Titel: Rheobathometer von Prof. E. Stahlberger in Fiume.
Fundstelle: Band 216, Jahrgang 1875, Nr. , S. 418
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Rheobathometer von Prof. E. Stahlberger in Fiume. Mit Holzschnitt und Abbildung auf Taf. VIII [d/1]. Stahlberger's Rheobathometer. Das in Fig. 52 dargestellte Instrument hat den Hauptzweck, die Stärke und Richtung der Meeresströmungen auf hoher See zu bestimmen, und kann nebenbei noch zu den gewöhnlichen Peilungsarbeiten benützt werden. Dasselbe besteht aus drei Hauptbestandtheilen, dem Schwimmer A, dem Ballastgefäß B und der Auslösevorrichtung G. Der Schwimmer A ist aus Korkplatten zusammengesetzt, welche durch hohle dickwandige Glaskugeln ersetzt werden, wenn es sich um Erreichung größerer Tiefen handelt. Der Ballast befindet sich im Gefäße B, das durch einen in der Zange C hängenden Haken aufrecht erhalten wird. D ist eine hohle Röhre aus Messing (ähnlich den Bourdon'schen Manometerröhren). Die beiden Enden dieser Röhre müssen sich gegenseitig um so mehr nähern, je tiefer das Instrument einsinkt, also je größer der Druck wird. Da jedes Ende an einem Backen der Zange C angreift, so wird dieselbe bei einer gewissen Tiefe geöffnet werden, worauf der Haken fällt und in Folge dessen das Ballastgefäß B umstürzt; der Ballast fällt heraus und das Instrument muß wieder steigen. Die Tiefe, bei welcher die Zange C sich öffnet, kann verändert werden durch verschiedene Anspannung der Federn E mittels der Mikrometerschraube F. Stellt man die Backen der Zange C mehr übereinander, so wird natürlich ein größerer Druck dazu gehören, dieselbe zu öffnen, als wenn die Backen sich nur wenig übergreifen. Damit bei einem etwaigen Auftreffen auf dem Grunde das Instrument nicht verloren geht, hängt das Ballastgefäß nicht direct an dem durch die Zange C gehaltenen Haken, sondern an dem Doppelhaken G, dessen Einrichtung ganz ähnlich jener des Brooke'schen Lothes ist. Sowie der Apparat auf dem Boden auftrifft, läßt G die Ketten des Ballastgefäßes los, und so muß das Instrument wieder steigen. Die Büchse H dient zur Aufnahme einer Patrone, welche durch Phosphor und Phosphorcalcium von selbst entzündet wird und durch eine große Rauchentwickelung den Ort sichtbar machen soll, an welchem das Instrument wieder an die Meeresoberfläche kommt. Die Anwendung dieses Instrumentes beruht nun auf der Voraussetzung, die nach Stahlberger fest begründet sein soll, daß in einer gewissen Tiefe unter einer Strömung das Wasser vollständig in Ruhe ist. Unter dieser Voraussetzung wird man nun folgendermaßen vorgehen können. Es sei XX die Oberfläche des Meeres, welche in einer Strömung in der Richtung des Pfeiles sich bewegt, und YY die Grenze dieser Strömung; unter diesem Horizonte sei das Wasser ruhig. Textabbildung Bd. 216, S. 419 Ruhiges Wasser. Textabbildung Bd. 216, S. 419 Meeresgrund. Läßt man das Rheobathometer nieder, so wird es auf dem Wege ac sinken und ans dem Wege ca′ wieder in die Höhe kommen. Die Zeit, welche es gebraucht, sei t, und ein Schwimmer, der zu gleicher Zeit mit dem Instrumente von a aus losgelassen worden, habe sich bis a″ bewegt. Man stellt nun die Federn E für größere Tiefen ein und macht eine zweite Beobachtung. Das Instrument bewegt sich auf dem Wege ACA′ und kommt nach der Zeit T wieder an die Oberfläche. Während dieser Zeit hat sich der Schwimmer von A. nach A″ bewegt. Die Zeiten t und T, sowie die Distanzen aa″ und AA″ können durch Messungen gefunden werden. Wenn das Instrument beidemale in ruhiges Wasser gekommen war, so ist aa′ = AA′ = x. Man bekommt nun die Wege, welche der Schwimmer in den Zeiten t und T zurücklegt: aa″ = aa″ + x in in der Zeit t AA″ = AA″ + x in der Zeit T. Daraus folgt der Weg AA″ - aa″ = AA″ - aa in der Zeit T - t, und dies gibt als die gesuchte Strömungsgeschwindigkeit: Textabbildung Bd. 216, S. 419 Dieser einfachste Fall wird wohl nicht oft vorkommen; jedoch dürften auch bei complicirten Fällen durch mehrfache Beobachtungen sich genügende Resultate erzielen lassen. Mit dem Rheobathometer hat der Fregattencapitän Alphons R. v. Henriguez Versuche angestellt, welche befriedigende Resultate ergeben haben. Der Apparat ist bis zu 600m Tiefe verwendet worden. Der Mechaniker Mathias Skull in Fiume liefert exact ausgeführte Rheobathometer. (Carl's Repertorium für Experimentalphysik, 1874 S. 376.) Ref. glaubt, dieser Meßmethode eine große Wichtigkeit beilegen zu dürfen, möchte aber vorschlagen, dem Instrumente größere Dimensionen zu geben. Durch Gefäße mit Petroleum gefüllt, würden sich Schwimmer mit beliebig großem Auftriebe herstellen lassen. Je größer der Apparat, um so besser wird sich damit arbeiten lassen, und um so weniger wird derselbe dem Verlorengehen ausgesetzt sein. Das Beifügen eines Federmanometers, welches den Maximaldruck und mithin die Maximaltiefe aufzeichnet, dürfte auch von großem Vortheil sein. Dr. P. S.