Titel: Ueber die dunklen Punkte im Papiere.
Autor: Jul. Wiesner
Fundstelle: Band 217, Jahrgang 1875, S. 77
Download: XML
Ueber die dunklen Punkte im Papiere. [Ueber die dunklen Punkte im Papiere.] Vor Kurzem theilte ich in diesem Journale (1875 215 270) eine, wenn auch auf genaue Untersuchungen gestützte, so doch gewiß sehr anspruchslose Notiz über die dunklen Punkte im Papiere mit. Ich wies in einer Art solcher Punkte Körnchen von eisenschüssigem kohlensaurem Kalk, in einer anderen Art kleine Fermentorganismen nach, welche einen in den Reactionen mit Anilinroth Übereinstimmenden Farbstoff ausschieden, durch den diese Punkte ihre eigenthümliche rothe Farbe erhielten. Es schien mir nicht unwerth, meine gelegentlich gemachten Beobachtungen als kleinen Beitrag zur Kenntniß der Natur des Papieres zu veröffentlichen. Von befreundeter Seite wurde mir nun heute die im Mai ausgegebene Nummer des von Dr. Ruddel redigirten „Centralblattes der deutschen Papierfabrikation“ zugesendet, in welcher meine Notiz vollständig abgedruckt, aber mit einem Zusatz des Herausgebers versehen ist, welchen ich nicht mit Stillschweigen übergehen kann. Von den von mir beobachteten Kalkkörnern wird von Dr. R. einfach gesagt: es werden dieselben braunes Eisenoxyd gewesen sein, und die Anwesenheit der von mir nachgewiesenen Fermentorganismen im Papiere wird von ihm geradezu in Abrede gestellt. Dr. R. stützt sich bei seinen Negationen nicht etwa auf Beobachtungen, geschweige denn, daß er, was in diesem speciellen Falle nöthig gewesen wäre, jenes Untersuchungsmateriale, welches ich benützte, vor sich gehabt hätte. Alles, was er mir entgegenhält, sind nur vage Vermuthungen. Schon deshalb kann es zwischen uns keine Discussion geben. Aber auch kein naturwissenschaftlich gebildeter Mann könnte eine ernstliche Widerlegung der Behauptungen, welche Dr. R. im Zusatz zu meiner Notiz aufgestellt hat, unternehmen; denn das Zustandekommen der dunklen Flecken im Papiere auf Atome der in der Bleiche bis zum reinen Kohlenstoff entwasserstofften Fasern etc. zurückführen wollen, beweist, daß Dr. R. das Recht nicht zusteht, in naturwissenschaftlichen Dingen das Wort zu nehmen. Es scheint mir, daß das Organ für die deutsche Papierfabrikation keinen Stolz darin suchen sollte, auf ehrlicher wissenschaftlicher Arbeit beruhende Untersuchungen, welche – sei es im Kleinen oder im Großen – zur wissenschaftlichen Begründung der Technologie des Papieres etwas beizutragen die Tendenz haben, in brüsker Weise anzugreifen. Wien, 1. Juli 1875. Dr. Jul. Wiesner.