Titel: Ueber Haï-Thao, ein neues Appreturmittel für Baumwollstoffe; von J. J. Heilmann.
Autor: J. J. Heilmann
Fundstelle: Band 218, Jahrgang 1875, S. 522
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Ueber Haï-Thao, ein neues Appreturmittel für Baumwollstoffe; von J. J. Heilmann. Heilmann, über Haï-Thao, ein neues Appreturmittel für Baumwollstoffe. Das Haï-Thao oder die Gelose wird aus einer in Cochinchina und auf Mauritius häufig vorkommenden Alge gewonnen und kommt in Form von groben, platten Fasern vor, welche, hart und zähe, eine Länge von ungefähr 30cm haben. Es ist geschmacklos und geruchlos, besteht aus einer durchscheinenden, ungefärbten Masse und ist mit einem Netz von undurchsichtigen Adern überzogen, in Wirklichkeit nichts anderes als Falten, welche beim Eintrocknen der Substanz entstanden sind. In kaltem Wasser löst es sich nicht, sondern quillt nur auf; erst bei 75° löst es sich theilweise in Wasser, vollständig nur in kochendem Wasser, und zwar nach mindestens 10 Minuten langem Kochen. Alsdann sind alle Flocken in der Flüssigkeit verschwunden, und man hat eine durchsichtige, dünne, schmutzig-weiße, an den Fingern nicht klebende Lösung. Beim Erkalten derselben scheidet sich das Haï-Thao, ähnlich der Gelatine, als gelblichgraue Gallerte aus, welche durch Kochen wieder in Lösung übergeführt wird. Die Gallerte hat weder eine saure, noch eine alkalische Reaction; auch zeigt dieselbe, sogar bei längerem Aufbewahren, z.B. während 8 Tagen, keine Neigung zu gähren oder zu faulen. Das Thao löst sich in kalter, concentrirter Schwefelsäure, Salzsäure oder Salpetersäure auf und wird aus diesen Lösungen durch Zusatz von Wasser wieder ausgefällt. Gegen Alkalilösungen verhält es sich wie gegen Wasser; in Weingeist, sowohl kaltem als kochendem, ist es vollkommen unlöslich. Es erweicht in demselben nicht, sondern wird nur noch härter und ist nach dem Abdunsten des Alkohols nicht mehr durchscheinend. Was nun die Anwendung dieser Substanz als Appreturmittel für Baumwollgewebe betrifft, so geht aus den Versuchen Heilmann's (Bulletin de Rouen, 1875 S. 263) vor Allem hervor, daß sie als solches nur kochend heiß verwendet werden darf; ist die wässerige Lösung erkaltet, so muß sie wieder aufgekocht werden, um zum Appretiren brauchbar zu sein. Bei einer Verdünnung von 1 Th. Thao auf 300 Th. Wasser fängt die Lösung an, sich auf dem durchgenommenen Gewebe als ein leichter Appret fühlbar zu machen, Nimmt man auf 1 Th. Thao 100 Th. Wasser, so erhält die Waare einen nicht besonders starken, aber geschmeidigen Griff, das Gewebe gewinnt an Körper, aber nicht an Steifigkeit. Vergleicht man diese Appreturmasse, welche auf 8 Pf. per Liter zu stehen kommt, mit Kartoffelstärke und Dextrin, so ertheilt ein Dextrinappret von 50g pro Liter den Stoffen eine geringere, ein solcher aber mit 100g Dextrin zu 5 Pf. pro Liter den Stoffen eine größere Festigkeit, als jener 1proc. Thao-Appret, während hingegen schon 50g Kartoffelstärke in 1l Wasser verkocht eine größere Steifigkeit erzeugen als dieser. Beide jedoch, sowohl Dextrin als Kartoffelstärke, füllen den Faden weniger als Thao und machen das Gewebe viel trockener und rauher. Ein Zusatz von Glycerin zur Thaolösung, auch wenn derselben etwas Kartoffelstärke beigemischt ist, erzeugt einen noch geschmeidigeren und zugleich kräftigeren Appret; der Zusatz einer mineralischen Appreturmasse, wie Talk, Pfeifenerde u.s.w., gibt der Waare einen fettigen Griff, und wieder fühlt sich dieselbe viel zarter und feiner an, als wenn sie durch eine Dextrin- oder Kartoffelstärke-Abkochung genommen ist. Ferner conservirt sich der Thao-Appret auf den Geweben in kaltem Wasser, während sowohl Dextrin- als Kartoffelstärke-Appret in demselben erweichen und sich ablösen. Ohne Ultramarin darf er nie angewendet werden, weil er der Baumwolle einen gelben Ton ertheilt, sogar noch bei Zusatz von Ultramarin macht sich ein grünlicher Stich bemerkbar; endlich hat er bei croisirten Stoffen die Wirkung, daß er den Köper zusammenzieht und dadurch weniger hervortreten läßt. Heilmann gelangt schließlich zu dem Resultat, daß das Thao sich nur anwenden läßt für feine Gewebe, denen man einen geschmeidigen, dabei kernigen Griff ertheilen will, daß es aber nicht im Stande ist, das Dextrin oder die Kartoffelstärke zu ersetzen, wo es sich darum handelt, einen schweren und steifen Appret zu geben. Namentlich aber müßte der Preis dieses Productes noch bedeutend ermäßigt werden, um dasselbe in der Praxis mit Erfolg den beiden Concurrenten gegenüberstellen zu können. Kl.