Titel: Die Magneto-Inductions-Maschine von Siemens und Halske (System v. Hefner-Alteneck); beschrieben von Dr. Eduard Zetzsche.
Autor: Professor Doktor Karl Eduard Zetzsche [GND]
Fundstelle: Band 217, Jahrgang 1875, S. 257
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Die Magneto-Inductions-Maschine von Siemens und Halske (System v. Hefner-Alteneck); beschrieben von Dr. Eduard Zetzsche. Mit Abbildungen auf Taf. D und Taf. V. Zetzsche, über v. Hefner-Alteneck's Magneto-Inductionsmaschine. Die im März 1872 von Friedrich v. Hefner-Alteneck, dem Vorstande des Constructionsbureaus der Telegraphenbauanstalt von Siemens und Halske in Berlin, entworfene, am 5. Juni 1873 in England und darauf auch in anderen Ländern patentirte Magneto-Inductionsmaschine zur Erzeugung eines ununterbrochenen elektrischen Stromes von unveränderlicher Richtung und nahezu unveränderlicher Stärke wird seitdem von Siemens und Halske in den verschiedensten Größen (für die Zwecke der elektrischen Beleuchtung, z.B. bis zu einer Lichtstärke von 14000 Normalkerzen) und in verschiedener Einrichtung gebaut. Die Wirkung dieser Maschine stützt sich auf die Thatsache, daß in einem geschlossenen Leiter ein elektrischer Strom inducirt wird, wenn ein Theil dieses Leiters zwischen zwei einander gegenüber stehenden entgegengesetzten Magnetpolen hindurchgeführt wird; die Richtung des inducirten Stromes ist dabei von der Lage der Magnetpole zur Bewegungsrichtung abhängig. Die Magnetpole können permanenten Stahlmagneten angehören, sie können aber ebenso gut auch Elektromagnetpole sein, und im letzteren Falle läßt sich nach dem (zuerst von Dr. Werner Siemens – vergl. 1875 216 495 u. 496 – bald darauf selbstständig auch von Prof. Wheatstone aufgestellten) elektro-dynamischen Princip der von der Maschine gelieferte Strom selbst zur Erregung des Elektromagnetismus durch Verstärkung der in den Elektromagnetkernen ursprünglich vorhandenen Spuren von remanentem Magnetismus benützen. Und in der That wird die Maschine bei Siemens und Halske theils als magneto-elektrische gebaut und mit permanenten Magneten M, M ausgerüstet, theils als dynamo-elektrische. Fig. 1 und 2 zeigen eine Maschine der ersteren Art in Seitenansicht und Aufriß, Fig. 3 und 4 dagegen eine der letzteren Art im Längsschnitte und Seitenansicht. Welche Gesichtspunkte bei dem Entwurfe dieser Maschine maßgebend waren, wurde in diesem Journale (1875 216 500) bereits angedeutet. Der Elektricitätsleiter, durch dessen Bewegung in der v. Hefner'schen Maschine der elektrische Strom erzeugt wird, ist umsponnener Kupferdraht, welcher bei der in Fig. 3 und 4 abgebildeten, für die elektrische BeleuchtungDie dabei zugleich mit verwendete selbstregulirende Lampe soll in einem der nächsten Hefte dieses Journals beschrieben werden. bestimmten Maschine in vielen Windungen und in acht einzelnen Stücken auf eine Trommel abcd von dünnem Neusilberblech gewickelt ist. Während nun jede einzelne Windung auf der Mantelfläche der Trommel parallel zur Trommelachse läuft, überschreitet sie die Stirnflächen der Trommel ungefähr in einem Stirnflächendurchmesser; auf den Stirnflächen müssen sich daher die Windungen gegenseitig überkreuzen, und dies thun sie gruppenweise, indem sie sich dabei auf beiden Stirnflächen um je ein Rohr herumbiegen, welches in der Mitte der betreffenden Stirnwand der Trommel aufgesetzt ist und welchem daher die Windungen ausweichen müssen. Der übersponnene Kupferdraht überdeckt demnach die ganze Oberfläche der Trommel und bildet einen geschlossenen Hohlcylinder, welcher als Inductionsspule dient. Durch die schon erwähnten auf die Stirnwände der Trommel aufgesetzten beiden Rohre tritt eine in den beiden Lagern D₁ und D₂ festgelagerte Eisenstange CC frei hindurch und in das Innere der Trommel hinein. Im Inneren des Drahthohlcylinders aber ist auf dieser Eisenstange CC in der aus dem Längsschnitte Fig. 3 ersichtlichen Weise mittels zweier mit einander verschraubter Scheiben ein Eisenkern oder Anker nnss befestigt, welcher in Fig. 3 als Hohlcylinder gezeichnet ist, jedoch auch jeden anderen geeigneten Querschnitt erhalten kann. Auf seiner Außenseite ist der Drahthohlcylinder an zwei einander gegenüber liegenden Stellen auf etwa je einem Dritttheile seines Umfanges, jedoch auf seiner ganzen Länge von entsprechend gebogenen Eisenstücken NN₁ und SS₁ umgeben. Diese Eisenstücke befinden sich aber nirgends in einem größeren Abstande von dem Anker nnss, als nöthig ist, damit in dem zwischen beiden bleibenden Raume, welcher im Querschnitte (ähnlich wie in Fig. 4) die Gestalt von zwei Ringsectoren besitzt, die hohlcylindrische Inductionsspule abcd frei umlaufen kann. Zu diesem Behufe ist die Trommel mit angeschraubten hohlen Zapfen in zwei Lagerböcken F₁ und F₂ gelagert; durch diese Hohlzapfen geht die Stange CC ebenfalls frei hindurch und an dem vorderen Trommelende, bei F₁, ragt außerdem auch das schon erwähnte, auf die Stirnwand der Trommel aufgesetzte Rohr in den Hohlzapfen hinein, damit zwischen ihm und dem Hohlzapfen die Drahtenden ee der Spule nach dem an den vorderen hohlen Zapfen angeschraubten Commutator hindurchgeführt werden können. In den beiden Eisenstücken NN₁ und SS₁ werden während der Arbeit der Maschine durch zwei hufeisenförmige Elektromagnete EE und EE₁ welche ihre gleichnamigen Pole einander zukehren und die beiden Eisenstücke zwischen dieselben nehmen, kräftige, aber entgegengesetzte Magnetpole entwickelt; die Schenkel No und Sm, No₁ und Sm₁ werden nämlich durch geradlinige Fortsätze jener Eisenstücke NN₁ und SS₁ gebildet, während die zum Schließen der U-Form der Elektromagnete nöthigen Zwischenstücke om und om₁ zugleich Theile des gußeisernen Maschinengestelles sind. Die so entwickelten äußeren Magnetpole verwandeln den in der Spule liegenden Eisenanker nssn₁ in einen kräftigen Quermagnet, welcher den äußeren Polen gegenüber diesen äußeren entgegengesetzte Pole zeigt und eine kräftige Bindung und Verstärkung des vorhandenen Magnetismus bewirkt. Die Zwischenräume zwischen den beiderlei Polen bilden also magnetische Felder von hoher Intensität, und durch diese Felder gehen die Drähte der Spule bei deren Drehung hindurch. Jede Hälfte einer einzelnen Windung der Spule geht bei jedem Umlaufe der letzteren einmal durch jedes der beiden magnetischen Felder. Die Ströme, welche in den gleichzeitig durch die entgegengesetzten magnetischen Felder hindurchgehenden Hälften einer Windung erzeugt werden, sind so gerichtet, daß sie sich addiren. Es treten daher bei jedem Umlaufe in jeder Windung zwei elektrische Ströme auf, welche in jeder – für sich allein betrachteten – Windung ihre größte Stärke erreichen, wenn die betreffende Windung (ungefährEs ist dabei die magnetisirende Rückwirkung der im Drahthohlcylinder inducirten Ströme auf den inneren Eisenkern außer Acht gelassen, welche eine Verschiebung des Strommaximum im Sinne der Drehung des Drahtcylinders zur Folge hat.) die Mitten der beiden magnetischen Felder durchläuft, während in der dazu senkrechten Lage der Windung die Stromstärke auf Null herabsinkt. Es kommt also blos darauf an, diese in den einzelnen Windungen auftretenden Ströme von wechselnder Richtung zu einem Strome von unveränderlicher Richtung zu vereinigen, damit sie sich zu einem ununterbrochenen Strome von nahezu unveränderlicher Stärke übereinander legen. Um dies zu erreichen, ist zunächst der Trommelmantel in acht gleiche Theile getheilt; je zwei gegenüber liegende solche Theile sind aber mit zwei über einander hinweg gewickelten Drahtstücken von gleicher Länge belegt; diese vier Drahtstückenpaare haben natürlich vier mal vier (im Ganzen also sechszehn) Enden ee, und diese sind an der vorderen Stirnfläche der Trommel durch den hohlen Trommelzapfen hindurch nach der mit dem Drahtcylinder zugleich umlaufenden Commutatorscheibe pp₁ geführt. Die acht gegen einander isolirten Metallsectoren der Commutatorscheibe würden, wie aus Fig. 3 und 5 zu sehen ist, eine volle ebene Scheibe bilden, wenn sie nicht durch schmale radiale Zwischenräume von einander getrennt wären. An zwei diametral gegenüber liegenden Stellen wird je eine metallene Rolle R (Fig. 6) durch eine starke Feder T, an deren Ende ein die Achse der Rolle bildender Stahlzapfen z sitzt, gegen die aus den Sectoren gebildete unterbrochene Scheibe angedrückt, so daß die Sectoren, wenn sie zugleich mit der Spule umlaufen, paarweise der Reihe nach unter den beiden Rollen R, R hinweglaufen und während der Berührung mit ihnen durch sie leitend mit den beiden Klemmschrauben 2 und 3 (Fig. 7) verbunden werden, an welche die Enden des äußeren Schließungskreises für den Inductionsstrom geführt sind. Die eigenthümliche Weise, in welcher die acht aus je einem besonderen Drahtstücke gebildeten Abtheilungen der Spule durch Verbindung ihrer sechszehn Drahtenden mit den acht Commutatorsectoren a bis h eingeschaltet und zugleich zu einem geschlossenen Ganzen vereinigt sind, ist in Figur 5 skizzirt. Es sind dabei der Deutlichkeit halber die Umwindungen selbst weggelassen und nur die Drahtenden angegeben; die mit einerlei Ziffer bezeichneten Enden (also 1 und 1', 2 und 2' . . . . 8 und 8') gehören zu demselben Drahtstücke; die beigesetzten + und – deuten die Polarität des Stromes an, welcher aus jedem (für sich allein betrachteten) Drahtstücke bei der gegenwärtigen Lage dieses Drahtstückes und zwar in einer von dieser Lage bedingten größeren oder geringeren Stärke aus dem mit + oder – versehenen Drahtende austritt, wenn der Drahtmantel zwischen den äußeren Magnetpolen N und S im Sinne des Pfeiles umläuft. Die den inducirten Strom aufnehmenden Rollen R, R liegen an der Stelle, wo in Fig. 5 die Sectoren g und c stehen. Nun läßt' sich aber die ganze Spule als aus zwei in g und in c an einander stoßenden Zweigen c 5 5' d 7 7' e 1' 1 f 4' 4 g und c 3' 3 b 2' 2 a 8 8' h 6 6' g auffassen, und es haben bei der gewählten Einschaltung nicht nur die in allen vier zu demselben Zweige gehörigen Drahtabtheilungen erregten Inductionsströme die nämliche Richtung, sondern es tritt auch bei der jetzigen Stellung der Spule aus beiden Zweigen zugleich der positive Strom bei g, der negative Strom bei c auf die daselbst befindliche Rolle R über. Wenn aber die Spule mit den acht Sectoren sich weiterdreht, so tritt der positive Strom sowohl wie der negative zwar der Reihe nach durch jeden der anderen Sectoren des Commutators aus, doch tritt er stets auf die nämliche Rolle über; es behält demnach der von der Inductionsspule in den äußeren Schließungskreis entsendete Strom beständig die nämliche Richtung bei, und auch seine Stärke schwankt bei sich gleich bleibender Umlaufsgeschwindigkeit nur innerhalb sehr enger Grenzen, weil sich in ihm jederzeit die (an Stärke verschiedenen und wechselnden) Ströme aller acht Abtheilungen der Spule überdecken. Da die Rollen den durch die vereinigte inducirende Wirkung der Magnetpole auf alle Windungen erzeugten Gesammtstrom aus den betreffenden Sectoren des Commutators aufzunehmen haben, so muß jede zwischen den Rollen und den Sectoren eintretende, auch noch so kurze Unterbrechung dieses intensiven Stromes wegen der dabei auftretenden heftig brennenden Funken für die Rollen wie für die Sectoren verderblich werden. Solche kurze Unterbrechungen können z.B. durch Springen oder Hüpfen einer Rolle veranlaßt werden, und sie würden bei dem raschen Umlauf der Maschine nicht ausbleiben, wenn man die Rollen unmittelbar auf den harten Sectoren laufen lassen wollte; denn sie würden dann durch die kleinsten, auch durch hohe Politur nicht zu beseitigenden Unebenheiten auf der von den Rollen überlaufenen Bahn veranlaßt werden. Daher sind denn die Sectoren r des Commutators (Fig. 6) mit kleinen federnden Plättchen xx₁ belegt, welche da, wo sie unter den Rollen R hindurchlaufen, für gewöhnlich ein wenig (etwa 0mm,5) von den Sectoren abstehen (wie es in Fig. 6 durch punktirte Linien angedeutet ist), während jedes Plättchen dann, wenn eine Rolle R über dasselbe hinwegläuft, durch den von der Rolle auf das Plättchen ausgeübten starken Druck gegen seinen Sector angedrückt wird. Durch diese einfache Anordnung ist ein erfahrungsgemäß sehr sicherer Contact hergestellt; außerdem aber lassen sich bei dieser Anordnung zugleich die unter den Rollen hinlaufenden Platten, falls sich an ihnen die eingetretene Abnützung bemerkbar macht, sehr leicht und rasch durch neue ersetzen, ohne daß dabei der Commutator zerlegt werden müßte. Natürlich ist jedoch die eben geschilderte Einrichtung der Uebergangsstellen des Stromes von den umlaufenden Sectoren zu den feststehenden Polklemmen 2 und 3 (Fig. 7) nicht die einzig zulässige, sie kann vielmehr in verschiedener Weise abgeändert werden. So werden z.B. bei Maschinen von geringerer Größe auch Schleiffedern oder eine Art von Drahtkämmen an Stelle der Rollen angewendet. Bei der Besprechung der Einschaltungsskizze (Fig. 5) und des Stromlaufes ist (wie schon kurz angedeutet wurde) die magnetisirende Wirkung der in dem Drahtcylinder inducirten Ströme auf den inneren Eisenkern nssn₁ nicht mit berücksichtigt worden. Nun würden diese Ströme für sich allein in dem Kerne zwei an den Enden des wagerechten Durchmessers des Kernquerschnittes hervortretende magnetische Pole entwickeln; daher bewirken sie eine Verschiebung des in dem Eisenkerne von den äußeren Magnetpolen inducirten Magnetismus im Sinne der Drehung der Spule. Will man also mit der Maschine einen Strom von größtmöglicher Stärke erzeugen, so darf die Verbindungslinie der beiden Rollen R, R nicht horizontal gelegt werden, sondern sie muß eine kleine Neigung gegen die Horizontale erhalten. Die Art und Weise der Befestigung der beiden Rollenhalter an einem gemeinsamen Träger AB ermöglicht bequem eine solche geneigte Stellung. Aus Fig. 7 wird die Neigung des Trägers AB, welche zu der durch den Pfeil angedeuteten Umdrehungsrichtung gehört, ersichtlich; zu der entgegengesetzten Umdrehungsrichtung würde natürlich auch eine Neigung nach der entgegengesetzten Seite gehören. In Fig. 7 laufen die nach der elektrischen Lampe U führenden (entsprechend dicken) Leitungsdrähte L₁ und L₂ von den Klemmen 1 und 2 aus, während ein Draht w die Klemmen 3 und 4 verbindet; will man die Maschine im entgegengesetzten Sinne umlaufen lassen, so hat man L₁ wieder an Klemme 1, L₂ aber an Klemme 3 zu legen und die Klemmen 2 und 4 durch einen Draht w zu verbinden. Sind die beiden Leitungen L₁ und L₂ zusammen nicht über 60m lang, so genügt guter (d.h. aus möglichst reinem Kupfer hergestellter) Kupferdraht von 4mm Dicke. Bei größeren Entfernungen wählt man besser aus mehreren Drähten gewundene Seile. Der von den Rollen R, R aufgenommene Inductionsstrom wird bei der in Figur 3 und 4 abgebildeten Maschine nach dem dynamoelektrischen Principe zur Erhaltung und Verstärkung des in der Maschine nöthigen Magnetismus benützt, und dazu sind die äußeren Elektromagnete E und E₁ (zwischen den Klemmen 1 und 4 in Fig. 7) mit in den die elektrische Lampe U enthaltenden Stromkreis eingeschaltet. Die zum Betriebe der Maschine erforderliche Kraft wird von einer Dampfmaschine geliefert und mittels der Riemenscheibe Q (Fig. 3) auf die Trommel abcd und so zugleich auf die Inductionsspule übertragen. So lange der Stromkreis nicht geschlossen ist, bedarf die Maschine fast keine Betriebskraft, nämlich nur so viel, als zur Ueberwindung der Reibung nöthig ist. Wenn bei geschlossenem Stromkreise die Umlaufsgeschwindigkeit der Spule vergrößert wird, so nimmt die von der Maschine gelieferte Elektricitätsmenge, zugleich aber auch die von der Maschine verbrauchte Arbeit sehr rasch zu; eine verhältnißmäßig nur geringe Vergrößerung der Umdrehungszahl der Spule hat eine sehr bedeutende Verstärkung des Stromes zur Folge. Wenn man also einen Strom von möglichst unveränderlicher Stärke haben will, muß die treibende Dampfmaschine mit einem zuverlässigen Regulator ausgerüstet werden, damit durch diesen die Umlaufsgeschwindigkeit während des Arbeitens möglichst unverändert erhalten wird. Besonders darf sich bei Anwendung der Maschine zur Erzeugung von elektrischem Licht bei etwaigem vorübergehenden Verlöschen des Lichtbogens, trotz des dadurch bedingten plötzlichen Herabsinkens des Arbeitsverbrauches bis beinahe auf Null, die Geschwindigkeit nicht zu sehr vergrößern, weil dies namentlich bei dem durch die Thätigkeit der Lampe selbst herbeigeführten Wiederauftreten des Lichtes durch zu starkem Strom und zu heftige Funken den Commutator der Maschine beschädigen könnte. Die soeben angedeutete Gefahr kann auch durch den in Fig. 7 angedeuteten selbstthätigen Umschalter W umgangen werden, dessen beide Klemmen M, M durch die Leitungsdrähte L₁ und L₂ mit der Maschine verbunden sind, während von seinen beiden Klemmen H, H Drähte L₃ und L₄ nach der Lampe U laufen. Bei dieser Einschaltung liegt der kleine Elektromagnet K, so lange das Licht leuchtet, in dem äußeren Stromkreise, hält deshalb seinen Anker h angezogen und den Contact bei v offen; erlischt dagegen das Licht, so reißt die Spiralfeder f den Anker h des nun nicht mehr vom Strome durchlaufenen Elektromagnetes K ab, schließt dadurch den Contact v und eröffnet dem Strom einen neuen Weg von M durch den Widerstand q und über v und h nach M. Da nun q dem durchschnittlichen Widerstande des Lichtbogens (in diesem Falle = 1 Siemens'sche Einheit) gleich gewählt wird, so bleibt der Strom beim Erlöschen des Lichtes ebenso stark wie beim Leuchten des Lichtbogens, und es ist keine Ursache zur Erhöhung der Umlaufsgeschwindigkeit vorhanden. Stellt dann die Lampe U den Lichtbogen wieder her, so geht der Strom auch wieder mit durch K und öffnet deshalb den Contact v wieder. Hat man auf längere Unterbrechungen des Stromes zu rechnen, ohne daß man während der Dauer derselben die Maschine still stehen lassen könnte, so empfiehlt es sich, den Widerstandsdraht q in ein Gefäß mit Wasser zu legen und ihn dadurch gegen zu hohe Erwärmung zu schützen. Weil, wie kurz vorher schon erwähnt wurde, die Stärke des von der Maschine gelieferten Stromes mit der Vergrößerung der Umdrehungszahl sehr rasch wächst, so ließe sich da, wo eine hinreichend große Betriebskraft aufgewendet werden kann, eine fast beliebig große Stromstärke durch Wahl einer entsprechend großen Umdrehungszahl erzielen. Allein der erzeugte Strom erwärmt nothwendiger Weise, wie jeden von ihm durchlaufenen Leiter, so auch die sämmtlichen die Inductionsspule bildenden Drähte, und da diese Erwärmung mit der Stromstärke wächst, so darf man die Umlaufsgeschwindigkeit der Spule nicht zu groß machen, wenn die Möglichkeit geboten sein soll, daß die Maschine beliebig lange Zeit hindurch ohne Unterbrechung arbeitet. Obwohl nun die Erwärmung um so schwächer bleibt, je besser das Leitungsvermögen, je größer also der Querschnitt der Drähte ist, und obwohl aus diesem Grunde bei den größeren Maschinen bis zu 7mm dicke Drähte verwendet werden, so würde doch durch einen, bei zu großer Umdrehungszahl erlangten, zu starken Strom bei längerem Gange der Maschine eine so große Erwärmung erzeugt werden können, daß durch sie die Isolation der Maschine gefährdet wird. Natürlich ist die Stromstärke zugleich auch von der Größe der Summe der in dem äußeren Stromkreise liegenden Leitungswiderstände (der Leitungen, der elektrischen Lampe u.s.w.) abhängig, und deshalb muß die Umlaufsgeschwindigkeit der Spule auch um so kleiner gewählt werden, je geringer dieser Gesammtwiderstand im äußeren Stromkreise ist. Daß durch das Festlegen des Kernes nssn₁ (Fig. 3) das Auftreten von Foucault'schen Strömen in demselben verhütet werden soll, weil dieselben einen unnützen Arbeitsverbrauch und eine unnöthige weitere Erwärmung der Maschine im Gefolge haben, wurde in diesem Journale (1875 216 500) bereits hervorgehoben. Thatsächlich wäre auch für die Drehung des unbewickelten Eisencylinders zwischen den starken Magnetpolen NN₁ und SS₁ eine bestimmte Kraft aufzuwenden, und es würde ein Aequivalent für die dazu verwendete Arbeit in einer Erwärmung des Cylinders zu suchen sein. Nicht immer jedoch – und namentlich nicht bei kleineren Maschinen, bei denen man nicht so ängstlich auf Kraftersparniß zu sehen hat, – wiegen die durch das Festlegen des Kernes erlangten Vortheile die Verminderung der Einfachheit im Bau der Maschine auf, und wo dieses der Fall ist, thut man besser, den Kern zugleich mit den Windungen umlaufen zu lassen. Dabei wird aber der Kern zur Abschwächung der Foucault'schen Ströme am zweckmäßigsten nicht aus massivem Eisen, sondern aus Eisendrahtwindungen hergestellt, welche auf einen Holzcylinder aufgewickelt werden. Einen zugleich mit den Windungen umlaufenden Kern besitzt z.B. die in Fig. 1 und 2 abgebildete Maschine, bei welcher die Inductionsspule von der Kurbel Q aus mittels der Zahnräder G₁ und G₂ zwischen den permanenten Magneten M, M in Umdrehung versetzt wird. Diese Maschine eignet sich besonders zum Gebrauche im physikalischen Laboratorium. Bei einem inneren Widerstande von nur 1/2 Siemens'schen Einheit kommt sie an elektromotorischer Kraft 10 hinter einander geschalteten Bunsen'schen Elementen gleich, wenn sie von einem kräftigen Taf. D. Magneto-Inductions-Maschine (System v. Hefner-Altenek) von Siemens und Halske in Berlin. S. 264–265 Manne oder einem kleinen Motor so rasch gedreht wird, daß die Kurbel Q zwei Umläufe in der Secunde macht. Bei langsamerer Drehung leistet sie weniger, erfordert aber dann auch einen entsprechend geringeren Kraftaufwand. Bezüglich der Leistung der großen dynamo-elektrischen Maschine, welche in Fig. 3 bis 5 dargestellt ist, mag hervorgehoben werden, daß mittels dieser Maschine bei 450 Umläufen des Drahtcylinders in der Minute, wobei zu ihrem Betriebe etwa 6e erforderlich sind, ein elektrisches Licht erzeugt werden kann, welches eine Stärke bis zu 14000 Normalkerzen besitzt. Der von dieser Maschine gelieferte Strom vermag einen Kupferdraht von 1mm Dicke und 12m Länge in Rothglühhitze zu versetzen. Der auf Taf. D beigegebene, nach einer Photographie angefertigte Holzschnitt zeigt eine fahrbare vollständige große Inductionsmaschine zur Erzeugung von elektrischem Licht nebst der zugehörigen Dampfmaschine. Das Ganze wiegt 2250k. Die zweicylinderige Dampfmaschine hat einen Stahlkessel und ist mit einem neuen v. Hefner'schen Regulator ausgerüstet.Eine kurze Beschreibung dieses Regulators ist in diesem Bande, S. 248, gegeben.D. Red. Die Welle der Dampfmaschine macht 200 Umdrehungen in der Minute. Die auf dem Wagengestelle montirte dynamo-elektrische Maschine entspricht genau der in Fig. 3 und 4 abgebildeten; ihr Drahtcylinder macht 450 Umläufe in der Minute. Natürlich sind bei denjenigen Maschinen, bei welchen der Kern nssn₁ zugleich mit der Spule umläuft, die Drahtwindungen nicht erst auf einen besonderen Blechmantel aufgewickelt, sondern, wie dies durch Fig. 8 veranschaulicht wird, unmittelbar auf einen massiven Eisencylinder nssn₁ oder auf einen in der schon erwähnten Weise aus Eisendrähten hergestellten Cylinder. Die übrigen Theile sind in dieser Figur mit denselben Buchstaben bezeichnet wie die entsprechenden Theile in Fig. 3 und 4. Es wäre endlich noch zu erwähnen, daß bei Maschinen mit feststehendem Kern für diesen ebensogut auch die I-förmige Querschnittform des bekannten Siemens'schen Cylinder-Inductors gewählt werden kann.In dem englischen Patente wurde noch eine andere Einschaltungsweise der Inductionsspule und des Commutators, auch eine andere Bewickelungsweise und Querschnittsform des durch einen Strom magnetisirten Kernes (für vier Pole) mit aufgenommen, bis jetzt aber noch nicht ausgeführt. Der Kern ns wird dann nach Fig. 9 in den Längsschlitzen uu mit zu seiner Längsachse parallel laufenden Windungen ausgefüllt und durch einen diese Windungen durchlaufenden Strom kräftig magnetisirt und zwar so, daß er gegenüber den äußeren Magnetpolen N und S, zwischen denen die Spule umlaufen soll, entgegengesetzte Polarität besitzt. Die Inductionsspule W mag dann zugleich auf der Außenseite und auf der Innenseite einer neusilbernen Blechtrommel gewickelt werden.