Titel: Hohofen mit Lürmann's Einrichtung der geschlossenen Brust.
Fundstelle: Band 217, Jahrgang 1875, S. 460
Download: XML
Hohofen mit Lürmann's Einrichtung der geschlossenen Brust. Mit Abbildungen auf Taf. VIII [c.d/1]. Lürmann's Einrichtung der geschlossenen Brust. Dieser Einrichtung, welche in England, Frankreich, Belgien, Luxemburg, Amerika etc. patentirt ist, haben wir in unserem Journal schon 1869 (194 106 und 475) ausführlich gedacht und mit der letzten Mittheilung auch die Zeichnungen einiger damals geltenden Details gebracht. Es war vorauszusehen, daß an dieser für Coakshohöfen neuen Einrichtung der Hohofen-Gestelle mit der Zeit noch mancherlei Constructions-Veränderungen zweckmäßig erscheinen würden. Nachdem Lürmann sehr viele, im Princip zwar gleiche, in den Details aber von einander abweichende Ausführungen an den Hohöfen der Georgs-Marienhütte bei Osnabrück zu prüfen Gelegenheit gehabt hat, empfiehlt derselbe nun die Details der in Fig. 36 bis 43 dargestellten Einrichtung. Dieselbe ist in Fig. 36 im Grundriß und in Fig. 37 im Durchschnitt einer mehrfach angewendeten Zustellung gezeichnet. Es ist selbstverständlich, daß der Schlackenabfluß an jeder Stelle des Umfanges des Gestelles liegen kann. Es ist jedoch sehr unzweckmäßig, Eisen- und Schlacken-Abfluß nahe zusammen zu legen, weil dieselben dann beide weniger zugänglich, und die Arbeiten an denselben schwieriger auszuführen sind, auch deren Umgebung nicht so leicht ordentlich und reinlich erhalten werden kann. Wenn es deshalb irgend möglich ist, die Schlacken seitlich oder hinten am Ofen ablaufen zu lassen, dann sind die Arbeiten am Eisenstichloch, sowie in der Gießhalle, nie durch den Schlackenablauf behindert. Die in der Zeichnung angegebene Höhendifferenz zwischen Schlackenformmittel und Herdboden einerseits, und Schlackenformmittel und Windformmittel andererseits sind so wie in der Zeichnung zu nehmen, weil sich diese Dimensionen bewährt haben. Die Einrichtung der Schlackenform ist ferner in Fig. 38 in der Ansicht gezeichnet. Die erforderliche Oeffnung im Mauerwerk des Gestelles ist 700 × 509mm und mit gußeisernen Platten C ohne Kühlung abgedeckt. Die Platten halten sich sehr gut und schmelzen nur in dem Maße ab, als sich das Gestell erweitert. In derselben steht der gußeiserne, wassergekühlte Kasten A, dessen Details die Fig. 39 bis 41 geben, so, daß seine hintere Seite mit der inneren Fläche des Gestelles abschneidet. Um für eine etwaige Auswechselung des 630 × 445mm großen Kastens A Raum zu haben, ist die Oeffnung im Mauerwerk in der Höhe 70mm und in der Breite 55mm größer als der Kasten. Der Raum zwischen Mauerwerk und Kasten wird mit feuerfesten Steinen gut ausgemauert. In dem Kasten A ist über der Oeffnung für die Schlackenform B ein gekröpftes Flacheisen durch zwei Schrauben befestigt. Diese Schrauben müssen aus Messing sein, damit sie nicht festrosten und so jederzeit durch einen Schraubenschlüssel mit langem Stiel gelöst werden können. In dem gekröpften Flacheisen steckt ein starker schmiedeiserner Keil mit Kopf, welcher die Schlackenform festhält. Eine gute Befestigung der Schlackenform, welche doch leicht auszuwechseln ist, ist von der allergrößten Wichtigkeit für den Betrieb; es werden dadurch viele zeitraubende Stillstände vermieden. Der Kasten A hat neben der Oeffnung für die Schlackenform noch eine 120mm hohe und 65mm breite Oeffnung, welche gewöhnlich mit Thon geschlossen ist. Durch diese Oeffnung wird die Schlacke abgelassen, wenn dieselbe aus irgend einem Grunde nicht durch die Schlackenform zum Laufen zu bringen wäre. Außerdem ist diese Oeffnung aber nöthig, um die Schlackenform behufs Auswechselung leicht und bequem mit Hilfe eines durch die Oeffnung einzuführenden Hakens herausziehen zu können. Die Schlackenform wird wie die Windformen aus Bronze hergestellt, weil dies Material gegenüber Gußeisen verschiedene Vortheile gewährt. Zunächst ist die bronzene Schlackenform haltbarer, weil die Kühlung durch Wasser bei den dünnen Wandungen derselben besser wirken kann. Dann ist dieselbe billiger als die gußeiserne, welche, 68k wiegend, etwa 30 M. kostete und, nachdem sie unbrauchbar geworden, nur einen Werth von 4 M. hatte, so daß die effectiven Kosten einer Schlackenform 26 M. betragen. Eine Bronzeschlackenform dagegen wiegt 12 bis 12k,5, kostet, da jeder Gelbgießer sie anfertigen kann, pro 1k 2,5 M. also auch nur 30 M., während die unbrauchbar gewordene bronzene Schlackenform mindestens einen Werth von 17 M. hat, so daß die effectiven Kosten derselben höchstens 13 M. betragen. Die Schlackenform ist wie eine Windform mit schmiedeisernen Ein- und Auslaßröhren versehen. Der Kühlkasten A wiegt 200 bis 212k und kostet ca. 120 M. Derselbe ist allen früheren Einrichtungen zur Befestigung der Schlackenform vorzuziehen, auch derjenigen, bei welcher die Schlackenform in eine große Bronzeform gesteckt wird. Bei dieser letzteren Einrichtung ist die Befestigung nicht so sicher, die Auswechselung nicht so leicht, und die ganze Einrichtung nicht so zugänglich. Die Schlackenrinne vor der Schlackenform wird gebildet, indem man zwei gußeiserne Platten von etwa 850 × 220 × 25mm 40mm weit von den Seitenwänden der Oeffnung im Mauerwerk auf- und feststellt, um in diesen offen zu erhaltenden Zwischenraum, wenn es nöthig wird, etwas Kühlwasser tröpfeln oder fließen zu lassen. Der Raum zwischen diesen Platten wird mit Thon oder Lehm bis zur Unterkante der Schlackenabflußöffnung in der Schlackenform vollgestampft. Diese Ausfüllung genügt von einem Abstich zum anderen ohne Wasserkühlung bei gewöhnlicher Schlacke. Ist die Schlacke aber sehr dünnflüssig und hitzig, so daß sie sich bald durch die Ausfüllung und selbst in die feuerfesten Steine des Gestelles hinein frißt, dann muß die Ausfüllung zwischen je zwei Abstichen nicht allein einmal erneuert werden, sondern dieselbe muß auch noch durch Einlassen von Wasser in die 40mm breiten Räume zwischen Platten und Seitenwände feucht erhalten werden. Die Schlacke, frißt sich vor der Schlackenform auch nicht so leicht ein, wenn man vor die Oeffnung der Schlackenform ein Stück Kalkstein in der Rinne festlegt, welcher nicht leicht von der Schlacke aufgelöst wird. Während der Herstellung einer neuen Ausfüllung zwischen den Platten und zwischen je zwei Abstichen wird die Schlackenform durch eine Stange geschlossen, ohne die Windpressung zu vermindern. Die Einrichtung des Eisenabstichloches geht aus den Zeichnungen (Fig. 37 und 38, 42 und 43) genügend hervor. Die Verankerung hat sich ausgezeichnet bewährt. Dieselbe liegt unter dem Stichloch so tief, damit die Anker bei einem etwaigen Kochen des Eisens vor dem Stichloch nicht mit dem Eisen in Berührung kommen können. Die gekühlte horizontale Deckplatte des Stichloches ist immer mit Wasser gefüllt. Die senkrechte Kühlplatte vor dem Abstichloch wird erst gesetzt, wenn das Stichloch kürzer als 200mm wird und dann auch mit Wasser versehen. Genügt diese nur schwache Kühlung durch die Platte nicht, so wird nach dem Abstich vor dem Stichloch ein Damm von Thon gemacht und je nach dem Grade der Abnützung mehr oder minder lange Zeit Wasser vor dem Stichloch gehalten. Jedenfalls muß das Wasser 1 1/2 Stunden vor dem Abstich entfernt werden, damit die Laufrinne für das Eisen gemacht und vorsichtig mit heißen Schlackenstücken getrocknet werden kann. Genügt auch diese Kühlung nicht, so nimmt man die senkrechte Kühlplatte ganz fort und legt ein ⊓-förmig gebogenes schmiedeisernes Gasrohr von der Breite und Tiefe des Stichlochraumes, in welches in je 20mm Entfernung feine Löcher gebohrt sind, dicht unter die gekühlte Deckplatte und dicht vor die feuerfesten Steine. Man verbindet dasselbe nach dem Abstich mit dem Wasserdruckrohr und macht vor dem Stichloch einen Damm, durch welchen das Wasser so abgeleitet wird, daß es den unteren Theil der Eisenrinne nicht berührt. Das Spritzrohr wird mindestens 1 1/2 Stunden vor dem Abstich weggenommen, um die Rinne machen und gut trocknen zu können. Meistens hat sich hinter dem Stichloch nach zwei bis dreimaligem Kühlen mit diesem Spritzrohr so viel angesetzt, daß es wieder lang genug ist, und hört man dann mit dieser Kühlung auf. Beiläufig sei hier bemerkt, daß auch die gezeichnete Einrichtung der Windformen sehr zu empfehlen ist. Die mit Wasser gekühlten gußeisernen Kästen, in welchen die Bronzeformen liegen, verhindern einen etwaigen Schlackendurchbruch in der nächsten Umgebung der Form; die Form ist in wenigen Minuten ohne. Hinzuziehung eines Maurers auszuwechseln und kommt immer wieder auf dieselbe Stelle und in dieselbe Richtung. Die Kühlkästen halten, wie derjenige für die Schlackenform, mehrere Jahre. Die Windform ist nur 390mm lang und hat absichtlich einen Vorstand von 315mm vor der Innenkante des Gestelles, wodurch dasselbe außerordentlich gut erhalten wird. Die ganze Einrichtung des Gestelles hat sich u.a. auch bei dem Hohofen V der Georgs-Marienhütte, welcher am 3. Februar 1872 angeblasen wurde, so bewährt, daß die Formen jetzt noch auf derselben Stelle liegen, bis jetzt noch kein Windformkühlkasten ausgewechselt ist, nur einmal ein geringer Schlackendurchbruch neben einem solchen Kasten, und noch kein Eisendurchbruch stattfand, obgleich der Ofen meistens mit 6 Düsen von 80mm Durchmesser bei 0k,3 Pro 1qc Pressung betrieben wird. Die gezeichnete Einrichtung der Schlackenform ist in den letzten Jahren bei mehr als 80 Hohöfen zur Anwendung gelangt, und hat überall den an sie zu stellenden Anforderungen vollkommen entsprochen. Z.