Titel: Sturgeon's schnellgehende Luftcompressionspumpe.
Fundstelle: Band 215, Jahrgang 1875, S. 385
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Sturgeon's schnellgehende Luftcompressionspumpe. Mit Abbildungen auf Taf. X [a.b/1]. Sturgeon's schnellgehende Luftcompressionspumpe. Der Grund, warum die bisher gebräuchlichen Luftcompressionsmaschinen nur mit geringer Kolbengeschwindigkeit functioniren konnten, liegt zunächst in der Wirkungsweise der Ventile, welche nicht rasch genug öffneten und schlossen, um eine höhere Geschwindigkeit zuzulassen, ferner in den ungenügenden Canalquerschnitten, welche der ein- und austretenden Luft geboten wurden, so daß hierdurch eine bedeutende Erhöhung der Temperatur eintreten mußte. Eine Maschine, welche diese beiden Uebelstände glücklich vermeidet, ist die nach Sturgeon's Patent von Henry Clayton, Son, and Howlett in London gebaute schnellgehende Luftcompressionsmaschine, welche (nach Engineering, October 1874 S. 319 und 322) in Fig. 1 bis 3 dargestellt ist. Bei der immer steigenden Wichtigkeit, welche der Betrieb von Maschinen mit comprimirter Luft gewinnt, und den vorzüglichen Resultaten, die mit der vorliegenden Maschine erzielt wurden, mag eine kurze Beschreibung derselben wohl am Platze sein. Wie aus Fig. 1 und 2 hervorgeht, besteht die Maschine aus einem Dampfcylinder A und einem Luftcompressionscylinder B, wobei die Kraft des ersteren mittels der Schwungradwelle auf den letzteren übertragen wird. Gleichzeitig sind die Kurbeln beider Cylinder um 90° versetzt, so daß der Dampfcylinder bei der Mittelstellung seiner Kurbel gerade die größte Kraft abgibt, wenn der Pumpencylinder, am Ende des Hubes die größte Compressionsarbeit zu leisten hat. Durch diese Anordnung, mittels welcher auch beim Beginne des Hubes die überflüssige Kraft des Dampfcylinders in dem Schwungrade angesammelt wird, ist die Maschine im Stande, bei gleichen Durchmessern des Dampf- und Pumpencylinders, die Luft bis nahe zur doppelten Spannung des angewendeten Dampfes zu comprimiren. Interessant bei dem Dampfcylinder ist noch die Steuerung, welche von einem festen Excenter durch Zwischenhebel derart auf den Schieber übertragen wird, daß bei übermäßig wachsender Compression der Hub und damit die Füllung verändert wird, bei abnehmendem Drucke beides zunimmt. Zu dem Ende wirkt die Excenterstange e auf einen Hebel l, der um einen Punkt o drehbar ist, welcher in den Führungen pp auf- und absteigen kann. In eine verticale Nuth des Hebels l greift mit einem Zapfen ein zweiter um einen festen Drehpunkt beweglicher Hebel s ein, welcher direct mit dem Schieber in Verbindung steht, so daß derselbe einen um so größeren Hub macht, je tiefer der Drehpunkt o des Hebels l liegt, dagegen desto kleineren Hub und geringere Füllung gibt, je höher o steigt. Um nun den Grad der Füllung von der Höhe der Luftcompression abhängig zu machen, steht der Zapfen o durch einen Plungerkolben mit dem Windkessel der Luftcompressionspumpe, welcher im Maschinenbette angebracht ist, in Verbindung, so daß hierdurch und mittels Verschiebung eines Laufgewichtes g auf der Excenterstange e die Maschine beliebig auf verschiedene Spannungen eingestellt werden kann und sich dann selbst regulirt. Die Einrichtung des Luftcylinders endlich ist aus Fig. 3 [b/2] ersichtlich. Hier sind die Druckventile d ähnlich den älteren Dispositionen selbstthätig wirkend in den beiden Cylinderdeckeln angebracht, welche (wie aus Fig. 2 ersichtlich) direct mit dem Windkessel in Verbindung stehen. Das Eintrittsventil jedoch, das sonst zu seiner Eröffnung ein gewisses Vacuum verlangt, ist vortheilhaft durch den inneren Theil b der Stopfbüchse ersetzt, welcher sich beim Einwärtsgange des Kolbens – mitgenommen von der Reibung der Kolbenstange – um ein kurzes Stück von seinem Sitze in a entfernt und dadurch der äußeren Luft freien Eintritt gestattet. Beim Rückgange des Kolbens stößt dann die Stopfbüchse alsbald wieder gegen ihren Sitz an, schließt die Verbindung mit der äußeren Luft ab und nöthigt die comprimirte Luft durch die Druckventile d in den Windkessel einzutreten, und es ist bemerkenswerth, daß gerade durch diese Einrichtung des Admissionsventiles die ausnehmend hohe Tourenzahl der Maschine erreichbar wurde. So wurden Versuche vorgenommen, bei welchen die Tourenzahl von 65 auf 220 Touren (2,23 Meter pro Secunde) gesteigert wurde, wobei sich in allen Fällen gleich gute Indicatordiagramme ergaben und auch sonst kein Anstand hervortrat. Zur Kühlung des Cylinders ist derselbe mit einem continuirlich erneuten Wassermantel umgeben, dessen erwärmtes Wasser zur Speisung des Kessels benützt wird. Fr.

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