Titel: Der Telegraph und der automatische Umschalter von G. Jaite; ausgeführt von W. Gurlt in Berlin.
Fundstelle: Band 216, Jahrgang 1875, Nr. , S. 209
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Der Telegraph und der automatische Umschalter von G. Jaite; ausgeführt von W. Gurlt in Berlin. Nach dem Journal télégraphique, vol. II Nr. 33 und 34. Mit Abbildungen auf Taf. C. und IV. Gurlt, über Jaite's Telegraph. Mit seinem neuen Telegraphen, wegen dessen Anfertigung G. Jaite in Berlin sich gegen Ende Juli 1869 an die Telegraphenbauanstalt von W. Gurlt wendete, beabsichtigte der Erfinder nicht nur einen beträchtlichen Zeitgewinn gegenüber den bestehenden Systemen zu erzielen, sondern überhaupt erst einen wirklichen Tele-Graphen zu schaffen, d. h. einen solchen, welcher auf die weitesten Entfernungen zu telegraphiren vermöchte. „Bei der Construction aller übrigen Telegraphen habe man sich nicht das Schreiben in die fernste Ferne als Ziel gesteckt, sondern nur eine mehr oder minder beschränkte Tragweite erstrebt. „Der Morse-Einstiftapparat sei in Construction und Behandlung sehr einfach; jedoch ziehe diese Einfachheit, welche auf der Bildung der Schrift aus Strichen und Punkten beruhe, eine Vergeudung an Zeit und Kraft nach sich, und vor Allem fehle dem Morse eine zuverlässige Uebertragungseinrichtung, wie sie zum Schreiben auf Entfernungen über eine gewisse Grenze hinaus unbedingt erforderlich ist. Bei dem Morse habe der in den Eisenkernen des Elektromagnetes erzeugte Magnetismus den Ankerhebel abwärts zu bewegen, während die Spiralfeder denselben Hebel zugleich mit zunehmender Kraft aufwärts zu ziehen strebt. Der in diesem Gegeneinanderarbeiten zweier Kräfte liegende Widerspruch in der Construction des Morse trete noch greller hervor, wenn der Morse-Schreibapparat gleichzeitig als Uebertragungsapparat dienen, der Schreibhebel gleichzeitig schreiben und die Batterie schließen soll. Letzteres thue der Apparat nicht mit der erforderlichen Zuverlässigkeit; denn da der den Magnetismus in den Elektromagnetkernen erzeugende elektrische Strom in seiner Intensität variirt, so müßte die entgegen wirkende Kraft der Spiralfeder dieser Variation entsprechend regulirt werden, was aber in Wirklichkeit unmöglich sei. Dieser Widerspruch sei wohl daran Schuld, daß die Translation, d. h. die Tele-Graphie in der Telegraphie bisher nicht so heimisch geworden ist, wie es das heutige Bedürfniß erfordert. Letzterem könne nur eine stetig zuverlässige Translation entsprechen, d. h. eine zuverlässige Ladung und Entladung der Leitung, in einem, im Princip einfachen, telegraphischen Apparatsystem, welches insbesondere noch die Einschaltung einer beliebigen Anzahl von Translationen ermögliche. „Der Typendrucker von Hughes, welcher augenblicklich als der leistungsfähigste Telegraph betrachtet wird und das telegraphische Drucken in der glänzendsten Weise bewirkt, ist nicht allein wegen der in ihrer Wechselwirkung sehr complicirten Mechanismen, sondern hauptsächlich wegen der störenden Bedingung des Synchronismus für eine beliebige Anzahl von Translationen in der Praxis unverwendbar. Die Leistungsfähigkeit des Hughes beruht darauf, daß ein vollständiges Schriftzeichen in Folge einer einzigen Stromwelle von sehr kurzer Dauer gedruckt wird und würde noch größer sein, wenn, wie bei dem Morse, die einzelnen Schriftzeichen in jeder beliebigen Reihenfolge hintereinander telegraphirt werden könnten. Wenn der Morse-Strich, welcher, wie bereits angedeutet wurde, eine Vergeudung an Zeit und Kraft in sich schließt, durch einen zweiten Punkt ersetzt wird, der sich äußerlich von dem ersten Punkte irgend wie unterscheidet; wenn ferner diese Punkte — oder besser noch Löcher im Papierbande — in Folge nur einer einzigen Stromwelle von möglichst kurzer Dauer erzeugt werden und wenn endlich die Schriftzeichen aus den Punkten in einer zweckmäßigen, insbesondere auch die kürzeste Wiedergabe der Ziffern ermöglichenden Weise gebildet werden, — so wird die Leistungsfähigkeit des Hughes um so mehr überschritten werden, weil alsdann in einem solchen System, welches keines Synchronismus bedarf, der ganze Zeitverlust wegfällt, welcher durch die Regulirungen am Hughes verursacht wird. Den Anforderungen der Tachy-Graphie vermag ein Doppelapparat zu genügen, von dessen beiden Elektromagneten der eine nur auf einen positiven, der andere nur auf einen negativen Strom anspricht, und dessen zwei von einander unabhängige Schreibvorrichtungen gleiche, sich nur durch ihre Lage auf dem Papierbande unterscheidende Schriftzeichen erzeugen. Wird damit auch der viele Jahre hindurch in der Telegraphie als besonders wünschenswerth erstrebte Typendruck beseitigt, so wird dagegen der eigentliche Zweck der Telegraphie, schleunige und sichere Uebersendung der Depeschen nur gefördert werden.“ Als Schriftzeichen wählte Jaite Löcher vorzugsweise deshalb, damit die Papierbänder sowohl des gebenden als auch des empfangenden Apparates bei eintretendem Bedürfniß sofort zur automatischen Weiterbeförderung dienen können. Ferner gestattet das Durchlochen eine mehrfache identische Aufnahme, wenn nur gleichzeitig zwei oder drei über einander laufende Papierbänder durchgeschlagen werden, welche dann zu der verschiedenartigsten Verwendung im Telegraphendienste zur Verfügung stehen; endlich führt auch diese saubere und leicht lesbare Schrift für das Auge des bei Tag oder bei Nacht dienstthuenden Telegraphisten nicht die nachtheiligen Folgen mit sich, über welche bei den im Gebrauch befindlichen Systemen mehr oder weniger geklagt wird. Der Elektromagnet von Hughes mit der dazu gehörigen Kuppelung wurde beibehalten, aber zwei solche Elektromagnete mit einem gemeinschaftlichen Räderwerk vereinigt. Die der Druckachse des Hughes entsprechenden äußeren zwei Kuppelungsachsen des neuen Systems tragen die Schreib- und Translationsvorrichtungen und werden durch den elektrischen Strom nur ausgelöst, durch die Wirkung des Zuggewichtes aber erhalten sie die nothwendige Kraft zur Verrichtung ihrer Functionen. Für die Uebertragung sollten nicht je zwei der neuen Telegraphen verwendet werden, sondern die schon am Hughes bewährte Jaite'sche Methode der Translation mittels des automatischen Umschalters Anwendung finden, zunächst damit auf den Uebertragungsstationen der dienstthuende Beamte nur einen Apparat zu überwachen habe, dann aber auch damit die Correspondenz aller im Schließungskreise liegenden und sich beim Telegraphiren betheiligenden Stationen in einem und demselben Papierbande — genau in der Reihenfolge, in welcher dieselbe stattfand — registrirt werde, wobei unter Umständen mehrfache identische Ausfertigungen dieser Correspondenz mit besonderem Vortheil zu benützen sein würden. Im Januar 1870 konnte Gurlt, welcher den Bau des ersten Versuchsapparates übernommen hatte, bereits die ersten auf dem neuen Apparat erzeugten Schriftzeichen an Jaite nach Moskau schicken, wo sich derselbe zum Zwecke der Etablirung seiner Translation beim Hughes befand. Aus Rußland zurückgekehrt, legte Jaite im März 1870 den ersten Apparat der Generaldirection der Telegraphen des Norddeutschen Bundes vor, welche zwei nach dem vorliegenden Modelle zu fertigende Exemplare bestellte; letztere wurden im Mai 1870 zur Einübung der Telegraphisten aufgestellt. Nach kurzen Correspondenz-Versuchen zwischen Berlin und Königsberg verließ Jaite wegen des Kriegs Berlin und kehrte erst Ende März 1871 zurück. Gleich nach seiner Wiederkehr beschloß er, seinen Telegraphen im Principe durchaus nicht, die Anordnung der Theile desselben aber vollkommen umzuändern, um ihn bequemer zugänglich und für die verschiedenartigsten Bedürfnisse geeignet zu machen. Nach dem so entstandenen, in dem ersten Hefte der „Annalen der Telegraphie“ von Dr. Brix (Berlin 1872) beschriebenen Modelle, wurden zwei Exemplare im September 1871 an die kaiserlich deutsche Generaldirection der Telegraphen abgeliefert, und zunächst zu Correspondenz-Versuchen zwischen Berlin und Hamburg verwendet. Ein mit noch einigen später von Jaite angegebenen kleinen Aenderungen versehener Apparat wurde zur Weltausstellung nach Wien geschickt. Durch letzteren veranlaßt bestellte der Generaldirector der brasilianischen Telegraphen, Professor v. Capanema mehrere ebensolche Apparate, deren einer in Fig 1 Taf. IV in perspectivischer Ansicht dargestellt ist. Der eigentliche Telegraph. (Fig. 1Tafel IV und Holzschnitt I — VIII Taf. C.) Der neue Telegraph, dessen einzelne Theile gemeinschaftlich auf einem oben durch eine Füllung geschlossenen Holzrahmen bleibend befestigt sind, wird auf einem Arbeitstisch derart aufgestellt, daß die aus der Oberfläche des Tisches hervorragenden metallenen Bolzen in die 4 in den Ecken des Holzrahmens sichtbaren Löcher eingreifen. Das in einer Kette ohne Ende hängende, das Räderwerk treibende Gewicht wird mittels der unter der Tischplatte befindlichen Aufziehvorrichtung durch Fußtrittbewegung gehoben. 1) Das in Holzschnitt I (Taf. C [a/1] skizzirte Räderwerk ist zum Theil auch aus der perspectivischen Ansicht erkennbar, bei welcher die obere sowie die rechte und linke Seitenwand des metallenen Schutzkastens entfernt sind. Die linke Kuppelungsachse v1, die rechte Kuppelungsachse v2 und die Schwungradachse S werden gleichzeitig in der Richtung der Pfeile von dem auf der Zählerachse Z befindlichen Rade r mit einer 7fachen Uebersetzung der Geschwindigkeit getrieben; letztere, sowie die in der angegebenen Pfeilrichtung umlaufende Papierbewegungswalze C empfängt ihre Bewegung bei entsprechender Räderübersetzung von der Achse a aus durch das auf diese in der Pfeilrichtung wirkende Zuggewicht. Die Schwungradachse S steht aus der metallenen Hinterwand des Kastens, welcher das Räderwerk umschließt und worin die sämmtlichen Achsen gelagert sind, noch so weit vor, daß zunächst außerhalb des Kastens das durch Reibung befestigte Schwungrad frei schwingen und daß auf ihr der in Holzschnitt II [b/1] dargestellte Centrifugalregulator, welcher noch besser als Bremse bezeichnet wird, befestigt werden kann. So lange das Räderwerk still steht, liegt das freie Ende der durch die Schraube g verstellbaren Bremsfeder f nicht an dem stählernen Bremsringe h an; sobald aber durch die Bewegung des (in der perspectivischen Ansicht ganz oben sichtbaren) Handgriffes die Arretirung des Räderwerkes aufgehoben und letzteres in Gang gesetzt ist, schleift die Bremsfeder f reibend an der inneren Wand des Bremsringes h, gegen welche sie durch die Centrifugalkraft gedrückt wird. Durch Verstellung der Regulirschraube g, deren Spitze durch einen Reiber von hartem Leder gebildet wird, kann der vorher erwähnten Zählerachse Z jede erwünschte Umdrehungsesgeschwindigkeit ertheilt werden. Die inneren Kuppelungsachsen v1 und v2 sind an ihrem vorderen, vor die Kastenwand hervortretenden Ende mit je einem Sperrrade versehen (in der perspectivischen Ansicht ist nur das auf der Achse v2 befindliche sichtbar); die in die Sperrräder eingreifenden an den äußeren Kuppelungsachsen bleibend befestigten Theile werden hier nicht näher beschrieben, da sie genau dieselben Functionen wie am Hughes verrichten. Diese letzteren Achsen, welche sicher und fest, jedoch leicht drehbar in dem vor die vordere Kastenwand hervortretenden Metallgestell gelagert sind, bilden einen wesentlichen Theil der 2) Schreib-Vorrichtungen. Zum Zweck des Schreibens, d. h. zum Stanzen der Löcher in das Papierband, ist jede der äußeren Kuppelungsachsen zwischen ihren Lagern mit einem Excenter e versehen (Holzschnitt III [bc/4]); auf diesem ruht der eine Arm b eines Hebels, dessen zweiter Arm an freien Ende die verstellbare, auf die Stanze drückende Schraube d trägt. Der zur Erzeugung der Schrift dienende metallene Lochkasten ist auf der oberen Seite durch eine gehärtete Stahlplatte p geschlossen; zwischen dieser und einer zweiten darüber befestigten Stahlplatte q bleibt ein Schlitz m für den Durchgang des Papierbandes frei. Die durch beide Stahlplatten hindurchgehenden Führungsstempel t besitzen zu größerer Sicherheit in der unteren Wand des Lochkastens eine zweite Führung. Die beiden am oberen Ende der Führungsstempel befestigten harten Stanzen i bewegen sich leicht in der oberen, als Führung dienenden Stahlplatte q und passen genau in die nach unten conisch erweiterten Löcher der gehärteten Stahlplatte p, wo sie das durch den Schlitz m geführte Papierband durchstanzen. In den abgeschlossenen Raum unter den conisch erweiterten Löchern wird von unterhalb des Tisches durch die vorhandenen Oeffnungen ein Fallrohr l gesteckt, welches die ausgestanzten Papierscheibchen einem Behälter unter dem Tische zuführt. Haben die Stanzen, durch die Rotation der Excenter e hierzu gezwungen, ihre Arbeit vollführt, so werden sie durch Spiralfedern, welche die Führungsstempel umgeben, in ihre Ruhelage zurückgeführt. Die Papierrolle ist unter dem Tische befestigt; das Papierband wird durch vorhandene Oeffnungen nach oben geleitet und hier über eine Papierführungsrolle (s. perspectivische Ansicht) durch den Schlitz m im Lochkasten und zwischen der Papierbewegungs- und Papierdruckwalze C und C′ hindurchgeführt. Die Papierbewegung kann mittels eines Hebels aufgehalten werden, welcher in der perspectivischen Ansicht unter den beiden Ebonitknöpfen der Handdoppelschlüssel zu sehen ist. In der Metallplatte unter diesem Hebel ist noch ein dritter runder Ebonitknopf sichtbar, welcher, nur aus Vorsicht angebracht, dazu dient, die Stanzen in ihre Ruhelage zu stoßen, wenn bei der Ingangsetzung des stillstehenden Papierbandes die Spiralfedern einmal den Dienst versagen sollten. 3) Die Uebertragungs-Vorrichtungen oder der automatische Doppelschlüssel. Die beiden äußeren Kuppelungsachsen v1 und v2 sind an ihren vorderen Enden mit je einer, isolirt befestigten, zweiarmigen Uebertragungsfeder F1 und F2 (Holzschnitt IV [a/3]) ausgerüstet. In der Umlaufsebene dieser Federn liegen, isolirt gegen alle übrigen Apparattheile, zwei metallene Ringe L1 und L2, die mit der Leitung in Verbindung stehen, und auf welchen die kürzeren Arme der Uebertragungsfedern F1 und F2 in der Ruhelage und während des Kreisens bleibend aufliegen. In der Ebene der längeren Arme der Uebertragungsfedern liegen, isolirt gegen die Metallringe, je drei, gegen einander ebenfalls isolirte, stählerne Kreissegmente; auf den Ruhe-Contactstücken R1 und R2 liegen die längeren Arme der Uebertragungsfedern in ihrer Ruhelage. Beim Kreisen schleifen die Uebertragungsfedern zunächst über die Batterie-Contactstücke B1 und B2, um die Leitungen zu laden, und darauf über die Erd-Contactstücke E1 und E2, um die Leitungen zu entladen, bis sie auf R1 und R2 in ihre Ruhestellung zurückkehren. 4) Der Erd- und Batterie-Wechsel (Holzschnitt V [a/4]) hat nach Bedürfniß die Batterie-Contactstücke B1 und B2 des automatischen Doppelschlüssels mit den Klemmen bue1 und bue2 der Uebertragungs-Batterie, oder unmittelbar mit der Erde zu verbinden. Dazu stehen die Contactstücke B1 und B2 des automatischen Doppelschlüssels mit den Contactstücken b1 und b2 des Erd- und Batteriewechsels, die Contactstücke bue1 und bue2 mit den Klemmen der Uebertragungsbatterien und die Contactstücke e1 und e2 mit der Erdklemme in Verbindung. Sobald die Handhabe des Erd- und Batteriewechsels auf „Telegraphiren“ zeigt, sind die Batterien, und sobald dieselbe auf „Empfangen“ zeigt, ist die Erde mit den Contactstücken B1 und B2 des automatischen Doppelschlüssels verbunden. 5) Der Hand-Doppelschlüssel besteht aus zwei kleinen, in der perspectivischen Ansicht vollständig deutlichen Morsetasten. Die in Spitzen gelagerten Hebel, deren Ebonitknöpfe sehr nahe an einander liegen, haben einen sehr geringen Hub, damit der Telegraphist bei der Arbeit durch den Uebergang von einem Knopf zum anderen keine Zeit verliert. Die in Holzschnitt VI [bc/3] mit ihren Drahtverbindungen dargestellten Doppelschlüssel zeigen, wie entweder eine oder zwei Batterien einzuschalten sind, um bald positive, bald negative Ströme in die Leitung zu senden. An dem Körper der linken Taste 1 ist ein Umschalter angebracht, welcher den elektrischen Strom, je nachdem der Stöpsel rechts oder links eingesteckt ist, einmal direct zum Stromwender und zu den Elektromagneten, das andere Mal erst über die Unterbrechungsfedern zum Stromwender und zu den Elektromagneten leitet. Mittels dieses Umschalters läßt sich zugleich die gute Beschaffenheit der Contacte an den Unterbrechungsfedern schnell und sicher prüfen. Hier mögen auch gleich die Unterbrechungsfedern beschrieben werden, die zwar nicht zum Doppelschlüssel gehören, aber durch den Stromlauf in unmittelbare Verbindung mit ihm treten. Die Unterbrechungsfedern U1 und U2 (Holzschnitt IV) sind an den äußeren Kuppelungsachsen am vordersten Ende vor den Uebertragungsfedern F1 und F2 durch einen Schraubenknopf befestigt, welcher zugleich als Handhabe für die äußeren Kuppelungsachsen dient, wie aus der perspectivischen Ansicht deutlich ersichtlich ist. Die linke Unterbrechungsfeder U1 ist mit der linken äußeren Kuppelungsachse v1 beständig in metallischer Berührung und stellt in der Ruhelage die leitende Verbindung mit dem isolirten Metallstück n her. Die rechte Unterbrechungsfeder U2 ist der Länge nach gespalten, gegen die rechte äußere Kuppelungsachse v2 vollkommen isolirt und verbindet in ihrer Ruhelage leitend die isolirten Metallstücke w und o. Die Unterbrechungsfedern sollen das Auftreten nachtheilig wirkender Entladungs- und Inductionsströme verhindern. 6) Die beiden polarisirten Elektromagnete gleichen in ihrer Wirkungsweise ganz dem Elektromagnet im Hughes. In Folge der Schwächung des Magnetismus der Elektromagnetkerne schnellt der mit einer Flachfeder versehene Anker empor, hebt das darüber liegende Ende zweiarmigen Auslösehebels und neigt sein anderes Ende, wodurch die Kuppelung der Achsen eintritt; dies läßt die perspectivische Ansicht deutlich erkennen. Die beiden polarisirten Elektromagnete unterscheiden sich aber von denen im Hughes in ihrer Anordnung und Zusammensetzung dadurch, daß die drei hufeisenförmigen Stahllamellen, auf welchen die mit stärkeren Wandungen versehenen hohlen Eisenkerne aufrecht (und zwar auf den magnetischen Polen selbst) stehen in horizontaler Lage unter dem Apparat in den Holzrahmen eingelassen sind. Der Draht ist in beiden Multiplicationsrollen in gleichem Sinne gewunden, die Rollen sind in gleichem Sinne über den Polen der Elektromagnete befestigt, die Multiplicatoren der beiden Elektromagnete sind aber entgegengesetzt eingeschaltet. Wenn nun z. B. eine positive elektrische Stromwelle das Aufschnellen des linken Ankers verursacht und durch die Kuppelung des linken Systems einen Umlauf der Schreib- und Uebertragungsvorrichtungen veranlaßt, so wird unterdessen der Anker des rechten Elektromagnetes um so entschiedener angezogen. Umgekehrt muß dann eine negative elektrische Stromwelle das rechte System auslösen, wobei der Anker des linken Elektromagnetes um so entschiedener angezogen wird. 7) Der neben dem linken Ankerträger befindliche Ausschalter gestattet, ohne weiteres einen Wecker mit dem Telegraphen zu verbinden der jedoch überflüssig ist, sobald der noch zu beschreibende automatische Umschalter mit dem Telegraphenapparat, sei es zur Translation, sei es zu anderen Diensten, verbunden wird. Der Zweck des (in der oberen rechten Ecke der perspectivischen Ansicht sichtbaren) Stromwenders, und die Veranlassung zu der gewählten Anordnung der Klemmen, welche durch Schraubenstöpsel zum Theil untereinander verbunden werden können, wird sich bei Erläuterung der Stromläufe ergeben; die Anordnung der elektrischen Verbindungen ermöglicht eine schnelle Untersuchung der Apparattheile, eine sofortige Trennung der zu untersuchenden Leitung und eine Prüfung der Fertigkeit der Beamten im Telegraphiren. Die Stromverbindungen sind so gewählt, daß der Schluß der mit der linken Taste verbundenen Batterie die linke Kuppelungsachse in Thätigkeit setzt und dadurch ein Loch in der unteren Reihe des Papierbandes erzeugt, während beim Schluß der mit der rechten Taste verbundenen Batterie die rechte Kuppelungsachse arbeitet und in der oberen Reihe des Papierbandes ein Loch erscheint. 8) In den verschiedenen Stromlaufskizzen sind die Apparattheile und Drahtverbindungen, welche in der dargestellten Schaltung nicht zur Anwendung kommen, der Deutlichkeit halber weggelassen. Die mit AK bezeichneten Apparattheile stehen durch den Apparatkörper untereinander in leitender Verbindung. Bei Anwendung der im Holzschnitt VII [bc/1] skizzirten Schaltung telegraphirt der Beamte. Station A arbeitet mit einer Batterie und Station B mit zwei Batterien. Dabei geht im Schema A der Strom vom Kupferpole K zur Achse des niedergedrückten, vom Zinkpole Z zur Achse des nicht niedergedrückten Tasters, und es ist die Achse des linken Tasters über AK und die beiden Unterbrechungsfedern mit den Elektromagnetspulen, der Schiene A des Umschalters und der Leitung, die Achse des rechten Tasters aber über die Schiene E mit der Erde verbunden. Im Schema B setzt der niedergedrückte linke Tasterhebel den Zinkpol Z der einen, der rechte den Kupferpol der anderen Batterie über AK und Schiene A mit der Leitung in Verbindung, während in beiden Fällen zugleich der zweite Batteriepol zur Erde abgeleitet ist. Bei Benützung der in Holzschnitt VIII [d/1] skizzirten Schaltung telegraphirt zunächst der Beamte mit dem Handdoppelschlüssel, gleich danach der automatische Doppelschlüssel; jedoch ehe der Automat zu telegraphiren beginnt, erfolgt die Unterbrechung des Stromweges durch die Elektromagnetspulen bei Schema A an dem automatischen Doppelschlüssel, bei Schema B an den Unterbrechungsfedern und an dem automatischen Doppelschlüssel. Bei dem Gebrauch der später zu besprechenden Schaltung, Holzschnitt IX, löst der Beamte nur seinen Apparat aus und überläßt dem Automaten das Telegraphiren. 9) Das nachstehend wiedergegebene Jaite'sche Alphabet soll die in der deutschen, französischen und englischen Sprache am häufigsten vorkommenden Buchstaben, durch die einfachsten und kürzesten Zeichen wiedergeben. Dieselben Zeichen werden aber auch gleichzeitig für die Ziffern benützt, da erfahrungsmäßig die Ziffern mindestens den dritten Theil der telegraphisch zu befördernden Schriftzeichen ausmachen. Um dies überhaupt mit der erforderlichen Zuverlässigkeit zu können, wurden zwei besondere Zeichen (Siegel) eingeführt, welche die Bedeutung haben: „Zahlen folgen“ und „Buchstaben folgen.“ Die Buchstaben bestehen aus 1 bis 4 Elementarzeichen, die Ziffern aus 1 bis 5 Elementarzeichen. Die Interpunktionen haben 6 Elementarzeichen. Außer den vorher erwähnten beiden Siegeln „Buchstaben folgen“ und „Zahlen folgen“ sind für die am häufigsten vorkommenden Dienstvermerke noch eine Reihe von Siegeln eingeführt, welche alle aus 5 Elementarzeichen, bei einem mehrmaligen Wechsel in beiden Reihen, dargestellt werden. Die in nachstehender Tabelle nicht vorkommenden Combinationen von 5 Elementarzeichen, mit mehrmaligem Wechsel in beiden Reihen, bleiben für die Stenotelegraphie aufgespart. Textabbildung Bd. 216, S. 217 Buchstaben; Telegraph Textabbildung Bd. 216, S. 218 Antwort; Bezahlt; Erhalten; Warten; Trennung der Adresse von dem Texte und des Textes von der Unterschrift. Interpunktionen aus 6 Elementarzeichen. Textabbildung Bd. 216, S. 218 Punkt; Komma; Semikolon; Kolon; Fragezeichen; Ausrufungszeichen; Apostroph; Anführungszeichen; Alinea; Klammer; Bindestrich; Unterstreichungszeichen; Procent; Gleich; Unterbrechungszeichen Ziffern aus 5 Elementarzeichen, für die Combination gemischter Chifferdepeschen. Textabbildung Bd. 216, S. 218 (Schluß folgt.)