter den Vorrichtungen zum Formen des Thones. Wir haben schon hervorgehoben, daß die diesjährige Ausstellung wenig Neues auf diesem Gebiete brachte, daß namentlich keine neuen Principien und Constructionsweisen an den Maschinen zu sehen waren. Deutschland wies in diesem Zweige der Maschinenindustrie die meisten Aussteller auf, ohne aber daß die von denselben gelieferten Ziegelpressen wesentliche Abänderungen gegen die im Jahre 1867 in Paris gesehenen zeigten. England sandte zwei, Oesterreich und Amerika je eine Ziegelmaschine zur Ausstellung. Im Allgemeinen lassen sich diese in zwei Haupttypen scheiden, je nachdem der, durch ein Walzwerk oder einen Malaxator, oder durch beide zugleich, vorbereitete Thon beim Austritte aus dem Thonschneide-Apparat ein Mundstück passirt, darin die Form eines regelmäßigen Stranges erhält, der durch eine Schneidevorrichtung in einzelne Ziegel getrennt wird, oder ein Streichen desselben in untergeschobene Formen stattfindet, deren Entleerung von Hand- oder mittels Maschinenkraft geschieht. Zu ersteren Maschinen zählen die meisten Deutschlands und Oesterreichs, das letztere System wird seit Jahren mit großer Beharrlichkeit von Engländern und Amerikanern cultivirt. Die Maschine von Gregg in Philadelphia, welche in Paris, die von Pollock Beschrieben in Dingler's polytechn. Journal, 1870 Bd. CXCVIII S. 296.Die Red. in Leeds, welche in London 1871 so viel Aufsehen erregte, die aber in Wien diesmal gar nicht erschienen sind, zählen hierzu und sind das Prototyp ihrer Gattung. Ihre Anwendbarkeit beschränkt sich leider auf die Verarbeitung eines mageren, sandigen Materiales. Ein fetter Thon, wie er beispielsweise von den Wiener Ziegeleien verarbeitet wird, füllt die Formen zu schlecht aus und gibt allzu schwere Ziegel, die sich noch schwerer mit dem Maurerhammer bearbeiten lassen, als jene der hier üblichen deutschen Knetmaschinen mit Abschneidetisch. Maschinen zur Verarbeitung ganz trockenen Thones, wie solche in England in Verwendung zum Theile noch stehen, haben sich keinen Eingang zu verschaffen gewußt. Alle Ziegelpressen im Prater waren bestimmt, erdfeuchten oder genetzten Thon zu verarbeiten. In Oesterreich hat sich die Hertel'sche Ziegelpresse, jetzt gebaut von der Maschinenfabriks-Actiengesellschaft in Nienburg an der Saale, am meisten eingebürgert. Dieselbe ist aber auch anderen Ortes und mit gutem Erfolge in Betrieb gesetzt worden und dürften über 350 Exemplare derselben schon in Thätigkeit sein. Eine schön gearbeitete Maschine dieser Art zeigt unter Beibehaltung des alten Systems einige Neuerungen im Detail, die erwähnenswerth sind. Einer der Hauptnachtheile des alten Systems der horizontalen Thonschneider an der ursprünglichen Hertel-Maschine, war die Lagerung der horizontalen Messerwelle, die nur hinten am Antriebe doppelt gelagert, nach vornehm jedoch auf eine Länge von circa drei Fuß frei überhängend blieb. Dabei war es unvermeidlich, daß die auch noch mit schweren Messern und Schaufeln belastete Welle sich senkte, und nun die Schaufeln an der unteren Seite des Rumpfes der Maschine aufliefen. Unterstützt durch den sandigen Thon, der als Schleifmittel wirkte, nützten sich beide Theile rasch ab, viel Kraft des Antriebes ging verloren, und ein ewiges Auswechseln der verbrauchten Schaufeln, endlich des ganzen gußeisernen Mantels, waren hiervon die Folge. Wenig nur war durch Anbringung eines Lagers geholfen, das, auf drei schmiedeisernen Armen ruhend, welche ihrer Form nach dem durchtretenden Thone möglichst wenig Widerstand boten, durch eine Metallbüchse gebildet wurde, in welcher die Welle lief. Der sandige Thon nützte auch dieses, übrigens ganz primitive, Lager ab und beide, Welle sowohl als Büchse, liefen sich bald oval aus. Das alte Uebel blieb. Bei der jetzt ausgestellten Maschine ist die letztere Idee wohl beibehalten, jedoch anstatt auf den drei Armen ruht das Lager nur auf zweien, welche der Länge nach eine Bohrung tragen. Sie dient zur Schmierung der Lagerflächen, die gegen das Eindringen von Thon mittels einer Stopfbüchsenpackung geschützt sind. Damit ist die Hertel-Maschine wohl allein schon um vieles brauchbarer geworden, aber sie hat auch weiter in manchen Details gewonnen, ihre Theile sind constructiver geformt, mitunter leichter zugänglich gemacht, einige auch verstärkt, was stellenweise sehr noth that. Auch der Abschneidetisch hat einige Veränderungen erfahren, sowie die Lagerung der Zuführungs- und Quetschwalzen für den aufgegebenen Thon. Während früher eine Trennung des austretenden Thonstranges sofort in vier Ziegelstärken und zwei Abschnitten geschah, schneidet jetzt die Maschine quer durch den Thonstrang, der keine Abfälle mehr gibt. Diese Querabschneide-Vorrichtung, welche wir an den meisten Ziegelpressen jetzt finden, ist jedenfalls der ersteren vorzuziehen, wenn auch mehr Kraft zum Abschnitte erforderlich wird. Die Drähte am Mundstücke kommen leicht in Unordnung, reißen oder geben zu Verstopfungen durch etwas unreineren Thon Anlaß. Die Maschine erzeugt per Arbeitsstunde bis 1500 Steine, benöthigt hierzu bei 10 Pferdestärken an Betriebskraft. Die Firma scheint von dem früher sehr empfohlenen Doppel-Walzwerke abgegangen zu sein, das in der Anordnung, wie wir sie kennen, auch wahrlich ein kraft- und raumverschwendendes Ding war. Im Allgemeinen aber gebührt Hertel, dem früheren Inhaber des Geschäftes, das Verdienst, mit großem Eifer die Ziegelmaschine verbessert und namentlich in Deutschland und Oesterreich eingeführt zu haben. Mannigfache Nachbildungen seiner Constructionsweisen waren daher nicht zu vermeiden. Eine solche trafen wir denn auch in der österreichischen Abtheilung der Maschinenhalle. L. Henrici in Wien hat das Hertel'sche System adoptirt und ist für Einführung desselben in Oesterreich seit Jahren thätig. Auf der diesjährigen Ausstellung trat er mit einer selbstständigen Construction des Abschneideapparates auf, die bestimmt ist, sowohl das Abschneiden des durch fixe Drähte getheilten Thonstranges auf Ziegellänge, sowie den Transport der Ziegel auf bereitstehende Wägelchen automatisch zu ermöglichen. Der austretende Thonstrang besorgt selbstthätig das Einrucken eines Riemens und bringt damit die Schneidevorrichtung in Gang. Jedenfalls wäre durch diese Anordnung, von der nur zu fürchten ist, daß das Aussehen der erzeugten Ziegel leiden wird, und die durch manche Zufälligkeiten vielleicht Störungen ausgesetzt ist, die sich bis jetzt an der probeweise zum ersten Male zur Ausführung gelangten Maschine kaum noch genau präcisiren lassen, ein sehr penibler Theil der nöthigen Handarbeit der Ziegelmaschine eliminirt, und ist sehr zu wünschen, daß die in Aussicht stehende Einführung der Maschine in die Praxis die Erwartungen bestätigt und erfüllt, die man an einen so sehr angestrengten Apparat zu stellen genöthigt ist. Henrici's Maschine wiegt circa 11000 Pfund, braucht 10 bis 12 Pferdestärken zum Betriebe, erzeugt bei jedem Abschnitte 5 Ziegel und zwei seitliche Abschnitte. Die Production per Stunde beläuft sich auf 1500 bis 1600 Steine. Der Preis der Maschine ist 3600 Gulden. C. Schlickeysen in Berlin ließ täglich im Ausstellungsraume seine große stabile Dampf-Ziegelpresse bekannter Construction arbeiten. Wir verweisen auf das schon eingangs über seinen zweckmäßig angeordneten verticalen Thonschneider Gesagte und wollen nur hervorheben, daß aus demselben nach zwei Seiten Thonstränge austreten, welche durch einen sehr einfachen Schneideapparat in Ziegelbreiten getheilt werden. Jeder Schnitt liefert 2, auch 3 Steine. Die aus Holz construirten und mit Metallfutter versehenen Mundstücke erhalten zur Verringerung der Reibung Wasserschmierung. Die ganze Anordnung charakterisirt sich durch Einfachheit und leichte Zugänglichkeit der arbeitenden Theile. Die erzeugten Ziegel erhalten sowohl am Kopfe als an den Seiten glatte Flächen, können daher sowohl als Binder, als auch als Läufer vermauert werden. Die Leistung dieser Maschine ist per Mundstück und Arbeitsstunde circa 1000 Steine bei einer Betriebskraft von 10 bis 12 Pferdestärken. Der Kostenpreis beläuft sich bei einem Gewichte von 110 Centner für den completen Apparat auf circa 4500 Gulden. Wir halten die Maschine von Schlickeysen für eine sehr brauchbare. Gleichfalls einen verticalen Thonschneider, dem ein Band ohne Ende den Thon zuführt, welcher ein Vorwalzwerk zuerst passirt hat, stellten Gebrüder Schmerber in Tagolsheim (Elsaß-Lothringen) aus. Das Vorwalzwerk ist ein doppeltes. Hier, wie zumeist, sind die Walzen aus Hartguß hergestellt und bis auf einen Zwischenraum von 6 Millimeter verstellbar. Weniger zweckmäßig als bei Schlickeysen ist hier der Antrieb der Thonschneider-Welle von oben und zwar mittels doppeltem, einem conischen und einem Stirnräder-Vorgelege vermittelt. Die Maschine ist mit einem Mundstück versehen, das so wie bei der vorher beschriebenen mit Wasserschmierung arbeitet. Eigenthümlich ist der Schneidetisch construirt. Der Thonstrang, welcher schon am Mundstück der Länge nach in vier Streifen von Ziegeldicke getrennt wird, gelangt auf Gypsplatten, welche auf Röllchen laufen. Ein fahrbares Transversal-Schneidegatter trennt die Ziegel der Länge nach. Der eine einzige Schneidedraht macht eine Bewegung senkrecht nach abwärts und muß denselben Weg nach Entfernung der abgetrennten Ziegel wieder leer zurückgehen. Diese Abschneidevorrichtung ist entschieden die schwache Seite der ganzen Anordnung, welche bei allen anderen Ziegelmaschinen zweckmäßiger gedacht ist. Auch diese Maschine macht bei 1000 ZiegelWir geben hier stets die Arbeitsleistung der Maschine unter Zugrundelegung des österreichischen gesetzlichen Ziegelmaßes von 11 × 5 1/2 × 2 1/2 Zoll. in der Arbeitsstunde und kostet 2500 Gulden. Die erforderliche Betriebskraft ist je nach der Thonsorte 8 bis 10 Pferdestärken. Wir können hier nicht umhin, zu bemerken, daß alle Angaben über den Kraftverbrauch der Ziegelmaschinen vage sind und sehr variiren, je nach dem Materiale, welches verarbeitet werden muß, dem Feuchtigkeitsgehalte und Aggregatzustande desselben (ob z.B. gewinterter Thon verarbeitet wird oder frisch gegrabener u.s.w.). Noch immer fehlen die so wünschenswerten wissenschaftlichen dynamometrischen Versuche mit Ziegelmaschinen, die anzustellen wohl am ehesten jenen Firmen zukäme, welche die Erzeugung der Ziegelmaschinen zu ihrer Specialität gemacht haben. Hoffen wir, daß wenigstens die Bemühungen des Vereins deutscher Ziegelfabrikanten, welcher eben daran ist, in umfassendster Weise Daten über die Leistungsfähigkeit der Ziegelmaschine zu sammeln, in dieser Richtung auch verläßliche Angaben, wenn auch nur annähernd, aus der Praxis erhalten. Freilich wird auch damit noch nicht Alles geleistet sein, denn nur vergleichende Versuche an einer und derselben Maschine können hier die gewünschten Aufklärungen und jene Anhaltspunkte geben, die zu einer sicheren Constructionsweise der noch ziemlich empyrisch gebauten Thonschneider-Wellen sammt Rühr- und Preßschrauben führen. Unserer Erfahrung nach leiden in den Ziegelfabriken die meisten Ziegelmaschinen Mangel an Betriebskraft. Eine gute Formmaschine zur Herstellung von hohlen Verkleidungsziegeln war gleichfalls von Gebrüder Schmerber eingesandt worden. Dieselbe ist nach einem in Norddeutschland vielfach gebrauchten Systeme construirt. Ein Walzenpaar erfaßt den von einem Thonschneider bereits vorbereiteten oder geschlämmten Thon und drückt ihn durch ein Mundstück, das mit Bronzeformen für Hohlsteine oder sonstige Façonziegel versehen ist. Die austretenden beiden Thonstränge (bei Hohlstein-Fabrikation) gelangen auf einen mit Gypswalzen garnirten Schneidetisch mit feststehendem Transversal-Schneidegatter, das 4 bis 5 Steine auf ihre beiläufige Länge bringt. Bekanntlich findet ein genaues Beschneiden und Adjustiren der Steine erst später, nach dem Uebertrocknen derselben, statt. Die Maschine ist bei einem Preise von 1350 Gulden sehr leistungsfähig und bedarf nur einer Kraft von 2 1/2 bis 3 Pferdestärken zum Betriebe. Sie erzeugt bis 1500 Steine in der Arbeitsstunde. Zu den Ziegelmaschinen der eingangs erwähnten Kategorie gehört Morland's Patent-Ziegelmaschine, ausgestellt von Derham in Leeds. Dieselbe besteht aus einem verticalen Thonschneider, der von oben und zwar mit einem Schneckenrade angetrieben wird. Diese Arbeit, sowie die intermittirende Drehung des runden horizontalen Formtisches, welcher die versenkten Ziegelformen enthält, wird von zwei an den beiden Seiten des Gestelles der ganzen Maschine anmontirten, schiefliegenden Dampfmaschinen verrichtet. Der Boden der Ziegelformen ist beweglich, wie ein Stempel gestaltet, der am unteren Ende ein kleines Laufrad trägt, das auf einer schiefen Ebene läuft. Gelangt die Form bei Drehung des Tisches unter das am Boden des Thonschneiders angebrachte Mundstück desselben, so füllt sich dieselbe, da ihr Stempel am tiefsten Punkt, an dem Beginne der ebenfalls kreisrund herumgelegten schiefen Ebene steht. Beim Vorwärtsgehen des Tisches aber hebt sich der Boden der Form durch Auflaufen des Rädchens auf die schiefe Ebene und drückt so den fertig gepreßten Ziegel heraus. Eine Abstreichvorrichtung befördert ihn auf ein Tuch ohne Ende, von dem ein Arbeiter die fertige Waare abnimmt. Die Maschine wird auch ohne directen Dampfmaschinen-Antrieb gebaut und würde uns dann wahrscheinlich besser gefallen. Wir haben schon mehrfach Gelegenheit gehabt, uns gegen diese allerdings compendiöse Constructionsweise auszusprechen, und müssen es auch hier wieder thun. Die Kraftübertragung mittels Schneckenrad und Schraube ohne Ende ist aber auch ein Verwüsten von Arbeit. So weit sich dies beurtheilen ließ, arbeitet die Maschine übrigens präcise und dürfte eben nur jene Nachtheile an sich haben, die mit dem Systeme fast unabänderlich verbunden scheinen. Vor Allem ist es die starke Ausnützung der Formen und der bedeutende Consum an Schmiermaterial, den ein gutes Functioniren aller Theile erfordert, was hier in Betracht kommt. Was endlich bei dieser Maschine besonders unangenehm wird, ist die Schwierigkeit, die Form der Ziegel zu ändern, da neue Einsätze in den Formtisch, sowie natürlich auch neue Stahlstempel hierbei eingefügt werden müssen. Ob zudem der Riemenantrieb des Tisches wirklich vor Brüchen schützt, wenn ein harter Stein zwischen Thonschneider-Mundloch und den rotirenden Tisch geräth, muß erst die Erfahrung lehren. Alles reibt, zwängt und drückt sich an Morland's Maschine, und starke, weitgehende Reparaturen werden an ihr bald unvermeidlich sein. Der von ihr gelieferte Ziegel ist jedoch ein ganz gutes Fabrikat, ähnlich dem von Hand geformten, scharfkantig und ziemlich homogen im Bruch. Die verschiedene Beschaffenheit des Thones wird, wenn derselbe nicht allzu fett ist, weniger Einfluß auf diese Maschine als auf manche andere ähnlicher Construction haben. Ihr Preis stellt sich inclusive Dampfantrieb auf 4500 Gulden, ohne diesem auf 3500 Gulden loco England. Die Leistungsfähigkeit einer solchen Presse bei einem Kraftverbrauch von angeblich acht Pferdestärken (den angewendeten Cylinderdimensionen nach soll es wohl besser fünfzehn heißen) beträgt 12 bis 1500 Steine per Arbeitsstunde, wobei angenommen wird, daß der Formtisch vier Umdrehungen per Minute macht. Die amerikanische Ausstellung brachte, wenn auch verspätet, so daß die Jury nicht mehr in die Lage kam, ihr Urtheil zu fällen, eine Ziegelmaschine von Winn in Pennsylvania, Eigenthum von J. G. Mytinger in Philadelphia. Die ursprüngliche Maschine und das Ideal des Ausstellers ist transportabel und wieder eines jener Systeme, das alles leisten will und nichts gehörig verrichtet. An einem auf Rädern montirten horizontalen Dampfkessel ist eine Dampfmaschine zum Betriebe eines ebenfalls auf dem Kessel stehenden Thonschneiders angebracht, der von oben direct von der Pleuelstange mittels einfachen Vorgeleges angetrieben wird. Der aus Eisenblech construirte Mantel des Thonschneiders ist doppelwandig, und innen durchbohrt. Der Zwischenraum ist mit Wasser gefüllt (im Winter mit warmem), das durch die seitlichen Oeffnungen in die Thonmasse eintreten soll. Der Thonschneider hat seitlich ein Mundstück, das so angeordnet ist, daß ein hölzerner Rahmen, welcher sechs Ziegelformen (amerikanisches Format, also 100 Kubikzoll englisch) enthält, seitlich eingeschoben werden kann. Die Formen werden vorher eingesandet und hinter das Mundstück gebracht, dort von einem Schieber erfaßt, unter die Austrittsöffnung gebracht, mit Thon vollgefüllt, bei dem nächsten Hub herausgedrückt und auf einen Tisch geschoben, von dem sie ein Arbeiter abnimmt. Mit dem einfachen Anfüllen der Formen durch den austretenden Thon aus dem Malaxator würden jedoch die Kanten des Ziegels zu unrein ausfallen; vor dem Mundstücke ist daher eine Preßvorrichtung angeordnet, die im Momente des Austrittes der Form einen Druck ausübt, der regulirbar gemacht ist. Der Antrieb des Thonschneiders geschieht von oben und bedarf eines Motors von circa zehn Pferdestärken. Jedenfalls werden die Arbeiter stark angestrengt, welche mit den gefüllten, an sich schon schweren Holzmodeln für sechs Steine zu hantiren haben, namentlich wenn die Angaben des Fabrikanten auch nur annähernd richtig sind, welcher 4000 Stück Ziegel in der Arbeitsstunde als Leistungsfähigkeit der Maschine angibt. Daß bei Erzeugung von Ziegeln unseres Wiener Formates diese Massenproduction eine starke Herabminderung erfahren muß, ist klar. Wann werden wir doch von unseren kolossalen Ziegeldimensionen erlöst, welche jetzt doch schon lange im Interesse des Producenten sowohl als des Käufers durch das norddeutsche Normalziegel-Format ersetzt sein sollten. – Auf der Ausstellung war eine selbstständige, nur auf Räder gestellte Maschine zu sehen. Wie wir hören, arbeitet eine solche bereits mit bestem Erfolge auf einer Ziegelei der Gebrüder Lönholdt in Bockenheim bei Frankfurt a. M., ohne daß es uns möglich gewesen wäre, genauere Daten über ihre Leistungsfähigkeit mit dem dort zu Gebote stehenden sandigen Thone zu erfahren. Der Preis der completen Maschine sammt Zubehör ist 9100 Gulden, der einer solchen ohne Kessel und Motor 4700 Gulden frei an Bord gestellt. Hand-Ziegelpressen waren diesmal so gut wie gar nicht zu sehen. Die einzige Presse, die wir vorfanden, ist jene von L. Jäger in Burtscheid, eine etwas complicirte Kniehebel-Presse, difficil zu behandeln und kaum den bereits bekannten Constructionen vorzuziehen. Diese sowie jede andere dieser Hand-Ziegelmaschinen eignet sich nicht für die Erzeugung gewöhnlicher Mauerziegel, sondern höchstens zum Nachpressen derselben behufs Herstellung von Verblendsteinen. Aber auch zu diesem Werke kommt die Nachpresse schon außer Gebrauch, da denn doch mittels der Ziegelpresse mit Walzendruck, etwa wie sie Gebrüder Schmerber ausstellten, eine größere Leistung und ein vollkommeneres Materiale zu erzielen ist. Kaum ist die Production bei den Hand-Ziegelpressen über 2000 Stück pro Tag zu bringen, der Ziegel wird ungleichförmig dicht und sind solche Maschinen zur Verarbeitung sehr plastischen Thones unbrauchbar. Jäger's Presse, welche natürlich nur halbtrockenes, stark krümmliges Rohmaterial zu verarbeiten in der Lage ist, kostet sammt Rädergestelle, das sie transportabel macht, 460 Gulden. Die Form-Ziegelpresse von H. Peters (vertreten durch F. Hoffmann in Berlin) ist eine eigenthümliche originelle Vorrichtung zur Herstellung ornamentirter Ziegel oder Terracotten, welche auf mehreren Seiten eine Dessinirung erhalten sollen. Das Princip dieser, übrigens nicht besonders einfachen und für eine Massenproduction auch kaum geeigneten, Maschine besteht in der Anwendung von viertheiligen gußeisernen Formen, die sich blumenkelchartig auseinander legen. Von oben wird ein Stempel mittels einer Schraube in die mit Lehn: gefüllte Form eingedrückt, während die Theile der letzteren durch einen leicht aufschiebbaren Ring zusammengehalten sind. Die Idee als solche verdient jedenfalls festgehalten zu werden, die praktische Ausführung derselben im vorliegenden Falle läßt aber gewiß noch manches zu wünschen übrig und vermag noch lange nicht den Zwecken der praktischen Thonwaaren-Fabrikation zu dienen. An die mit Maschinenkraft bewegten, vorhin besprochenen Ziegelmaschinen schließen sich die Röhrenpressen direct an, welche auch nicht selten zur Herstellung von Façonziegeln, Dachplatten u.s.w. dienen. Pressen für Drainröhren-Fabrikation gewöhnlichster Construction, an denen eine Zahnstange mit Druckplatte den Thon aus dem Füllkasten treibt, stellte Bernhard Borosch in Prag aus, die durch ihre, geschmacklos genug, mit scharlachrothem Tuch überzogenen Walzen am Abschneidetisch mehr als nöthig aufgefallen sind. Für ganz kleine Arbeiten, für das Pressen von Kachelstegen u.s.w. wird sogar nur eine Schraube zum Ausdrücken des Thones benützt. Ebensowenig wie die erstgenannten Pressen bietet jene von Page und Comp. in Bedford Neues. Mittels doppelter Zahnstange wird der Thon ausgetrieben und geschieht die Kraftübertragung durch ein kräftiges doppeltes Vorgelege. Vier Drainröhren werden auf einmal erzeugt. Mit den Drainröhren verschwinden nach und nach auch diese Maschinen, um continuirlich wirkenden Platz zu machen. Die Steinzeug-Röhrenfabrikation, welche aus England auf den Continent übertragen wurde und die hier, namentlich in Deutschland, seit längerer Zeit schon gut betrieben wird, gewinnt immer größere Verbreitung und bürgert sich auch in Oesterreich, das einige vorzüglich schöne Erzeugnisse dieser Art ausstellte, immer weiter ein. Im Allgemeinen ist es die Herstellung gut geformter, dichter, undurchdringlicher Muffenrohre, die angestrebt wird, und schon seit langem sind in England Maschinen im Gebrauche, die es ermöglichen, die Muffen mit dem Rohre unter einem zu pressen. Die Maschine von H. Clayton, welche mit doppeltem Zahnstangentrieb einen Piston in den mit Thon gefüllten Cylinder treibt und so die mächtigen Rohre auspreßt, nachdem die Muffen sich in der eigenthümlich construirten Form gebildet haben, ist wohl die bekannteste, und diente zuerst zum Ersatze der Handarbeit, mittels welcher auf der Töpferscheibe oder durch Anschlickern größerer Rohrstutzen die Muffe auch heute noch häufig in England selbst gebildet wird. Interessanter noch als diese Vorrichtung Clayton's ist jene, welche wir bei Gibbs and Canning in Tamworth in Thätigkeit sahen und die mittels hydraulischem Druck arbeitet. Die Muffen werden hier erst gebildet, wenn das Rohr schon ganz fertig gepreßt ist, und erhalten ganz dieselbe Homogenität wie seine Hauptmasse. Im Prater war von diesen, übrigens nicht continuirlich wirkenden, Maschinen keine erschienen; dagegen führten die Gebrüder Sachsenberg in Roßlau an der Elbe eine mächtige continuirliche Thonröhren-Presse vor, geeignet, Rohre bis zu einem Diameter von 800 Millimeter lichte Weite zu erzeugen. Im Wesentlichen ist diese Presse nichts anderes, als eine vertical gestellte Sachsenberg'sche Ziegelmaschine. Zwei Walzen übernehmen den natürlich sehr gut vorbereiteten Thon vom Elevator und pressen ihn durch einen kurzen Rumpf in ein kreisrundes Mundstück, welches dem an der Clayton'schen Maschine nachgebildet ist. In der Mitte desselben ist ein flaches, schalenförmiges Mittelstück in die Oeffnung so eingefügt, daß der Abstand der Peripherie derselben von jener der Mundstück-Oeffnung der beabsichtigten Rohrstärke entspricht. Nach unten erweitern sich die Wände des Mundstückes gemäß der äußeren Muffenform. Ein zwischen Leitrollen vertical auf und ab beweglicher, mit Gewichten ausbalancirter Tisch dient zum Auffangen des austretenden Rohres, dessen eigene Schwere ein Abreißen der Thonmasse zur Folge hätte. Soll die Maschine in Thätigkeit kommen, so wird eine Holzschablone von der inneren Muffenform in das Mundstück eingefügt, der Tisch bis ganz hart an dasselbe angepreßt, und nun mit der Arbeit begonnen, deren Resultat ein Rohrstück vom Diameter der Muffe ist. Sobald dieses rein und dicht austritt, wird es mittels eines Drahtes glatt abgeschnitten, der Muffenkern entfernt, die vorher herabgelassene Tischplatte wieder angeschoben und nun mit der Pressung fortgefahren, welche jetzt ein Rohr fördert, welches der zunächst gebildeten Muffe folgt. Gewöhnlich werden diese Rohre auf eine Meter-Länge ausgepreßt, und ist es einem geschickten Arbeiter ganz leicht, durch Abbiegen des austretenden Rohres demselben auch jede beliebige Krümmung zu geben, so lange der Rohrdurchmesser nicht größer als 200 Millimeter wird. Ueber diesen hinaus tritt dabei freilich schon eine Deformation des Rohrquerschnittes ein. Die näheren Details dieser Operationen, sowie die weiter noch folgenden, wie das Behandeln der Rohre beim Trocknen, deren Putzen und Nachbessern, zu welchem Ende die größten mittels eines eigenen Kraniches gehoben und gewendet werden, würde uns zu weit führen. Jedenfalls ist die beschriebene Maschine eines der interessantesten und zweckmäßigsten der ganzen hierher einschlägigen Ausstellungsobjecte. Mehrfache Versuche in der Praxis sprechen für deren Leistungsfähigkeit. Die von E. Polko in Bitterfeld auf derselben hergestellten Steinzeugröhren sind ganz schöne Producte. Die Maschine erzeugt per Stunde Arbeitszeit Muffenrohre von 500 bis 800 Millimeter lichten Diameter   7 Stück 400 15 240 25 200 300 30 160 50 120 65 Eine sehr vorzügliche Maschine, die bereits vielfache Verwendung nicht nur in Belgien gefunden hat, sondern auch anderen Ortes mit Vortheil eingeführt wurde, ist die hydraulische Zinkretorten-Presse von N. J. Dor, dem verdienten Director der großen Fabriken von Ampsin (im Besitze von Laminne) in Belgien. Immer mehr gewinnt die Anwendung des hydraulischen Druckes Verbreitung in der Thonwaaren-Industrie. In der Erzeugung feuerfester Producte, der Fußboden-Belegplatten, der Thonröhren, der Schmelztiegel und so fort, ist die hydraulische Presse bereits ziemlich eingebürgert. Dor verwendet in passender Weise einen solchen Apparat zur Herstellung der Zinkretorten nach belgischem Modell (mit geschlossenem Boden). Hier, wo es ganz darauf ankommt, eine besondere Dichte der Muffelwand zu erzielen, ist die Anwendung starker Compression für die plastische Chamottecomposition sehr am Platze. Zudem wird Handarbeit gespart, die bedeutenden Kosten des Retortenverbrauches, der erzielten größeren Dauerhaftigkeit wegen, vermindert. Die Maschine ist seit etwa fünf Jahren in der Fabrik von Laminne, in der von Valentin Coq und auf den großen Werken von Vieille Montagne in Verwendung. Fast noch gar keine Anwendung haben in Oesterreich die Falzziegel gefunden, ein Dacheindeckungs-Material, das ursprünglich zuerst wohl in der Schweiz erzeugt, später aber die größte Verbreitung in ganz Frankreich, Italien, in Deutschland, längs des Rheins und im Norden bis Königsberg gewonnen hat. Die Vorzüge des Falzziegel-Daches, das in seiner heutigen Gestalt von einem Werkführer Müller (jetzt bei Gebrüder Schmerber), und von Gilardoni herrührt, lassen sich kurz zusammenfassen. Sie bestehen in großer Leichtigkeit, Möglichkeit der Herstellung von Ziegel-Dachflächen bis zu 20 Grad Neigung, Sicherheit gegen das Auftreten durch Wind und Eintreiben von Regen, endlich in einem gefälligen Aussehen. Während ein gewöhnliches, doppelt gedecktes Dach (circa 110 sogenannte Biberschwänze gerechnet) ein Gewicht von 350 Pfd. hat, wiegt eine gleiche Dachfläche (mit 54 Stücken Falzziegeln gedeckt) nur 270 Pfund, also fast um 25 Procent weniger, was eine bedeutend leichtere Dachconstruction zuläßt. Namentlich für Fabriks- und Bahngebäude gibt es keine zweckentsprechendere Bedachung. Die Versuche, welche die Wienerberger Ziegelfabriks- und Baugesellschaft mit diesen Ziegeln seit einigen Jahren an ihren eigenen Gebäuden anstellte (Ziegel ihrer Fabrikation waren unter deren sehr interessanten Collection von diversen Thonwaaren ausgestellt gewesen), gaben ein so zufriedenstellendes Resultat, daß dieselbe die Fabrikation solcher Dachplatten im Großen vornehmen und die Falzziegel hier einführen wird. Außer denen der genannten Firma waren vielfache, mitunter sehr schön gearbeitete Dach-Falzziegel zu sehen, und namentlich manche Proben von solchen ausgestellt, die eine gewöhnliche Bleiglasur oder Thonbeguß trugen. Wir erwähnen der Fabrikate von E. Bihl und Comp. in Waiblingen bei Stuttgart, von Ziegler in Schaffhausen und von Villain de Kergallee in Brindisi. Am meisten verdient um die Einführung dieses trefflichen Dachbedeckungs-Materiales haben sich die Gebrüder Schmerber in Tagolsheim gemacht, deren continuirliche Falzziegel-Presse so ziemlich die weiteste Verbreitung gefunden hat. Schon in Paris arbeitete dieselbe im Jahre 1867 recht befriedigend und erschien auf der Wiener Ausstellung neu verbessert in völlig praktischer Construction. Im Wesentlichen wird durch eine Excenterbewegung, ähnlich wie an einer Stanzmaschine, ein Kolben gehoben und gesenkt, welcher die obere Matrize des Dachziegels enthält, während die untere in die Seite eines fünfeckigen Prismas angebracht ist, in das fünf solcher Formen eingepaßt sind, und wovon jeweilig eine andere durch intermittirende Rotation unter den Stempel gebracht wird. Ein Arbeiter belegt mit vorgeschnittenen und durch eine Thonknete homogen vorbereiteten Thonplatten die leeren Formen, während auf der anderen Seite der Maschine ein zweiter die fertigen Ziegel abnimmt. Die Formen sind in hartem Modellirgyps hergestellt und halten je nach dessen Güte bis 3000 Pressungen aus. Die Maschine braucht 2 1/2 Pferdestärken zur Bewegung und erzeugt im Tage 7- bis 8000 Falzziegel, welche jedoch erst von Hand nachgeputzt werden müssen. Die zur Firstbekrönung nöthigen Firstziegel werden entweder aus Gypsmodeln von Hand gestrichen oder auf Handpressen erzeugt, von denen Gebrüder Schmerber zweierlei Typen bauen. Die eine ist eine Spindelpresse mit mechanischem Frictionsräder-Antrieb, in welche die gefüllten Formen von Hand eingeschoben und ausgenommen werden, die andere, kleinste, ist eine Spindelpresse, die auch von Hand niedergeschraubt wird. Erstere Presse erzeugt stündlich circa 200 Ziegel und kostet sammt Utensilien, Reserveformen etc. 1350 Gulden, die letztere preßt stündlich 100 bis 120 Stück und kostet 900 Gulden. Eine recht gut gearbeitete Falzziegel-Presse der letztbesprochenen Art ist ferner die von E. Laeis und Comp. in Trier gebaute, für Handbetrieb eingerichtete. Alle aus dieser Fabrik hervorgehenden Arbeiten zeichnen sich durch Präcision der Arbeit aus und so ist auch diese Falzziegel-Presse ein schönes Stück. Eine auch nur irgend rentable Fabrikation wird mit diesen Handpressen freilich nie so recht zu erzielen sein, und wir glauben, daß mit denselben Versuche zur Einführung der Falzziegel bei uns in Oesterreich geradezu scheitern müßten. (Schluß folgt.)