Titel: Miscellen.
Fundstelle: Band 217, Jahrgang 1875, Nr. , S. 338
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Miscellen. Miscellen. Schmierung der Spurkränze von Locomotiven. Zu diesem Zwecke hat der Ingenieur Fischer v. Rösterstamm (Zeitschrift des österreichischen Ingenieur- und Architekten-Vereins, 1875 S. 194) eine eigene Vorrichtung construirt, welche zunächst bei der Kaiserin-Elisabeth-Westbahn eingeführt wurde und, nachdem sie sich dort aufs beste bewährt hat, auch bei verschiedenen anderen Bahnen (u.a. der bayerischen Staatsbahn) angewendet wird. Es stellte sich nämlich durch zahlreiche Versuche positiv heraus, daß durch die Anwendung der Spurkranzschmierung speciell an dem ersten Räderpaar, welches die Führung der Locomotive in den Curven übernimmt, ein leichteres Befahren der Curven ermöglicht wird, und in Folge dessen eine doppelte Benützungsdauer der Räder, bevor sie abgedreht werden müssen, erzielt werden kann. Selbstverständlich erleidet, da nur die Spurkränze gefettet werden, die Adhäsion der Räder auf den Schienen keine Beeinträchtigung. Der Apparat selbst, welcher auch auf der Wiener Weltausstellung 1873 an dem von G. Sigl ausgestellten Sechskuppler Hall angebracht war, besteht aus zwei schwachen Blechträgern, welche durch eine Stellschraube an den Federbund befestigt werden und über das Rad hinausreichen. Zwischen denselben ist in beliebiger Neigung eine Blechführung festzuklemmen, in welche die sogen. Schmierpatrone eingelegt wird; diese wird dann durch ihr eigenes Gewicht gegen die schiefe Fläche des Spurkranzes angedrückt und bewirkt die gewünschte Fettung desselben. Die Hauptschwierigkeit bei der Einführung dieses Systemes bestand in der Beschaffung eines Schmiermittels, welches hinreichende Consistenz besaß, um nicht zu rasch abgenützt zu werden, – ein Resultat, das besonders in den Sommermonaten erst nach vielfachen Versuchen erreicht wurde. Jetzt werden die Schmierpatronen (von 130mm Länge, 60mm Breite und 15mm Dicke), welche wesentlich aus Hammeltalg bestehen, unter dem Namen „Hartfette“ in drei verschiedenen Härtenummern erzeugt, für Wintertemperatur, mittlere und hohe Sommertemperatur, und entsprechen allen Anforderungen vollständig. M. Anwendung des Elektromagnetismus auf Locomotivräder. Der in diesem Journale (1875 216 405) abgedruckte geschichtliche Aufsatz über die Anwendung des Elektromagnetismus zur Vermehrung des Druckes der Locomotivräder gegen die Eisenbahnschienen hat Prof. F. Reich in Freiberg Anlaß gegeben, uns freundlichst darauf hinzuweisen, daß Prof. W. Weber in Göttingen schon 1840 die magnetische Friction (welche die Verschiebung des Ankers an einem Magnete hindert) für die Zwecke des Eisenbahnbetriebes auszunützen in Vorschlag gebracht hat. Der in den Resultaten aus den Beobachtungen des magnetischen Vereins im Jahr 1840 (S. 46–58) niedergelegte Aufsatz Webers findet sich in diesem Journal, 1842 86 22 ff. Es sei uns gestattet, daraus das Wesentliche in Erinnerung zu bringen. „Wenn man den Umfang eines Rades mit Hufeisenmagneten besetzte, und es auf einer eisernen Schiene rollen ließe, so würden sich das Rad und die Schiene gegen einander verhalten, wie wenn sie gezahnt wären: die magnetische Friction würde verhindern, daß sich das Rad auf der Schiene gleitend verschöbe, wovon man in vielen Fällen eine nützliche Anwendung machen kann... Durch den galvanischen Strom läßt sich ein eisernes Rad so magnetisiren, daß sein Umfang eine stetige Folge von Hufeisenmagneten bildet, deren Nord- und Südenden zusammengenommen, zwei einander parallele Kreise bilden, deren Mittelpunkte in der Radachse liegen. Ein so magnetisirtes eisernes Rad möge ein Radmagnet heißen. Man hat zu diesem Behufe auf die Mantelfläche des Rades nur in drei Rinnen umsponnenen Kupferdraht so zu wickeln, daß der Strom in der mittleren Rinne in der entgegengesetzten Richtung läuft wie in den beiden äußeren... Bei dem stetig magnetisirten Rade halten die magnetischen Kräfte vor und hinter der Berührungsstelle einander das Gleichgewicht, so daß der geringste äußere Anstoß das Fortrollen des Rades bewirken kann, wie aus folgenden Versuchen hervorgeht... Aus diesen Versuchen ergibt sich nun der hemmende Einfluß der magnetischen Kraft auf das (8500k schwere) Rad = 81k, während die Friction 14000k betrug, woraus hervorgeht, daß die Rollung des Rades durch die magnetische Friction nicht mehr gehemmt wurde, als wenn dieselbe Friction durch ein größeres Gewicht des Rades hervorgebracht worden wäre... Es fragt sich also, ob und wann der Fall bei Eisenbahnen vorkomme, daß die Räder auf den Bahnen gleiten und dadurch ihren Dienst ganz oder theilweise versagen; ferner, ob in solchen Fällen die die Gleitung hemmende magnetische Kraft ausreichen würde, um den Mangel der gleitenden Reibung vollständig zu ersetzen... Zu letzterem Zwecke würden die magnetischen Kräfte, wenn sie auch die Dampfmaschinen nicht zu ersetzen vermöchten, noch vollkommen ausreichen können.“ Am Schlusse des betreffenden Artikels werden noch die directen und indirecten Vortheile besprochen, welche die Friction der Radmagnete auf der Eisenbahn, namentlich in bergigen Gegenden gewähren würden. Auch wird der Möglichkeit gedacht, daß ein ganzes Räderpaar durch einen einzigen Radmagnet vertreten werden soll. E–e. Magdeburger Kesselsteinmittel; von C. H. Viedt. Von Magdeburg aus wird neuerdings ein Kesselsteinpräservativ in den Handel gebracht; dasselbe besteht aus ziemlich unreinem, gebranntem und zu Pulver gelöschtem Kalk mit etwa 4 Proc. gepulvertem Strontianit gemischt. Daß dieses Gemenge nicht die Bildung von Kesselstein verhüten kann, liegt auf der Hand. De Haën'sches Verfahren zur Reinigung von Kesselwasser. Das sogen. de Haën'sche Verfahren der Wasserreinigung mittels Chlorbarium und Kalkmilch findet nun auch in Oesterreich schon in weiteren Kreisen Anwendung. Bisher stand der allgemeineren Einführung der hohe Preis des Chlorbariums im Wege, welches fabriksmäßig in Oesterreich nicht erzeugt und beim Bezuge aus List bei Hannover durch Zoll und Fracht sehr vertheuert wurde. Da aber jetzt eine der bedeutendsten österreichischen chemischen Fabriken Chlorbarium zu billigen Preisen liefert, bricht sich diese empfehlenswerthe Reinigung des Speisewassers, bevor dasselbe in den Kessel kommt, endlich mehr und mehr Bahn. – Nach Mittheilungen, welche jüngst im Mannheimer Bezirksverein deutscher Ingenieure gemacht wurden, sollen die Reinigungskosten für 33cbm betragen, bei einem Gypsgehalt in 100000 Th. von   5 Th. etwa 50 Pf. 30   3 M. Auch wurden im genannten Vereine Erfahrungen über die Kosten des de Haën'schen Verfahrens in einer großen Fabrik mitgetheilt. Vor Anwendung Weser Kesselspeisewasserreinigung betrugen daselbst die Auslagen für: Zweimaliges Reinigen der Kessel im Accord während     der Campagne im Minimum   552 fl. Zweimaliges Reinigen im Taglohn (Ausklopfen u.s.w.)     während der Campagne mindestens   837 fl. Anheizen der Kessel nach dem Reinigen, 1628 Ctr. Kohle 1139 fl. –––––– Summe 2528 fl. Nach Einführung des Reinigungsverfahrens kostete: Das Reinigen der Kessel     96 fl. 500 Ctr. Chlorbarium während 12 Monate 2500 fl. Arbeitslohn für das Verfahren, Kalk u.s.w.   432 fl. –––––– Summe 3028 fl. Demnach durch das Verfahren veranlaßte Mehrauslagen   500 fl. Es ist nun zwar in genannter Fabrik nicht möglich gewesen, das Kohlenersparniß in Folge des reinen Speisewassers direct zu constatiren, aber zweifellos dürfte es sein, daß dasselbe (bei einem täglichen Bedarf von mindestens 1000 Ctr. Kohle) mehr als obiges Plus von 500 fl. beträgt, abgesehen von der bedeutenden Reduction an Kesselreparaturen. L. Widerstandsfähigkeit thönerner Brunnenröhren. Der Kreisbaumeister Koppe zu Merzig hat eine Anzahl thönerner Brunnenröhren theils aus der Thouwaarenfabrik von Fellenberg und Comp. zu Heilborn bei Merzig (Regierungsbezirk Trier), theils aus verschiedenen englischen Fabriken der Wasserdruckprobe auf Bruch unterworfen und dabei (nach der deutschen Industriezeitung, 1875 S. 265 und 278) folgende Resultate erhalten. Inländische Fabrikate. Länge derRöhrencm LichterDurchmessercm Dickemm Dieselben sindgesprungen beiat. Nicht glasirte Röhren. 1. Sorte. Fellenberg und Comp.   66   19,5 19   6 desgl.   66   19,5 19        6,25 desgl.   66   19,5 19   8 2. Sorte. desgl.   66 16 18   6 desgl.   66 16 18   9 desgl.   66 16 18   6 3. Sorte. desgl. 100 10 17   10,5 desgl. 100 10 17 10 desgl. 100 10 17      8,5 4. Sorte. desgl. 100   5 16 15 desgl. 100   5 16   9 desgl. 100   5 16    15,5 desgl. 100   5 16 16   Englische Fabrikate. Länge derRöhrencm LichterDurchmessercm Dickemm Dieselben sindgesprungen beiat. Aeußerlich u. innerlich glasirte Röhren. 1. Sorte. Kinson Pottery Dorset 60 20 19       4,25 desgl. 60 20 19       5,75 desgl. 60 20 19   1 2. Sorte. Aeußerlich u. innerlich glasirte Röhrenohne Fabrikzeichen. 60 15    15,5   7 desgl. 60 15    15,5   2 desgl. 60 15    15,5   3 3. Sorte. Aeußerlich u. innerlich glasirte Röhren.C. Jennings Poole 60 10 17 11 desgl. 60 10 17   3 desgl. 60 10 17   2 Die probirten Röhren aus der Fabrik von Fellenberg und Comp. waren von Köppe aus deren Beständen beliebig gewählt, die sogen. englischen Röhren dagegen aus dem Lager der Gebrüder Horst und Comp. in Trier geliefert. Zerfressene Wasserstandsgläser. Kämmerer (Zeitschrift des Vereins deutscher Ingenieure, 1875 S. 389) untersuchte Wasserstandsgläser, welche in den Dampfräumen eine starke Zerstörung erlitten hatten. Die chemische Analyse ergab, daß die im Glase enthaltenen Basen, wie Natron etc., durch den Einfluß von Wasser theilweise aufgelöst worden, unter Bildung kieselsäurereicherer Verbindungen. Da die Zersetzung des Glases nur an der Stelle, wo dasselbe frei in der oberen Verdichtungskapsel hervorragt, vor sich gegangen war, so ist anzunehmen, daß an dieser Stelle durch die äußere Abkühlung destillirtes Wasser gebildet und dasselbe an diesem Ende des Glases zur zerstörenden Wirkung gekommen ist. Bekanntlich hat reines Wasser auf Glas einen größeren zerstörenden Einfluß als gewöhnliches; der untere im Wasserraum befindliche Theil des Glases war auch nicht angegriffen gewesen. Die Analyse ergab für den unversehrten (I) und den zerstörten Theil (II) des Wasserstandglases: I II Kieselsäure 69,554 70,118 Kalk 15,086 14,941 Magnesia   0,421   0,377 Kali   0,405   0,423 Natron 13,614 13,014 Eisenoxydul   0,330   0,387 Manganoxydul Spuren Spuren Thonerde   0,421   0,374 Bleioxyd Spuren Spuren –––––– –––––– 99,831 99,634 Der zerstörte Theil zeichnet sich vor dem unversehrten dadurch aus, daß er einen größeren Gehalt an Kieselsäure und einen geringeren Gehalt an Natron hat. Diese Differenz würde noch auffallender gewesen sein, wenn der zerfressene Theil, welcher zur Analyse verfügbar war, größer gewesen wäre. Ueber Trocknen von Holzkohlen. Nasse Holzkohlen werden zu Dalkarlshütte in Schweden in einem ca. 90m langen, 3m hohen und 2m,1 breiten Tunnel getrocknet, ehe sie in den Hohofen kommen. Der Tunnel steigt nach dem Hohofen zu an und faßt 16 bis 17 Kohlenwagen, deren jeder 6 Körbe mit je 4t Kohlen enthält. Die Wagen werden durch ein Seil ohne Ende auf Schienen durch den Tunnel geführt. Der trocknende Luftstrom wird durch 2 Ventilatoren durch den Tunnel geleitet; der eine mit 1m,20 Durchmesser und 800 Umdrehungen pro Minute steht am oberen Tunnelende und bläst die Luft hinein, während der andere Ventilator von 1m,25 Durchmesser mit 800 Spielen am unteren Ende steht und die Luft ansaugt. Diesen Luftstrom zwingt man durch einfache Anordnungen den Tunnel wogenförmig zu durchlaufen, wodurch die Einwirkung auf die Kohlenkörbe möglichst stark wird. Von dem oberen Ventilator gehen Canäle in die im Verhältniß zu ihrer Breite niedrigen Kammern, welche über den Roheisencoquillen und den sich abkühlenden Ofenschlacken aufgemauert sind. Aus diesen Kammern saugt der obere Ventilator die nöthige Luft an, die von Roheisen und Schlacken erwärmt wird, ehe sie in den Tunnel gelangt. Die 380 bis 400t Kohlen, welche sich im Tunnel befinden, werden allmälig gegen den Luftstrom gezogen, so daß jeder Korb demselben 24 Stunden ausgesetzt bleibt. Diese Anlage bewährt sich gut, doch liegen bestimmte Zahlenresultate noch nicht vor. (Aus Jern Kont.-Aun. 1875 durch die berg- und hüttenmännische Zeitung, 1875 S. 114.) Elektrische Beleuchtung in Fabriksälen etc. In dem Etablissement von Heilmann, Ducommun und Steinlen in Mülhausen wurde die elektrische Beleuchtung mit Gramme'schen Maschinen eingeführt und scheint sich dort gut zu bewähren (Revue industrielle). In einem besonderen Local sind vier magneto-elektrische Maschinen aufgestellt, welche die vier passend vertheilten Lampen nach dem System Serrin speisen. Der beleuchtete Raum hat eine Länge von 6m und eine Breite von 30m. Jede Lampe entwickelt ein Licht von ungefähr 10 Carcellampen und ist von matten Glasglocken umgeben, welche die grelle Beleuchtung mildern. Jede elektro-magnetische Maschine erfordert ungefähr 50mk Triebkraft; die Kohlen sind nach je drei Stunden des Betriebes auszuwechseln. Die Ausgaben für die vier Lampen, ausschließlich der Kosten für die Betriebskraft, belaufen sich pro Stunde auf ungefähr 1 Fr. In den zwei Monaten des Betriebes hat die elektrische Beleuchtung noch keinerlei Mängel erkennen lassen, und stets ein schönes und ruhiges Licht geliefert, welches in solchem Glanz durch keine andere Beleuchtungsart erzielt werden kann. Die magneto-elektrischen Maschinen kosten je 1500 Fr.; die vollständige Einrichtung und Aufstellung der vier Maschinen hat 3000 Fr. gekostet. Es kostet nach dem Dictionnaire des arts et manufactures von Laboulaye, bei einer Lichtstärke von 700 Stearinkerzen per Stunde: Elektrisches Licht, durch einen magneto-elektrischen Apparat erhalten 0,1–0,2 Fr. Elektrisches Licht, mittels einer galvanischen Säule erzeugt       3–5 Steinkohlengaslicht      3,20 Licht aus leichtem Schieferöl      3,85 Licht von Rüböl      6,10 Licht von Talgkerzen    12,60 Licht von Stearinkerzen    26,20 Licht von Wachskerzen    32,40 Dabei ist ein Verbrauch für je 1 Stearinkerze Lichtstärke von 15l Steinkohlengas, 4g,52 Schieferöl, 5g,18 Rüböl, 10g,55 Talgkerze, 10g,40 Stearinkerze und 8g,26 Wachskerze angenommen, und als Preis für 1chm Gas 0,3 Fr., für 1k aber 1,7 Fr. bei Rüböl und Talg, 3,6 Fr. bei Stearinkerzen und 5 Fr. bei Wachskerzen. Um durch Vertheilung des elektrischen Lichtes auf mehrere Punkte eine gleichmäßigere Beleuchtung zu erlangen, versuchte man mit Hilfe von Stromwendern denselben Strom durch verschiedene Lampen abwechsend zu schicken, in jeder Lampe aber, der Dauer des Lichteindruckes im Auge (mindestens 0,1 Secunde) entsprechend, den Strom nur so kurze Zeit zu unterbrechen, daß das Licht ununterbrechen erscheint. Dabei stellt sich, wie die elektrischen Lampen für Wechselströme zeigen, der Lichtbogen zwischen den Kohlenspitzen momentan wieder her, wenn die Unterbrechung des Stromes nur sehr kurze Zeit gedauert hat. Es scheint jedoch, daß diese Art der Theilung weder praktische noch ökonomische Vortheile darbietet, und man hat versucht, durch Vermeidung des Lichtbogens eine Theilung des elektrischen Lichtes zu erreichen. Die in neuerer Zeit in dieser Richtung angestellten Versuche, bei denen eine Theilung in zehn leuchtende Objecte vorgenommen wurde, haben jedoch ebenfalls kein günstiges Resultat geliefert, da eine solche Beleuchtung ebenso theuer ist wie Gas- oder Petroleumbeleuchtung. Die vergeblichen Versuche in dieser Richtung haben Gramme veranlaßt, kleinere Maschinen von einer Lichtstärke gleich 50 Carcellampen zu construiren. Diese kleineren Lampen functioniren zwar ganz gut; allein das Licht ist nicht vollkommen ruhig; die besten Erfolge liefern jetzt die Maschinen für 1500 Fr. bei mindestens 100 Carcellampen Lichtstärke, mittels deren doch vielleicht die elektrische Beleuchtung großer Fabrikwerkstätten, Bahnhöfe etc. durchführbar wird. Vergl. auch 1874 216 285. Zur Flammentheorie. Die Erscheinung, daß eine Gasflamme den Brennerrand, die Kerzenflamme den Docht nicht unmittelbar berührt, wurde zuerst von Blochmann (Liebig's Annalen, Bd. 168 S. 345) untersucht. Heumann (Berichte der deutschen chemischen Gesellschaft, 1875 S. 952) zeigt nun, daß die alleinige Ursache dieses Zwischenraumes die Abkühlung durch den kalten Brenner ist. Ueber die Zusammensetzung des Mostes in den verschiedenen Perioden der Reife der Trauben. Zu den vorliegenden, von Prof. Alfonso Cossa, Dr. Pecile und Dr. B. Porro angestellten Untersuchungen, über welche Cossa berichtet, diente eine weiße Traube, welche in Italien unter dem Namen „Aramont“ bekannt ist. Die Untersuchung erfolgte in 8 verschiedenen Perioden, in je 10tägigen Zwischenräumen, vom 26. Juli bis 30. September. Die Dichtigkeit des Mostes wurde bei Temperaturen von 17,5 bis 22° bestimmt. Die Bestimmungsmethoden waren die gewöhnlichen. Die Resultate sind in folgender Tabelle enthalten. Textabbildung Bd. 217, S. 342 Datum; In 1000 Gewichtstheilen; Spec. Gewicht; In 1000cc Most waren enthalten; Trauben; Beeren; Traubenzucker; Gesammtsäure; Zweifach weinsaures Kali; Freie Weinsäure; Extractivstoffe; Stickstoff; Mineralstoffe; Beern; Kämme; Most; Kerne und Schalen; Gramm.; 26. Juli; 4. Aug.; 1. Sept. ¹ Reinasche, nach Abzug von Kohle und Kohlensäure. ² Bei 17,50. ³ Bei 21,2°. ⁴ Bei 18,20. 5 Bei 22°. Zu der vorliegenden Tabelle bemerkt Cossa: Die vorstehenden Zahlen zeigen, daß die Menge des Zuckers und der Extractivstoffe in dem untersuchten Traubenmost bis zum 20. September fortwährend zunimmt, von welchem Zeitpunkte ab die fraglichen Bestandtheile sich vermindern, wogegen der Stickstoffgehalt von dem gleichen Zeitpunkte an wieder zunimmt, nachdem er vom 25. Juli bis zum 20. September fortwährend abgenommen hatte. Die Säuremenge dagegen zeigte während der ganzen Zeit der Untersuchung, vom 26. Juli bis 20. September, eine stete Abnahme. Die Mineralstoffe blieben nahezu constant vom 26. Juli bis 1. September, von welchem Tage an sie bis zum 10. September zunahmen, dagegen von da ab von Neuem eine Abnahme erkennen ließen. (Biedermann's Centralblatt für Agriculturchemie; 1875 1. Bd. S. 341.) Zur Milchprüfung; von Klingler, Vorsteher der chemischen Marktstation in Stuttgart. Alle sogen. Milchprüfungsmethoden kranken daran, daß dieselben nur einen als wesentlich, d.h. als constant betrachteten Bestandtheil berücksichtigen, mag darunter nun Caseïn, Fett (Butter) oder Milchzucker verstanden sein. Ein für wissenschaftliche Zwecke brauchbares, überhaupt ein ganz correctes Verfahren kann nur die exacte gewichtsanalytische Untersuchung gewähren. Für praktische Zwecke ist diese Methode zu zeitraubend und deshalb geradezu unbrauchbar. Von den für polizeiliche Zwecke vorgeschlagenen Untersuchungsmethoden darf diejenige als die brauchbarste bezeichnet werden, welche nicht ausschließlich nur einen Bestandtheil in Betracht zieht. Einen guten Anhaltspunkt für Beurtheilung der Güte einer Milch gibt das specifische Gewicht derselben, weil dies bedingt ist durch die verschiedenen Hauptbestandtheile der Milch, nämlich Caseïn, Fett, Milchzucker und Salze. – Verf. befolgt daher das von Quévennes vorgeschlagene, auf Bestimmung des specifischen Gewichtes sowohl der ganzen als abgerahmten (blauen) Milch beruhende Verfahren, wie dies Apotheker E. Müller in Bern für die schweizerischen Behörden empfohlen hat. Bezüglich des Details ist auf die Broschüre Müller's (Anleitung zur Prüfung der Kuhmilch, 3. Auflage, Bern 1871) zu verweisen. Außer dieser Methode, mit welcher an und für sich eine Bestimmung des Rahmgehaltes verbunden ist, führt Verf. noch eine Fettbestimmung aus nach der von Alfred Vogel in München empfohlenen sogen. optischen Milchprobe (1863 167 62; 168 226. 1869 193 396). Die Resultate fallen zwar höher aus als die durch Wägung erhaltenen Zahlen, allein als Ergänzungen für die specifische Gewichtsbestimmung sind dieselben wohl zu gebrauchen. Durch vergleichende Versuche, welche mit anerkannt guter Milch von der k. Meierei Rosenstein angestellt wurden, überzeugte sich Verfasser, daß selbst 1/10 Wasserzusatz mit Sicherheit zu erkennen ist. Nicht zu unterschätzen ist endlich, daß man mit Anwendung beider Verfahren der Täuschung nicht mehr ausgesetzt ist, welcher man durch die Aräometerproben preisgegeben war. Bezüglich des Zeitaufwandes ist zu bemerken, daß sehr auffallende Verfälschungen (Entrahmung und Wasserzusatz) sofort entdeckt werden können. In zweifelhaften Fällen ist Rahmbestimmung mit darauf folgender Ermittelung des specifischen Gewichtes nöthig. Diese Operationen erfordern 12 Stunden Zeit; man verschafft sich aber damit Anhaltspunkte, auf Grund welcher dem Richter ein bestimmter Bescheid gegeben werden kann. Fischwurst. In der Fischereiabtheilung der allgemeinen dänischen landwirthschaftlichen Ausstellung, welche vor einiger Zeit in Viborg in Jütland abgehalten wurde, war von dem Fischer Jes Möller aus Apenrade in Schleswig ein ganz neues Fischfabrikat ausgestellt, nämlich Fischwurst. Dieselbe besteht aus gehacktem gesalzenem Fisch mit Zusatz von Schweinefleisch und Gewürz, und wurde ihr angenehmer Geschmack, ihre Haltbarkeit und Preiswürdigkeit (1k zu 1,4 M.) lobend anerkannt. Untersuchung von türkischrothgefärbter Baumwolle; von E. Kopp. Eine Analyse der Beizen, welche auf türkischrothgefärbten Zeugen, sowohl geschönten als nicht geschönten sich befanden, ergab in beiden Fällen das Resultat, daß außer Thonerde auch Kalk und Kieselsäure vorhanden waren und zwar AlO₃ und CaO im Verhältniß von AlO₃ + 2CaO. Im geschönten Zeug hat E. Kopp überdies Zinnoxyd nachgewiesen, obgleich in geringer Quantität, d.h. in dem Verhältniß von 1SnO₂ auf 5AlO₃ und 10CaO. Er fügt schließlich hinzu, daß die Zeuge aus der bekannten Fabrik von S. Jenny in Hard bei Bregenz stammten. (Berichte der deutschen chemischen Gesellschaft, 1875 S. 980). Die Untersuchung ist einerseits eine Ergänzung der Analysen Rosenstiehl's (1875 216 447) von Krapproth auf nicht geölter Baumwolle; andererseits überrascht sie durch das unverhoffte Auftreten der Kieselsäure, da die sonst in den Druckereien so beliebte Anwendung von kieselsaurem Natron zu Abzugs- und Fixationsbädern wohl in keiner Türkischrothfärberei üblich ist. Es scheint vielmehr dieser Kieselsäuregehalt des Türkischroths mehr localer und zufälliger Natur zu sein und vermuthlich auf der Verunreinigung der bei der Fabrikation verwendeten Droguen durch Kieselsäure zu beruhen. Kl. Prüfung des Olivenöles in der Türkischrothfärberei; von E. Kopp. Da neuerdings wieder vorgeschlagen worden ist, die Reinheit und Tauglichkeit des Olivenöles mittels dessen Umwandlung durch salpetrige Schwefelsäure in festes Elaïdin zu ermitteln, so erinnert Verfasser an das von ihm in der Steiner'schen Fabrik in Church (Lancashire) befolgte, sehr einfache Verfahren, welches auf demselben Principe beruht. In ein Reagens-Kelchglas werden 10 Vol. des zu untersuchenden Oeles und 1 Vol. gewöhnliche Salpetersäure gegossen. Man setzt nun einige Stückchen Kupferdraht hinzu. Es entwickelt sich Stickoxyd, welches mit der Salpetersäure salpetrige Säure erzeugt. Sobald die Gasblasen etwas zahlreich durch das obenauf schwimmende Oel durchziehen, mischt man mit einem Glasstabe Säure und Oel recht innig. wartet einige (etwa 5) Minuten ab, wobei sich die beiden wieder trennen, und mischt nun durch Rühren und Schlagen zum zweiten Male. Hieraus läßt man die Mischung an einem kühlen Orte (12° bis 15°) ruhig stehen. Das Oel trennt sich wieder von der Säure, welche in Folge der Bildung von (NO₃)₂Cu blaugefärbt ist; aber nach einiger Zeit beginnt es zu erstarren und zwar um so schneller, je reiner das Olivenöl war. Das Elaïdin ist nicht nur hart, sondern auch ganz weiß. Bei Mischungen mit anderen Oelen erhält man erst viel später Erstarrung, und ist das Elaïdin dann gewöhnlich weich und mehr oder weniger gelblich oder bräunlich gefärbt. (Berichte der deutschen chemischen Gesellschaft, 1875 S. 979.) Schraufit. Dieses zu Ehren des Prof. Dr. Albr. Schrauf mit dem Namen „Schraufit“ bezeichnete neue fossile Harz aus der Bukowina kommt nach einem Vortrage v. Schröckinger's bei dem Dorfe Wamma in einem etwa 1m,9 mächtigen Lager von Sandsteinschiefer in bis 10cm dicken Stücken vor. Die Härte des Harzes ist 2 bis 2,8, dessen specifisches Gewicht 1,0 bis 1,12, Schmelzpunkt 326°. Die Farbe ist hyacinthroth, bisweilen blutroth, selten gelb. Dasselbe ist so bröckelig, daß es nicht auf der Drehbank verarbeitet werden kann; einzelne Stücke lassen sich anschleifen und Poliren. Das Harz ist nur theilweise in Benzol, Alkohol und Chloroform löslich; bei der trockenen Destillation gibt dasselbe nur wenig Bernsteinsäure. Die chemische Zusammensetzung entspricht der Formel C₁₁ H₁₆ O₂. (Nach der österreichischen Zeitschrift für Berg- und Hüttenwesen, 1875 S. 307.) Berichtigungen. In diesem Bande ist zu lesen: In L. Wagner's Verfahren (Garne und Indigo blau zu färben) S. 157 Z. 18 v. o. Die Garne und Gewebe statt „Die Garne im Gewebe“; ferner Z. 17 v. u. oder das Gewebe statt „oder die Gewebe“. In Ledebur's Abhandlung (über die Ausdehnung des erstarrenden Gußeisens) S. 245 Z. 18 v. o. specifische Gewicht des Eises von – 1200° Temperatur erheblich höher wäre als statt „specifische Gewicht des Eisens von – 1200° Temperatur erheblich geringer wäre als“. In Krause's statistischen Mittheilungen S. 332 Z. 1 v. u. „1084808,1“ statt „084808,1“.